Charlie-Hebdo-Anschlag

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Ipsissimus
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Mi 7. Jan 2015, 15:36 - Beitrag #1

Charlie-Hebdo-Anschlag

mal gespannt, wer den Anschlag auf Charlie Hebdo begangen hat, militante Mosleme oder militante Nationalisten, die es den Moslimen unterschieben wollen

Ipsissimus
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Do 8. Jan 2015, 12:24 - Beitrag #2

In mehreren Gemeinden Frankreichs kam es zu mehreren Attacken auf muslimische Einrichtungen. Eine Moschee im nordwestfranzösischen Le Mans sowie ein muslimischer Gebetsraum im südfranzösischen Port-la-Nouvelle seien in der Nacht beschossen worden, teilten am Donnerstag die zuständigen Staatsanwaltschaften mit. Verletzt wurde demnach niemand.

Im nordwestfranzösischen Le Mans haben Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag vier Übungsgranaten in eine Moschee geworfen. Eine davon explodierte. Nach Angaben der Zeitung Le Maine libre wurde auch ein Fenster der "mosquée des Sablons" durchschossen.

Am frühen Donnerstagmorgen ist darüber hinaus es zu einer Explosion in der Nähe einer Moschee im Osten Frankreichs gekommen. Wie die Zeitung Le Progrès berichtet, geht der Bürgermeister von Villefranche (Département Rhône), Bernard Perrut, von einem Zusammenhang zu dem Anschlag von Paris aus. Auch dies ist nicht noch nicht bestätigt, ein Unfall gilt jedoch als unwahrscheinlich.


http://www.sueddeutsche.de/panorama/ter ... -1.2294957

ein Schelm, wer sich dabei was denkt

Lykurg
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Do 8. Jan 2015, 17:10 - Beitrag #3

Ein wenig erstaunt bin ich über die divergierenden Aussagen zum Professionalitätsgrad - zuerst las ich, die Täter seien dermaßen effizient und kaltblütig mit ihren Waffen umgegangen, daß Frontkämpfererfahrung in Syrien oä zwingend anzunehmen sei; der Süddeutschen zufolge wäre das dann nicht der Fall. Andererseits kann ich mir vorstellen, daß auch innerhalb Europas eine Terrorausbildung auf hohem Niveau möglich ist.

Aber nimmst du allen Ernstes eine Tat durch agents provocateurs an?

Ipsissimus
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Do 8. Jan 2015, 18:24 - Beitrag #4

Aber nimmst du allen Ernstes eine Tat durch agents provocateurs an?


ich nehme derzeit noch gar nichts an, dazu ist die Faktenlage zu dürftig. Es passt jedenfalls nicht zu AlQuaida. Die hätten einen Selbstmordattentäter geschickt.

Lykurg
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Do 8. Jan 2015, 20:46 - Beitrag #5

Al Qaida hat auch zumindest bisher nicht bestätigt, daß die beiden Tatverdächtigen von ihnen kamen, bzw. die Tat für sich reklamiert. Aber warum sollte die Organisation ausschließlich Selbstmordattentäter nutzen? In Syrien oder Afghanistan führen sie ja auch nicht nur dadurch Krieg. Solange sie ihre Ziele erreichen, scheinen die Mittel ihnen doch relativ egal zu sein...

Ipsissimus
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Fr 9. Jan 2015, 10:54 - Beitrag #6

im Prinzip ist es eigentlich unfassbar, dass die beiden Täter bislang mit dem Leben davon gekommen sind. Das hätte auch die AlQuaida gewusst und sich gar nicht erst mit der Logistik des danach beschäftigt, die hätten einfach ein, zwei glaubensstarke Sprengstoffgürtelträger geschickt. So, wie die beiden bislang agieren, sind das aber nicht die typischen kopf- und planlosen Opferlämmer mit Gürtel. Vielleicht steckt der IS dahinter, obwohl der derzeit sicher größere Probleme hat als in Frankreich Attentate zu begehen. Djihadisten vielleicht, aber wahrscheinlich im eigenen Auftrag unterwegs, normalerweise braucht es nach einem erfolgreichen Attentat nicht so lange, bis die ersten Bekennerbriefe die Tat beanspruchen.

Lykurg
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Fr 9. Jan 2015, 12:04 - Beitrag #7

Stimmt, die Frage ist auch, wer davon profitiert, wenn sie gefaßt, verurteilt und eingesperrt werden. Die Islamisten hätten damit jedenfalls zwei Märtyrer weniger, andererseits könnten sie, wie man es bereits von PLO/Hamas/Hisbollah gewöhnt ist, deren Freipressung anstreben.

Aber daß der IS (sicherlich) andere Probleme hat als Attentate in Westeuropa, heißt ja nicht, daß er kein Interesse hätte, solche zu unterstützen - hinsichtlich der Öffentlichkeitswirkung waren die zwei Kalaschnikows, der Granatwerfer und was auch immer hypothetisch aus dortigen Islamistenkreisen abgezweigt sein könnten, sicherlich um Größenordnungen effizienter als irgendwo in Syrien oder im Irak. Mit den Bekennerschreiben wartet man eventuell noch auf den Ausgang der jetzigen Verfolgungsjagd?

Ipsissimus
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Fr 9. Jan 2015, 13:00 - Beitrag #8

Das ist durchaus alles möglich, Lykurg, aber nach Stand der Dinge genauso Glaskugelprophetie wie meine Erwägungen. Irgendwo wird es sicher Hintermänner geben, zumindest einer der Brüder soll im Jemen eine Ausbildung gemacht haben, aber ob diese Hintermänner leichter zugänglich werden als die ohnehin schon bekannten Personen aus der Hierarchie von Al-Quaida, IS und wie sie alle heißen?

Im Moment sind für mich zwei Einzeltäter am plausibelsten, die sich radikalisiert und dabei weitläufige Kontakte im vorderen Orient geknüpft hatten und nun, in der Vorbereitung des Attentats, auf diese zurückgreifen konnten. Diese Ansicht wird aber mit der nächsten echten Aktualisierung der Lageinformationen bereits wieder obsolet sein, dessen bin ich sicher^^

Lykurg
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Fr 9. Jan 2015, 13:36 - Beitrag #9

Natürlich, ja. Ich mag solide Glaskugelprophetie. Bizarr allerdings, daß der eine seinen Ausweis im Fluchtauto liegenließ - vielleicht wollte er ihn stets griffbereit haben, um im Fall einer Polizeikontrolle nicht aufzufallen? Aber gerade das würde doch um so mehr auffallen... :crazy:

Ipsissimus
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Fr 9. Jan 2015, 14:26 - Beitrag #10

ja, das bricht ein bisschen die Mär vom profesionellen Vorgehen der Täter

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Fr 9. Jan 2015, 17:15 - Beitrag #11

Andererseits sind die Ausweise von Terroristen bekanntlich feuerfest und tauchen an den seltsamsten Orten auf. :para:

Traitor
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Mo 12. Jan 2015, 18:34 - Beitrag #12

Zitat von Ipsissimus:mal gespannt, wer den Anschlag auf Charlie Hebdo begangen hat, militante Mosleme oder militante Nationalisten, die es den Moslimen unterschieben wollen
Oder militante Relativisten, die es beiden Seiten unterschieben wollen. ;) Ja, es passt fast zu gut, um nicht inszeniert zu sein, insbesondere in Kombination mit dem antisemitischen Geiselnahmeanschlag. ("Seht, die Moslems sind nicht nur gegen uns, sondern auch gegen Juden, also kann es nicht unsere Schuld sein, sondern liegt an ihrer grundsätzlichen Bösartigkeit!") Vom Ablauf her, der mit Flucht und Gefecht auffällig an Boston erinnert, halte ich aber (wie du am 09.01.) bisher eine "legitime" Einzeltätergruppe (interessantes Wort) mit gewisser Vernetzung, aber ohne direkte Fernsteuerung, für am plausibelsten. Natürlich muss man aber erstmal weitere Entwicklungen abwarten. (Und dann beurteilen, wie weit man den Ergebnissen traut.)

Bereits diskutieren kann/muss man aber die Frage, wie die "Solidaritätswelle" zu beurteilen ist. Maglor hat das ja schon angesprochen, dort sollten aber nur Direktvergleiche zur Dänische-Karikaturen-Geschichte hin, rein auf die Gegenwart bezogene Überlegungen sind besser hier aufgehoben. Nicht ernsthaft diskussionswürdig sind wohl die beiden Extrempositionen "egal, was es mit dem Magazin und seinen Karikaturen auf sich hat, durch den Anschlag sind sie jetzt unantastbar großartig" und "wenn sie so einen Anschlag provozieren konnten, dann haben sie es auch verdient".
Um eine tatsächliche Einordnung des Provokationsgrades vorzunehmen, müsste ich anfangen, Primärquellenstudium zu betreiben. Auch so kann man aber wohl mit ein paar Allgemeinplätzen in den Bereichen "ja, Charlie Hebdo hat sicher provoziert", "ja, deren Macher waren keine lupenreinen Gutmenschen", "nein, einen Anschlag hatten sie nicht verdient" und "nein, der Anschlag gibt keinen allgemeinen Anti-Muslim- oder Anti-Islam-Positionen Recht" eigentlich nichts falsch machen, und es ist mal wieder schade, dass die letzten beiden nicht Allgemeingut sind.

Maglor
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Mo 12. Jan 2015, 19:21 - Beitrag #13

Der IS ist kein syrischer Klub und die Al Kaida im Jemen auch nicht. Es gibt so viele Franzosen unter den Kämpfern, sodass man annehmen muss, dass ihnen auch die französischen Probleme nicht verborgen sein muss.
Einen Befehl vom Kalifen haben sie sicher nicht gebraucht, um den Coup zu planen und durchzuführen, eine Autorisierung durch den Propheten reicht völlig.
Ansonsten gehe ich gar nicht davon aus, dass es da ein groß angelegte Taktik gibt, die über den Horizont des eigenen Coups hinausgeht.

Maglor
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Di 20. Jan 2015, 00:00 - Beitrag #14

Die traurige Wahrheit ist endlich ausgesprochen.

SPIEGEL ONLINE: Nach den Anschlägen gegen jüdische Einrichtungen in Toulouse oder Brüssel blieb der große Aufschrei in der Bevölkerung aus. Nach den Anschlägen auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" und auf einen jüdischen Supermarkt gingen die Menschen zu Tausenden auf die Straße, Staats- und Regierungschefs aus aller Welt kamen zu einem Trauermarsch in die französische Hauptstadt. Stimmt Sie das nachdenklich?

Stern: Ja. Darüber haben wir auch mit Präsident François Hollande gesprochen, als wir ihn nach den Anschlägen von Paris besucht haben. Klar ist: Wäre nur der Anschlag auf den koscheren Supermarkt passiert, hätte es keinen solchen Aufschrei gegeben. Der Aufschrei ist gekommen wegen "Charlie Hebdo". Da stelle ich mir schon die Frage: Ist ein Nicht-Jude mehr wert als ein Jude?
Spiegel


Man sollte nicht all zu lange über diese Aussage, denn sonst bemerkt man, wie erbärmlich die Fahne im Wind ist. :fear:

Ein Detail wird übrigens weniger beachtet. Jene französischen Juden stammen größtenteils aus Nordafrika. Sie wurden in der 2. Hälfte der 20. Jahrhundert aus ihrer Heimat vertrieben. Sie haben die gleichen Wurzeln, wie die Terroristen.

Lykurg
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Di 20. Jan 2015, 11:50 - Beitrag #15

Ganz klar - Charlie Hebdo eignet sich für eine "Wir und die"-Sichtweise (und sei es dadurch, daß "die Moslems" CH als "den Westen" auffassen), die Juden nicht. Dafür spielt auch keine Rolle, wo die Juden herkommen, bzw. sie bieten aus 'unserer' Sicht noch weniger Identifikationspotential, wenn sie auch noch aus Nordafrika kommen und keine vollassimilierten Ashkenazim sind.

Maglor
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Di 20. Jan 2015, 23:33 - Beitrag #16

Die Herkunft der Juden ist auch egal. Wichtig ist nur, dass es nach öffentlicher Wahrnehmung normal ist, dass da ab und zu welche umgebracht werden. Es ist auch völlig normal, wenn Synagogen oder sonstige jüdische Einrichtungen unter Polizeischutz stehen. Das sind eben Juden. Das ist der Lauf der Dinge. (Immerhin sind sie noch paar Stufen höher als die Toten im Niger.)

Wenn natürlich Leute Opfer islamistischer Gewalt werden, die den Islam systematisch durch den Dreck gezogen haben, ist das natürlich schwer zu verstehen und ein absoluter Skandal.


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