Hallo zusammen,
mit Monoceros bin ich anderswo auch auf die Frage gekommen, wie weit sich Geschichte wiederholt. Hier kurz das Zitat:
die gewaltsame Missionierung ist nicht erst seit dem Christentum bekannt und wurde von ihm auch nicht erfunden und dadurch, dass sich die Geschichte immer wieder wiederholt, ist es durchaus annehmbar, dass sich die großen Weltreligionen wie in der Vergangenheit wieder abwechseln werden wenn es darum geht, Krieg zu spielen. Ob das mit der Religion vereinbar ist, die Frage hat sich in der Geschichte niemals gestellt und sie wird sich auch wahrscheinlich in der Zukunft nicht stellen.
Interessant ist in dem Zusammenhang auch die These: Gäbe es die Religion nicht, die heiligen Kriege gäbe es doch.
Da wir auch hier schon über Krieg und Religion, insbesondere im Zusammenhang mit dem Judentum gesprochen haben, möchte ich hier ein wenig zu diesen Zusammenhängen aus christlicher Tradition sagen.
Schon früh wurde die Frage römischer Soldaten nach Aufnahme in die christliche Gemeinde diskutiert und ausdrücklich bejaht.
Die Religion selber sollte sich ursprünglich aus den saatlichen Belangen heraushalten, nach dem biblischen Motto: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser ist...
Schwierig wurde diese Position dann, als das Christentum auch Staatsreligion wurde. Erst im 3./4. Jhdt. beschreibt Augustinus in "de civitate dei", unter welchen Umständen ein Krieg gerechtfertigt ist. Hier hat man also durchaus eine religiöse Erlaubnis, für das Christentum Krieg zu führen. Im Judentum war das übrigends nie ein Problem, Gott hat sein Heer sogar angefürht.
Die Frage also, Monoceros, ob Krieg mit der Religion vereinbar ist, wurde sich also sehr wohl expliziet gestellt.
Im folgenden kam der Islam auf, der die ganzen christlichen Urländer und Hauptsitze im Nahen Osten und in Afrika überrannte, und dessen Schrecken die ganze Christenheit erschütterte. Hier gehört Krieg sicherlich zur inneren Methodik.
Im Mittelalter kam für das Christentum noch eine weitere Komponente hinzu: Das Rittertum. Die alten germanischen Vorstellungen belohnten den Krieg, und nur gefallene Krieger konnten im "Jenseits" einen Ehrenplatz einnehmen. Das die Liebe verkündende Christentum nahm einer ganzen Gesellschaftschicht die Daseinsberechtigung. Hieraus entwickelte sich die Idee des christlichen Ritters, des Streiters für Gott. Zusammen mit den Erinnerungen an die muslimischen Plünderungen, der misslichen politischen Situation und der Rechtfertigung des Heiligen Krieges durch Augustinus, war der Nährboden für die Kreuzzüge, welche im übrigen immer nur Wallfahrten genannt wurden, gelegt.
Ich will damit sagen: Politische und historische Ereignisse haben viele Ursachen, auch weit zurückreichende. Das Netz der verschiedenen Beeinflussungen ist weitläufig und eng geknüpft. Sehr leicht nimmt man sich einen Knoten heraus, und sagt: deswegen ist jenes erflogt... Das ist eigentlich immer zu kurz gegriffen. Zeiten wiederholen sich, aber eben auch immer anders.
Die Grundmuster bleiben, und aus denen kann man lernen, was selten genug getan wird. Aber es braucht ein feines Gespür, um festzustellen, wie sich dieses Muster in einer aktuellen Zeit präsentiert.
Gruß,
Orald