Zitat von Ipsissimus:Aber wie die AfD deutlich macht, haben wir in Deutschland einen soliden Stamm an Wählern, die bereit sind, unbegrenzt weit rechts zu wählen, um nichts Böseres dazu zu sagen. Somit benötigen wir eine Partei, die deutlich weiter rechts aufgestellt ist als die CDU, aber noch im demokratischen Spektrum verblieben ist. Wir brauchen die CSU, um jene Wähler abzufangen, die sonst AfD oder Schlimmeres wählen würden. Also pro bundesweite Ausweitung der CSU.
Die andere Frage wäre natürlich, was Demokratie wert ist, in der Faschismus eine Wahloption wie jede andere ist. Aber die Frage stellt sich nicht nur in Deutschland.
Zitat von Lykurg:Ipsissimus, bist du das?
Aber ja, ich kann den Punkt nachvollziehen. Die Alternative wäre ein harter Rechtskurs der CDU, aber der würde ihnen die Koalitionsmöglichkeiten nehmen. Abgesehen davon ist eher unwahrscheinlich, daß sich die AfD-Klientel in die Merkelpartei locken läßt. Und was nach Merkel kommen könnte, hat sich noch nicht wirklich profilieren können (ohne dann gleich geköpft zu werden).
Bei so viel Lob für die CSU wird es mir zu gruselig. In der Realität konkurriert die AfD bereits in Bayern mit der CSU. Die vorhandende CSU-Liste hat die Bayern nicht am AfD-Wählen gehindert - im Gegenteil in keinem anderen Alten Bundesland war die AfD bei der Bundestagswahl erfolgreicher.
Ergänzen möchte ich diese Aussage von Frauke Petry. Ihre geplante blaue Partei, solle so etwas ähnliches abbilden wie die CSU. Petry begründete ihren Austritt aus der AfD damit, die AfD sei eine sozial-patriotische Partei. Das bedeutet also die Partei sei ihr im Grunde zu links. Sie wolle zumindest eine wirtschaftsfreundliche und regierungsfähige Partei und das dauernde Herumgekasper im "gärigen Haufen" stehe dem entgegen. Das bedeutet natürlich auch, dass die AfD mit ihren offenen Debatten eigentlich zu liberal ist.
Deutschland braucht eine neue CSU.
Petry Heil
Im direkten Vergleich von AfD und CSU fällt natürlich auf, dass in der CSU Kampfkanidaturen und öffentliche inhaltliche Debatte nicht üblich sind. Die Reihen sind festgeschlossen. Ganz anders ist die AfD, laut Gauland ein gäriger "Haufen". Die Führungsfrage braucht man in der AfD nicht zu stellen. Es gibt mehrere politische Flügel, die in permanenten Kämpfen miteinander stehen. In der CSU herrschen hingegen stabile Verhältnisse. Wenn natürlich an der Person Seehofer, als Ministerpräsident und 1. Vorsitzender, unumstritten der Führer der Bewegung, gezweifelt wird, ist das ein Skandal. In der AfD hingegen war das immer der Normalzustand.
So ist die Frage, welche Partei demokratischer ist, nicht leicht zu beantworten.
Die CSU hat es nie gewollt, dass rechts von ihr Parteien auftauchen und doch passiert es immer wieder. Die Republikaner stammten gleich der CSU. Bei der AfD kann man immerhin behaupten, dass die Rädelsführer nicht Fleisch vom Fleisch der CSU sind, sondern sich aus der Hessen-CDU rekrutiert haben, die seit Alfred Dregger für ihre ausländerfeindlichen Qualitäten bekannt ist.
Der rechte Metapolitiker Götz Kubitschek, der selbst in der AfD noch umstritten ist, betrachtet sich selbst als Padawan von Armin Mohler. Armin Mohler gilt der ideologische Vater der Neuen Rechten. Er selbst sieht sich als Schüler von Epigonen Carl Schmitt und Ernst Jünger, die Mohler wiederum für die Sith-Lords der "konservativen Revolution" hielt.
Doch der Wirkungskreis von Lord Mohler reichte tief ins bürgerliche Lager. Mohler war in den 70ern Redeschreiber für Franz-Josef Strauß, dessen klare Freund-Feind-Bestimmungen braun-blauen Charakter haben. Obwohl Lord Mohler in den 80ern bei den Republikanern neue Schüler fand, bleibt offen, ob die CSU sich dadurch politisch bewegt hat.
Der CSU wurde zurecht vorgeworfen, sie sei Stichwortgeberin der AfD. Zahlreiche Meinungen, die die AfD derzeit vertritt, wurde von der CSU quasi metapolitisch vorbereitet. AfD-Programmatiken lesen sich wie das Beckstein'sche Traumwunderland, in der alles und jeder abgeschoben wird. Zuletzt forderte die AfD bekanntlich den "Untersuchungsausschuss Merkel" und verwies auf die von Seehofer persönlich konstruierte Gedankenidee, vom Kontrollverlust und der rechtswidrigen "Grenzöffnung" im Herbst 2015. Man sollte sich daher auch fragen, ob die AfD in der Antiislam- und Antiflüchrlingspolitik über neue Positionen vertritt oder die seit Jahren aus CSU/CDU vertretenen Positionen nur in konzentrierter Form nachplappert. Immerhin hat die AfD dieses Thema Anfang 2015 eher zufällig für sich entdeckt und sich diesen Hut selbst aufgesetzt. Davor ging es in der AfD immer nur um den Euro und neue soziale Marktwirtschaft.