Elbvertiefung / Tiefwasserhafen

(aus dem Thread zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2011 )
Wie ich soeben dem Spiegel entnahm, scheint es in Wilhelmshaven nun tatsächlich ganz und gar nicht rund zu laufen. Möglicherweise ist die von janw bemängelte zu schlechte Bahnanbindung mitursächlich; oder die fortbestehende Konkurrenz mit Hamburg. (Eine Lösung à la BER wäre es gewesen, bereits ein bis fünf Jahre vor der geplanten Fertigstellung alle anderen deutschen Hochseehäfen stillzulegen und zuzuschütten, um eine derartige Konkurrenz zu verhindern.^^) Andererseits scheinen da aber auch massive Fehlplanungen vorzuliegen, insbesondere was den konkreten Bedarf angeht, ich denke aber auch, daß die bereits angesprochene Weiterverarbeitung vor Ort eine erhebliche Rolle spielt. Wessen Kopf soll dafür rollen?Zitat von janw:Zitat von Lykurg:Das ändert nichts daran, daß diese Elbvertiefung dringend gebraucht wird. Selbstverständlich müssen die Auswirkungen auf Strömungsverhalten und Umwelt beobachtet und nach Möglichkeit kompensiert werden. Aber je weiter die Schiffe 'ins Land' und zu den bestehenden Anlagen (Rangierbahnhof Maschen, der größte europäische Güterbahnhof) kommen, um so besser.
Das verstehe ich ja so weit. Nur sollte man IMHO gleichzeitig gewärtigen, daß das Ganze fürchterlich in die Hose gehen kann, mit einer unkontrolliert erodierenden Strömung, die Fahrrinnen zusandet und verlagert, Böschungsbrüche auslöst, bis hin zur Behinderung des Verkehrs. Vielleicht muss die Vertiefung sogar abgebrochen werden, wer weiß? Und dann?
Und was macht man mit der nächsten Schiffsklasse? Die sicher irgendwann kommt.Welche Alternativen siehst du denn, eine völlige Verlagerung auf den geplanten Tiefwasserhafen Wilhelmshaven? Dafür muß die Gleisanbindung überhaupt erst noch geschaffen werden, und bis deren Leistungsfähigkeit ausreicht... würden dann eben LKWs verkehren müssen.
Maschen ist das große Prä von Hamburg.
Also von der Logik wäre Wilhelmshaven der optimale Standort - direkt am Tiefwasser, ohne irgendwo rein oder raus zu müssen.
Eine der Sachen, die ich überhaupt nicht verstehe ist der nicht erfolgte Ausbau der Bahnstrecke Oldenburg-WHV. Wenn schon auch der Bund so viel Interesse an dem Hafen bekundet, dann wäre das IMHO DAS Begleitprojekt dazu gewesen. Wäre auch planungsrechtlich recht leicht zu stemmen, da es nur um den Ausbau einer bestehenden Strecke ginge.
Dann am besten noch ein Verteilzentrum "Maschen in klein"...Inzwischen habe ich mich etwas tiefer in die Materie Elbvertiefung eingelesen, und finde insbesondere die Argumente der Bewohner der Hadelner Marschen schwerwiegend. Recht eindrucksvoll ist z.B. der Wikipediaartikel zum Glameyer Stack. Trotzdem bleibt es eine schwierige Abwägung, ob uns Flutsicherheit oder kurze Transportwege wichtiger sind. Hamburg hat eine sehr hohe Weiterverarbeitungsrate - während etwa 30% der hier angelieferten Güter vor Ort verarbeitet und veredelt werden, wären das in Wilhelmshaven 1% bzw. in Bremen 10%. Das spart Unmengen von Einzelfahrten. Darüber hinaus haben wir nun einmal eine neue Klasse großer Schiffe, die für die derzeitigen Handelsströme entscheidendes Wachstumspotential bieten, eben weil diese neuen Schiffe effizienter, sauberer und billiger transportieren können als alle bisherigen Typen. Sich davon abzukoppeln, wäre ein Fehler. Die drei Häfen sollten zusammenarbeiten, um Potential zu bündeln, aber Container 'blitzschnell über die Autobahn zu verschieben', wie die taz herbeifabuliert, ist bei diesen Gütermassen Unfug. Die Schiffe würden nicht nach Wilhelmshaven ausweichen, sondern nach Rotterdam und Antwerpen (sie tun es jetzt schon teilweise). Dabei geht es um Milliardensummen (und eine Differenz von vielleicht 50.000 Arbeitsplätzen), insofern wäre es angemessen, wenn Stadt und Hafenwirtschaft sich an den Kosten von erweiterten Küstenschutzmaßnahmen großzügig beteiligen (es ist etwa ein Unding, wenn für die Erneuerung einer Schleuse das Geld fehlt und die Deichlinie damit dort perforiert ist). Aber ohne die Erweiterung wird es kaum gehen.