Spiegel: Grass kein Freund Israels

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Steff
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So 21. Okt 2001, 16:20 - Beitrag #1

Spiegel: Grass kein Freund Israels

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hat den Schriftsteller Günter Grass scharf angegriffen. Mit seiner Kritik an Israel reihe sich der Nobelpreisträger für Literatur "in die Reihe derjenigen nichtjüdischen Intellektuellen in Deutschland ein, die schon seit Jahren direkt oder indirekt die staatliche Existenz Israels in Frage zu stellen suchen", sagte Spiegel dem Nachrichtenmagazin "Focus".

Sehe man sich die Aussagen von Grass näher an, dann laute seine Botschaft: "Israel muss weg". Wer solche Äußerungen mache, der stelle sich "auf eine Stufe mit den radikalen Feinden Israels" und könne kaum erwarten, als Freund angesehen zu werden, sagte Spiegel. Grass hatte die israelische Politik gegenüber den Palästinensern kritisiert und der Regierung "kriminelle" Handlungen vorgeworfen.

Spiegel betonte: "Bei aller Kritik muss immer wieder deutlich werden, dass Israel Opfer und nicht Täter in diesem blutigen Terrorkampf ist". Zur Lage der jüdischen Gemeinden in Deutschland nach den Anschlägen vom 11. September in den USA sagte Spiegel, Gemeindemitglieder kämen aus Angst nicht zu Gottesdiensten. In Deutschland träfen sich radikale Islamisten, rechte und linke Extremisten im Feindbild Israel. "Ich halte das für eine sehr gefährliche Entwicklung", sagte Spiegel.


Nachzulesen: http://www.ticker.de/newsmix/2001/10/20/7778.shtml


Auf die Gefahr hin, als Nazi bezeichent zu werden: Langsam geht mir echt der Hut hoch.
Glauben diese Juden denn tatsächlich, nur weil schon immer verfolgt wurden, könnten sie sich alles erlauben?
Was Grass da sagt, hat Hand und Fuß. Das weiß der Herr Spiegel auch, also stellt er ihn auf eine niedrige Stufe, um Aufsehen zu erregen und Grass Aussagen weniger bedeutend zu machen.

Wie denkt ihr darüber?

Traitor
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So 21. Okt 2001, 18:07 - Beitrag #2

Ich kenne zwar Herrn Grass's Äußerungen nicht, bin aber im Grunde einer ähnlichen Meinung (Siehe Thread "Die Gescichte wiederholt sich" hier im Politikforum).
die Vergangenheit des jüdischen Volkes darf nicht als Entschuldigung für seine heutigen Verbrechen genommen werden, die genauso gegen das Völkerrecht verstoßen wie die Aktionen von Irak, Jugoslawien oder China. Nur wegen ihrer Vergangenheit als Opfer und wegen dem großen Freund USA kommt Israel international so ungeschoren davon, ansonsten würden sie sicher längst als Schurkenstaat gesehen.

Das alles sage ich nicht als "Judenhasser", der ich definitiv nicht bin, sondern weil es in mir nur Unverständnis auslöst, wie ein Volk, dass so Schreckliches erdulden musste, heute anderen Völkern ähnliche Grausamkeiten antun kann.

Monoceros
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So 21. Okt 2001, 23:13 - Beitrag #3

Günther Grass eine antisemitische Position vorzuwerfen, ist reine Polemik. Grass hat nicht gesagt, die Juden müssen weg, er hat gesagt, Israel muss weg und da stimme ich ihm zu, ohne Antisemit oder Nazi zu sein. Es geht dabei nicht um die Juden, es geht um einen Staat, der viele völkerrechtlich relevante Straftaten begangen hat, das ist Fakt, aus. Darüber hinaus ist der Staat an sich von seiner Position her radikal und weiter nichts. Die Religion dient als seine Existenz- und Ausbreitungsrechtfertigung, von Toleranz und Kommunikation ist von der Führungsriege und Teilen der Bevölkerung nichts zu sehen. Und: Solange Israel besteht, wird es im Nahen Osten auch keinen Frieden geben, selbst wenn die Palästinenser zu ihrem Recht kommen, einen eigenen Staat zu gründen. Der Kampf gehgt solange weiter, bis die jüdischen Fundamentalisten wie die Islamisten ihre Macht verloren haben.

Weiterhin ist der Bezug der Aussage Grass auf Deutschland nichts als faule Polemik, gerade der Satz in dem er sagt, in Deutschland träfen sich radikale Islamisten, rechte und linke Extremisten im Feindbild Israel. Ich bn fast gerührt über die "armen" jüdischen Gemeinden. Aber die friedlichen islamischen Gemeinden haben keine Angst nein, "dass ist ein reines Problem des Judenhassers Deutschland". Das es in anderen Ländern wesentlich rauher zugeht, wird dabei natürlich wieder vergessen.
Dummes Gelaber.

In diesem Sinne
Monoceros

Borlas
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Mo 22. Okt 2001, 01:12 - Beitrag #4

Original geschrieben von Monoceros

Grass hat nicht gesagt, die Juden müssen weg, er hat gesagt, Israel muss weg

Genaugenommen hat Grass noch nicht einmal das gesagt, sondern: "Sehe man sich die Aussagen von Grass näher an, dann laute seine Botschaft: "Israel muss weg".
Was hater denn eigentlich genau gesagt und vor allem: wo ?

Krautwiggerl
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Mo 22. Okt 2001, 10:04 - Beitrag #5

@monoceros:
das trifft es in etwa zu 100%, was auch ich denke.
Ich denke da nur an die handstreichartige Übernahme palästinensicher Büros im Osten Jerusalems, mit der absoluten Scheiss-Begründung, Jerusalem müsse wieder rein jüdisch werden. Also wenn da kein religiöser Fanatismus durchschimmert.... gerade solche Aktionen, die Israel in der Vergangenheit zur genüge gebracht hat, sind Wasser auf den Mühlen des Islamischen Fundamentalismus. Dass radikale Paläsineneser auch viele Verbrechen begangen haben, will ich gar nicht leugnen. Dennoch war es Israel, die in den Vergangenen Kriegen ihr Territorium stark erweitert haben. Auch wenn andere die Aggressoren waren, so ist es doch nicht in Ordnung, fremde Völker zu besetzen und unterdrücken in einer Zeit der weltweiten Entspannung! Und seit Sharon scheint mir Israel aggressiver denn je!
Vielleicht sollte man des Spiegel hier mal vorbeischicken, dann hätte er wieder was zum Polemisieren: "Gack, gack, gack, die Leute in der Matrix sind ja schlimmer als Himmler, Höß und Bormann zusammen..."

Thod
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Mo 22. Okt 2001, 17:46 - Beitrag #6

Hey,
da sind wir uns ja ausnahmsweise mal alle einig!!!

Hätte man das vor 10 Jahren so gepostet, wäre man erschossen worden... (sag ich mal so)

Gruß,
Orald

Traitor
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Mo 22. Okt 2001, 19:31 - Beitrag #7

Ganz mit Monoceros' Aussage einverstanden bin ich aber nicht.

Israel muss weg und da stimme ich ihm zu,


Es ist klar, Israel wurde auf unrecht gegründet und wird durch Unrecht erhalten. Seine Gründung ist historisch eigentlich genau absurd wie etwa die Idee, ganz Westeuropa an die wenigen kelten-nachkommen, die es noch gibt, oder Amerika an die Indianer, zurückzugeben, weil die ja früher mal hier wohnten.
Genauso absurd ist es aber, jetzt das Verschwinden Israels zu fordern. Jugoslawien war auch ein Unrechtsstaat, oder Afghanistan jetzt, und keiner sagt: dieses Land muss weg. Es heißt: Dieses Land muss geändert werden.
Genauso ist es mit Israel/Palästina: Es muss eine menschenrechteachtende Regierung her, die Palästinenser müssen unabhängig sein etc, aber die "Auslöschung" Israels zu fordern ist absurd.

Krautwiggerl
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Mo 22. Okt 2001, 20:13 - Beitrag #8

Aber ich glaube, dass hier keiner behauptet hat, dass Israel von der Landkarte geputzt werden muss. Nur sollten sie alle besetzen Gebiete räumen, und den Palästinensern einen eigenen Staat erlauben.
Meiner Meinung nach ist das fair. Denn ohne diese Aktion wird es wohl nie Frieden im Nahen Osten geben.
Was mir nicht in den Kopf geht: warum schicken die Israelis, oder besser haben geschickt, Siedler in die militärisch besetzten Gebiete? Das macht auf mich den Eindruck, nur um einen Vorwand zu haben, diese Gebiete später nicht mehr hergeben zu müssen. Hätte doch gereicht, das Westjordanland nur militärisch zu besetzen, um den Staat vorübergehend vor Agressoren von aussen zu sichern.

Traitor
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Mo 22. Okt 2001, 20:21 - Beitrag #9

schicken die Israelis, oder besser haben geschickt, Siedler in die militärisch besetzten Gebiete?

Dabei handelte es sich meist um religiös-fanatische Gruppen, die meinten, dass ihnen "von Gott gegebene" Land müsste besiedelt werden, dies wäre ein Beitrag zum "Reich Gottes". Die Politik unterstüzte dies aus den von dir genannten Gründen.

Aber ich glaube, dass hier keiner behauptet hat, dass Israel von der Landkarte geputzt werden muss. Nur sollten sie alle besetzen Gebiete räumen, und den Palästinensern einen eigenen Staat erlauben.


Monoceros sagte dies aber wörtlich:

er hat gesagt, Israel muss weg und da stimme ich ihm zu


Kann aber auch sein, dass er es so meinte wie du es sagst und er sich nur unklar ausgedrückt hat.

Monoceros
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Mo 22. Okt 2001, 21:55 - Beitrag #10

Ich habe das nicht unklar ausgedrückt, ich habe das genauso gemeint, wie ich es geschrieben habe. Bezogen habe ich mich aber nicht auf Israel als Staat generell, sondern als der Staat, als der er sich derzeit präsentiert. Solange es einen "jüdischen" Staat Israel gibt, gibt es keinen Frieden, auch nicht, wenn die Palästinenser irgendwann zu ihrem Recht kommen sollten. Der Staat an sich ist fundamentalistisch eingestellt, das ist Fakt. Einen Staat für eine Religion auf Basis dieser Religion zu erstellen ist grundsätzlich ein Fehler, weil schon diese Absicht suggeriert, dass alles andere aus dem Staat notfalls mit brutaler Gewalt vertrieben werden muss und genau das ist zu beobachten. Wenn Israel auf Dauer Bestand haben will, darf es kein jüdischer Staat sein, es muss ein Staat sein, der Juden wie Moslems gleichermaßen respektiert, eine Säkularisierung ist hier erforderlich. Ich bezweifle aber, dass das unter dem Namen "Israel" noch möglich ist, der Name ist vielleicht bereits zu stark belastet.

Mit freundlichen Grüßen
Monoceros

Thod
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Di 23. Okt 2001, 13:04 - Beitrag #11

wenn ich das mal hier einwerfen kann: ich denke, jeder Monotheismus, wenn er nicht so etwas wie eine Dreifaltigkeit kennt, muß zwangsweise Theokratien hervorbringen. Das ist dem Judentum und dem Islam äußerlich schon anzusehen, und es ist dem Konzept zu grunde liegend.

Gruß,
Orald

Traitor
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Di 23. Okt 2001, 15:29 - Beitrag #12

@Monoceros: Das habe ich jetzt verstanden. So kann ich dir uneingeschränkt zustimmen.

@Orald: Warum? Könntest du da einen neuen Thread aufmachen und deine Theorie erklären, dass klingt nämlich durchaus interessant.

Thod
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Di 23. Okt 2001, 15:31 - Beitrag #13

jo, vielleicht später mal. Das ganze kann aber schon im Kosmologiethread besprochen werden. Der Thread über Geschlechtlichkeit reißt das auch schon ein wenig an ... ;)

Gruß,
Orald


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