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Seid ihr stolz????

Verfasst:
Mo 27. Aug 2001, 16:19
von monro
Dieser Brief stand in der "Berliner Morgenpost", verfasst von einem schüler. Mich interessiert eure meinung zu dem thema, wie steht ihr zu deutschland?
Ich für meinen teil sage: ich bin stolz!
Wir sind Stolz
Muss man sich heutzutage wirklich schämen, ein Deutscher zu sein?
Diese Frage bewegt mich schon seit einiger Zeit und ich möchte darauf Antwort haben!
Man kann täglich in irgendwelchen Magazinen und Zeitungen nachschlagen und es wird fast immer bestätigt, dass man sich eigentlich schämen sollte, in einem Land aufzuwachsen, das vor fast 64 Jahren den Zweiten Weltkrieg begann. Man muss wirklich sagen, dass zu dieser Zeit schreckliche Dinge passiert sind, die man leider nicht rückgängig machen kann, aber ist das Grund genug, dass sich sogar noch die dritte Generation dieses eigentlich so schönen Landes Vorwürfe machen und seine Heimat verleugnen muss?
Erinnern wir uns an den Wirbel, den das Wort „deutsche Leitkultur" verursachte. Diesen Vorfall nahm ich noch kopfschüttelnd zur Kenntnis, aber die Aussprüche von Herrn Trittin verschlugen mir dann doch die Sprache.
Ich konnte und kann einfach nicht verstehen, wie ein Mann, der seinem Amt zufolge eigentlich ein hohes Maß an Disziplin und Bildung haben müsste, einen anderen Politiker mit so inkompetenten und beleidigenden Äußerungen beschimpfen konnte.
Es ist nicht zu fassen, dass ein „deutscher" Politiker und somit Vertreter der „deutschen" Nation, sich nicht öffentlich dahingehend äußern darf, dass er stolz sei, ein Deutscher zu sein. Und ihm dann noch die „Mentalität eines Skinheads" zu unterstellen, ist nicht verzeihbar und lässt sich auch durch eine erzwungene Entschuldigung nicht wieder gut machen.
Wie viele Jahre sind denn noch nötig, um endlich wieder stolz sein zu dürfen, Deutscher zu sein, ohne als rechtsradikal oder politisch unkorrekt aufzufallen?
Ich und ein nicht geringer Teil der heutigen Jugend sind stolz darauf, Deutsche zu sein, denn Deutschland hat nicht nur den Zweiten Weltkrieg hervorgebracht, sondern auch viele der besten Schriftsteller, Wissenschaftler, Philosophen und so weiter.
ich denke, es ist genügend diskussionsstoff in diesem leserbrief enthalten.
also wie seht ihr die ganze problematik???

Verfasst:
Mo 27. Aug 2001, 18:23
von PsySt
hmmmmmm ich sehe es etwas differenzierter!!
also eigentlich bin ich auch stolz ein teil dieses schönes landes zu sein, das problem an begriffen wie leitkultur und "ich bin stolz ein deutscher zu sein" halt von rechten mißbraucht wird! deswegen ist es immer kompliziert sowas als politiker zu äußern!
also ich denke es gibt genug gründe auf dieses land bzw auf unsere vorfahren stolz zu sein, aber muß man unbedingt diese phrasen benutzen um es zum ausdruck zu bringen?? man kann es doch sein ohne es rauszuposaunen wie die aroganten franzosen oder amis..
allerdinbgs denke ich andererseits genauso wie du das man irgendwo und irgendwann mal damit schluß machen muß den kopf in den sand zu stecken wenn der zentral rat der juden (denn der meckert immer als erster) ihr habt wieder böse ausländerfeindlich geredet!!

Verfasst:
Mo 27. Aug 2001, 19:05
von Padreic
@monro
Ist der Brief aus der Zukunft? Wir haben meines Wissens noch nicht 2003...
Deutschland ist für mich ein schönes Land und ich bin froh hier zu leben. Auch bewundere ich die Leistungen, die in diesem Land gebracht wurden. Rein emotional empfinde ich da auch stolz, aber rational gesehen sind nicht mir diese Leistungen zu verdanken. Aber dass ich Verantwortung für Dinge übernehmen soll, die vor 60 Jahren passiert sind, finde ich leicht schwachsinnig. Ich werde ja auch nicht für Einsteins Arbeiten gelobt.
Und ich finde Trittins Einstellung für einen deutschen Minister nicht OK. Im scheint unsere Nation nicht sehr wichtig zu sein, was für einen Minister doch m. E. sehr angebracht wäre.
Padreic

Verfasst:
Mo 27. Aug 2001, 19:36
von Traitor
Zum Thema Trittin: Natürlich war das eine unverschämte Beleidigung. Noch schlimmer fand ich aber Meyers Antwort: Trittin habe ein gestörtes Verhältnis "zu unserem Staat, der Demokratie und der Gesellschaft"!!!

Verfasst:
Mo 27. Aug 2001, 19:57
von Held der Nation
Also ich muss schon sagen, dass ich stolz bin, ein deutscher zu sein, denn wir haben zwar vieles schlechtes getan, was mannicht verzeihen darf, aber dafür kann unsere Generation doch nichts mehr. Ich bin stolz und auch froh hier in Deutschland leben zu können.

Verfasst:
Mo 27. Aug 2001, 20:04
von Traitor
Genau meine Meinung. Was können wir jungen Leute dafür, was unsere Vorfahren früher mal verbrochen haben? Wir sind lange nach Kriegsende geboren, selbst unsere Eltern sind dies meist (ich rede jetzt von den 10-20 jährigen, also der dritten Nachkriegsgeberation). Wir haben also nichts mehr mit der NAziwelt zu tun gehabt, und wir sind (mit seltenen Ausnahemn) auch keine Nazis.
Jedes Land ist stolz auf sich, warum nicht wir deutschen? Ich bin gern Deutscher.

Verfasst:
Mo 27. Aug 2001, 20:29
von Farin
Natürlich sind wir keine Nazis mehr, Traitor.
Jedoch würde ich den Satz "Ich bin Stolz deutscher zu sein" nicht gerne aussprechen. Für mich(!!!) klingt es so als ob allein die Tatsache das ich deutscher bin...mir den Anlass irgendwie darauf Stolz zu sein. Und zwar ohne den Hintergrund in was für einer Lage sich gerade Deutschland befindet. Den Satz finde ich viel zu Pauschal
Der Satz von Willy Brandt aus den 70ern "Es gibt viele Gründe Stolz auf Deutschland zu sein" finde ich besser denn es gibt die möglichkeit dann noch zu vervollständigen das es auch viele Gründe gibt nicht umbedingt Stolz zu sein.
Nun ja...das hört sich ja vielleicht für mich auch nur so an. Vielleicht benutzen andere das Wort Stolz anders als ich. Von daher kann man da auch niemanden Vorschreiben wie er es ausdrückt dass er das Land, in dem er lebt, liebt

Verfasst:
Di 28. Aug 2001, 00:12
von Feuerkopf
Im Begriff "Stolz" schwingt für mich auch immer "Hochmut" mit.
Ich lebe gern in Deutschland, bin gern Ruhri, mag auch andere deutsche Landstriche.
Wir haben - neben unserer unglückseligen Nazi-Vergangenheit - auch schöne, erinnerungswürdige Dinge zustande gebracht. Viele Entwicklungen technischer und geistiger Art gingen von deutschen Menschen aus.
Ich bin auch dagegen, mich für die Vergangenheit zu schämen. Viel wichtiger ist, sie immer im Hinterkopf zu haben und zu verhindern, dass die großen Verdränger und Lügner die Nazizeit verherrlichen. Das betrachte ich als unser Erbe: Wachsam zu sein.
Wenn wir das schaffen, dann können wir auf uns stolz sein.
Die Freude an unserem Land dürfen wir uns wirklich nicht von braunen Dumpfbacken nehmen lassen. Sie sind nicht berechtigt, uns ihre Schlagwörter aufzudrücken!
Feuerkopf
neigt zu Polemik bei diesem Thema...

Verfasst:
Di 28. Aug 2001, 09:42
von McCain123
Stolz ist glaube ich das falsche Wort. Ich bin froh hier geboren worden zu sein und ich ich fühl mich in Deutschland richtig wohl. Ich freue mich, wenn Deutschland beim Sport gewinnt, aber ich würde mich nicht mit den Taten anderer Deutscher dekorieren. Stolz bin ich daher höchstens auf mich, oder auf Leute die ich kenne, wenn diese etwas besonderes geleistet haben.

Verfasst:
Di 28. Aug 2001, 19:32
von Held der Nation
Naja, Stolz kann man schon sein. Nirgendwo in Europa lebt man besser als Deutschland(von der Lebensqualität her)

Verfasst:
Di 28. Aug 2001, 19:36
von Padreic
Vielleicht sollten wir Stolz durch Patriotismus ersetzen, wobei Patriotismus auch nur Vaterlandsliebe heißt. Wenn alle diesen hätte, hätten wir viele Probleme weniger. Niemand würde mehr den Staat betrügen, den er liebt. Auch würden vielleicht mehr Leute, Menschen unserer Geschichte, die etwas geleistet haben, als Vorbilder nehmen.
Dabei darf dieser Patriotismus nicht zu Abwertung oder gar Gewalt gegenüber Ausländern führen. Jedes Volk und Land ist gleichviel wert, aber man kann trotzdem seinen eigenem mehr Liebe entgegenbringen als anderen.
Padreic

Verfasst:
Di 28. Aug 2001, 21:09
von Traitor
Patriotismus? Das klingt schon wieder so nach Amis.
Ich bin stolz auf Deutschland, aber nicht unbedingt auf den deutschen Staat. Sicher, er ist eine der modernsten Demokratien, aber es ginge besser. Will ich aber nicht weiter vertiefen.
Eigentlich sehe ich mich aber mehr als Bewohner des deutschsprachigen Raumes denn als Deutscher. Mir wäre es ziemlich egal, wenn Deutschland Teil eines europäischen oder eines Weltstaates würde, ich identifiziere mich nicht mit diesem Staat. Hauptsache er funktioniert leidlich und wir können gut leben.

Verfasst:
Mi 29. Aug 2001, 14:04
von Aesos
Na ja !!!
Weder bin ich Stolz Deutscher zu sein noch schäme ich mich...
Vielleicht für das Braune Gesocks was hier rum läuft...
Aber Warum sollte ich mich schämen für die Nazis sind eh alle tot...
Aber genauso frage ich wie ich, wenn ich mich deswegen nicht schämen brauche...
Warum auf einmal Stolz sein auf Dichter und Denker die noch viel länger tot sind ???
Naja da sucht man sich halt das raus was einen gefällt, oder ???

Verfasst:
Mi 29. Aug 2001, 14:27
von Gilmor
Original geschrieben von Aesos
Na ja !!!
Weder bin ich Stolz Deutscher zu sein noch schäme ich mich...
Vielleicht für das Braune Gesocks was hier rum läuft...
Aber Warum sollte ich mich schämen für die Nazis sind eh alle tot...
Aber genauso frage ich wie ich, wenn ich mich deswegen nicht schämen brauche...
Warum auf einmal Stolz sein auf Dichter und Denker die noch viel länger tot sind ???
Naja da sucht man sich halt das raus was einen gefällt, oder ???
Dem gibt es wohl nichts mehr hinzuzufügen. Einerseits sind wir auf unsere großen Dichter, Wissenschaftler und Sportler der Vergangenheit stolz, wollen aber nichts mit dem dunkelsten Kapitel unseres Landes zu tun haben. Ein Widerspruch!

Verfasst:
Mi 29. Aug 2001, 16:16
von Traitor
Ein weit verbreiteter Widerspruch, ich sage nur Amis...
Aber natürlich kann man sich nicht einfach rauspicken, was einem an der Vergangenheit gefällt. Deutschland hat viel zur Menschheitsentwicklung beigetragen, aber halt auch viel Mist gebaut!
Stolz?

Verfasst:
Fr 31. Aug 2001, 23:28
von Weib
Man kann doch nur STOLZ SEIN auf etwas, das man SELBST geschafft hat ??
Ich habe Deutschland nicht gemacht ......ich bin auch nie gefragt worden, ob ich hier und nicht woanders leben will.......und ich finde übertriebenen Nationalstolz auch immer bissel gefährlich!
Da denke ich gleich an den alten Text der Nationalhymne, den man nicht mehr singt, der aber in jedem Liederbuch KOMPLETT drin steht .....
Und da muss ich doch wirklich mal sehr ketzerisch fragen:
WAS heißt denn "typisch deutsch"??
.......unsre deutschen Pizzerien ....unsre deutschen Mc.Donalds......unsre deutschen Döner ..... oder etwa unser deutscher Arbeitsfleiß ....??.....angesichts DER Arbeitslosenquote, der Anzahl der Alohi- und Sozialhi-Empfänger und der benötigten Spezialisten aus anderen Ländern wohl fast lachhaft?

Verfasst:
Sa 1. Sep 2001, 10:46
von Padreic
@Weib
Nur auf das stolz sein, was du selbst geschafft hast? Deine gesamten Handlungen beruhen auf deinen Erbanlagen und deiner Umwelt. Deine Gene hast du nicht selber geschaffen und deine Umwelt auch nicht. Wo hast du also etwas selbst geschafft?
Ich finde, dass die komplette alte Nationalhymne, also alle 3 Strophen, von Wort und Melodie sehr schön ist. Man kann den Text natürlich so interpretieren, dass man andere Länder abwertet, aber man kann ihn auch anders interpretieren. Und ich will auf keinen Fall andere Länder abwerten.
Padreic

Verfasst:
Sa 1. Sep 2001, 11:25
von Traitor
Nur auf das stolz sein, was du selbst geschafft hast? Deine gesamten Handlungen beruhen auf deinen Erbanlagen und deiner Umwelt. Deine Gene hast du nicht selber geschaffen und deine Umwelt auch nicht. Wo hast du also etwas selbst geschafft?
Du meinst also, dass alle Handlungen eines Menschen vorherbestimmt sind? Ein interessantes Thema, ich werd gleich mal einen
Thread im Philosophie-Forum öffnen.
Ich finde, dass die komplette alte Nationalhymne, also alle 3 Strophen, von Wort und Melodie sehr schön ist. Man kann den Text natürlich so interpretieren, dass man andere Länder abwertet, aber man kann ihn auch anders interpretieren. Und ich will auf keinen Fall andere Länder abwerten.
Vom Klang her ist unsere Hymne sicher sehr schön. Aber der gesamttext ist doch schon sehr nationalistisch, ich sage nur "von der Maas bin an die Memel", was heutzutage ein sehr aggressiver Gebietsanspruch und somit unhaltbar wäre.
Thread im Philosophie-Forum

Verfasst:
So 9. Sep 2001, 01:25
von Sternkieker
Also stolz bin ich nicht Deutscher zu sein. Das hat aber nichts mit unserer Vergangenheit zu tun, und das ich mich dafür schämen würde. Ich denke, das Wort 'stolz' wird zu oft als Gegenteil des Wortes 'schämen' verstanden. D.h., wenn ich mich nicht für mein Land schäme, dann bin ich automatisch stolz darauf.
Ich für meinen Teil 'stehe zu' Deutschland. Das bedeutet für mich einfach, dass ich hier geboren und aufgewachsen bin, und keinen Grund sehe, das irgendwo zu verleugnen.

Verfasst:
So 9. Sep 2001, 11:19
von krumel
Vom Klang her ist unsere Hymne sicher sehr schön. Aber der gesamttext ist doch schon sehr nationalistisch, ich sage nur "von der Maas bin an die Memel", was heutzutage ein sehr aggressiver Gebietsanspruch und somit unhaltbar wäre.
Ich finde, dass man den gesamte Text der Nationalhymne so und so interprtieren kann, dass man das nur nationalistisch und zT Ausländerfeindlich auf Grund dessen interpretiert, da die Nazis es benutzt haben. Gut, der Teil "von der Maas bis an die Memel, ..." würde heute nicht haltbar sein, da es einfach nicht mehr stimmt.
KrumelMonter