Vereine auf dem rechten Auge blind?

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janw
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Fr 28. Feb 2014, 15:47 - Beitrag #1

Vereine auf dem rechten Auge blind?

Gestern sah ich in "panorama" einen Beitrag über rechte Gewalt in der Fußball-Fanszene.

Dort kam zum Ausdruck, daß z.B. auch Vereine wie Borussia Dortmund erhebliche Anteile Fans haben, die ihre rechte Gesinnung handgreiflich zum Ausdruck bringen, auch gegen anders denkende Fans des eigenen Vereins.
Die Verbandsspitze soll seitens des DFB auf die Problematik hingewiesen worden sein, aber wenig gemacht haben. In einem Falle wurde sogar berichtet, daß statt der rechten Schläger die dagegen gerichtete Gruppe bestraft und ausgeschlossen wurde.

Ich frage mich, was ist dort los? Wird es seitens der Vereine zugelassen, geduldet, unterstützt, den Fußball zum Austragungsort von gegen Zuwanderer und Andersdenkende gerichteten Gesinnungen werden zu lassen?
Seitens Vereinen, die einen Gemeinnützigkeitsstatus haben, im Rahmen von mit öffentlichen Mitteln unterstützten (Polizeibegleitung!) Veranstaltungen?

Gibt es - die Frage sei erlaubt - möglicherweise finanzielle und/oder personelle Verquickungen zwischen den Vereinen und dem NPD-Umfeld?

Ipsissimus
Dämmerung
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Fr 28. Feb 2014, 16:29 - Beitrag #2

Diese Blindheit auf dem rechten Auge durchzieht doch die gesamte Gesellschaft, und wenn der DFB seine Fürsorgepflicht durch Information der Vereine an diese abzuschieben versucht, bläst das im Grunde nur ins selbe Horn - er müsste die Vereine nicht informieren, sondern zu konkreten Maßnahmen zwingen. Das aber ist problematisch, solange zur Optimierung der Einnahmenspanne eben noch die Realpräsenz der Fans im Stadion erforderlich ist. Und zu denen gehören eben auch die Ultras. Wenn die einfach wegbleiben würden, sänke der atmosphärische Faktor erheblich, dami die Akzeptanz im Fernsehn und damit das Interesse der Werbekundschaft.

Maglor
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Fr 28. Feb 2014, 19:52 - Beitrag #3

Die Vereine profitieren erheblich von der schlichten Zahl ihrer Fans.
Die Sicherheitskräfte sind damit hingegen überfordert und schon zufrieden, wenn niemand totgeschlagen wird und es keinem gelingt das Stadion anzuzünden. Im Zweifel sorgt man einfach für eine räumliche Trennung "verfeindeter" Fans. Die sind hintern Gittern, auf Abstand und können nur noch verbal zuschlagen. Das nennt man glaube ich Deeskalation.

Rechte Gesinnung kann viel bedeutet und ist meines Erachtens weit verbreitet und tritt mit zunehmender Alkoholisierung offen zu Tage. Ob dann immer eine Anbindung an Partei oder Kameradschaft besteht, ist eine ganz andere Frage.
Besser macht es die Entgleisung natürlich nicht, wenn sie außerhalb des NPD-Umfeldes stattfindet. ;)

Traitor
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Fr 28. Feb 2014, 20:06 - Beitrag #4

An sich ist die Verbindung altbekannt. Anscheinend war sie zwischendurch etwas zurückgegangen, seit einigen Jahren aber wieder stärker präsent. Aber ob das nur Medienberichttrends waren, echte zwischenzeitliche Beruhigung oder bewusste Tarnung? Harte Zahlen kenne ich nicht, falls es sie überhaupt gibt.
In einem Falle wurde sogar berichtet, daß statt der rechten Schläger die dagegen gerichtete Gruppe bestraft und ausgeschlossen wurde.
Ich weiß nicht, welchen Fall du konkret meinst, aber soviel ich weiß, gab es mehrere in dieser Richtung. Das Problem ist, dass es auch auf "linksautonomer" Seite gewaltbereite und kriminelle Gruppierungen gibt, und sowohl im Fußball als auch in anderen Bereichen die Rechten immer besser darin werden, diese zu provozieren. Dann kann es durchaus vorkommen, dass die Rechten fragwürdige, aber nicht formell straffähige Aktionen bringen und die linke Reaktion strafwürdig ist, auch ohne einseitige Blindheit der Vereine oder Polizei.

Besonders suspekt sind mir in diesem Zusammenhang die Verbindungen von rechten Fans und Ordnerfirmen. Personelle Verbindungen bis hoch in die Vereinsspitzen halte ich aber für unwahrscheinlich, das wäre längst herausgekommen. Und würde wohl auch von den inzwischen fast überall vorhandenen extern besetzten Aufsichtsräten als zu großes Imagerisiko angesehen. Eher Wegschauen und Duldung.

Zu bedenken ist aber auch, dass ein einzelner Verein keine allzu großen Möglichkeiten hat, politisch durchzugreifen. Wenn er sich dabei nicht auf Weisungen der Polizei oder des Verbands beruft, hat er ganz schnell Diskriminierungsklagen am Hals. Das ist letztlich die gesteigerte Version von Ipsissimus' Einwand: selbst wenn der Verein wollen sollte, kann es noch nötig sein, ihn zu zwingen, statt ihn nur zu informieren.

Und auch von Seiten der weisungsbefugten Organe muss man genau aufpassen, welche Anlässe man für Sanktionen hernimmt. Automatische Stadionverbote für NPD-Parteimitglieder hätten z.B. keine demokratisch-rechtsstaatliche Rechtfertigung. Wenn es rechtlich einwandfrei sein soll, muss man es schon bei der konkreten Nachverfolgung von Gewalt- und Volksverhetzungsdelikten belassen. Und dann kommt man leider auch nicht weit über Einzelpersonen hinaus, da die meisten Fangruppen vermutlich nicht offiziell registrierte Entitäten sind.

Die andere Frage ist, wie es mit Aufklärungs-, Präventions- und Umfeldstimmungsänderungs-Kampagnen aussieht. Natürlich haben alle großen Vereine auf dem Papier soetwas, aber wieviel davon ist nur Augenwischerei, wieviel ernstgemeint und hinreichend finanziert?

Maglor
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Sa 1. Mär 2014, 19:39 - Beitrag #5

Zitat von Traitor:Die andere Frage ist, wie es mit Aufklärungs-, Präventions- und Umfeldstimmungsänderungs-Kampagnen aussieht. Natürlich haben alle großen Vereine auf dem Papier soetwas, aber wieviel davon ist nur Augenwischerei, wieviel ernstgemeint und hinreichend finanziert?

Meines Wissens gibt es Kontaktpersonen bei der Polizei, die direkt den Kontakt zu den Fanclubs und auch den Ultras halten.
Ich denke aber, dass da eher um eine allgemeine Aufrechterhaltung der Ordnung im Stadion geht und die Polizei damit schon überfordert und wohl kaum die Zeit hat währendessen die politische Gesinnung jener Fans zu ermitteln, zumal dies ja gar nicht Teil ihres Auftrags ist.
Ich glaube auch gar nicht, dass das die Aufgabe der Polizei ist. Der Verfassungsschutz ist ja für seine Arbeit bekannt. :rolleyes:


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