Nun ja...ich denke, für klassische Verschwörungstheorien ist das Thema zu sensibel.
Heute kam auf Phönix ein Bericht, in dem der Gefährlichkeit des H5N1-Stammes der Geflügelpest nachgegangen wurde.
Ergebnis war, daß eine ganze Reihe von in meinen Augen seriösen Virologen recht schlüssig dargelegt haben, welches Gefahren-Potential, d.h.
mögliche sich entwickelnde Gefährlichkeit sie in dem Virus sehen.
Einige Dinge waren allerdings unschön, etwa daß einige der Forscher mit populistischen Begriffen wie "Super-Virus" für das mögliche Produkt aus der Verschmelzung von H5N1 und Influenza-Virus hantierten - saubere Handhabung von Begriffen täte eher gut in meinen Augen.
Auch der Verweis auf die Übertragung von H5N1 durch den Vogelzug wurde vehementer formuliert als effektiv bewiesen - hingegen die Bedeutung von Tiertransporten nur angerissen.
Ein letztlich doch etwas unbefriedigender Bericht, der allerdings mir doch die Frage stellt, ob ein wenig Respekt vor dem Virus nicht doch angebracht ist. Was die Influenza betrifft - nicht nur die Epidemien von 1918 usw. sind zu nennen, völlig untergeht in der Debatte, daß das eingeschleppte Grippevirus ganz wesentlichen Anteil hatte an der Ausrottung der indigenen Völker Amerikas, sogar gezielt dazu eingesetzt wurde.
Kürzlich erhielt ich dann folgende mail über einen Verteiler des BUND. Der Artikel ist erschienen in der Zeitung der Grünen Liga "DER RABE RALF - Die Berliner Umweltzeitung | April/Mai 06"
http://www.grueneliga-berlin.de/raberalf leider nur in der Papierausgabe zu lesen.
Auch für Menschen gefährlich?
Die Geflügelpest in den Medien und die Frage nach dem Woher
Was war los in unserer aufgeklärten Republik seit jenen Februartagen,
als "die Vogelgrippe Deutschland erreichte"? Der beschwichtigende
Schlachtruf "Keine Panik!" fruchtete nur bei den Menschen, die sich
ohnehin fragen, wer welche Schlagzeilen aus welchem Interesse in Umlauf
bringt.
Von jeher wird das Tier vom Menschen als nette Bereicherung seines
Daseins betrachtet. Sei es als Nahrungsmittel, Akteur in spannenden
Filmdokumentationen bis hin zum Sozialpartner in Gestalt eines
Haustieres. Wir Menschen bezeichnen uns gerne als tierfreundlich. Welche
Ängste aber schlummern neben all der echten und vermeintlichen Tierliebe
tatsächlich in der Bevölkerung, speziell wenn es um geflügelte
Mitgeschöpfe geht?
Ökonomisch begründete Angst müssen jetzt wohl die industriellen
"Produzenten" von Geflügel haben. Sollten sie sich tatsächlich vor der
oft mystisch beschworenen "Rache der Natur" fürchten? Schon fordern die
"Verteidigungsstrategen", das Verbot der engen Käfighaltung zu
verschieben oder gar zu kippen. Scheinbar möchte man immer noch nicht
akzeptieren, dass es sich bei den "Produkten" tatsächlich noch um
Lebewesen handelt. Nein, Geflügelfleisch ist nicht synthetisch
herstellbar und solange Blut durch die Adern unserer Nutztiere fließt,
gehören auch Bakterien und Viren zu deren Mitbewohnern. Tausende wild
lebender Vögel sterben im normalen Kreislauf der Natur, wenn die eigenen
Kräfte nicht mehr reichen. In jedem Winter. Das wissen auch die Menschen
auf Rügen. Pathogene Viren, die zu heftigen Wildvogelsterben führen,
stammen nicht von diesen Populationen ab, sondern gehen auf menschliche
Geflügelhaltung zurück. Alles andere würde aus Sicht der Evolution
keinen Sinn ergeben. Bei einem spektakulären Ausbruch der Geflügelseuche
im Mai 2005 unter Streifengänsen (asiatische Wildgans) starben in
Qinghai/China innerhalb kurzer Zeit Tausende Tiere dieser Art. Sie
hatten keine Chance, das Virus weiter zu tragen.
Opfer und Täter
Wildvögel sind nach Meinung vieler Ornithologen keinesfalls die
Überträger der aktuellen Seuche, sondern Opfer menschlichen
Handelns. Die in den letzten Monaten und Jahren in Südostasien
aufgetretenen Fälle zeigen, dass Zugwege und Flugrouten der Wildvögel
nicht mit den Ausbreitungswegen der Seuche übereinstimmten. Weder
innerhalb Asiens noch von Asien nach Europa gibt es Zugrouten zwischen
den betroffenen Gebieten. Es ist außerdem bezeichnend, dass in diesem
Winter in Südasien keine Geflügelpest auftrat, obwohl Zehntausende von
Zugvögeln auch aus Seuchengebieten dorthin ziehen. Allein in Südkorea
überwintern über eine Million Wasservögel aus China und Sibirien. In
Ländern mit strikten Einfuhrkontrollen (Japan, Südkorea, Malaysia,
Australien) tritt die Seuche in Haltungen ohnehin kaum noch auf.
Andere Übertragungswege wie der Handel mit Geflügel und Wildvögeln,
aber auch mit Geflügelprodukten, können den Verlauf der
Seuchenausbreitung in den letzten Monaten wesentlich besser erklären als
die Zugvogelhypothese. Sie wurden der interessierten Öffentlichkeit gar
nicht erst präsentiert. Dazu zählt auch der Transport des Virus an
Kleidung oder Ausrüstung von einer Geflügelzucht zur nächsten durch
Menschen. Noch immer gibt es illegalen Handel mit chinesischen Hühnern
und auch mit verkauften Wildvögeln konnte das Virus nach Europa
gelangen. Insbesondere Geflügelkot wird zur Düngung in der
Fischereiwirtschaft, aber auch in der Landwirtschaft genutzt. Nach wie
vor werden Schlachthausabfälle und sonstige organische Abfälle der
Massengeflügelhaltung - einschließlich der Kadaver - zu Futtermitteln
verarbeitet, auch für Geflügel. Die Geflügelindustrie entledigt sich
ihrer Abfälle offenbar auch durch Verkauf derselben. Parallelen zum
BSE-Skandal sind auffällig. Das Virus ist wochenlang im Kot und anderem
organischen Material überlebensfähig - laut Welternährungsorganisation
bei niedrigen Temperaturen 30-35 Tage. Letztere unterstützt und
propagiert in den riesigen Massentierhaltungen Chinas massiv diese Form
der Ertragssteigerung. Handel mit Geflügelkot findet aus Asien
offensichtlich auch nach Europa statt. In der Türkei werden ebenso
industrielle Hühnerhaltungsabfälle als Dünger entsorgt.
Falsche Maßnamen?
Da von den maßgeblichen Stellen immer wieder Zugvögel als mutmaßliche
Überträger genannt wurden, ist offenbar nach anderen, viel
wahrscheinlicheren Übertragungswegen kaum gefahndet worden. Wurden
Düngertransporte untersucht? Sind Lkw, die in der Türkei
möglicherweise mit Geflügel und Geflügelprodukten in Berührung kamen,
desinfiziert worden? Werden Transporte aus China kontrolliert? Aufgriffe
illegal eingeführten Hühnerfleischs zeigen nur die Spitze des Eisbergs
an. Wo Geschäfte laufen, kommen auch Falschdeklarationen vor, haben wir
aus "Gammelfleisch"- und BSE-Skandalen sowie dem illegalen Handel mit
geschützten Tier- und Pflanzenarten gelernt.
Offenkundig ist für uns, dass in Deutschland derzeit zum Teil falsche
Maßnahmen ergriffen werden. Private Hausgeflügelhaltungen sind ebenfalls
Opfer der Geflügelpest und damit potenzielle Opfer der
Massentierhaltung. Indirekt wird die unter Beschuss geratene artgerechte
Freilandhaltung durch die behördlichen Maßnahmen wie Einstallungsflicht
gegen die vermeintliche Einschleppung der Seuche durch Wildvögel. Sie
ist aber angesichts der tatsächlichen Pandemie-Risiken infolge der
industriellen Geflügelhaltung nicht das eigentliche Problem, sondern
vielmehr dessen Lösung, wie die internationale
Nachhaltigkeitsorganisation Grain feststellt.
In Berlin wurden von besorgten Mietern schon Anträge zur Beseitigung
von Mehlschwalbennestern gestellt, ein Projekt zur Aufnahme verletzter
Wildvögel wurde von den Veterinären geschlossen. Bürger fragen nach der
Gefährlichkeit des Aufenthaltes im Freien. Das bequeme Märchen von
denWildvögeln als Überbringer der Geflügelpest führte zu panischem
Verhalten in der Bevölkerung. Es hindert vor allem daran, die
tatsächlichen Ursachen zu suchen und die weitere Ausbreitung der
Seuche zu unterbinden. Die oftmals aktionistischen "Schutzmaßnahmen"
gehen zwangsläufig ins Leere.
Fütterungszeit?
Die schon bei früheren Ausbrüchen in Ost- und Südeuropa als häufige
Opfer festgestellten Höckerschwäne sind sicherlich auffällig. Sie werden
leichter gefunden als andere Vögel, wenn sie verenden. Auch
nahrungsökologisch dürften sie besonders gefährdet sein. In
Fischteichen kommen Schwäne aufgrund ihres langen Halses und der
leichteren Erreichbarkeit des Sedimentes möglicherweise noch intensiver
mit den eingebrachten Erregern in Kontakt als andere kurzhalsige
Wasservögel. Daneben suchen Schwäne auch auf Wintergetreide- und
Rapsfeldern ihre Nahrung, wo sie ebenfalls dem durch Dünger
eingebrachten Erreger ausgesetzt sein können.
Wenn das auffällige Sterben dieser imposanten Tiere dazu führen sollte,
dass diese aus Angst oder noch besser aus Respekt nicht mehr gefüttert
werden würden, wäre kommenden Schwanengenerationen sehr geholfen: Sie
suchen besser selber ihre Nahrung und drängen sich nicht mehr an den
"Futtertrögen". Dann braucht der Schwan auch nicht mehr als Problemvogel
wahrgenommen zu werden, wie es die Landesregierungen von Mecklemburg
Vorpommern und Schleswig-Holstein gerne tun.
Der Naturschutzbund NABU empfiehlt im Gegensatz zu vielen Medien, Enten
und Schwäne grundsätzlich nicht zu füttern. So werden auch dichte
Ansammlungen von Wasservögeln vermieden, die jederzeit die Ausbreitung
von sämtlichen Viren und Bakterien, also nicht nur H5N1, begünstigen.
Das Füttern dient bekanntlich in erster Linie dem Erlebnis der Menschen
und ist deshalb keinesfalls zu verdammen. Wildtiere gewöhnen sich aber
an die Fütterung und verlernen somit eigeneÜberlebensstrategien. Damit
haben sie bereits einiges mit dem Mastgeflügel in der Massentierhaltung
gemeinsam und leben dem entsprechend gefährlicher.
Toni Becker
Der Autor ist Ornithologe, Geograph und ehrenamtlicher
Artenschutzberater bei der GRÜNEN LIGA.
Das eigentliche Risiko der Massenentwicklung und Ausbreitung des Virus liegt also offenbar bei der Haltung des Geflügels in großen Einheiten und dem mittlerweile globalen Transport der Tiere und - völlig von Medien und Politik ignoriert - von Schlachtabfällen und Exkrementen als Düngemittel.
In meinem Landkreis wird Hühnergülle aus Vechta über 250 km in großen LKWs angeliefert und offen auf Ackerflächen ausgebracht, wo sie dann 2-3 Tage bestialisch vor sich hin stinkt - und noch habe ich von keinem staatlichen Eingreifen hiergegen gehört, wohl aber von der peinlichen Überwachung jedes 5-Hühner-Halters, daß die Tiere auch ja unter Dach sind.
Insofern erscheint es mir auch gut möglich, daß die Fälle auf Rügen durch die Ausbringung von Geflügelmist oder Schlachtabfällen verursacht wurden, an denen sich dann geschwächte Wildvögel angesteckt haben.
Das Löffler-Institut mag eine falsche Spur sein, vielleicht...
(Sei noch darauf hingewiesen, daß der Autor der von mir am 20.3. erwähnten "Kent-Depesche" offenbar stark mit Scientology verbunden ist.)
@VaxxNo: Die Frage nach dem Sinn von Impfungen gegen was auch immer führt ein wenig vom Thema weg...