Die politische Zusammensetzung und Zugehörigkeit der neuen Regierung ist umstritten
da beginnt ja schon der Perspektiven-Konflikt. Meiner Ansicht nach ist diese neue Regierung nicht "umstritten", sie hat vielmehr keine andere Legitimät als die des Putsches. Und nur, weil dieser Putsch den Intentionen der EU so sehr entgegenkommt, ignorieren unsere Leitmedien den Umstand, dass hier ein demokratisch gewählter Präsident, der leider, leider eine andere Meinung als die uns genehme hatte, aus dem Amt geputscht wurde, Ägypten lässt grüßen, wo Mursis einziger tatsächlicher Fehler darin bestand, Muslim, pardon, Islamist, zu sein, was natürlich per se böse ist, so dass selbst die ihn ersetzende Militärdiktatur sich gut fühlen darf. Jedenfalls in der Darstellung durch unsere Medien.
Aber wieso dann der Tschetschenienkrieg (der Artikel geht ja auch darauf ein),
Niemand hat behauptet, dass unter den im Gebiet der früheren Sowjetunion wirkenden Mächten und Politikern die Freundlichkeit einen herausragenden Rang einnimmt. Putin ist Machtpolitiker wie alle anderen mächtigen Politiker auch.
und wieso ist das Baskenland immer noch spanisch?
Würde sich der Hamburger Westen zum Freistaat mit niedrigen Steuersätzen und sicherem Bankgeheimnis erklären, Zugehörigkeit qua Geburt oder Vermögensnachweis, wär ich glatt dabei.
Aber ganz allgemein stellt sich - auch wenn das so gar nicht gesehen werden soll - in derartigen Fragen tatsächlich die Frage, welche Auffassung von Demokratie einer Gesellschaft zugrunde liegen und welcher Rang ihr faktisch - nicht proklamatorisch - zukommen soll. In der Hinsicht macht es sich das ach so demokratische Wahlrecht ja recht einfach - du bist gewählt, also hat die Bevölkerung solange ja und amen zu deinen Entscheidungen zu sagen, bis du wieder abgewählt bist. Widerstand außerhalb frommer Worte ist illegitim.
Das Baskenland ist übrigens deswegen nicht baskisch, weil die spanische Zentralregierung den Basken die Unabhängigkeit verweigert hat (und das Baskenland für Russland weder strategisch wichtig noch historisch zugehörig ist^^). Wir werden sehen, wohin Schottland geht.
In Jugoslawien war der Weg in Vielstaaterei übrigens gar nicht böse, weil ja die bösen Serben erstens sowieso an allem schuld waren und zweitens gar ihr Heil bei Russland suchten. Oder vielleicht doch nur wegen zweitens? Und dass man militärisch oder wirtschaftlich machtlose Kleinstaaten viel besser zu EU-Konditionen in die EU zwingen kann als einen bockigen Zentralstaat, spielte sowieso überhaupt keine Rolle bei der EU-Parteinahme.
Ich gehöre jedenfalls nicht zu denen, die es begrüßen, dass sich immer mehr Staaten in immer weniger Staatenverbünden zusammentun, bis wir die Weltregierung haben. Der Preis ist derzeit und noch auf unabsehbare Zeit viel zu hoch.