Paradigmenwechsel in den Wirtschaftswissenschaften?

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Ipsissimus
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Do 20. Feb 2014, 13:54 - Beitrag #1

Paradigmenwechsel in den Wirtschaftswissenschaften?

Kann die etablierte bürgerliche Ökonomie den Charakter und die Ursachen der gegenwärtigen kapitalistischen Systemkrise begreifen?

Die Wirtschaftswissenschaft befindet sich seit einigen Monaten in heller Aufregung. Ein anscheinend neuartiges theoretisches Konzept, das auf den Begriff der "lang anhaltenden Stagnation" (Secular Stagnation) gebracht wurde, scheint die Analyse der gegenwärtigen Krise voranzutreiben. Fast scheint es so, als hätte die Ökonomenzunft, deren Modelle und ideologische Postulate zumeist den Wahrheitsgehalt schamanischer Beschwörungsformeln aufweisen, endlich ihren Stein der Weisen gefunden, mit dem all das erklärt werden kann, was es ihrer als "Wissenschaft" verbrämten Ideologie zufolge eigentlich nicht geben dürfte (Säkulare Stagnation und Bubbles forever).

Seitdem der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers bei einer Tagung des Internationalen Währungsfonds die Frage aufwarf, ob sich der Kapitalismus eventuell doch in einer langfristigen Stagnationsphase befinden könnte, scheint ein regelrechtes Tabu gefallen zu sein: Plötzlich diskutiert - zumindest im angelsächsischen Raum - die Wirtschaftspresse über das nicht mehr zu ignorierende Faktum, dass der globale Kapitalismus sich in einer schweren Strukturkrise befindet, die sich eben in einer Periode lang anhaltender Stagnation äußert.


http://www.heise.de/tp/artikel/41/41025/1.html

eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber immerhin, sie fangen an, sich damit zu beschäftigen, wo sie bislang nur abgestritten haben

janw
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Do 20. Feb 2014, 17:17 - Beitrag #2

Die Bekehrung des Papstes?^^

Die Bilderberger werden schon dafür sorgen, daß wieder richtig gedacht wird^^

Traitor
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So 2. Mär 2014, 16:45 - Beitrag #3

Ich verstehe, dass euch der Befund interessiert. Aber müssten Summers' Bewertungsmaßstäbe und Schlüsse in euren Augen nicht noch wesentlich bösartiger sein als die der konservativen Schule? Zumindest der Telepolis-Darstellung nach ist er doch ein besonders radikaler Verfechter einer Wachstumsideologie, und aus dem Befund einer Stagnation schließt er nicht, dass vielleicht ewiges Wachstum nicht möglich oder nicht wünschenswert sein könnte, sondern, dass nicht genug getan wird, um das inhärent wünschenswerte Wachstum zu ermöglichen.
Oder vermittelt TP da einen falschen Eindruck und man müsste sich Originalquellen ansehen?

PS: Ah, auf der wie üblich gut versteckten zweiten Seite äußerst TP dann auch genau diese Kritik. Darauf bezog sich dann vermutlich eure Zustimmung?

Ipsissimus
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Mo 3. Mär 2014, 12:09 - Beitrag #4

eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

schrieb ich aus dem Grund, weil ich das für den ersten zaghaften Beginn eines möglichen Umdenken und neuen Weges in den klassischen Wirtschaftswissenschaften halte, dessen Ende längst nicht abzusehen ist. Es kann sein, dass das Pflänzchen gleich wieder erstickt wird - das übliche Schicksal - oder dass es zu echter Einsicht kommt, die dann notwendigerweise zu wesentlich weiterreichenden Erkenntnissen führen wird. Letzteres halte ich für unwahrscheinlich, aber das Pflänzchen ist schon mal löblich^^ die Quantentheorie stand auch nicht am Anfang der Physik^^


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