Verlaufen im Ukrainekrieg

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Maglor
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So 31. Aug 2014, 18:43 - Beitrag #1

Verlaufen im Ukrainekrieg

Es kam im Ukraine-Konflikt immer wieder vor, dass sich Soldaten verlaufen.
Am 25. April wurde u. a. vier Bundeswehrsoldaten, die keine Hoheitsabzeichen trugen, in Slawiansk von Separatisten an einer Straßensperre angehalten und gefangengenommen. Wahrscheinlich hatten sie sich verirrt und waren versehentlich in das Separatistengebiet eingedrungen.
Am 18. Juli verirrte sich eine amerikanischen Aufklärungsflugzeug in den schwedischen Luftraum, nachdem es hoch über der Ostsee die Aufmerksamkeit der russischen Luftwaffe erregte.
Die Ukraine nahm 10 russische Fallschirmjäger gefangen, die sich nach russischen Angaben verirrt hätten und versehentlich in die Ukraine eingedrungen wären.
Ausgetauscht wurden die 10 Russen gegen gleich 60 ukrainische Soldaten, die im Laufe der Kampfhandlungen in das russische Staatsgebiet eingedrungen waren.

Das ist eigentlich alles ganz normal.
Am 3. August fragt der Focus noch, "Was machen 438 ukrainische Soldaten in Russland?"
Jetzt ist ist von offizieller Seite der NATO von 1000 russischen Soldaten in der Ukraine die Rede. Die Separatisten dementieren, es gebe lediglich 3.000 freiwillige Kämpfe aus Russland.

Es ist ja auch ein schwieriges Problem. Keiner weiß so genau, wo Russland anfängt oder aufhört.

Ein anderes Problem findet jedoch noch weniger Beachtung. Die 10 russischen Infanteristen können noch lange nicht als Beleg für das geschilderte Szenario gelten, wonach 1000 Russen mit Panzern und schweren Waffen in die Ukraine eingedrungen seien. Vielleicht haben die sich ja falschen abgeboben und jetzt in Abchasien versprengt.
In den weißen LKWs haben sie nicht reingepasst und die pixeligen Luftaufnahmen sind doch billige Reprints aus dem Irak-Krieg. :crazy:

Ipsissimus
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Mo 1. Sep 2014, 09:02 - Beitrag #2

vergebens, Maglor, wir haben wieder einen Grund

Maglor
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Mi 3. Sep 2014, 18:08 - Beitrag #3

Auch in Syrien verlaufen sich Soldaten. So sind da z. B. 20 ehemalige Bundeswehrsoldaten aufgetaucht. Spiegel
Sind Sanktionen gegen Deutschland eine Lösung? :crazy:

Ipsissimus
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Mi 3. Sep 2014, 18:13 - Beitrag #4

wahrscheinlich ein Kurzschluss im GPS

andy101
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Fr 5. Sep 2014, 10:16 - Beitrag #5

Hhm ich muss gerade ein bisschenunfreiwilliger Weise lachen. HAbe gerade lustige Bilder von verpeilten verwirrten Soldaten vor mir, auch wenn die Situation real natürlich nciht zum lachen ist!

Ipsissimus
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Sa 6. Sep 2014, 17:40 - Beitrag #6


Maglor
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So 7. Sep 2014, 11:43 - Beitrag #7

Viel spannender finde ich ja, dass die OSZE nun aufgrund ihrer Beobachtungen vor Ort berichtete, es gebe gar keine Hinweise auf die Anwesenheit russischer Truppen in der Ostukraine oder gar eine russische Invasion. heise
Ist aber auch gut, dass diese fixe Idee auch ohne realen Hintergrund funktioniert. Die Lügen müssen nur groß genug sein und oft genug wiederholt werden, um glaubhaft zu erscheinen.
Beständigkeit im Irrtum ist ja auch eine Art des Verlaufens. ;)

Diese verdammten Russen habe die Ukraine jetzt noch noch zur Waffenruhe mit den Rebellen gezwungen. Das muss unbedingt bestraft werden. Eine Waffenruhe zementiert nur die Teilung des Landes und verhindert den finalen Showdown im Donbass.

Maglor
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Do 11. Sep 2014, 19:07 - Beitrag #8

Die Amerikaner haben auch die russischen Verwirrungen etwas verspätet geantwortet. Nun hat die NATO endlich gleichgezogen.
Gleich mehrere amerikanische Piloten haben sich mit ihren Hubschraubern in Osteuropa verirrt und mussten in Polen notlanden.Spiegel
:crazy: :rolleyes: :crazy:

Lykurg
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Fr 12. Sep 2014, 10:47 - Beitrag #9

Zunächst dachte ich, sie hätten die Ukraine nicht gefunden - oder den Rückweg - das ist aber angesichts der Lage von Gruta (Nowa Wies gibts mehrfach) aber eher nicht so wahrscheinlich.

Maglor
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Fr 12. Sep 2014, 16:44 - Beitrag #10

Wer weiß schon, wo sie wirklich hinwollten. :fear:

Vielleicht wird das mit der Ukraine finden ja wirklich bald ein Problem. Man sollte die Ukraine suchen, so lange sie noch existiert. Oder man hätte sie suchen sollen, bevor es zu spät war. :naja:

Maglor
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Do 16. Okt 2014, 17:57 - Beitrag #11

Das Rätsel um die kleinen grünen Männchen in der Ostukraine steht offenbar kurz vor der Auflösung.
Laut jüngsten Berichten handelt es sich bei den Hilfstruppen der Separatisten, die all zu oft als Angehörige der russische Armee bezeichnet wurden, um Fallschirmspringer der Bundeswehr.
Irrwitzigerweise sind Kollegen der selben Fallschirmspringereinheit auch im Gespräch, im Rahmen einer mutmaßlichen OSZE-Mission in der Ostukraine eingesetzt zu werden.:crazy:
Berlin - Die Bundeswehr geht einem brisanten Verdacht in den eigenen Reihen nach. In der Kaserne im niedersächsischen Seedorf werde wegen des Verdachts der Fahnenflucht ermittelt, bestätigte das Bundesverteidigungsministerium. Demnach war einer der Fallschirmjäger, eine der Eliteeinheiten der Truppe, seit längerer Zeit nicht zum Dienst erschienen. Nach ihm werde nun gefahndet. Aus der Truppe hieß es zudem, der Soldat kämpfe möglicherweise an der Seite der prorussischen Separatisten in der Ostukraine.Spiegel

Ist es jetzt nicht Zeit für Sanktionen gegen die BRD, sollte sie nicht ihre Spezialeinheiten aus dem Donbass zurückziehen? :crazy:

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So 19. Okt 2014, 15:36 - Beitrag #12

Nicht nur in der Ukraine kann man sich verlaufen - ein russisches U-Boot scheint sich tief in die schwedischen Schären vor Stockholm 'verirrt' zu haben. Irgendwie klingt es ein bißchen nach Jagd auf Roter Oktober, aber vermutlich wird Putin ggf. eher dazu geneigt sein, es als Separatisten-U-Boot zu bezeichnen oder von Urlaubern zu sprechen.

Passend dazu gibt es den Kurs eines russischen Tankers, der sich offenbar als Kreuzfahrtschiff betätigt. Vielleicht brauchen die Russen einfach bessere Navigationsgeräte?

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Mo 20. Okt 2014, 13:30 - Beitrag #13

Möglicherweise verlaufen sich gelegentlich auch Leichen...
Zitat von SpOn:Für Massengräber im umkämpften ostukrainischen Donezk wurden keine Beweise gefunden. Im September hatten russische Medien über die Entdeckung von Massengräbern auf Donezker Gebiet berichtet. Der russische Außenminister Sergej Lawrow berichtete von 400 Leichen in diesen Massengräbern.

Eine Delegation von Amnesty International fand vor Ort nach eigenen Angaben Beweise, dass vier Männer von ukrainischen Milizen außergerichtlich getötet wurden. Die Leichen wurden laut Bericht in zwei Gräbern in der Nähe des Dorfes Komunar gefunden.
Qualle

Maglor
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Mo 20. Okt 2014, 21:09 - Beitrag #14

Im Grunde haben wir folgende Lage:

In den neuen Kriegen stehen sich nicht mehr die Soldaten zweier Länder gegenüber. In der Ukraine haben wir auf der einen Seite gleich mehrere Separisten-Milizen, die sich untereinander nicht immer einig sind, und die von diversen ausländischen Kämpfern, inbesondere aus der Russischen Föderation unterstützt werden.
Auf der anderen Seiten stehen die von Oligarchen und zweifelhaften, nationalistischen Splittergruppen geführten Milizen der Nichtseparatisten. Ein funktionierendes Oberkommando gibt es auf keiner Seite.

Hinzu kommt ein Wandel in der Berichterstattung der Medien. Zunehmend werden einfach die Pressemeldungen der Kombatanten übernommen. Die Verlautbarungen westlicher und östlicher Politiker und Geheimdienste erscheinen kaum seriöser. Der stete Ruf nach der OSZE ist ein urkomischer Lösungsversuch, da der Verein ja aus den vorgenannten Ganoven besteht. Am besten man entscheidet sich für eine Seite und übernimmt deren Lügen. Alternativ kann man auch auf lokale Blogger etc. zurückgreifen, die einfach ungeniert irgendwas melden, aber eventuell doch ebenfalls eigene Ziele verfolgen.
Journalisten vor Ort sind nicht nur zu teuer, sondern auch zu gefährlich.

Was jetzt moch fehlt ist die didaktische Reduktion.
Es kann doch nicht sein, dass man mehrere Aspekte eines Konflikt gleichzeitig erklärt. Mehr als zwei Parteien sind doch schon zu viel.
Wer sind denn die Leute, die sich in der Ukraine verlaufen? Der Begriff Russe greift zu kurz. Nicht alle Russen handeln im Auftrag der Russischen Föderation. Kämpfer aus Abchasien oder Südossetien könnten auch im Auftrag jener allseits ignorierten dortigen Regime handeln und versuchen auf den Boden der Ukraine eigene nationale Ziele erkämpfen, etwa die Vereinigung ihrer Heimtländer mit Russland.
Auf jeden Fall müssen natürlich grobe Fehler und dumme Zufälle ausgeschlossen werden. Natürlich waren die Todesschüsse vom Maidan von langer Hand geplant. Genauso kann der Abschuss des malaysischen Flugzeug kein Zufall gewesen sein. Hinter allem muss eine omnipotente, geheimnisvolle Kraft wirken. Dass hinter jeder Kanone am Ende immer ein einzelner Mensch steht, der eigenmächtig handelt, ist natürlich auszuschließen. So etwas ist in einem Land am Rande der Anarchie und in einem Krieg ohne Armeen geradezu undenkbar, vor allem weil in der Ukraine ohnehin nicht so viel nachgedacht wird.

Zu guter letzt muss man die Lügen sorgsam nach ihrer Quelle sortieren, in das übliche Schwarz-Weiß-Schema pressen, auf eine einzelne (wahlweise) pro- oder antirussische Pointe reduzieren und (ganz wichtig) einzeln servieren und fertig ist die Nachricht. :crazy:

Maglor
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Mi 10. Dez 2014, 23:14 - Beitrag #15

Die Tschetschenen sind sich noch nicht sicher auch welcher Seite sie stehen.

In der Ukraine greifen alte Tschetschenien-Kämpfer auf beiden Seiten ein: Einige unterstützen die Separatisten, andere stehen an der Seite der Regierung in Kiew, was den Konflikt nur noch unübersichtlicher macht. Stingers Leute betrachten die Tschetschenen, die für die Regierungstruppen kämpfen, als Erzfeinde. Einige der proukrainischen Tschetschenen waren nach den zwei Kriegen aus Russland geflohen und besitzen nun Pässe von westlichen Staaten. Sie sagen, Russland sei der gemeinsame Feind von ihnen und der Führung in Kiew. Tschetschenien sei von Russland besetzt. Spiegel


Vielleicht gibt es auch noch ein geheimes Ziel dieses Krieges: Die Vernichtung des tschetschenisches Volkes.
In Syrien geht es im Grunde um die gleiche Sache. Was sollen diese armen Männer auch anderes machen, wenn zu Hause nichts los ist? :crazy:

Auf jeden Fall sind sie auf dem besten Weg die neuen Gurkhas zu werden. Den prowestlichen Tschetschenen geht es wohl darum Rache an den dort auf Seiten der Separatisten stehenden Anhängern Kadyrows zu nehmen. Es werden also alte Rechnungen aus dem Kaukasus in der Ostukraine beglichen.
Ob Ramsan Kadyrow die Fäden zieht oder es sich um einfache tschetschenische Söldner geht, kann nur vermutet werden. Ein Teil der Kämpfen war auch im Georgienkrieg im Einsatz. Feste Strukturen stecken auch jeden Fall dahinter, egal welche.

Etwas genauer werden hier die Tschetschenen der ukrainischen Regierung beleuchtet.
Tschetschenen aus Österreich als Kämpfer in der Ostukraine
Machen Tschetschenen aus Österreich bislang nur einen winzigen Teil unter den Foreign Fighters auf ukrainischer Seite aus, so sind Flüchtlinge aus anderen europäischen Staaten aktiver. Vor allem aus Dänemark, wo der ehemalige tschetschenische Brigadegeneral Isa Munajew ein sogenanntes Internationales friedensstiftendes Bataillon zusammengestellt hat, dem sich schon Anfang Juni über 300 Tschetschenen angeschlossen haben. Eine Reihe von ehemaligen Feldkommandanten hat ihre Teilnahme zugesagt. Inzwischen sind sie vor Ort. Vor wenigen Wochen ist Munajew selbst in die Ukraine gereist – Informationen der „Presse“ zufolge über Österreich, wo sich ihm offenbar einige Tschetschenen angeschlossen haben. Das sei wohl der Anfang, meint Diaspora-Vertreter Iskhanow: So große Namen wie Munajew würden Freiwillige aus Europa anziehen.

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Do 11. Dez 2014, 10:25 - Beitrag #16

Tschetschenen auf russischer Seite fand ich auf den ersten Blick überraschend - aber klar, mit genügend Geld bekommt man so ziemlich alles hin, natürlich setzt Rußland in der Ukraine gern Söldner ein, und natürlich stehen auch Tschetschenen dafür zur Verfügung. Andererseits sehe ich seit der russischen Argumentation, die Krim-Annexion wäre rechtens und mit der Abstimmung zu legitimieren, den Tschetschenienkrieg eben als das große Parallelbeispiel, wie Rußland sich bei einer solchen Sezession verhält, und hätte gedacht, daß auch die Tschetschenen hier eher den gemeinsamen Feind sehen als den persönlichen Profit. Aber Söldner sind eben Söldner (nachvollziehbar insofern auch, daß die eher westlich geprägten Exiltschetschenen auf ukrainischer Seite stehen).- Ich kann allerdings auch schlecht beurteilen, ein wie großer Anteil der Tschetschenen vor Ort von sich aus und ggf. schon immer rußlandloyal fühlt.

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Mo 15. Dez 2014, 00:04 - Beitrag #17

Ich bin mir nicht sicher, wer da die Fäden zieht. Es gibt praktisch kaum Tschetschenen in den regulären Truppen der russischen Föderation, da die Wehrpflicht bis vor kurzem in Tschetschenien ausgesetzt war. Bei den Tschetschenen unter Waffen könnte es sich daher um eine Kadyrow-Truppe handeln oder auch nicht.
Oft ist auch von ossetischen und abchasischen Söldnern in der Ukraine die Rede. In Abchasien und Südossetien kämpften auch viele Tschetschenen auf Seiten der dortigen Separatisten gegen Georgien. Die Konflikte sind auf vielfältige Weise verbunden. Gut ins bald passt da auch, dass sich der ukrainische Regierungschef Jazenjuk jetzt einen Georgier ins Kabinett geholt hat, der bereits in Georgien unter Sarkaswili (also jenem Präsidenten der den jüngsten Kaukasuskrieg vom Zaun beach) Gesundheitsminister war.
Abchasien und Südossetien würden von einem Sieg der Separatisten in der Ostukraine sicherlich profitieren. Zurzeit verweigert die Russische Föderation noch die Einverlebung jener abtrünnigen georgischen Teilrepublik, obwohl genau dies gefordert wird. Mit der Krise in der Ukraine fordert man Russland zur Expansion heraus.
Die Gewinner der Krise sind Südossetien und Abchasien, deren politischer Status durch die Ukrainekrise wieder auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Die beiden Nichtstaaten müssten also alles dafür tun, dass es in der Ukraine weiter brodelt.

Maglor
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So 8. Feb 2015, 11:33 - Beitrag #18

Zugegebenermaßen ist der Filmbeitrag des ARD-Weltspiegels bereits im November 2014 gedreht worden, seitdem gab es, glaube ich, angeblich schon wieder 2 oder 3 große Invasionen durch russische Truppen. Die ARD lieferte ein exklusives Porträt von Putins Invasionsarmee. Im Interview sind Angehörige des Bataillons Wostok. Eine Angehöriger gibt sogar zu, dass er in Russland schon Schweineställe gebaut hat. So viel Ironie musste sein.
Sie liefern ein wirklich jämmerliches Bild ab mit ihren improvisierten Uniformen und den selbst gebauten Nagelbomben. Ansonsten jammern sie recht deutlich darüber, dass die Russische Föderation sie so wenig unterstützt.

Das Bataillon Wostok war schon öfters in den Schlagzeilen. Oft wurde behauptet, es sei besonders gut ausgebildet und ausgerüstet, zum Bataillon Wostok würden zahllose gut bezahlte russische und insbesondere tschetschenische Söldner gehören oder alternativ die Elitetruppen von Expräsident Janukowytsch.
Daneben gibt es immer wieder absolut gegenläufige Meldungen, die die weitgehende Inkompetenz und Amateurhaftigkeit der Separatisten-Bewegung belegen.
Im besonderen Maße widersprach der britische Journalist Mark Franchetti (Sunday Times) im Frühsommer 2014 der üblicherweise vorgetragenen westlichen Berichterstattung, hier aufbereitet von Der Freitag.
[quote=Der Freitag]Mark Franchetti, Moskau-Korrespondent der Sunday Times, hat keinen leichten Stand. Er ist der Talkshow Schuster live zugeschaltet und schildert Eindrücke aus dem Osten. Die meisten Kämpfer der Separatisteneinheit Wostok, die er drei Wochen lang begleitet habe, seien „einfache Ukrainer ohne Kriegserfahrung“ gewesen. Die Männer hätten ihm gesagt, dass sie „ihre Häuser vor den Faschisten verteidigen“. Die Teilnehmer der Talkrunde schauen nervös. Geheimdienstchef Walentin Naliwaitschenko rollt mit den Augen, ein junger Kommandeur der Spezialeinheit Dnjepr verzieht das Gesicht. Franchetti lässt sich nicht beirren und erzählt, dass die Wostok-Leute versucht hätten, einen ukrainischen Grenzposten zu stürmen, und in ein Gefecht mit vielen Verwundeten verwickelt wurden. Die Einheit habe sich dann auf russisches Gebiet zurückgezogen. Dort seien die Kämpfer von Grenzschützern entwaffnet worden.[/quote]
Das besagte Interview von Mark Franchetti im urkainischen Fernsehen, gibt es hier bei Youtube.

Vergleicht man den Bericht des ARD-Weltspiegels mit dem von Franchetti, hat sich am Zustand des Batallions Wostok in einem halben Jahr wenig geändert. Es handele sich um eine schlecht ausgerüstes, ja ärmliches Batallion aus Ukrainern und russischen Freiwilligen, die vergeblich auf ein Eignreifen der Russischen Föderation wartet. Interessant ist die Gegenrede der Ukrainer auf Franchettis Aussagen. Alles, was Franchetti im Donbass bei den Separatisten erlebt habe, sei von Geheimdiensten inszeniert worden, um ihn zu täuschen, aber ist das ja auch eines der üblichen "Argumente".


Hier nun wieder gegenläufige Berichte über Wostok:
Wostok bedeutet auf Russisch "der Osten". In Tschetschenien gab es eine gleichnamige Einheit. Das Magizin Die Welt zählt eins und eins zusammen und beschreibt das Bataillon aus Donezk als tschetschenische Elitetruppe. (Die Beweisführung ist in erster Linie etymologisch.)
Das Wostok-Bataillon bestand früher aus Tschetschenen und kämpfte 1999 aufseiten Moskaus im zweiten Tschetschenienkrieg. Anführer Sulim Jamadajew war zur russischen Seite übergelaufen, weil ihm die radikal-islamische Gesinnung der Separatisten suspekt war. Das Bataillon blieb weiter in Tschetschenien stationiert und war gegenüber dem russischen Militärgeheimdienst GRU berichtspflichtig. Im Georgienkrieg 2008 unterstützte die Einheit prorussische Separatisten in Südossetien, danach löste sich das Bataillon offiziell auf. Die Wostok-Kämpfer "wurden ins russische Militär in Tschetschenien eingegliedert", sagt Journalist und Kaukasusexperte Iwan Suchow. Die gut trainierten Tschetschenen würden Russlands Armee als Reserve dienen. In der Ostukraine soll das Wostok-Bataillon aus 300 Mann bestehen.


AUch die BILD lieferte exklusive Nachricht über die Tschetschenen im Wostok-Batallion:
Bis vor Kurzem seien auch Tschetschenen in der Truppe gewesen, heißt es. Sie seien aber wieder abgereist. Der von Moskau unterstützte Chef der Republik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, hatte die Präsenz von Landsleuten in der Ukraine eingeräumt. Sie seien aber auf eigenen Entschluss dorthin gegangen und nicht geschickt worden.

Sie sind schon ein sonderbares Phantom. Sie waren mal da und sind wieder weg.
Es ist auch eine gute Frage, wer solche Gerüchte streut. Manchmal sind es ja auch die Separatisten, die behaupten, sie hätten ganz gefährliche Tschetschenen, ohne natürlich den Beweise zu liefern. Die sind ja gerade erst abgereist. Es ist ja auch eine gute Art von Propaganda, die Ukrainer mit der angeblichen Anwesenheit gefährlicher Kaukasier einzuschüchtern.

Maglor
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Fr 27. Feb 2015, 00:32 - Beitrag #19

Eines der berühmtesten Märchen aus der Ostukraine ist das der russischen Panzer. Immer wieder tauchen geheimnisvolle Spuren der Panzerfahrzeuge in den Hauptnachrichten auf und Verschwinden dann im Grundrauschen. Ganz nebenbei hat jetzt Präsident Hollande ausgeplaudert, dass es noch immer keine Bestätigung für die Anwesenheit russischer Panzer gebe, was nur heißen kann das es eigentlich gar keine russischen Panzer in der Ostukraine gibt oder wahrscheinlicher, dass Russland über unsichtbare Panzer verfügt.
Separatisten und ukrainische Armee müssten nun den Waffenstillstand einhalten, das schwere Militärgerät abziehen und ihre Gefangenen austauschen, forderten Merkel und Hollande. Frankreich Staatschef wies darauf hin, der Waffenstillstand sei mehrmals gebrochen worden und müsse jetzt umfassend entlang der gesamten Frontlinie eingehalten werden. Er habe keine Bestätigung, dass es russische Panzer in der Ukraine gebe. faz


Egal, weiter geht's mit den Sanktionen, nur weil sich die russischen Panzer Richtung Ostsee verfahren haben, ist das noch lange kein Grund für Zugeständnisse. :crazy:


Unterdessen wurden im estnischen Narwa amerikanische Panzer gesichtet. BILD
Estland und Ostukraine sind leicht zuverwechseln. Das ist ja alles Osten. Wahrscheinlich haben sich die Amerikaner in Osteuropa verfahren.
Hintergrund: Die estnische Stadt Narwa liegt unmittelbar an der Grenze zu Russland. 95 % der Einwohner der Stadt sind ethnische Russen. Lediglich 46 % der Stadtbewohner haben einen estnischen Pass. 36 % sind russische Staatsbürger, 16 % sind staatenlos bzw. estnische "Nichtbürger". Narwa gilt als Hochburg der angeblich prorussischen Zentrumspartei.
Diesen Leuten mussten endlich mal amerikanische Panzer gezeigt werden! :crazy:

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Di 10. Mär 2015, 18:50 - Beitrag #20

Dies hier finde ich eine lesenswerte Darstellung sowohl zu den Positionierungen von (russischer) Artillerie als auch zum Funktionieren von bezahlten Trollkompagnien.

Zu den russischen Truppen auf der Krim hat Putin sich inzwischen ja eindeutig geäußert - die haben sich nicht verlaufen, sondern waren auf seine Anweisung hin dort, ob mit Urlaubsschein oder ohne.

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