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Russland wird vollwertiger NATO-Partner

BeitragVerfasst: Di 14. Mai 2002, 20:28
von Traitor
Mit den heute in Reykjavik unterzeichneten Verträgen erhält Russland sehr weitgehende Rechte in der Partnerschaft mit den NATO-Staaten. Sie haben beinahe die Rechte eines Mitglieds, nur weniges (Auslösen des Bündnisfalls, Vetorecht) bleibt ihnen vorenthalten. Damit dürfte die seit Ende des Kalten Krieges immer weitergehende Annäherung der ehemaligen Gegner vorerst abgeschlossen sein.

Ich finde es, obwohl es an sich zu begrüßen ist, sehr fragwürdig, Russland mit seiner instabilen politischen Lage und den fragwürdigen Menschenrechtsverhältnissen quasi in die NATO aufzunehmen. Wenn man sich zum Beispiel ansieht, wie sie in Tschetschenien verfahren, frage ich mich, wie so was in einer Allianz, die Menschenrechte und politische Toleranz verbreiten will, passt...

BeitragVerfasst: Di 14. Mai 2002, 23:51
von SoF
Ich kann mich Traitor in der Sache nur anschliessen. Im Grunde ist so eine Annäherung wirklich gut, aber sie sollten ihre Einstellung zum Wert eines Menschen dann ändern und anpassen.

BeitragVerfasst: Mi 15. Mai 2002, 15:30
von Held der Nation
Aber USA ist besser oder was ??? Ich sag nur Guantanamo Bay, die Gefangenen werden unmenschlich behandelt. Außerdem kann es nicht sein, dass die Westeuropäischen Länder "Krieg gegen den Terror" bei Russland verurteilen, aber selber welchen führen ! :o

BeitragVerfasst: Mi 15. Mai 2002, 16:54
von Traitor
Auch wenn ich ebenfalls der Auffassung bin, dass die USA alles andere als ein Moralbeispiel sind und bei ihnen vieles im Argen liegt, zu Russland tut sich immer noch ein Klassenunterschied auf. Das Land wird in großen Teilen ganz offiziell vom Geheimdienst oder zumindest von Ex-Geheimdienstlern, die immer noch eng zusammenarbeiten, beherrscht. Putin und zuvor schon Jelzin haben quasi eine Ein-Mann-Demokratie errichtet, das Militär hat extremen Einfluss, die Medien stehen großenteils unter staatlicher Kontrolle, Protest wird gleichgeschaltet usw. Russland steht politisch quasi auf einer Ebene mit den meisten Entwicklungsländern (und wenn's so weitergeht bald auch wirtschaftlich... :( )

BeitragVerfasst: Mi 15. Mai 2002, 17:10
von Padreic
@Traitor
Die NATO ist ein militärisches Bündnis. Sie in die EU aufzunehmen wäre ein ganz anderer Schritt, den ich auf keinen Fall gutheißen würde, aber sie (fast) in die NATO aufzunehmen ist ein Schritt, der wohl zur Entspannung der internationalen Lage und zur Endgültigen Beendung des Kalten Krieges beiträgt. Die Türkei ist auch in der NATO.
Man hätte aber vielleicht gewisse Bedingungen stellen sollen, bevor der Vertrag unterzeichnet wurde. Das wäre noch günstiger gewesen, da man so vielleicht auf gewisse Menschenrechtsverbesserungen hätte hinwirken können. Aber im Allgemeinen finde ich diesen Schritt durchaus positiv.

Padreic

BeitragVerfasst: Mi 15. Mai 2002, 18:14
von leloo
Es ist schon sinnvoll Russland in die Nato aufzunehmen, das sie ein großer Verbündeter in Kriegsfällen sein können und man sie einfach nicht dauerhaft ausschließen kann.
In die EU werden sie woll genauso wie die Türkei auf Grund der Menschenrechte in nächster Zeit, woll nicht auf genommen.

BeitragVerfasst: Mi 15. Mai 2002, 18:35
von teut
Der nächste folgerichtige Schritt wäre das Hinausdrängen der USA aus Europa.Amerika ist ein Staat ,der an einem starken Europa nicht im geringsten interessiert ist.Man beobachte die Aktionen des Herrn Bush gegen alle Verträge der WTO.Russland mit Deutschland als Partner müßte dieses Europa führen das ist eine Zukunftsvision die viel für sich hätte.

BeitragVerfasst: Mi 15. Mai 2002, 19:46
von Monoceros
Was soll das werden, teut? Die Austreibung des Teufels mit dem Beltzebub? Dass die Vereinigten Dollars von Amerika nicht das Gelbe vom Ei sind, steht außer Frage, aber Russland als Ersatz? Mit Verlaub, du hast wohl zu heiß gebadet...

Monoceros

Nein nein

BeitragVerfasst: Mi 15. Mai 2002, 20:01
von teut
ich hab kühl geduscht weil ich vom Sport gekommen bin ;)
Diese Vision stammt schon aus dem 19Jh.und scheint mir sehr ziehlführend.Russland ein riesiger Markt ein verlässlicher Partner und in der Nähe.USA über dem gr0ßen Teich unstet unsicher die Partner verratend niemals Verträge einhaltend also ein unsicherer Kantonist.
Rußland von uns führbar USA niemals von Europa zu beeinflussen.Kulturell ist die USA geradezu irrelevant die gemeinsame Geschichte marginal.
Die Interessen in Israel und im pazifischen Raum für uns nicht nachvollziehbar.Die Schurkenstaattheorie degoutant.Also summa summarum gäbe diese Idee Europa eine zweite Valenz.

BeitragVerfasst: Mi 15. Mai 2002, 20:14
von Monoceros
Nun, vor der Warte aus gesehen mag das richtig sein, aber sieh dir doch das jetzige Russland an: Korruption ist an der Tagesordnung, es wird zensiert und unterdrückt, es werden Menschen verfolgt, die Wirtschaft liegt in Trümmern, die vom Geheimdienst verwaltet werden. Und da soll Russland ein verlässlicher Partner sein? Mit Sicherheit nicht, wenn Europa Stärke finden will, muss es die in sich selber suchen.

Monoceros

BeitragVerfasst: Mi 15. Mai 2002, 21:51
von Traitor
@Padreic: Auch die Türkei ist wohl nur in der NATO, weil die USA unbedingt die Luftwaffenstützpunkte dort brauchte. Auch wenn es nicht die Aufgabe der NATO ist, Menschenrechte zu wahren (stimmt im Prinzip), als Militärorganisation muss sie wenigstens auf ein richtig funktionierendes Militär achten. Auch die Türkei ist mit andauernder Einmischung der Militärs in die Politik bis hin zu kaum verhohlenen Putschdrohungen sowie der verbrannte-Erde-Taktik in Kurdistan ein ähnlicher Fall wie Russland.

@teut: Wie Monoceros sagt, theoretisch wäre das ein gutes Modell. Allerdings ist Russland derzeit ein völlig indiskutabler Partner als "großer Bruder" (nicht im 1984-Sinne gemeint), da sie selbst mehr als genug Probleme haben.

BeitragVerfasst: Do 16. Mai 2002, 15:49
von teut
@Monoceros
@Traitor
Es erhebt ja meine Überlegungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit und derzeitiger Machbarkeit aber eine Vision ist eine solche Überlegung allzumal.Wer sagt uns ob nicht die USA in den nächsten Jahren ebenso den Bach hinunter gehen man lese das Buch von Buchanan da beschleicht einen schon das Gefühl das in Amerika mehr Schein als Sein vorhanden ist.

BeitragVerfasst: Do 16. Mai 2002, 17:54
von RoliW
Ich finde das gut wenn Russland auch dabei währe dann hätte die Welt ein ziemlich umspannendes Militärbündnis.

Ich würde mir daher mehr Frieden auf der Welt erhoffen, am besten fände ich wenn die Nato der UNO unterstehen würde.

BeitragVerfasst: Do 16. Mai 2002, 18:41
von Traitor
@teut: theoretisch ist es eine gute Möglichkeit, da stimme ich zu. Aber wenn es praktisch zu einer "VErbrüderung" Europas und Russlands käme, wäre es wohl nach derzeitiger Entwicklung genau andersrum, dass Europa den Stabilitätsfaktor für Russland bietet.
@RoliW: Dann wäre die NATO eigentlich überflüssig, da sie nur eine Unterorganisation der UNO wäre. Im Prinzip ist sie das zwar jetzt auch schon (da kein echter Feind mehr da), und langfristig wird sie sich wohl selbst erledigen.