Ein Einzelfall, geschuldet spezifisch britischen Bedingungen
Das darf getrost verneint werden, beide Teile - erstens sind 1400 Fälle sind kein Einzelfall und zweitens reiht sich Rotherham ein in eine ganze Reihe von bekanntgewordenen systematischen Missbrauchsgeschichten in den letzten paar Jahren, die mehr oder weniger gesamt West- und Mitteleuropa abdecken, und so ganz dunkel erinnere ich mich auch an Vorfälle in Italien und Spanien.
Ich kann dazu nur noch mal auf meine Referenz, Andrew Vachss zurück kommen, Referenz nicht als Schriftsteller sondern als Rechtsanwalt, der in den USA einer Organisation zur Prophylaxe und Betreuung missbrauchter Kinder angehört. Selbst wenn die Verhältnisse in den USA nicht eins zu eins auf die in Europa abbildbar sind, so verschieden sind die und wir auch wiede rnicht. Und für die USA geht Vachss von einem Anteil von bis zu 60 Prozent innerhalb ihrer ersten 10 Lebensjahre missbrauchter Kinder aus, quer durch alle Bevölkerungsschichten und Ethnien. Der offizielle Anteil liegt zwischen 10 und 15 Prozent mit Häufungsspitze in unteren sozialen Schichten, letzteres schlicht dummer Blödsinn.
Mag sein, in Europa sieht es besser aus; naturgemäß ist die Dunkelziffer in solchen Fällen eklatant. Auch hier weichen die offiziellen Zahlen von denen, die in Opfer- und Opferschutzverbänden diskutiert werden, dramatisch voneinander ab. Mag auch sein, dass die Situation in Rotherham stark von den dortigen Gegebenheiten abhängt, das Phänomen als solches ist viel weiter verbreitet, als es in den Medien Niederschlag findet. Und viel zu verbreitet, als dass die spezifische Situation in Rotherham mehr als eine lokale Modulation wäre.