Verlaufen im Ukrainekrieg

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Maglor
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Di 10. Mär 2015, 20:57 - Beitrag #21

Das macht natürlich sehr viel Sinn. Ein paar britischen Bloggern soll es ein halbes Jahr nach den Ereignissen also gelungen sein, handfeste Beweise für den Abschuss von MH17 sowie die Beteiligung russischer Truppen im Donbass zu präsentieren, nachdem dies zuvor weder weder amerikanischen, ukrainischen noch anderen europäischen Staaten gelungen ist, geschweige denn den OSZE-Beobachtern vor Ort.
Passend zum Thema Propaganda: Neuerdings gibt es sogar Beschwerden der einzelner NATO-Staaten, über den NATO-Europa-Oberbefehlshaber Breedlove, dieser habe bzgl. der Rolle Russland in der Ukraine maßlos übertrieben und "gefährliche Propaganda" verbreitet, N-TV

Zitat von Lykurg:Zu den russischen Truppen auf der Krim hat Putin sich inzwischen ja eindeutig geäußert - die haben sich nicht verlaufen, sondern waren auf seine Anweisung hin dort, ob mit Urlaubsschein oder ohne.

An welcher Stelle hat sich denn Putin eindeutig dazu geäußert? Die jüngsten russischen Veröffentlichungen sagen konkret gar nichts aus.
Bei der jüngsten Veröffentlichung ist der chronologische Ablauf zu beachten.

Zitat von Zeit:"Wir beendeten die Sitzung etwa um sieben Uhr morgens", erzählt Putin in dem Filmtrailer über die Sitzung in der Nacht zum 23. Februar 2014. "Als wir uns trennten, sagte ich zu meinen Kollegen: Wir müssen beginnen, die Krim zurück zu Russland zu holen." Vier Tage später übernahm eine schwer bewaffnete Kommandoeinheit die Kontrolle über das Regionalparlament der Krim. Dieses stimmte daraufhin in einer kurzfristig angesetzten Sitzung für die Abhaltung eines Referendums über den Anschluss an Russland. Die Ukraine warf Moskau daraufhin eine "Invasion" auf der Halbinsel vor.


Die Krise auf der Krim hatte jedoch bereits am 21. Februar 2014 begonnen, als das dortige Parlament darüber abstimmen wollte, Putin wegen des Umbruchs in Kiew bzw. nach dem Sturz des Präsidenten um Hilfe zu bitten. Die Abstimmung wurde durch die Besetzung des Parlaments durch tatarische Demonstranten verhindert. Diese Initiave ging also sehr wohl von der Krim aus.

Zitat von taz:Trotz allem Optimismus, ist nicht die Gefahr einer Sezession von der Ukraine auf der Krim besonders groß?

Am vergangenen Freitag [21. Februar 2014] wollte der Oberste Sowjet der Autonomen Republik Krim, der von der Janukowitsch-Partei dominiert ist, sich an Russlands Präsident Putin wenden, um Unterstützung zu erhalten. Es gibt sogar Stimmen, die behaupteten, dass Putin bereit war, die Unabhängigkeit der Krim anzuerkennen.

Warum ist es nicht zu dieser Anerkennung gekommen?

Wir Krimtataren haben den Abgeordneten ganz klar gesagt: Wenn das stattfindet, dann marschieren wir da rein in euren Saal, und dann bleiben wir dort und blockieren eure Arbeit. Das haben wir ganz ruhig gesagt, ohne irgendwelche Hysterie. Und es fand nichts dergleichen statt.


Später behauptete der russische Freischärler Igor "Strelkow" Girkin bei der Besetzung des Parlament von Simferopol beteiligt gewesen zu sein. Girkin wurde später Verteidigungsminister der Separatistenrepublik Donezk und wurde nach seine Entlassung zunehmend geschwätzig. Girkin pflegte pflegte während seiner Aktivitäten in der Ukraine offenbar Kontakte zu dem russischen Rechtsradikalen Alexander Dugin und dem ähnlich spinnerten russischen Oligarchen Malofejew. Die Führung der russischen Donbass-Känpfer bestand aus ehemaligen Mitarbeitern des Oligarchen wie Girkin. Mittlerweile sind sie offenbar alle in Ungnade geraten, sowohl der Ideologe Dugin, der Oligarch Malofejew und natürlich der "Schütze" Girkin.
Putins angeblich eindeutigen Äußerungen sind für ein russisches Publikum bestimmt. Sie klingen eher wie ein Dementi oder eine Entschuldigung. Er habe schon damals die Krim gewollt, es wäre alles seine glorreiche Idee gewesen und es waren nicht nur diese Rockerbanden, Nationalbolschewisten, Eurasisten oder irgendwelche Irren aus dem Kaukasus.
Dass Putin Soldaten auf die Krim verlegt hat, ist glasklar. Die entscheidende Frage ist die, ob solche Truppenverlegungen auf die Krim nur eine Drohgebärde waren und die russischen Soldaten brav und anständig in ihren russischen Kasernen saßen oder ob diese russische Soldaten in den Innenstädte der Krim auftraten und dort die Kontrolle an sich rissen. De facto hatte auf der Krim aber niemand die Kontrolle, dem man sie hätte wegnehmen können. Die sogenannten "Selbstverteidigungskräfte" oder eben die "grünen Männchen" übernahmen, dass von tatarischen Oppositionellen besetze Parlament. Kampfhandlungen blieben auf der Krim, anders als im Donbass nahezu aus, erst beim offiziellen Fahnenwechsel und der Übernahme der ukrainischen Kasernen durch russische Truppen kam es zu Kleinstgeplänkeln.

Kein Gerücht ist übrigens, dass sich seit September 2014 dutzende Angehörige des US-Militärs in der Ukraine befinden, um die dortigen Truppen für den Kampf im Donbass auszubilden.
Im Januar 2015 verteilte der amerikanische General Hodges, Oberbefehlshaber für Europa, sogar Tapferkeitsabzeichen der US-Army an verdiente ukrainische Kämpfer, während andernorts die Verhandlungs für Minsk II vorbereitet wurden.
Jüngst gab General Hodges bekannt, es stünden 12.000 russischen Soldaten in der Ostukraine und forderte zu Waffenlieferungen an die Ukraine auf.

Maglor
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Do 14. Mai 2015, 22:21 - Beitrag #22

Die Ukraine zieht Konsequenzen aus der Kriegsmüdigkeit der eigenen Bevölkerung. Die Armee findet immer weniger Zulauf bei der eigenen Bevölkerung. Die Privatarmeen der Oligarchen haben sich als politisches Risiko erwiesen. Deswegen werden jetzt ganz offiziell Ausländer angeworben.
"Durch die Ausländer, die den Streitkräften beitreten, verringern sich der Mobilisierungsbedarf bei Ukrainern und die Ausgaben für die Kampfteilnehmer, Invaliden und Hinterbliebenen", sagte Gesetzesautor Dmitri Timtschuk der Internetzeitung "Ukrainskaja Prawda".
[...]
Im Dezember hatte ein Vertreter des ukrainischen Generalstabs die Zahl der Freiwilligen aus dem Ausland, die auf ukrainischer Seite kämpfen, auf rund tausend Mann beziffert. Bislang werden sie ausschließlich in ukrainischen Freiwilligenverbänden eingesetzt. Die Kämpfer stammen aus zahlreichen Ländern. Eine größere Fraktion stammt aus Russland, eine signifikante Zahl stammt aus Tschetschenien. Spiegel

Lykurg
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Sa 16. Mai 2015, 10:22 - Beitrag #23

Fast schon ein Jahr alt, aber lohnend: Ein Foreign-Affairs-Artikel schlüsselt sauber auf, inwieweit die Ukrainekrise Schuld des Westens ist, und (zumindest andeutungsweise) was für kollidierende strategische Ziele auch innerhalb des Westens davon berührt werden.

Ipsissimus
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Sa 16. Mai 2015, 22:18 - Beitrag #24

brilliant

Maglor
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Di 19. Mai 2015, 22:25 - Beitrag #25

Es greift zu kurz, die Sache allein auf den Westen zu schieben. Ein Stück weit wird das westliche Bündnis oder auch Russland von ukrainischen Gruppierungen für eigene oder "ukrainische" Zwecke missbraucht. Es gibt eindeutig ukrainische Pofiteure dieser ganzen Entwicklung. Die Ukrainer sind keine bloßen Strohpuppen, die von den Großmächten hin und her geschoben werden. Das sollte die Weltöffentlichkeit endlich begreifen.

Wir sollten nicht immer wieder auf die gleichen Lügen hereinfallen.
Diesmal hat z. B. die Ukraine wirklich zwei russische Soldaten erwischt. Spiegel.

Lykurg
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Di 26. Mai 2015, 11:29 - Beitrag #26

Ihr selbstgegebener Status ist interessant...
Die OSZE-Vertreter befragten die Gefangenen in Abwesenheit ukrainischen Personals. Einer der Soldaten sagte, er sei auf Befehl seiner Armeeeinheit in der Ukraine. Er hätte nach drei Monaten "rotieren" sollen. Beide Gefangenen gaben an, sie seien schon früher in der Ostukraine im Einsatz gewesen. Dabei betonte einer der Soldaten mehrfach, in der Ukraine kämpften keine russischen Truppen.

Beide Soldaten gaben auch der Nowaja Gazeta Interviews. Darin äußerte einer den Wunsch, den Status eines Kriegsgefangenen zu erhalten. "Ich diene in der russischen Armee. Oder zumindest habe ich gedient", sagte ein Soldat. Er habe den Dienst nicht quittiert, daher wolle er nicht als "Söldner oder Bandit" behandelt werden.
Es ist auch kein Wunder, daß die sich verlaufen, wenn sie ständig rotieren müssen. Da wird einem ja schwindlig!
Quelle

Ipsissimus
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Di 26. Mai 2015, 13:03 - Beitrag #27

Wenn die Beteiligten ein Possenspiel betreiben wollen, bekommen sie eben ein Possenspiel^^

Feuerkopf
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Di 26. Mai 2015, 13:54 - Beitrag #28

Ist halt mal wieder einer dieser nie offiziell erklärten Kriege.

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Do 28. Mai 2015, 10:42 - Beitrag #29

So ist es; über die Söldner auf ukrainischer Seite wird zumindest hier weniger berichtet. Es ist aber auch zu faszinierend, die Strategie der anderen Seite zu beobachten: Wenn man genug Truppen, Panzer und Artillerie auf der eigenen Seite der Grenze stationiert und auf den Abenteuerspielplatz im Wald schickt, ist kein Wunder, sondern eher Statistik, daß ab und zu ein Hansel versehentlich in der Ukraine ankommt.^^

Maglor
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So 31. Mai 2015, 21:33 - Beitrag #30

Bei den "Russen" auf Seiten der Separatisten müsste eigentlich differenziert werden. Es kämpfen dort auch eine unbestimmte Zahl von Deutsch-Russen, Lettland-Russen, Kasachstan-Russen, Moldawien-Russen, Kaukasus-Russen etc. Von den echten Russen werden Teile offensichtlich von russischen Oppositionsparteien (Nationalbolschewisten, Neokosaken, Eurasisten) unterstützt, andere wahrscheinlich vom tschetschenischen Potentat Kadyrow II. Eine ganz wichtige Rolle spielt sicher auch der russische Oligarch Malofajew. Ich bin mir auch ganz sicher, dass die abtrünnigen georgischen Teilrepubliken Abchasien und Südossetien politisch und militärisch innerhalb des Separatisten-Konglomerats eine bedeutsame Rolle spielen.
Man kann nicht so tun, als würde dort allein Putin als der Überrusse alle Fäden ziehen.

Zudem ist wohl kaum zu leugnen, wie die Lage aussehen würde, wenn dort tatsächlich reguläre russische Truppen im Einsatz wären.
Der gelbe Bereich der Karte zeigt die größte Ausdehnung des Separatistengebietes im Frühsommer 2014, der rote Bereich den verbliebenen Rest. (Es handelt sich nur um einen winzigen Ausschnitt der Ukraine, besagte Oblaste Donezk und Luganst.) Der Frontverlauf bewegt sich kaum. Seit die Separatisten angeblich mit tausenden russischen Soldaten und schweren Waffen versorgt werden, konnte sie nicht einmal jenes Gebiet zurückerobern, dass sie sich mit Frühjahr 2014 noch mit Flinten und Dachlatten durch simple Hausbesetzungen erobert hatten.
Bild
Wie massiv sicher aber ein russisches Eingreifen auswirken kann, zeigt der Kaukasuskrieg von 2008. Binnen weniger Tage war die Sache entschieden und die Georgier mussten die Niederlage eingestehen. Der gescheiterte Kriegsheer Saakaschwili, damals Präsident von Georgien wurde jüngst von Poroschenko zum Gouverneur des ukrainischen Oblast Odessa ernannt. In der georgischen Heimat wurde ihm (neben der üblichen Veruntreuung und Korruption) vorgeworfen, den Konflikt mit Südossetien und den Krieg mit Russland bewusst provoziert zu haben. Jetzt kann ja in Odessa zeigen, was er kann, immerhin gibt es in Odessa zur Genüge ethnische Russen, die es weichzuklopfen gilt. Nach der gewaltsamen Niederschlagung der dortigen Separatisten im letzten Jahr können die sicher einen erfahrenen Russland-Bekämpfer gebrauchen. Fingerspitzengefühl ist anders. ;)

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Mi 16. Sep 2015, 10:49 - Beitrag #31

Im Interview schildert die ehemalige Bürgermeister von Slowjansk ihre Sicht auf den Konflikt. Ihrer Meinung nach handelt es sich um einen Konflikt zwischen verfeindeten ukrainischen Oligarchen. Die Alleinschuld tragen die Ukrainer. Bemerkenswert ist auch ihre Einschätzung des ehemaligen Separatistenführers Girkin, der wäre nunmal einfach der Fachmann.
Ihre Informationen stammen wohl aus erster Hand. Die demokratisch gewählte Bürgermeisterin wurde 2014 von den Separatisten entführt und von der Bildfläche verschwunden, nach der "Befreiung" durch die imperialen Streitkräfte wurde sie verhaftet. Nunmehr wird ihr vorgeworfen die Separatisten unterstützt zu haben. :confused:

Zitat von Nelja Schtepa:Ich glaube, alles ist so von vorne herein von Kiew geplant gewesen. Ja, der Euromaidan selbst wurde von Oligarchen initiiert, um den damaligen Präsidenten Wiktor Janukowitsch zu entmachten. Am Anfang war es ein Krieg zwischen dem Präsidenten und den Oligarchen. Später ging es dann um kleine Verteilungskriege zwischen den Oligarchen. Jeder schuf in seiner Provinz kriminelle Gruppierungen, um sein Vermögen zu schützen. [...]
Heute führen Oligarchen gegeneinander Krieg. Manche von ihnen mussten aus dem Donbass nach Russland fliehen. Wen sollen sie dort bitte schön anheuern? Richtig, Russen. Heute haben wir es im Osten der Ukraine sowohl mit Russen als auch mit russischen Waffen und russischer Technik zu tun. Dafür muss aber nicht Russland geradestehen, sondern diejenigen, die nach Russland abgehauen sind. taz

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Do 29. Okt 2015, 16:26 - Beitrag #32

Wenn man sich schon einmal verlaufen hat...
Zitat von Zeit, Artikel über russische Angriffe in Syrien:Mehrere Dutzend Elitesoldaten, die ähnlich wie die US-Antiterroreinheit Delta Force operieren, wurden angeblich bereits kürzlich aus der Ost-Ukraine nach Syrien verlegt. Sie seien in ukrainischen Gebieten eingesetzt gewesen, die von prorussischen Rebellen kontrolliert werden, zitierte das Wall Street Journal einen ungenannten Beamten des Verteidigungsministeriums – eine Präsenz, die Moskau bisher abgestritten hat.
Quelle

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Do 29. Okt 2015, 22:17 - Beitrag #33

Total seriöse Information. ;)
Noch besser ist das, was ich neulich im Radio gehört habe. Putin versuche mittels seines Eingreifens in Syrien zugunsten Assads die Flüchtlingsströme anzutreiben oder wenigstens zu beeinflussen, um so Druck auf die EU in der Ukrainefrage auszuüben.

Lykurg
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Fr 30. Okt 2015, 00:56 - Beitrag #34

Dachte ich mir auch. ;) Dazu kommt, daß das WSJ nur für Abonnenten abrufbar ist - nicht, daß das 'Originalzitat' von dort wesentlich zuverlässiger gewesen wäre.

Aber ja, schöne Theorie! Das wird der Grund sein.

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Fr 30. Okt 2015, 12:40 - Beitrag #35

"Wie Putin Europa mit DEN Flüchtlingen erpresst" lautet die markige Überschrift bei der huffingtonpost, aber die könnte genauso gut beim Postillion stehen. Wie diese Erpressung Europas genau laufen soll, wird im weiteren Text natürlich nicht erklärt. (Auf der Metaebene ist es auch interessanter Aspekt, dass die syrischen Flüchtlinge hier ja als ultimative Gefahr für Europa gesehen werden.)
Ganz personalisiert auf den Übermenschen Putin wird die russische Taktik wie folgt beschrieben: "Seine [d.h. Putins] Taktik: Er richtet noch mehr Chaos und Zerstörung an, als ohnehin schon vorhanden ist. Und sorgt so dafür, dass man mit ihm verhandeln muss, wenn man diesen Krieg beenden will. Dann stellt er seine Bedingungen. "

Die tatsächlichen Fakten werden auch gerne übersehen. Wer erpresst eigentlich wen? Russland hat innerhalb weniger Monate fast 1 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Die Idee einen Grenzzaun zu errichten hat bisher nur die Ukraine.

Besonders zu beachten sind die unterschiedlichen Rollen. Anders als in der Ukraine ist es in Syrien der Westen, der einseitig separistische Rebellen mit Waffen, Knowhow und Luftangriffen unterstützt.

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Mi 8. Jun 2016, 15:43 - Beitrag #36

Der anhaltende Konflikt in der Ukraine ernährt die Hunde des Krieges. Die Ostukraine wird zum Mekka für Waffenschmuggler. Es ist doch nur eine Frage der Zeit bis Kriegswaffen bei westeuropäischen Terroristen auftauchen, zumal rechtsextremisten aus ganz Europa bei den Kämpfen im Donbass vertreten sind.
Der Geheimdienst hatte in der Ukraine einen Franzosen namens Grégoire M. festgenommen, mit mehr als 130 Kilogramm Sprengstoff im Gepäck. Angeblich habe er Frankreich mit Terror überziehen wollen. Als Grund habe er Hass auf Muslime und Juden und Ärger über die Einwanderungspolitik der Regierung in Paris angegeben. ...

Gregoire M. hatte nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes SBU Kontakte zu bewaffneten Verbänden in der Ostukraine aufgebaut und sich nach der Möglichkeit erkundigt, Waffen zu kaufen. Der Franzose soll rechtsextrem sein. Spiegel


In der Ostukraine kamen bisher fast 10.000 Menschen zu Tode. Durch den freier Verkehr von kampferprobten Söldner und Freiwilligen sowie eines sich verselbständigen Waffenhandels besteht jederzeit die Gefahr eines Exports der Gewalt. Man kann es natürlich auch so sehen, dass die Kämpfer und die Waffen nur in ihre Ursprungsländer zurückkehren. Diese Gefahr ist jedenfalls realer, als die eine russischen Großinvasion. Der NSU hantierte mit einfachen Pistolen und selbstgebauten Bomben. Auf dem illegalen Waffenhandel dominierten bisher museumsreife Flinten vom Balkan. In der Ukraine gelangen jedoch neuwertige Waffen auf den europäischen Markt.

Lykurg
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Do 9. Jun 2016, 09:28 - Beitrag #37

Daß es viel bessere Presse gibt, in schmutzigen Kriegen mit fragwürdiger Legitimation Söldnerheere einzusetzen, statt (offiziell) eigene Truppen zu schicken, haben die USA ja im Irakkrieg vorgemacht. Insofern ist das russische Handeln nur nachvollziehbar, die internationale Reaktion wäre einfach unhübsch. Darüber hinaus ist es natürlich noch viel besser, die Drohung eines 'richtigen' Eingreifens, 'um für Ruhe und Ordnung zu sorgen' bzw. 'die russischen Landsleute', die dort leben oder dort Urlaub machen, zu schützen, aufrechtzuerhalten, statt seine regulären Truppen in einen Kleinkrieg zu schicken. Daß man den Rebellen Ausbilder und (dringend) gebrauchte Waffensysteme schickt, ist dagegen natürlich eine Freundschaftspflicht.

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