Ukraine nach Janukowitsch

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Lykurg
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Mo 31. Mär 2014, 12:41 - Beitrag #41

Stimmt. Holla.

Übrigens: Ich weiß ja, daß das Mainstream-Denken grundsätzlich doof und verkehrt ist, da westliche Medien seit Monaten oder eher Jahren auf eine Putin-Kritik eingeschworen haben, und es durch die entstehende Voreingenommenheit völlig unmöglich machen, sich ein objektives Bild der russischen Verhältnisse zu machen, wenn man sich nicht auf den Konsum russischer Medien beschränkt (wahlweise mit ein paar investigativ recherchierenden chinesischen Journalisten als neutrales Korrektiv). Aber wie ist es nun eigentlich mit dem Völkerrecht?

Maglor
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Mo 31. Mär 2014, 22:11 - Beitrag #42

Bei der Bewertung der Sache mit dem Krim halte ich den Ablauf der Ereignisse für entscheidend.

Und so hat es angefangen:

Ali Khamzim von Nationalrat der Krimtataren im Interview mit der taz:
Zitat von taz:Trotz allem Optimismus, ist nicht die Gefahr einer Sezession von der Ukraine auf der Krim besonders groß?

Am vergangenen Freitag [21. Februar] wollte der Oberste Sowjet der Autonomen Republik Krim, der von der Janukowitsch-Partei dominiert ist, sich an Russlands Präsident Putin wenden, um Unterstützung zu erhalten. Es gibt sogar Stimmen, die behaupteten, dass Putin bereit war, die Unabhängigkeit der Krim anzuerkennen.

Warum ist es nicht zu dieser Anerkennung gekommen?

Wir Krimtataren haben den Abgeordneten ganz klar gesagt: Wenn das stattfindet, dann marschieren wir da rein in euren Saal, und dann bleiben wir dort und blockieren eure Arbeit. Das haben wir ganz ruhig gesagt, ohne irgendwelche Hysterie. Und es fand nichts dergleichen statt.

Das waren also mal die Schlagzeile vor über Monat: „Die Abspaltung ist ein Mythos“.

Zu Beachten ist hier, dass es bereits vor dem Auftauchen der mysteriösen prorussischen Kräfte eine Parlamentsmehr auf der Krim gab, die die einen Einmarsch der Russen forderte. Nach Darstellung jenes Krimtataren hatte man damals durch die Blockade des Parlaments bzw. die Drohung eben dieser die Abspaltung der Krim verhindert:
"Das muss man den Leuten auf dem Maidan von Kiew ganz deutlich sagen: Ohne uns Tataren würde die Krim längst nicht mehr zur Ukraine gehören."

Die Welt wurde eines besseren belehrt.


So die berichtete die faz auf ganz zu Anfang:
Zitat von faz:Der Präsident der Nationalversammlung der Krimtataren, Rifat Tschubarow, hatte am Mittwoch [19. Februar] nach eigenen Angaben noch versucht, den Präsidenten des Krim-Parlaments in Simferopol, Wladimir Konstantinow, dazu zu bewegen, die umstrittene Parlamentssitzung zu verschieben. Dieser hatte jedoch darauf beharrt, die Sitzung durchzuführen. Wegen der Tumulte vor dem Gebäude fiel die Versammlung der Abgeordneten letztlich aus. Konstantinow war vergangene Woche nach Moskau gereist, um russische Unterstützung für die auf der Halbinsel Krim lebenden Russen zu erbitten. Am Mittwoch dieser Woche waren zwei Abgeordnete der Moskauer Duma zum ersten Mal seit Beginn der Proteste in der Ukraine zu Gesprächen mit russischen Politikern nach Simferopol gereist. Örtliche Medien berichteten anschließend von einem konkreten Angebot Moskaus, den Krimrussen russische Pässe auszustellen. Dies wurde offiziell allerdings nicht bestätigt.

Parlamentspräsident Konstantinow hatte nach seinem Besuch in Moskau unverhohlen von der Möglichkeit der Abspaltung der Krim von der Ukraine gesprochen. In einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur Interfax sagte er, es sei möglich, dass das Land auseinanderfalle. Als Reaktion auf die seiner Ansicht nach nicht legitime Interimsregierung in Kiew kündigte er die „Aufkündigung der Entscheidung von 1954“ an.


Es war nicht die Russische Föderation, die sich die Krim geholt, sondern es war die Krim, die sich die Russische Föderation geholt hat. Am Anfang war die Idee der der Abspaltung bei den Politikern der Krim. Es war deren Idee. Es sind nicht einfach die bösen Russen eingefallen und haben eine Marionettenregierung eingesetzt.
Mal ganz davon abgesehen, dass der Exilpräsident Viktor Janukowytsch inzwischen nicht nur sein Einverständnis mit dem Unabhängigkeitsreferendum der Krim erklärt hat, sondern auch entsprechende weitere Abstimmungen in anderen Regionen der Ukraine gefordert hat.

Lykurg
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Di 1. Apr 2014, 09:26 - Beitrag #43

Bleibt die Sache mit der fraglichen Legitimität einer Sezession ohne Einverständnis der Zentralregierung. Wie sehen das Spanier, Türken oder Russen hinsichtlich Baskenland, Kurdistan und Tschetschenien? Ich denke, Abstimmungen in den jeweiligen Gebieten hätten ebenfalls recht deutliche Ergebnisse (weitere Beispiele gäbe es zuhauf). Die diversen Exjugoslawischen Staaten, Eritrea oder der Südsudan sind Gegenbeispiele, meinetwegen auch Transnistrien - sie zeigen, daß Formen der Unabhängigkeit auch gegen den Widerstand der Zentralregierung möglich sind - der Anschluß an einen größeren Nachbarstaat als Schutzmacht allerdings ist, insbesondere wenn dieser Nachbar das aktiv herbeiführt und betreibt, meines Erachtens nicht so unproblematisch wie du es darstellst.

Janukowitschs Legitimation, Abstimmungen in Teilgebieten zu fordern, ist meines Erachtens das Papier nicht wert, auf dem sie nicht steht. Seine derzeitige Position in Rußland beruht genau darauf, daß er derartiges tut. Dafür braucht man ihn auch gar nicht unter Druck zu setzen, vielleicht spekuliert er darauf, zum Dank zum Gouverneur einer russischen Republik Ostukraine zu werden

Ipsissimus
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Di 1. Apr 2014, 12:25 - Beitrag #44

Das Verfahren, die Legitimation der Krim, sich Russland anzuschließen, mit dem Verweis auf die angebliche Legitimation einer Zentralregierung abzuerkennen, die selbst gerade erst durch einen fragwürdigen Putsch an die Macht gekommen ist, wird aus meiner Sicht nur deswegen nicht mit einem internationalen Hohngelächter kommentiert, weil es für EU und NATO so ein praktisches Einfallstor gegen Osten öffnet. Der weitaus größere Teil der Putschisten sind üble Schweinehunde und der kleinere Rest hat praktisch nichts zu vermelde. Unsere moralische Überlegenheit ist nichts als Nützlichkeitsdenken.

Beim Nachdenken über das Völkerrecht und vor allem über die Kommentare dazu könnte auffallen, dass dieses Völkerrecht Regierungen weitgehend gegen ihre Bevölkerung immunisiert, im Kontext vor allem in Bezug auf Sezzessionen. Und findet gar nichts Merkwürdiges daran, das unter "Demokratie" laufen zu lassen. Weil, derartige formale Regelungen sind schließlich Gottesurteile, die man der eigenen Bevölkerung um die Ohren hauen kann. Schließlich sind wir alle ganz toll begeistert davon, dass sich die Staaten zusammenschließen.

Niemand verwechselt Putin mit einem selbstlosen Menschen. Aber: "Affe!" - sagt der Gorilla zum Schimpansen.

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Di 1. Apr 2014, 12:57 - Beitrag #45

Die politische Zusammensetzung und Zugehörigkeit der neuen Regierung ist umstritten, es trifft aber soweit zu, daß deine Darstellung mit der russischen übereinstimmt. ;)
Und wenn beim nächsten Mal eine Regierung ihr Volk zusammenschießt, wende ich mich zu deren Berechtigung an dich.
dass dieses Völkerrecht Regierungen weitgehend gegen ihre Bevölkerung immunisiert
... ist mir bewußt, ich sehe die Frage der Legitimation ebenfalls als problematisch an. Aber wieso dann der Tschetschenienkrieg (der Artikel geht ja auch darauf ein), und wieso ist das Baskenland immer noch spanisch?

Würde sich der Hamburger Westen zum Freistaat mit niedrigen Steuersätzen und sicherem Bankgeheimnis erklären, Zugehörigkeit qua Geburt oder Vermögensnachweis, wär ich glatt dabei. :P

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Di 1. Apr 2014, 15:55 - Beitrag #46

Die politische Zusammensetzung und Zugehörigkeit der neuen Regierung ist umstritten


da beginnt ja schon der Perspektiven-Konflikt. Meiner Ansicht nach ist diese neue Regierung nicht "umstritten", sie hat vielmehr keine andere Legitimät als die des Putsches. Und nur, weil dieser Putsch den Intentionen der EU so sehr entgegenkommt, ignorieren unsere Leitmedien den Umstand, dass hier ein demokratisch gewählter Präsident, der leider, leider eine andere Meinung als die uns genehme hatte, aus dem Amt geputscht wurde, Ägypten lässt grüßen, wo Mursis einziger tatsächlicher Fehler darin bestand, Muslim, pardon, Islamist, zu sein, was natürlich per se böse ist, so dass selbst die ihn ersetzende Militärdiktatur sich gut fühlen darf. Jedenfalls in der Darstellung durch unsere Medien.

Aber wieso dann der Tschetschenienkrieg (der Artikel geht ja auch darauf ein),


Niemand hat behauptet, dass unter den im Gebiet der früheren Sowjetunion wirkenden Mächten und Politikern die Freundlichkeit einen herausragenden Rang einnimmt. Putin ist Machtpolitiker wie alle anderen mächtigen Politiker auch.

und wieso ist das Baskenland immer noch spanisch?

Würde sich der Hamburger Westen zum Freistaat mit niedrigen Steuersätzen und sicherem Bankgeheimnis erklären, Zugehörigkeit qua Geburt oder Vermögensnachweis, wär ich glatt dabei.


Aber ganz allgemein stellt sich - auch wenn das so gar nicht gesehen werden soll - in derartigen Fragen tatsächlich die Frage, welche Auffassung von Demokratie einer Gesellschaft zugrunde liegen und welcher Rang ihr faktisch - nicht proklamatorisch - zukommen soll. In der Hinsicht macht es sich das ach so demokratische Wahlrecht ja recht einfach - du bist gewählt, also hat die Bevölkerung solange ja und amen zu deinen Entscheidungen zu sagen, bis du wieder abgewählt bist. Widerstand außerhalb frommer Worte ist illegitim.

Das Baskenland ist übrigens deswegen nicht baskisch, weil die spanische Zentralregierung den Basken die Unabhängigkeit verweigert hat (und das Baskenland für Russland weder strategisch wichtig noch historisch zugehörig ist^^). Wir werden sehen, wohin Schottland geht.

In Jugoslawien war der Weg in Vielstaaterei übrigens gar nicht böse, weil ja die bösen Serben erstens sowieso an allem schuld waren und zweitens gar ihr Heil bei Russland suchten. Oder vielleicht doch nur wegen zweitens? Und dass man militärisch oder wirtschaftlich machtlose Kleinstaaten viel besser zu EU-Konditionen in die EU zwingen kann als einen bockigen Zentralstaat, spielte sowieso überhaupt keine Rolle bei der EU-Parteinahme.

Ich gehöre jedenfalls nicht zu denen, die es begrüßen, dass sich immer mehr Staaten in immer weniger Staatenverbünden zusammentun, bis wir die Weltregierung haben. Der Preis ist derzeit und noch auf unabsehbare Zeit viel zu hoch.

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Di 1. Apr 2014, 17:09 - Beitrag #47

@Perspektiven: Ja, und aus meiner Sicht ist sie nicht umstritten, sondern setzt sich aus Vertretern diverser ukrainischer Parteien zusammen, und während auf dem Maidan rechtsnationalistische Bewegungen stark engagiert waren, ist ihr parlamentarischer Anteil nicht so hoch. Aus russischer Sicht ist sie nicht umstritten, da sind das plötzlich alles Faschisten. Umstritten ist es also zwischen einer westlichen und einer östlichen Sicht. Und genau das meinte ich. Zur Legitimität habe ich nichts gesagt, dafür sollen ja demnächst Wahlen stattfinden; das ist nur nicht so leicht, wenn man gerade als Volksbewegung ein Land übernommen hat, und nicht der große Nachbarstaat ist, der zufällig schon einen Haufen fertig gedruckte Wahlzettel mit "Ja" und "JA!" vorrätig hatte, und jede Menge freiwillige Wahlhelfer ohne militärische Abzeichen... ;)
(Ich behaupte noch nicht einmal, daß das Wahlergebnis gefälscht gewesen wäre - das war unter den gegebenen Umständen nicht mehr nötig.)

@Tschetschenien: Machtpolitik bedeutet demnach, daß man das Recht so definieren kann wie man möchte. Und dafür noch Zuspruch bekommt.

Ja, auf Schottland bin ich auch gespannt. - Aber gut, also überall freie Abstimmungen über Unabhängigkeit. Tibet wird sich freuen.

Ipsissimus
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Di 1. Apr 2014, 18:08 - Beitrag #48

Machtpolitik bedeutet demnach, daß man das Recht so definieren kann wie man möchte.

hast du den Eindruck, dass es außerhalb idealtypischer Vorstellungen irgendwo anders wäre?

und ja, natürlich könnte sich Tibet freuen, wenn die chinesische Machtpolitik nicht wäre

Lykurg
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Di 1. Apr 2014, 18:32 - Beitrag #49

Nein, ich hätte aber gehofft, daß du das Vorhandensein doppelter Standards auch dann offen kritisiert hättest, wenn es einmal nicht nur für den Westen gilt.

Feuerkopf
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Di 1. Apr 2014, 19:10 - Beitrag #50

Doppelte Standards sind doch das Normale.

Die Russen (okay, die Regierung) halten ordentlich den Daumen drauf auf für sie unpassende Meinung und sperren gerne weg. Und marschieren auch schon mal ein. China gibt sich liberaler, als es ist - da braucht man nicht mal Herrn Ai Wei Wei zu fragen. Bloß die Tibeter oder die Angehörigen derer, die auf dem Platz des Himmlischen Friedens starben. Die USA geriert sich gern als Hüter von Freiheit und was weiß ich noch, kuschelt aber ganz offen mit den Saudis und anderen Ekeln. Oder marschiert mal eben im Irak ein. Ach ja, die Europäer..., die verdienen sich eine goldene Nase mit Waffen oder Teilen für Fabriken, die Schweinkram produzieren. Oder kuscheln mit Russen, Chinesen und Amerikanern.

Das war immer so. Nur heute erfahren wir mehr darüber als früher. Und fühlen uns noch hilfloser. Ich habe einen derartigen Brass auf das ganze Pack, das uns da für dämlich verkauft!

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Di 1. Apr 2014, 19:40 - Beitrag #51

ich hätte aber gehofft, daß du das Vorhandensein doppelter Standards auch dann offen kritisiert hättest


Erstens tue ich das^^ Zweitens ist das ist eigentlich nicht notwendig. Weder in Bezug auf die Russen noch auf die Chinesen oder andere Nationen, die uns politisch ungefällig sind. Es ist nicht notwendig, weil das zuhauf schon unsere Leitmedien erledigen, da ist eine Stimme wie die meine doch völlig bedeutungslos. Was könnte ich nicht an großer Verurteilung und Beschimpfung der Russen usw. hinzufügen, was nicht schon viel deutlicher von irgend einer Journaille abgesondert worden wäre?

Und auch die bescheidene Erinnerung daran, dass es sich für Christenmenschen doch ziemt, den Balken im eigenen Auge eher zu bemerken als den Splitter in Gegenübers Auge, ist doch nicht wirklich gefährlich. Sie geht doch völlig im Tosen der medialen Abscheu vor den ... vor den ... vor den ihren anderen unter. Könntest du natürlich sagen, der Westen besteht nicht nur aus Christen ... hmm ... aber ob unsere anderen sich besser sehen, so mit zwei blinden Flecken für sich selbst?

Ich habe einen derartigen Brass auf das ganze Pack, das uns da für dämlich verkauft!


ja

Maglor
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Di 1. Apr 2014, 20:19 - Beitrag #52

Wie
Zitat von Lykurg:wenn man gerade als Volksbewegung ein Land übernommen hat

Kann das nicht die Gegenseite also der Separatismus und die Konterrevolution für sich in Anspruch nehmen. Hinter der Unabhängigkeit auf der Krim steht ja auch eine breite Volksbewegung.
Im März gab es in der Ukraine auch außerhalb der Krim Großdemonstrationen, die sich gegen die neue Regierung in Kiew richteten, eine föderative Verfassung, die Rückkehr Janukowytschs oder auch den Anschluss an Russland forderten.
Dass diese Forderungen alle zusammengenommen unvereinbar sind, liegt auf der Hand. Ebenso deutlich ist jedoch das Urteil der Interimsregierug in Kiew, es handle sich um von Russland geschürte Kampagnen. Die bzgl. der Krim vertrete fixe Idee, es handele sich bei jeden prorussischen Protestlern um russische Soldaten ohne Hoheitsabzeichen, ist leider auf Odessa oder Charkiw nicht übertragbar. So bleibt es beim Vorwurf russische Spione würden die Fäden ziehen. Dass dieser Mob aus der Ukraine stammt, erscheint ausgeschlossen, dabei ist diese Methode doch landestypisch.
Wenn es zu Toten kommt, wird es noch mal erwähnt. Politische Gefangene sind nicht der Rede wert.

Zitat von Lykurg:der Anschluß an einen größeren Nachbarstaat als Schutzmacht allerdings ist, insbesondere wenn dieser Nachbar das aktiv herbeiführt und betreibt, meines Erachtens nicht so unproblematisch wie du es darstellst.

Wäre es unproblematischer, wenn die Kiewer Interimregierung die Krimkrise auf ihre Art gelöst hätte? Was wäre der Interimregierung in Kiew anders übrig geblieben, als die aufmüpfige Krimregierung abzusetzen und mit den "Selbsterteidigern der russischsprachigen Bevölkerung" und abtrünnigen Militäreinheiten aufzuräumen.

Feuerkopf
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Do 17. Apr 2014, 12:26 - Beitrag #53


Ipsissimus
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Do 17. Apr 2014, 13:37 - Beitrag #54

tja, der Herr Meurer wirkte jetzt nicht sooo kritisch^^ aber wahrscheinlich muss dieses Feature schon beinahe als wagemutig bezeichnet werden, angesichts der Übermacht, gegen die es sich wendet

Maglor
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Do 17. Apr 2014, 21:37 - Beitrag #55

Denken ist zwar nicht gefährlich, aber aucf jeden Fall verdächtig. ;)
Wenn der Vorwurf von Antiamerikanismus und Fremdenhass das einzige ist, was die Journaile

Jüngstes Beispiel der gespaltenen Wirklichkeit:
Angebllich hat Putin jüngst im Fragestunde im russischen TV bestätigt, militärisch auf der Krim eingegriffen zu haben:
Er sagte irgendwas, was so zu übersetzen wäre.

"Hinter den Selbstverteidigungskräfte auf der Krim waren natürlich unsere Soldaten."
"Natürlich haben unsere Soldaten die Selbstverteidigungskräfte auf der Krim unterstützt."
Im Grunde ist es ja auch egal, was Putin wirklich gesagr hat. Es kommt darauf an, was man daraus macht.

Wo hat er den jetzt gesagt, dass jene russisch-ukrainischen Schlägertrupps in Wirklichkeit russische Elitetruppen waren oder das eine russische Annexion oder gar Invasion gab?
Die Selbstverteidigungskräfte der Krim hatte die Schwarzmeerflotte im Rücken. Das hat doch jeder Blinde mit Krückstock gesehen. Aber die simple Art der Putin-Auslegung ist natürlich alles andere als spektakulär? (Ich erwähnte ja schon früher, dass das Bedrohungsszenario Schwarzmeerflotte so oder so funktioniert, ganz egal ob sich in der Kaserne oder der Innenstadt von Sewastopol aufhält.)

Maglor
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So 27. Apr 2014, 17:08 - Beitrag #56

Slowjansk: Nach dem wochenlang unterstellt wurde, die prorussischen Separatisten seien in Wahrheit reguläre russische Truppen oder wenigstens Agenten Moskaus, präsentiert die selbsternannten Miliz des selbsternannten Bürgermeisters von Sonja Slowanzk auf einer selbsternannten Pressekonferenz gefangengenommene deutsche, schwedische, dänische und tschechische Soldaten der selbsternannten Öffentlichkeit vor. (Hierbei dürfte es sich um einen Verstoß gegen die Genfer Konvention halten, aber es ist ja noch die Fragen offen, ob die hier auch anzuwenden ist.) Nunmehr fordern sie denn Austausch der sogenannten NATO-Spione gegen die selbsternannten Gefangenen der sogenannten Reagierung in Kiew.

Die Selbsterkenntnis des sogenannten Westens fehlt. Niemand erkennt den Zusammenhang. Seit 2 Monaten verbreitet man das Märchen, die sogenannten "grünen Männchen" mit ihren lustigen Pelzmützen und St.-Georg-Bändchen seien russische Spezialeinheiten und Geheimdienstler, die gleich tausendfach in die Ukraine eingedrungen seien. Wie mag sich der lustige Iwan gefühlt haben, als er mitten in Donezk Angehörige westlicher Streitkräfte bei einer Kontrolle entdeckte und gegangennahm?
Wenn nun auch Moskau ernsthaftes Interesse daran zeigt, die Freilassung der militärischen OSZE-Beobachter zu erwirken, aber auch nicht weiter kommt, könnte das natürlich auch beweisen, dass Moskau eben keine Kontrolle über die Milizen und die neue Bürokratie in der Ostukraine hat.

Bei den Soldaten handelt es sich um Militärinspekteure der OSZE. Ihre Mission läuft eigentlich seit Jahren. Ihre Aufgabe ist es die Militärsysteme und Streitkräfte der Vertragsstaaten zu inspizieren. Es handelt sich um Rüstungskontrolleure.
Das deutsche Auswärtige Amt erklärte die Mission wiefolgt.
Zitat von Auswärtigs Amt:Zentrale Bestandteile des WD 11 sind Bestimmungen über den Austausch von Informationen unter den Teilnehmerstaaten über ihre Streitkräfte und Hauptwaffensysteme (Kap. I), die Verteidigungsplanung einschließlich der Haushaltsplanung (Kap. II) sowie Maßnahmen zur Verminderung von Risiken durch Konsultations- und andere Mechanismen der Zusammenarbeit (Kap. III). Es enthält ferner ausführliche Bestimmungen über die Gestaltung militärischer Kontaktmaßnahmen und der Zusammenarbeit (Kap. IV), schafft Transparenz durch Bestimmungen zur vorherigen Ankündigung bestimmter militärischer Aktivitäten und deren Beobachtung (Kap. V bzw. VI) sowie weitere vertrauensbildende Maßnahmen und Mechanismen zur friedlichen Konfliktbewältigung.
[...]
Weitere Instrumente zur Vertrauensbildung im Rahmen des Wiener Dokuments sind militärische Kontakte wie Besuche von Militärflugplätzen und anderen militärischen Einrichtungen (Kap. IV) sowie Vorführungen von Hauptwaffensystemen, ergänzt um regionale Maßnahmen zur Steigerung von Transparenz und Vertrauen (Kap X).

Die Region befindet sich bekanntermaßen jedoch seit Wochen nicht mehr unter Kontrolle der Interimsregierung in Kiew. Dort befinden sich keine regulären Streitkräfte der ukrainischen Armee, wenn doch, dann im Rahmen eines sogenannten Anti-Terror-Einsatzes.
Welche ukrainischen Truppen wollten diese Soldaten denn in der Stadt inspizieren oder konsultieren?
Sie sind unangemeldet in das von Separatisten kontrollierte Gebiet eingereist und hatten dafür sicherlich ihre Gründe gehabt. ;)
Eine Erklärung für das Ganze brauchten wir im Grunde aber gar nicht. Russland hat den Schwarzen Peter nunmal schon gepachtet. :crazy:

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Mo 28. Apr 2014, 11:06 - Beitrag #57

es mag sein, dass es Instanzen auf der Welt gibt, die durchblicken, was in der Ukraine gespielt wird. Die Medien und die Öffentlichkeit zählen nicht dazu.

Maglor
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Di 6. Mai 2014, 21:01 - Beitrag #58

Der Body-Count ist das einzige was zählt.
Im Moment holen die prowestlichen Aktivisten kräftig auf und mischen die sogenannten prorussischen Aktivisten bzw. die selbsternannten Separisten oder die fremdernannten Aktivisten kräftig auf.
Was auch immer gerade in der Ukraine geschieht, es ist die alte Geschichte wie damals bei Gogol oder hier im neorussischen Historienschinken.

Maglor
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Mo 19. Mai 2014, 21:49 - Beitrag #59

Mariupol:
Die Demokraten sind in der Ostukraine jetzt auf Vormarsch. Rinat Achmetev, der reichste Oligarch der Ukraine und einstiger Parteifreund von Janukowytsch, zieht alle Register. Er setzt jetzt die 300.000 Mitarbeiter seines Konzern als Bürgerwehr ein.

    Der 47-Jährige, dessen Vermögen auf mehr als acht Milliarden Euro geschätzt wird, hat die etwa 300.000 Angestellten seines Metinvest-Konzerns aufgerufen, sich den Separatisten in den Weg zu stellen.

    Achmetow sieht durch den prorussischen Aufstand in der Ostukraine seinen Status als Quasi-Feudalherr in der Region Donbass gefährdet. In den vergangenen Wochen hat der Unternehmer mehrfach schriftliche Erklärungen veröffentlicht, in denen er die Einheit der Ukraine anmahnte.

    "Metinvest ist eine große Armee"

Genau das haben wir uns die Ukraine immer vorgestellt. Wir müssen die Oligarchen vor Putin retten, wenn es sein muss auch die anderen! :crazy:

Besonders pikant wird es dadurch, dass Achmetow schon seit mehreren Wochen als Verhandlungspartner von westlichen Politikern akzeptiert wird. Steinmeier konsultierte den Oligarchen bereits im März. Zum runden Tisch mit der OSZE wurde Achmetow ebenfalls er als mutmaßlicher Vertreter der Ostukraine eingeladen, obwohl er weder über Amt, Mandat oder sonstige Legitimierung verfügt. Auf Wunsch der Interims-Regierung in Kiew werden die Volksgouverneure und -bürgermeister der Separitisten/Terroristen natürlich nicht an den Gesprächen beteiligt. Das ist sicher eine diplomatische Lösung.

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Di 27. Mai 2014, 18:39 - Beitrag #60

Über die gläsernen Urnen bei der Präsidentschaftswahl hat sich, wie zu erwarten, niemand beschwert. Mehrere nicht als prowestlich zu betrachteten Kandidaten wurden Opfer von tätlichen Angriffen und zogen ihre Kandidatur aus Sicherheitsgründen zurück.
Von allgemeinen und freien Wahlen kann zwar nicht die Rede, da aber der Lieblingsoligarch von Dr. Eisenfaust gewonnen hat, nur 20 % für offensichtlich faschistische Kandidaten (einschließlich Gasprinzessin) stimmten und Wladimir Wladimitowitsch die Wahl bereits im Vorfeld anerkannt hat, brauch man sich über die weitere Legitamation keine Gedanken mehr machen. Einem finalen Show- oder Shootdown in der Ostukraine steht jetzt ja nicht mehr im Wege.

Alle tun jetzt so, als wäre der Knoten gelöst, wenn Putin die Wahl anerkennt. Alle tun so, als fände auf dem Maidan ein harmloses Zeltlager statt, aber die Barrikaden stehen ja noch. Werden die radikaleren Kräfte des Maidan den Schokoladenkönig akzeptieren? Was wird aus den eilig aufgestellten Milizen, dem "rechten Sektor" und den anderen prowestlichen Irren unter Waffen?

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