Integrationsbereitschaft der Türken

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
8ball
 
Di 17. Apr 2001, 13:21 - Beitrag #21

Freyr : Das ich dafür eintrete Ausländern, die keine Arbeit haben die Aufenthaltsgenehmigung zu entziehen, ist bekannt. Über die angebliche Unterqualifizierung von Ausländern hatten wir ja auch schon gesprochen, besonders was die Inder angeht, konnten wir feststellen das sie genauso viel bekommen, wie die Deutschen.

Es bleibt dabei, wir brauchen eine neue Regelung, und zwar schnell.

bigandex
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Do 19. Apr 2001, 08:09 - Beitrag #22

heute habe ich im tagesspiegel gelesen das Grünen-Politiker Cem Özdemir anreize für sprachtest fordert ! halte ichfür ein wenig weit her geholt ! QUELLE

8ball
 
Do 19. Apr 2001, 10:08 - Beitrag #23

Da platzt selbst mir der Kragen. Anreiz sollte wohl das Leben in Deutschland sein. Wieso benötigt man dann noch Anreiz zum Besuch eines Sprachkurses ? Warum sollen die Steuerzahler diesen Kursus bezahlen und warum muß er überhaupt in Deutschland stattfinden ? Wer in Deutschland leben will, soll erst in seinem Land Deutsch lernen und ist dann willkommen. Warum wird bei uns immer die Logik auf den Kopf gestellt ? Wenn ich eine Arbeit annehmen will, die Computerkenntnisse voraussetzt, kann ich mich da auch nur bewerben wenn ich es kann. Der Arbeitgeber bezahlt mir bestimmt nicht den nötigen Kursus.

bigandex
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So 22. Apr 2001, 22:55 - Beitrag #24

@bluesbrother

genau das ist die große frage ! ich bin da ganz deiner meinung.

tweetygirl
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So 22. Apr 2001, 23:21 - Beitrag #25

Sehe ich auch so. Ich meine, daß man ja eine Sprache kaum besser lernen kann als in dem Land selbst, wenn man sich mit den Muttersprachlern unterhält, da ist jeder Kurs Schrott gegen.

Mein Vater hatte mal einen Arbeitskollegen dessen Frau war garnicht bereit deutsch zu lernen, da hilft auch ein Anreiz zum Sprachkurs nicht. Sie hat dann irgendwann schnell alleine gemerkt, daß sie ohne deutsch nicht weit kommt und hat sich dann bemüht es zu lernen, indem sie mehr unter Leute gegangen ist und nun kann sie es sogar ganz gut.

Feuerkopf
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Mo 23. Apr 2001, 08:57 - Beitrag #26

Ich möchte von Euch wissen, was Ihr unter Integration versteht.
Gehört dazu, die eigene kulturelle Herkunft zu verleugnen? Soll ein Hindu oder Moslem plötzlich christlichen Werten anhängen? Das wird auch in anderen Ländern nicht verlangt. Ein Deutscher in Indien braucht nicht Hindu zu werden.
Soll ein Dress-Code vorgeschrieben werden? Und wenn ja, welcher? Dirndl-Zwang in Bayern und Fischerhemd an der See? Warum soll eine gläubige Muslime nicht ihr Kopftuch tragend dürfen? Es ist noch keine hundert Jahre her, da wäre hier keine Frau ohne Kopfbedeckung aus dem Haus gegangen.
Die Kinder der hier lebenden Ausländer unterliegen unserer Gesetzgebung, sie lernen Deutsch, manche besser, manche schlechter. Aber das tun deutsche Kinder auch.
Wer der deutschen Sprache nicht mächtig ist, kann auch bestimmte Arbeiten nicht machen. Also ist der Anreiz, die Sprache zu lernen, an sich vorhanden.
Hier wird wieder etwas verquickt: EU-Bürger unterliegen eh einem besonderen Status. Sie können frei innerhalb Europas ihre Arbeitsplätze suchen. Sie haben also auch ein Interesse an Sprachkenntnissen.
Die Ausländer, die ich kenne, die nicht gut Deutsch sprechen, sind meistens nicht berufstätige Ehefrauen.
Mich würde interessieren, wie viele nicht berufstätige Ehefrauen von im Ausland arbeitenden Deutschen die Landessprache nicht beherrschen...

Es gibt nun mal keine genau definierte Deutsche Kultur. Sie variiert von Ort zu Ort, von Bundesland zu Bundesland, ist abhängig von landsmännischer Zugehörigkeit und jeweiliger Herkunft des Einzelnen. Deshalb kann es auch nur grobe Übereinstimmungen geben.
Ich bin auch dafür, dass Menschen, die hier leben, möglichst gut die Landessprache sprechen sollen, aber: Gleiches Recht für alle, weltweit.

Steini
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Mo 23. Apr 2001, 09:39 - Beitrag #27

@Feuerkopf

also für mich ist Integration auch die Bereitschaft zum 1. die Sprache des Landes lernen zu wollen in dem man lebt. Auch als nichtarbeitende Ehefrau und Mutter sollte man zumindest die Sprache lernen um diese an die Kinder weitergeben zu können. Um sich um die Problematik der Kinder in Kindergärten, Horten und Schulen kümmern zu können. Das ist einfach wichtig.

Auch sollte man sich nicht von Anfang an ausgrenzen sondern auch mal "mitmachen". Ich sage nicht, dass ein Hindu oder ein Moslem plötzlich ein Christ werden soll. Das wäre Quatsch, jeder hat seinen Glauben und seine Meinung - aber Anpassung wäre nicht schlecht!!

Wenn Du türkische Jugendliche z.B. mal fragst wie sie sich fühlen, da gibt es sicher auch eine Menge die wie ihre deutschen Freundinnen (gerade die Mädchen) auch mal in die Disko wollen, auch mal mit auf Feten gehen wollen usw. die es aber nicht dürfen. Sie dürfen sich ja gar nicht anpassen, weil ihre Familien (Eltern) sich nicht anpassen wollen.

Warum z.B. sollen die türkischen Jungs/Männer die deutschen Mädchen/Frauen angraben dürfen und hinterher als Schlampen bzeichnen aber die deutschen Jungs/Männer kriegen direkt Ärger wenn sie mal eine Türkin anbaggern. Das ist auch nicht unbedingt "Anpassung". Wenn soviel von Kultur gesprochen wird, dann passt das sicherlich auch nicht in die türkische Kultur.

Ich denke mal mit "Anpassen" meint keiner sich selbst verleugnen oder deren Kultur verleugnen, sondern einfach den Gepflogenheiten, der Sprache anpassen. Und das ist doch sicherlich nicht zuviel verlangt.

Als ausländischer Mitbürger kann ich wohl kaum verlangen, das die "Inländer" sich den "Ausländern" anpassen und wohlmöglich noch deren Sprache lernen müssen (sich Dolmetscher holen müssen) um ihnen mitzuteilen, wie z.B. ein Mietvertrag eingehalten wird, wie die Schulordnung aussieht usw., oder???????

8ball
 
Mo 23. Apr 2001, 09:50 - Beitrag #28

Feuerkopf : Wie schon der Titel sagt, es geht um Türken. Fakt ist, daß sich die meisten von ihnen nicht eingliedern lassen wollen. Ich bin bestimmt sehr liberal, aber es hört für mich spätestens dann auf, wenn ich in meinem Land nicht mehr lesen kann was an den Läden für Reklame steht oder wenn ich in einen Laden gehe und mich niemand versteht. In jedem anderen Einwanderungsland ist der Sprachkurs Pflicht, nur nicht bei uns. Dazu kommt noch die Ghettobildung, verursacht durch eine falsche Wohnungspolitik und fehlendes Eingreifen durch die Gemeinden. Dadurch wurde es möglich gemacht das Türken mehr oder weniger in ihrem eigenen "Gebiet" leben. Das hat selbstverständlich zur Folge das die Kinder erst in der Schule mit Deutsch konfrontiert werden. Das sie ihre Kultur erhalten wollen, ist ok. Die Grenze ist jedoch dort zu ziehen, wo deutsches Recht verletzt wird. So ist es wohl kaum hinzunehmen das Blutrache und Zwangsehen durchgeführt werden. Gegen Kopftücher und die Ausführung ihres Glaubens hat hier wohl niemand etwas. Es geht einfach darum das Türken ein etwas eigenartiges Verhalten gegenüber den Deutschen zeigen. Sie haben keinen Respekt aber fordern diesen für sich ständig ein. Ich höre in der U-Bahn öfter scheiß Deutsche , als Ausländer raus. Mag sein das das in kleinen Städten anders ist. Aber hier in Berlin kommst Du Dir teilweise wie auf dem Balkan vor. Ich weiß nicht ob Du es lustig finden würdest wenn mitten in der Nacht 20-30 PKW mit Hupkonzert durch Deine Straße fahren (Hochzeit) oder aber ein türkischer Fußballverein gewonnen hat und mitten in der Woche ist die ganze Nacht Silvester und Du mußt am nächsten morgen zu Arbeit. Was ich damit sagen möchte ist folgendes : Entschließe ich mich in einem anderen Land zu leben, muß ich mich auch an die dort vorherrschende Gemeinschaftsform halten.

Feuerkopf
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Di 24. Apr 2001, 00:12 - Beitrag #29

Es muss mit meinen persönlichen Erfahrungen zusammenhängen, denn ich hatte bisher keine Probleme mit hier lebenden Türken.
Die beste Freundin meiner Tochter ist Türkin, (zwei andere stammen aus Polen und Kasachstan...)unser kleiner "Tante Emma"-Türke gegenüber ist uns inzwischen ans Herz gewachsen, denn die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit. Die türkischen Eltern an der Grundschule meiner Kinder waren immer kooperativ, wenn es wichtig wurde. Die türkischen Hauptschüler hier benehmen sich nicht besser oder schlechter als die anderer Nationalitäten.
Ich finde es allerdings schade, dass die Jugendlichen das sogenannte "Kanaken-Deutsch" pflegen, als eine Art Soziolekt. So gewöhnen sie sich Fehler an.
Trotzdem sehe ich natürlich die Probleme, die Du, BluesBrother, ansprichst. Auch wir haben hier Stadtteile, die hauptsächlich von Türken bewohnt werden.
Und natürlich geht es nicht an, dass besonders die türkischen Mädchen z. T. heftigen Repressionen durch die eigenen Familien ausgesetzt sind.
Trotzdem erinnere ich noch einmal daran: Viele Sitten und Gebräuche sind den unsrigen vor 100 Jahren nicht unähnlich. Und was Blutrache angeht: Sizilianer können dazu auch was erzählen.
Meine Forderung geht dahin, dass zumindest die Deutsche Gesetzgebung akzeptiert wird.

Was die Forderung betrifft, dass hier lebende Ehefrauen Deutsch lernen sollen:
Konservative Türken "importieren" ihre Frauen aus der Türkei, da die "Deutschländerinnen" ihnen viel zu emanzipatorisch daherkommen. Sie fürchten um ihre traditionellen Familienstrukturen.
Zu Recht, wenn man sich die Entwicklung des bundesrepublikanischen Familienbegriffes ansieht.
Türkische Kinder gehen übrigens viel seltener in den Kindergarten, da sie eine umfassende Betreuung zuhause haben. Die Mütter, die auf eine offizielle Betreuung angewiesen sind, sind wiederum diejenigen, die eh Deutsch sprechen.
Da sie berufstätig sind, haben sie oft ein schlechtes Gewissen, und dann werden die kleinen Prinzen und Prinzessinnen entsprechend verwöhnt. Mit den bekannten Resultaten.
Alevitische (weltliche) Muslime sind übrigens viel eher bereit, sich zu integrieren, und sie sind eine große Gruppe, allerdings auch häufig kurdischer Herkunft, was wieder ein neues Problem mit sich bringt.
Die türkische Bevölkerungsgruppe ist keineswegs so homogen, wie sie uns erscheint.

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