Gestern habe ich während der Endphase der Softwareumstellung mit halbem Ohr und Viertelauge das TV-Duell nebenher verfolgt. Sonst noch jemand, eventuell auch mit vollständigeren Sinnesorganen?
Amüsant und auch (für beide Seiten) entlarvend fand ich Steinbrücks "Dass Sie uns Unzuverlässigkeit vorgeworfen haben, hat uns sehr getroffen". Einerseits klingt das richtig traurig und mitleidsheischend -> amüsant. Andererseits waren es solche Sätze, die doch viel des "Duells" als Aufarbeitung einer Altehe und Anbahnung einer Wiedervermählung erschienen ließen...
Ansonsten ist es wohl bezeichned, dass mir wenig inhaltliches in Erinnerung geblieben ist. Formell fiel auf, dass beide sich oft weigerten, längst aktenkundige Zitate auch nur zu wiederholen; und dass erwartungsgemäß der Oppositionelle mehr konkrete Inhalte brachte, die Regierende mehr im Allgemeinen blieb. Um einen großen Meinungsschub zu bekommen, war es für die SPD aber wohl zu wenig. Auch Steinbrücks Selbstpräsentation hat sich dafür nicht hinreichend gebessert, er wirkt immer noch überanstrengt und verkniffen.
Zum Format sei noch zu sagen, dass die Moderatoren (nicht nur Raab) überehrgeizig wirkten, sich teilweise in fragwürdige Fragerichtungen verrannten - insbesondere Raabs "aber Sie haben doch schon verloren, ich will Sie als GK-Juniorpartner, sagen Sie mir das endlich zu!", aber auch einige seiner seriöseren Kollegen. Natürlich ist das immer noch besser als die Extremalternative, die Politiker ganz passiv schwafeln zu lassen, aber der informativste Mittelweg muss auch nach Jahren dieser Darbietungen noch gefunden werden.