Homophobie

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Ipsissimus
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Sa 24. Aug 2013, 13:23 - Beitrag #1

Homophobie

nicht nur in Russland

http://www.stern.de/panorama/lesbische-teenager-beziehung-in-den-usa-15-jahre-haft-fuer-verbotene-liebe-2053120.html

Auch in den USA scheint man um den Schutz traditioneller Formen von Sexualität besorgt. Mal sehen, ob der Boykott der nächsten Olympischen Spiele in den USA diskutiert wird.

Leben wir eigentlich in einer einzigen Regression?

janw
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Sa 24. Aug 2013, 14:27 - Beitrag #2

Ich bin mir nicht sicher, ob der Fall als Aufhänger für das Thema taugt, bei entsprechendem Einsatz der Eltern der/s jüngeren Partner/in wäre auch eine heterosexuelle Beziehung mit dieser Alterskonstellation juristisch verfolgt worden, insbesondere bei diesen Verstößen gegen das gerichtlich angeordnete Kontaktverbot - weil es eben um eine sexuelle Beziehung einer/s Erwachsenen mit einer/m Minderjährigen geht.
Mag sein, daß daran niemand aus der Bevölkerung Anstoß genommen hätte, der Staat hätte es qua Recht getan.

Unabhängig davon habe ich den Eindruck, daß Europa im Hinblick auf die Liberalisierung homosexueller Beziehungen weiter ist als usa, zumindest was die einzelstaatliche Gesetzgebung dort betrifft.
In Russland war sexuelle Liberalisierung noch nie ein Thema.

Ipsissimus
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Sa 24. Aug 2013, 14:36 - Beitrag #3

dannhätte die Behörden es ja unter der Rubrik "allgemein sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Minderjährigen" einordnen können, nicht unter "lesbische Kontakte", als wären die was Besonderes

Lykurg
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Sa 24. Aug 2013, 17:38 - Beitrag #4

Das sehe ich genau wie janw - Ipsissimus, wo nimmst du die Information zu behördenseitiger Sonderbehandlung her? Der Stern vergleicht das zwar gleich mit Rußland und bemüht sich, einen Homosexuellendiskriminierungsfall draus zu stricken, aber genau das sehe ich zumindest von staatlicher Seite nicht. Die Gemeinde mag bigott und homophob sein, ja - davon gibt es in den USA (und nicht nur dort) sicher sehr viele auch wesentlich folgenschwerere Fälle. Denn sie wurde verurteilt für sexuelle Kontakte zu einer Minderjährigen - und da sind die Gesetze in den USA nun einmal extrem streng, in vielen Fällen meines Erachtens bis zur Menschenverachtung - wenn etwa eine Kindergärtnerin oder Lehrerin ein weinendes Kleinkind nicht berühren (zB in den Arm nehmen) darf, weil schon das ein 'sexueller Übergriff' sein kann. Das finde ich falsch, es gilt aber unabhängig vom Geschlecht und der sexuellen Orientierung - und ich sehe insofern nicht, daß hier staatliche Unterdrückung stattgefunden hätte. Das eine Mädchen war 14, das andere 19 - das wäre meines Erachtens auch bei uns nicht unbedingt legal (je nachdem, was passiert).

janw
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Sa 24. Aug 2013, 22:06 - Beitrag #5

Zitat von stern:Offiziell ist Homosexualität in Florida nicht verboten. In der Praxis aber schon, davon sind jedenfalls Kaitlyn und ihre Eltern überzeugt. Wegen ihrer lesbischen Liebesbeziehung drohen dem Mädchen 15 Jahre Haft. Ein Strafmaß, das selbst im homophoben Russland nicht denkbar wäre. Kein übermoralischer Staatsanwalt treibt das Verfahren in Vero Beach, Florida, gegen Kaitlyn an, die Eltern ihrer minderjährigen Geliebten wollen sie hinter Gitter bringen. Und im Moment sieht es so aus, als hätten sie Erfolg.


Nur den Eltern des Mädchens passte die neue Liebe nicht. Sie zeigten Kaitlyn wegen Verführung einer Minderjährigen bei der Polizei ab. Angeklagepunkte sind "unzüchtiges Verhalten" und "sexuelle Übergriffe".


Homosexualität ist nicht verboten, und bisher besteht auch nur eine Klage mit einer Strafmaßforderung durch die Eltern des jüngeren Mädchens. Die harte Behandlung der Angeklagten bis hierher ist Folge ihrer Nichteinhaltung des Kontaktverbotes zu dem jüngeren Mädchen, wodurch sie als "notorische Gesetzesbrecherin" eingestuft wird, iirc eine amerikanische Rechtskategorie.
Hätte sie sich an das Kontaktverbot gehalten, wäre das Verfahren wohl mit ein paar Arbeitsstunden und einem Verweis eingestellt worden.

Aus dem bisherigen Verlauf ergibt sich aber nicht, wie das Urteil im eigentlichen Fall ausfallen wird, es dürfte jedenfalls nicht mit Homosexualität begründet werden. 15 Jahre für sexuelle Kontakte zu einer Minderjährigen fände ich in diesem Falle auch hoch gegriffen.

Nach meinem Eindruck sind es die Eltern, die an der Homosexualitäts-Kiste drehen - die Eltern der Älteren, indem sie den Fall als einen solchen Fall und dann als staatliche Diskriminierung hinstellen, die Eltern der Jüngeren, indem sie ihre Tochter wie eine mittelalterliche Sünderin behandeln.

Ipsissimus
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Sa 24. Aug 2013, 22:09 - Beitrag #6

das ist keine Information, Lykurg, sondern eine Deutung :-)

Ich bezweifele nicht, dass den Behörden formal wahrscheinlich überhaupt nichts vorzuwerfen ist. Herzlosigkeit und Unmenschlichkeit, das ja, aber das ist ja bedeutungslos^^ ich würde an Stelle der Eltern die Kleine noch zu einem christlichen Therapeuten schicken, die bekommen die Lesbierin mühelos aus ihr raus.

Aber es stimmt schon, das sind Bemerkungen zum Stand persönlicher Ethik, nicht unbedingt zur Gesellschaftspolitik. Obwohl, wie der Vater der Älteren so schön sagt, es kein Schwein interessiert hätte, wenn seine Tochter ein Sohn gewesen wäre.

janw
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Sa 24. Aug 2013, 22:27 - Beitrag #7

Ipsi, IMHO ist das, was der Vater da sagt, seine Sicht der Dinge, oder was er seine Sicht der Dinge zu sein vorgibt.
Mag sein, daß er den Behörden abgrundtief mißtraut, mag sein, daß er einfach nur hilflos ist, wie viele hilflos sind, die zum ersten Mal mit einem Gerichtsverfahren konfrontiert sind - die oft genug denken, die Anklageforderung sei schon das programmierte Urteil - mag auch sein, daß er bewusst mit dem Homosexualitäts-Thema agiert, weil die gay community in usa eine lautstarke und öffentlichkeitswirksame Gruppe ist.
Mir scheint insofern, daß der "Stern" hier einer Sache aufgesessen ist.

Aber es lohnt sich sicher, den weiteren Fortgang zu verfolgen.

Ipsissimus
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Sa 24. Aug 2013, 22:59 - Beitrag #8

Jan, wir sind uns einig, dass es keine absoluten Kriterien zur Bewertung solcher Sachverhalte gibt. Insofern ist es ausschließlich meine persönliche Wertung, was ich von 15 Jahren Gefängnis für dieses sogenannte "Vergehen" halte. Diese Eltern sind nicht satisfaktionsfähig, und ein Staat, der derartige Gesetze verabschiedet, ist es auch nicht. Da mag formal korrekt sein, was immer sein mag.

janw
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So 25. Aug 2013, 01:02 - Beitrag #9

Ipsi, der Punkt ist, daß nach meinem Verständnis gar kein Gesetz existiert, nach dem homosexuelle Handlungen bestraft werden können; die 15 Jahre Haft werden von den Eltern des jüngeren Mädchens gefordert, für die Straftat sexuelle Handlungen an Minderjährigen. Dieser Tatbestand kann vielleicht so hoch bestraft werden, und wie immer fordern Geschädigte erstmal das Maximum und streichen für die Öffentlichkeit die besondere Schwere der Tat heraus - wobei sich mit dem Vorwurf der Homosexualität in usa gut moralische Aufmerksamkeit gewinnen lässt.
Rechtlich ist die Sache mit der Homosexualität ohne Belang, und auch die 15 Jahre dürften wohl eher für krassere Fälle verhängt werden, wenn sie denn überhaupt für diese Delikte in Frage kommen.

Und die Aussage des Vaters der Angeklagten, bei einer heterosexuellen Beziehung wäre seine Tochter im derzeitigen Stand des Prozesses nicht so hart behandelt worden, ist dessen - ebenso öffentlichkeitswirksame - Mutmaßung, ohne Beleg, und für mich auch nicht ganz glaubwürdig: Verstöße gegen richterlich angeordnete Kontaktsperren werden auch hierzulande geahndet, und das Machtgefälle, das in dem Altersunterschied begründet ist, ist auch hierzulande ein Grund für Kontaktsperren in Mißbrauchsverfahren.

Eher ein Krieg um die öffentliche Meinungshoheit also, der als solcher aber sicher viel über die öffentliche Meinung und gesellschaftliche Verfasstheit dort verrät.

Diese Eltern sind daher für mich auch nicht satisfaktionsfähig, der Staat so weit für mich nicht betroffen.


Damit wir aber nicht weiter um des Kaisers Bart streiten müssen, werd ich morgen mal sehen, ob sich etwas originalere Berichterstattung zu dem Fall finden lässt. :)

Maglor
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So 25. Aug 2013, 12:22 - Beitrag #10

Zitat von Lykurg:Das eine Mädchen war 14, das andere 19 - das wäre meines Erachtens auch bei uns nicht unbedingt legal (je nachdem, was passiert).

Das wäre meines Erachtens in Deutschland völlig straffrei gewesen.

15 Jahre Haft ist doch für amerikanische Verhältnisse auch nur eine kurze Freiheitsstrafe, vor allem wenn man bedenkt, dass das nur das Höchstmaß ist.

e-noon
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So 25. Aug 2013, 16:15 - Beitrag #11

Ich denke nicht, dass hier jemand vom Staat wegen seiner sexuellen Orientierung angezeigt wird, eher von den Eltern. Da es sich aber um sehr christliche Eltern handelt, wären sie womöglich noch entsetzter gewesen, wenn das 14-jährige Mädchen von einem Mann entjungfert worden wäre.

janw
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Mo 26. Aug 2013, 01:48 - Beitrag #12

Hab zwei Quellen von drüben gefunden, aus welchen sich die dortigen Vorgänge ersehen lassen:
CNN erwähnt die homosexuellen Aspekt in der Schlagzeile, beschreibt den Vorgang aber sonst als Gerichtsverfahren, in dem sich die Beschuldigte/Angeklagte massiv über richterliche Anordnungen hinweg gesetzt hat und dafür belangt wird, außerdem hat sie bzw. ihr Anwalt zwei Angebote zur Einstellung des Verfahrens abgeleht, die sich explizit niht auf den homosexuellen Apekt bezogen.
http://edition.cnn.com/2013/08/20/us/florida-gay-teen-kaitlyn-hunt-case

Ein Artikel vom Juni 2013 in einem Ableger des "Miami Herald" der gay community berichtet, daß die Anwältin der Beschuldigten aufgrund der im Vergleich sehr schnellen Prozessführung dem Richter Voreingenommenheit gegenüber Homosexuellen unterstellt und ihn deshalb zum Rückzug aus dem Verfahren aufgefordert hat.
http://miamiherald.typepad.com/gaysouthflorida/2013/06/attorney-florida-judge-in-sex-trial-involving-teenage-lesbians-should-step-down.html

Ipsi, das ist natürlich nicht auszuschließen, daß Richter in sexueller Hinsicht voreingenommen sind. In Bezug auf die Hautfarbe ist das ja nicht selten, wie die deutlich unterschiedliche Verurteilungspraxis bei weißen und farbigen Straftätern zeigt.
Ein Problem der Gesellschaft da drüben.

Ipsissimus
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Mo 26. Aug 2013, 10:59 - Beitrag #13

hmm, na ja, okay, sie scheint nicht besonders helle zu sein. Oder ist so verliebt, dass sie nicht denken kann. Meine Argumentation ist damit hinfällig.

Trotzdem, 15 Jahre für - im Prinzip - nichts, das ist völlig unverhältnismäßig. Betrifft aber nicht nur diesen Fall.

Padreic
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Mo 26. Aug 2013, 15:39 - Beitrag #14

Die US-Gesetze bzgl. sexuellen Kontakts zu Minderjährigen sind absurd hart. Gesetze sollten dazu da sein, Leute zu schützen, nicht sie zu zerstören.

janw
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Di 27. Aug 2013, 13:29 - Beitrag #15

Diese harte Gesetzgebung in vielen Bereichen rührt in meinen Augen aus der Gründerzeit der usa her zusammen mit der damals herrschenden puritanischen Weltsicht.
Auf Straftat muss Strafe folgen, mehr Tat, umso mehr Strafe - ob dies in irgendeiner Weise Straftaten verhindert oder ob damit einem Opfer gedient ist, geschweige die Frage von Resozialisierung, ist irrelevant.

Die Amerikaner sind damit in meinen Augen auf dem damaligen Zustand des Menschenbild-Diskurses stehen geblieben, die weitere Entwicklung hat in Eiropa stattgefunden.


So gesehen auch ein Beispiel für die Fragwürdigkeit der Behauptung, daß durch wirtschaftliche Entwicklung eine humanitäre Entwicklung und Demokratisierung ausgelöst werden könne.

Ipsissimus
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Di 27. Aug 2013, 13:59 - Beitrag #16

nur dass es im konkreten Fall keinerlei Straftat und kaum auch nur Tat gab

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Mi 28. Aug 2013, 19:17 - Beitrag #17

http://www.stern.de/panorama/us-lehrer-verging-sich-an-schuelerin-30-tage-haft-fuer-vergewaltigung-2054096.html

ist halt doch ein Unterschied, wenn ein 18jähriges Mädel ihre 14jährige Liebste umwirbt, oder wenn ein 49jähriger Lehrer seine 14jährige Schülerin vergewaltigt

janw
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Mi 28. Aug 2013, 20:15 - Beitrag #18

<adv.diab.>Im ersteren Falle kann mit der Strafe weiteres Handeln verhindert werden, im zweiten Falle kann er nicht mehr als Lehrer übergriffig werden.</adv.diab.>

Im übrigen heißt das Opfer mit Nachnamen Morales, wird also zu den Hispanics gehören.
Diskriminierung ist da nicht auszuschließen.

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Do 12. Sep 2013, 08:52 - Beitrag #19

Dafür kann man sich auch mal auf einen 40stündigen Aufenthalt in der Untersuchungshaft einstellen, wenn die 26jährige Freundin wie ein Teenager aussieht.


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