Islamismus und Christianismus

Aus dem Diktatorenherbst - abgetrennter Strang 1:
Falls wir uns einig sein sollten, dass es eine gefährliche politische Ideologie (oder deutlich besser: eine Ansammlung vielfältiger Ideologien) gibt, die sich auf den Islam berufen (zu Recht oder zu Unrecht, aus tiefer Überzeugung oder als reine PR), wäre es mir relativ egal, ob man das dann als "Islamismus" oder als "islamischen Fundamentalismus" bezeichnet. Vielleicht besser noch als "politischen islamischen Fundamentalismus", oder in der häufigsten medialen Verwendung als "militanten politischen islamischen Fundamentalismus".
Der Unterschied zum (als Wort) kaum existenten "Christianismus" ist meines Erachtens, wie zuvor schon kurz beschrieben, nicht notwendigerweise durch aktive Manipulation zu erklären. Begriffe haben ein Eigenleben, das vor allem durch ihre Deskriptivität, Konzisität und ihre Relevanz bestimmt wird. Relevant wären beide Begriffe auf ähnlicher Ebene (zur Einschränkung s.u.). Aber für einen Westler ist es bei "Fundamentalismus" nunmal naheliegender, vom Christentum als Fundament auszugehen, und somit muss ein deskriptiver Begriff für islamischen Fundamentalismus genauer sein]soziologische[/I] Themen, die zwar je nach Land große politische Unterstützung haben, aber weniger eng mit dem politischen System verbunden sind. Sicher, es gibt (zu viele) christliche Gottesbezüge in Verfassungen und (zu viele) mit christlicher Moral begründete Gesetze. Aber kein mir bekanntes relevantes Land (Vatikan also ausgeschlossen
) zieht Gesetze direkt aus der Bibel oder lässt Geistliche direkt die Regierung kontrollieren.
Der aktuelle politische islamische Fundamentalismus, oder zumindest dessen militanter Arm, erinnert in vielem mehr daran, wie der Einfluss des politischen christlichen Fundamentalismus in vergangenen Jahrhunderten war. Zumindest lokal, von dessen globalem Verheerungsvermögen ist er zum Glück weit entfernt...
Zitat von Ipsissimus:"gegen den Islamismus" - eine Erfindung unserer Medien von auserlesener Bösartigkeit in ihre Diffamierung des Islam^^ ich hoffe, eines Tages vom Kristianismus lesen zu dürfen
Zitat von Traitor:Pardon, aber: eine Relativierung deinerseits von auserlesener Bösartigkeit in ihrer Leugnung einer reales Leid verursachenden Ideologie...
Diffamiert wird der Islam, wenn jede politische Haltung, die sich auf ihn beruft, bereits als islamistisch bezeichnet wird. Aber nicht durch die reine Existenz des Begriffes, für den es sehr wohl angemessene Anwendungsfälle gibt. Ob die Muslimbrüder nun islamistisch sind oder nur pro-muslimisch, wie die CSU pro-christlich ist, darüber kann man reden. Die iranischen Ajatollahs, die Taliban, manche syrische "Rebellen", usw. sind aber ganz zweifelsohne "islamistisch".
Und natürlich gibt es Christianismus. Da das Christentum in unserem Kulturkreis aber die "Standard-Religion" ist, wird er nicht so genannt, sondern üblicherweise "religiöser Fundamentalismus", ohne es für nötig zu halten, zu spezifizieren, welche Religion dahinter steckt.
Zitat von Ipsissimus:"Islamismus" ist keine Ideologie, sondern eine Wahnvorstellung und ein Kampfbegriff westlicher Medien und Politiker. Das entlarvt sich eigentlich unmittelbar anhand deiner Aussage zum Christianismus, denn das Verhältnis Christentum zu Christianismus ist dasselbe wie zwischen Islam zu Islamismus. Wenn im Falle des Christentum als Charakterisierung und Bezeichnung "christlicher Fundamentalismus" genügt, genügt im Falle des Islam auch die Charakterisierung und Bezeichnung "islamischer Fundamentalismus". Eine über die Diffamierung hinausgehende Funktion oder Sinnhaftigkeit ist mit der anderen Handhabung der islamischen Variante nicht verknüpft, das Argument unserer Vertrautheit mit unserer Referenzreligion ist bestenfalls ... na ja, es haut in dieselbe Kerbe wie die eigens erfundene Bezeichnung selbst.
Falls wir uns einig sein sollten, dass es eine gefährliche politische Ideologie (oder deutlich besser: eine Ansammlung vielfältiger Ideologien) gibt, die sich auf den Islam berufen (zu Recht oder zu Unrecht, aus tiefer Überzeugung oder als reine PR), wäre es mir relativ egal, ob man das dann als "Islamismus" oder als "islamischen Fundamentalismus" bezeichnet. Vielleicht besser noch als "politischen islamischen Fundamentalismus", oder in der häufigsten medialen Verwendung als "militanten politischen islamischen Fundamentalismus".
Der Unterschied zum (als Wort) kaum existenten "Christianismus" ist meines Erachtens, wie zuvor schon kurz beschrieben, nicht notwendigerweise durch aktive Manipulation zu erklären. Begriffe haben ein Eigenleben, das vor allem durch ihre Deskriptivität, Konzisität und ihre Relevanz bestimmt wird. Relevant wären beide Begriffe auf ähnlicher Ebene (zur Einschränkung s.u.). Aber für einen Westler ist es bei "Fundamentalismus" nunmal naheliegender, vom Christentum als Fundament auszugehen, und somit muss ein deskriptiver Begriff für islamischen Fundamentalismus genauer sein]soziologische[/I] Themen, die zwar je nach Land große politische Unterstützung haben, aber weniger eng mit dem politischen System verbunden sind. Sicher, es gibt (zu viele) christliche Gottesbezüge in Verfassungen und (zu viele) mit christlicher Moral begründete Gesetze. Aber kein mir bekanntes relevantes Land (Vatikan also ausgeschlossen

Der aktuelle politische islamische Fundamentalismus, oder zumindest dessen militanter Arm, erinnert in vielem mehr daran, wie der Einfluss des politischen christlichen Fundamentalismus in vergangenen Jahrhunderten war. Zumindest lokal, von dessen globalem Verheerungsvermögen ist er zum Glück weit entfernt...