Erste eigene Erinnerung

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Lykurg
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Di 30. Sep 2014, 11:27 - Beitrag #1

Erste eigene Erinnerung

Heute vor 25 Jahren trat Genscher in Prag auf den Balkon der Deutschen Botschaft und verkündete den dort im Garten gedrängt stehenden DDR-Flüchtlingen:
"Wir sind heute zu zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise..."
- und der Rest ging im Jubel unter; ob er eigentlich sagen wollte "...und sofortige Rückführung in die DDR vereinbart wurde", wird man wohl nie erfahren.
Für mich ist das aber auch insofern ein eindrucksvoller Augenblick, weil es sich um das erste politische Ereignis handelt, an das bzw. dessen Fernsehausstrahlung in der Tagesschau ich mich erinnern kann.

Habt ihr auch eine so klar datierbare Erinnerung an ein 'frühes' Ereignis, und worum handelt es sich?

Ipsissimus
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Di 30. Sep 2014, 22:43 - Beitrag #2

die Ermordung Kennedys und danach die erste Mondlandung

Traitor
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Mi 1. Okt 2014, 09:01 - Beitrag #3

Ipsissimus gewinnt. ;)

An die Wende habe ich keinerlei Erinnerungen, obwohl das rechnerisch durchaus drin wäre. Auch von danach habe ich für längere Zeit keine sehr prägenden (*) Einzelerlebnisse abgespeichert, nur diffuse Anfänge von Innenpolitikwahrnehmung. Und die weniger aus der Tagesschau als vom "Presseclub", der damals nach (oder doch vor?) der "Sendung mit der Maus" lief. Wenn ich mir die Mittendrin-Personalwechsel im Kabinett Kohl IV so ansehe, dürfte da ab 92/93 was hängengeblieben sein.

___
(*) Lykurg, du hast die Chance verpasst, an die Prägungsthreads anzuknüpfen. :tadel:

Lykurg
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Mi 1. Okt 2014, 10:55 - Beitrag #4

Sieben Jahre sind die schon her? Kraß. Da könnte ich schon fast behaupten, das wäre vor meiner Zeit gewesen.^^ Aber nein, damals habe ich die Ansprache auch schon erwähnt, wenn auch für sich genommen nicht als prägendes Erlebnis, was sie auch nicht war.

Aber ja, Ipsissimus hat eindeutig gewonnen. ;)

Traitor, das kann ich natürlich damit toppen, daß ich am Tag nach der Bundestagswahl geboren wurde, aus der das Kabinett Kohl II entstand, weswegen damals angeblich die Telefonverbindungen überlastet waren. (Also weniger wegen meiner Geburt, versteht sich. Meine Erinnerungen sind aber eher vage.)

Maglor
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So 5. Okt 2014, 19:14 - Beitrag #5

Zitat von Traitor:Und die weniger aus der Tagesschau als vom "Presseclub", der damals nach (oder doch vor?) der "Sendung mit der Maus" lief.

Daran erinnere ich mich auch noch sehr gut. Damals hatten wir (wohl als Zeichen selbst gewählter Rückständigkeit) auch nur 3 Programme.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich in Berlin Augenzeuge der sogenannten Mauerspechte wurde.

Bei vielen Nachrichten auf den frühen 90ern bin ich mir unsicher, da ich da teilweise auch später vieles erfahren habe und alles durcheinander ist.

Zum meinen frühsten, ganz konkreten an Erinnerungen an politische Ereignisse gehört die Ermordung von Treuhand-Chef Rohwedder durch die RAF im Jahr 1991. Da erinnere ich mich noch ganz gut daran, wie ich damals die Nachrichten verfolgte. Ich war wohl auch ziemlich beindruckt davon, dass die Terroristen in Deutschland einfach mal in das Haus eines Politikers eindringen und ihn erschießen.

Lykurg
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Mo 6. Okt 2014, 08:53 - Beitrag #6

An Rohwedder erinnere mich nicht mehr so genau. Laut Wikipedia war es ein Scharfschütze aus 63 m Entfernung, kein Eindringling. Sehr beeindruckt hat mich dagegen die Herrhausen-Ermordung, also auch Ende '89, ich erinnere mich noch lebhaft an den Schauer angesichts der Bilder seines umgestürzten und zerfetzten Mercedes.

-

Die Mauerspechte hab ich durch meine Schwester mitbekommen, die dort war - ich leider nur am Fernseher. Sie hat damals auch ein Brandenburger Tor aus Pappe gebaut (diese typischen Modellbaubögen), kam dann auf die Idee, das Präsidialamt anzuschreiben, wurde zum Tee eingeladen und hat es von Weizsäcker überreicht; tatsächlich sahen wirs wenig später mal in der Tagesschau bei einem kurzen Kameraschwenk (im Zweifel irgendein Staatsbesuch) in Villa Hammerschmidt auf einem Seitentischchen stehen. :D

Ipsissimus
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Di 26. Mai 2015, 14:41 - Beitrag #7

heute morgen ist im DLF der 50. Geburtstag der Sendung "Spiel ohne Grenzen" besprochen worden. Das war für mich eine ganz seltsame Empfindung, mit etwas, das beinahe so alt ist wie ich, quasi als Antiquität konfrontiert zu werden^^

Feuerkopf
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Di 26. Mai 2015, 17:17 - Beitrag #8

An die Ermordung Kennedys und die Mondlandung kann ich mich auch erinnern. ;)
Das liegt aber daran, dass beide Ereignisse ähnlich gelagert waren wie der Anschlag auf die Twin Towers und Lady Dianas Tod.

Zwei frühe Erinnerungen: Ich stehe im Erkerfenster meines Kinderzimmers und beobachte den Lampenputzer, der morgens die Gaslaternen löscht, die nicht von allein ausgegangen sind. Eines Tages werden die Gaslaternen gegen elektrische ausgetauscht. (Irgendwann Anfang der 1960er)

BildEinen solchen Wagen hatte mein Vater als Firmenwagen. Bin ich, glaube ich jedenfalls, auch mal mitgefahren. Ein Goliath Dreirad "Goli".

aleanjre
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Di 26. Mai 2015, 23:06 - Beitrag #9

Ich war in der 2. Klasse, als meine Lehrerin eines morgens sehr ernst sagte, dass in einer weit entfernten Gegend namens Tschernobyl etwas Schreckliches passiert sei, wir jetzt kein Obst oder Gemüse aus Garten und Wald essen dürften und alles ganz furchtbar wäre ...
Und als ich 9 war, habe ich zum 1. Mal bewusst aus den Nachrichten ein Unglück "mitgenommen": Der Absturz der Challenger.
Über das Ding mit der Maueröffnung war ich total entsetzt. Nicht über das Ereignis als solches, das fand ich toll. Sondern weil ich davon tatsächlich erst irgendwann im Dezember während eines Jahresrückblickes im Fernsehen erfahren habe. Weder zu Hause noch in der Schule hatte irgendjemand darüber gesprochen, zu der Zeit habe ich anscheinend keine Nachrichten gesehen oder Zeitungen gelesen. :wzg: Da war ich 13.

Ipsi: Du weißt doch, bei Antiquitäten gilt: Je älter, desto kostbarer. :P

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Di 26. Mai 2015, 23:27 - Beitrag #10

Das ist die schrägste Mauerfall-Erinnerung, die ich bisher gehört habe. :D Wobei, wenn ich an meine Nichte denke, die auch gerade in dem Alter ist, ich mir gut vorstellen kann, daß sie und ihr Freundeskreis auch nichts davon mitbekommen würden. Aber die wären auch beim Jahresrückblick nicht entsetzt darüber. Andere Interessen. ;)

Feuerkopf, das hätte ich wirklich nicht gedacht - Gaslaternen sind für mich so sehr graue Vergangenheit, ich hätte darauf wetten mögen, daß sie in den 1920ern oder 30ern ausgetaus

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Mi 27. Mai 2015, 10:00 - Beitrag #11

Es hat mich total fertig gemacht, dass dies in der Schule überhaupt kein Thema gewesen war! Dass ich mit mir selbst zu stark beschäftigt gewesen bin, um es irgendwo zufällig aufzuschnappen - okay. Ist halt das Alter, wo die ganze Welt anfängt schwierig zu werden. :crazy: Aber ein solch welterschütterndes Ereignis und kein Politiklehrer sieht sich in der Pflicht, uns Gören was dazu zu sagen? Das fand ich absolut daneben!

Feuerkopf
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Mi 27. Mai 2015, 16:40 - Beitrag #12

alea, das ist wirklich krass!

Als die Twintowers zerstört wurden, haben wir uns seinerzeit viele Gedanken gemacht, wie man das Kindern einigermaßen schonend erklären kann, denn ganz gleich ob Kindergarten- oder Grundschulkinder: Sie hatten verstörende Bilder gesehen und entsetzte Reaktionen ihres Umfelds erlebt. Das wurde tatsächlich einigermaßen aufgefangen, erinnere ich mich.

Ich weiß noch, wie toll der erste Farbfernseher war! Kann mich aber nicht erinnern, ob wir ihn anlässlich der Mondlandung oder der Olympiade in München bekamen. Apropos: Ich habe immer noch irgendwo die Audiokassette mit den (mit Mikrofon am Radio) von mir aufgenommenen Reportagen wg. des Attentats auf die israelische Olympiamannschaft. Meine Aufnahme endet mit dem Jubel über die Rettung - am nächsten Morgen erfuhr ich, dass fast alle umgekommen waren...
(1972 - da war ich 14)

Lykurg
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Mi 27. Mai 2015, 18:05 - Beitrag #13

Für die Mondlandung häte es sich nicht gelohnt, Feuerkopf, zumindest die Aufnahmen vom Mond selbst waren ja schwarzweiß.
Aber ja, das mit der Vermittlung sehe ich ähnlich, und um so komischer, daß ein erfreuliches Ereignis, das ja auch als Familienfest mit Kindern auf der Mauer gefeiert wurde, da nicht 'durchkam'.

München dagegen - furchtbar. Was für eine Zeit.

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Mi 27. Mai 2015, 19:20 - Beitrag #14

Vermutlich war es zuuu erfreulich, das Ereignis und man dachte, da müssen wir Kids nicht aufgefangen werden. :contra:
München muss ein Albtraum gewesen sein, oh ja!
Bei den Twin Towers war ich ganz froh, dass meine Kinder noch viel zu klein waren, um irgendetwas mitzubekommen.

Ipsissimus
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Do 28. Mai 2015, 12:02 - Beitrag #15

München war der Beginn des Reality Horror als Sendungskonzept


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