Die Inkonsistenzen bei den Ermittlungen, insbesondere den Personenidentitätsfragen, sind schön präsentiert, wenn auch selber nur mäßig gut belegt, oft mit Sekundär- bis Tertiärquellen. Ob da Schlampigkeit oder Nicht-Offenlegung dahinter steckt (@009/Lykurg), ist eine sehr spannende Frage: gäbe es Ergebnisse, die die offizielle Erklärung besser unterstützen als die bisher öffentlichen Befunde, wäre ja zu erwarten, dass sie vorlegt werden. Also ist die Annahme von Nicht-Offenlegung im Wesentlichen schon eine Unterstellung, dass es
abweichende Ergebnisse gibt. Warum es keine Ergebnisse geben soll, erscheint auch durchaus schwer nachvollziehbar - im Pentagon-Fall legt der zitierte NYT-Artikel (beim Archive auch
offen abrufbar ja sogar nahe, dass noch Jahre später verwertbare Überreste vorlagen, dass da nicht nachträglich noch genauer analysiert wurde, ist kaum zu glauben.
Fragt sich dann, ob hinter den Namenspermutationen ein tieferer Plan (bis hin zur Totalverschwörung) steckt, oder doch nur Schlampigkeit einer anderen Art - der Versuch, sich die Arbeit zu erleichtern, indem nicht erfolgreich verfolgbare Spuren durch einfachere ersetzt wurden.
Interessant wäre auch, was aus den angeblich überlebenden angeblichen Terroristen wurde - aber damit scheint sich sowieso die Hälfte der Verschwörungsforen zu befassen, sinnvolle Recherche ist da kaum mehr möglich...
Sobald es darum geht, aus Inkonsistenzen auf eigene Schlussfolgerungen zu schließen, wird der Artikel aber immer fragwürdiger. Da wird viel zu viel mit "offenbar" gearbeitet, "nachweislich" gesagt, ohne Nachweise zu bringen, usw.
Ziemlicher Blödsinn ist etwa der entscheidende (und völlig faktenungestützte, sich nur auf "gesunden Menschenverstand" berufende) Argumentationsschritt (Kapitel 3), Selbstmordattentäter könnten sich ja noch umentscheiden, und man hätte vorher nicht sicher wissen können,
1. Wieso sollte jeder einzelne Entführer bis zum Ende notwendig gewesen sein? ("eine Operation [...] die 20 gleichzeitige Selbstmorde erfordert")
2. Gruppenzwang - wenn sich die Mehrheit an Bord eines Flugzeugs nicht umentschied, konnten selbst notwendige Abweichler vermutlich leicht wieder auf Spur gebracht werden.
3. A-posteriori-Bias - es hat geklappt, also war dies offensichtlich einer der Fälle, in denen keine wesentliche Umentscheidung stattfand.
Außerdem tritt hier besonders stark das im ganzen Artikel gepflegte Mittel zu Tage, eine Widersprüchlichkeit zur Standarderklärung zu finden und mit ihr dann eine Alternativhypothese zu begründen, bei der aber der Widerspruch genauso auftritt:
Diese Schlussfolgerung löst jedoch nicht das zugrundeliegende Problem. Sie verlagert es nur auf eine andere Ebene. Wenn der Plan wirklich vorsah, dass 11 der 19 Entführer erst an Bord der Flugzeuge von ihrer Selbstmordmission erfuhren, konnte man kaum sicher sein, dass alle 11 die "Todes-Überraschung" einfach so hinnehmen würden.
Das ist nicht nur eine Verlagerung, das ist eine Verstärkung - bei erst kurzfristiger Einweihung wäre interner Widerstand wohl eher wahrscheinlicher als bei langfristiger Planung.
Ganz übel auch (Kapitel 2):
Jedoch gibt es keine denkbare Möglichkeit, wie die angeblichen Entführer von dieser kleinen Zone fehlerhafter Radarerkennung erfahren haben könnten.
Natürlich gibt es
denkbare Möglichkeiten für Insiderwissen - den Kontakt mit Insidern. Den auszuschließen, erfordert weitergehende Nachforschungen, die auch der verlinkte Report nicht liefert. Der schließt dafür nichtmal Zufall aus - obwohl er vom selben Autor stammt... Und
denkbare Möglichkeiten für die verzögerte Übernahme gibt es auch zur Genüge.
Das "Attentäter-untypische" Verhalten in der Zeit kurz vor den Anschlägen ist doch ein immer wieder beobachtetes Phänomen, keine 09/11-Besonderheit und damit auch kein Indiz.
Die Abwägung interne Steuerung - Fernsteuerung basiert dann auch wieder auf einer sehr hakeligen Argumentation - einerseits wird behauptet, der Anflug sei zu perfekt gewesen, um direkt gesteuert zu sein, andererseits, es hätte unerklärliche Unperfektheiten gegeben, die viel logischer auf externe Steuerung hindeuteten.
In Sachen Einsturz wogen die Gut- und Schlechtachten ja wild in beide Richtungen hin und her - nur so eindeutig, wie Schreyer es darstellt, ist es sicher nicht.
Als simpelste Erklärung erscheint mir, dass die personenbezogenen Inkonsistenzen sich aus einer Mischung von Schlamperei, arbeitsvermeidender Mogelei und eventuell Vertuschung der in Kapitel 4 angedeuteten Infiltrationsversuche im Vorfeld ergeben haben; am Anschlagstag aber alles weitgehend wie offiziell angegeben passierte. Die weitergehenden Alternativhypothesen sind möglich und weiterhin nicht widerlegt, aber die Beweislast liegt weiterhin bei ihnen. Insbesondere ist schwer vorstellbar, dass die staatlichen Stellen bei der Positivmanipulation von Beweisen für die Standarderklärung so schlampig arbeiteten, wie unterstellt, aber bei der Vernichtung von Beweisen für eine tatsächliche Alternativerklärung perfekt vorgingen.