Köhler 2010:
dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren
Gauck 2014:
Und in diesem Kampf für Menschenrechte oder für das Überleben unschuldiger Menschen ist es manchmal erforderlich, auch zu den Waffen zu greifen.
(Original beim Deutschlandfunk)
Der Parallelismus der Argumentationsstrukturen ist auffällig - 1. Deutschland hat diese Interessen, 2. diese Interessen sind unantastbar, also 3. muss man für sie Krieg führen.
Der Unterschied in den fraglichen Interessen ist aber natürlich ein gewaltiger, und die "Dschihad"-Interpretation konstruiert eine Äquivalenz, die aufgrund der unterschiedlichen internationalen Akzeptanz und kritisch-theoretischer Untermauerung von Religionsfanatismus einerseits und Menschenrechten andererseits nicht gegeben ist. Löblich ist bei Gauck auch, dass er nur von Eingreifen "im Verbund mit denen, die in der Europäischen Union oder in der NATO mit uns zusammengehen, [...] im größeren Rahmen" - die Satzstruktur sagt für mich eindeutig, dass der "größer"-Komparativ sich auf "EU oder NATO" bezieht, also nur die UNO meinen kann, er sich also implizit gegen Alleingänge von Staaten oder kleineren Bündnissen wendet.
Wenn es sich um eine grundsätzliche Programmrede gehandelt hätte, würde ich ihm vor allem vorwerfen, das Militär nicht als allerletzte Option bezeichnet und keine Alternativen diskutiert zu haben - da es aber nur eine Einzelantwort zu einer spezifisch militärbezogenen Frage war, denke ich, dass die Aussage so, wie sie ist, durchaus vernünftig ist.
Interessant ist aber noch ein Zitat Gaucks zwei Sätze früher:
Es gab früher eine gut begründete Zurückhaltung der Deutschen, international sich entsprechend der Größe oder der wirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands einzulassen.
Da ist er wirklich nur sehr knapp an einem Köhler-Fauxpas vorbeigeschrammt, zum Glück für ihn würde er einen Rechtsstreit wegen Verleumdung gegen folgende Zitierweise aber vermutlich gewinnen:

Es gab früher eine gut begründete Zurückhaltung der Deutschen, international sich entsprechend der Größe oder der wirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands einzulassen. [...] Aber heute [...] ist es manchmal erforderlich, auch zu den Waffen zu greifen.