Vogelgrippe Ö Gefahr für die Menschheit oder Panikmache?

Von der Genetik bis zur Quantenphysik, von der Atomkraft bis zur Künstlichen Intelligenz. Das weite Feld der modernen Naturwissenschaften und ihrer faszinierenden Entdeckungen und Anwendungen.
Scuba
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Fr 13. Jan 2006, 19:35 - Beitrag #21

Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf:
Heute titelte die Bildzeitung in den größten Lettern:

"Wo sie noch Tamiflu bekommen"

Ich schätze demnächst wir eine Hotline eingerichtet und Schulturnhallen für die erwarteten Leichenberge angemietet...

Maglor
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Mo 16. Jan 2006, 15:09 - Beitrag #22

Und denkt dran, wenn wir eine Pandemie haben, müssen auch in Homo-sapiens-Beständen gekeult werden.
Am besten gräbt schon mal jeder ein großes Loch im Vorgarten fürs Massengrab und besorgt sich einen Sack Brandkalk.
MfG Maglor

Scuba
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Fr 17. Feb 2006, 12:16 - Beitrag #23

Grad eben mußte ich in meiner Frühstückszeitung lesen, daß Rettungsleitstellen und "Polizeinotruf" zum Teil von Leuten blockiert wurden, die einen toten Vogel melden wollten....

Hat bereits jemand zu zählen angefangen, wieviele Tote mittlerweile bereits auf das Konto des "Vogel-Grippe-Wahnsinns-Virus" gehen?

Hier nochmal ein paar kritische links hierzu:

fatale Lüge mit Folgen

vögeln mit Vögeln

Lykurg
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Fr 17. Feb 2006, 13:03 - Beitrag #24

Hat bereits jemand zu zählen angefangen, wieviele Tote mittlerweile bereits auf das Konto des "Vogel-Grippe-Wahnsinns-Virus" gehen?
Laut Windsbrauts Stiftung-Warentest-Artikel vom 20.10.05 bis dahin 61 Menschen. Nicht wirklich viel, verglichen mit der 'Panikmache' - obwohl ich davon gar nicht soviel mitbekomme. Einsammelung toter Schwäne, ja, EU-Krisenstäbe, ja, und Stallhaltung, das sind für mich keine Anzeichen einer überzogenen Massenpanik. Andererseits sind eben schon 61 Menschen definitiv zu viel, um das mit "Mangelerscheinungen und Vergiftungen der Massentierhaltung" oder wai (bei Schwänen! und bei Menschen?) zu erklären, wie dieser großartige taz-"Medizinanalyst".

Nebenbei: Hat sich der Dahlke-Artikel eigentlich irgendwie verändert, oder warum weist du noch einmal darauf hin?

Maglor
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Fr 17. Feb 2006, 15:02 - Beitrag #25

Verglichen mit früheren Ausbrüchen der Vogelgrippe, damals noch unter dem Namen Geflügelpest, ist das bisherige Verhalten der Regierungen durchaus als überzogen zu deuten.
Erinnert man sich an das Jahr 2003, als jene Tierseuche in Holland beim Nutzgeflügel auftrat, wurde tatsächlich die Stallpflicht in Deutschland verordnet, allerdings nur für einen kleinen Streifen an der holländischen Grenze.
Warum findet man nun auch einmal tote Schwäne auf Rügen? Im Jahr 2004 hätte sich niemand wegen einzelner toter Schwäne einen Kopf gemacht. Nun wird zur Registrierung toter Vögel aufgerufen. Als ob in China ein Sack Reis umfällt...
Dass sich Viren der Geflügelpest/Vogelgrippe in der Natur befinden, ist völlig normal. Nun ist es eben H5N1 und nicht H7N3.
Die Stallpflicht ist natürlich völliger Blödsinn, bedenkt man das gerade einmal 15% des Geflügels im Freiland lebt. Nun soll mir mal einer erzählen, inwiefern Hühner Kontak mit Schwänen oder Storchen pflegen. Tatsächlich ist es, dass das Virus da draußen ist und auch da bleibt... und im Grunde waren auch schon immer Varianten da draußen. Sie alle führten bei Puten und Hühner zu Bestandsareduzierungen bis zu 90%. Und auch die früheren Varianten waren in Ausnahmefällen auf den Menschen übertragbar.
Was Herr Seehofer und Co erreicht haben, ist die Dämonisierung des Vogelzuges und die Diskriminierung der Freilandhaltung!
Wir können von Glück reden, dass H5N1 noch diese Woche, vor der ohne geplanten Aufstallung, in Deutschland auftauchte. So konnte der Herr Minister einfach die Stallpflicht vorziehen und musste sich keine neuen reaktionären Maßnahmen ausdenken. Tja, Glück gehabt, wer weiß, was er aus dem Zylinder gezogen hätte.

Das Reichsministerien für Volks- und Viehgesundheit empfiehlt die Keulung sämtlichen Geflügels, die Stallpflicht für Menschen sowie das sofortige Verbot von Vogelzügen. :crazy:
MfG Maglor

Roban
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So 19. Feb 2006, 20:08 - Beitrag #26

Vögeln bei normaler Grippe ist auch verboten. Sich in die Hände oder in die Nähe anderer husten soll jetzt auch unter Strafe gestellt werden. Wer beim Husten erwischt wird und nicht in seinen Ärmel hustet, ist dran.

janw
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So 19. Feb 2006, 23:30 - Beitrag #27

Ich habe auch den Eindruck, daß aus einer relativen Mücke ein kleiner Elefant gemacht wird in diesen Tagen.
Die Vogelgrippe aka Geflügelpest hat es immer gegeben, in verschiedenen unterschiedlich aggressiven Virusstämmen. Sie hat in der Nutztierhaltung immer schon Schäden angerichtet und wurde deshalb als Tierseuche entsprechend bekämpft. Mindestens einmal ist sie eine Verbindung mit einem menschlichen Grippevirus eingegangen und hat damals eine idT schlimme Epidemie ausgelöst.
Der jetzt aktuelle Stamm scheint ja recht aggressiv zu sein, was seine Infektiosität und den Krankheitsverlauf betrifft, die Möglichkeit, daß er mit einem menschlichen Grippevirus zusammen geht, gibt es sicher, aber andererseits, was sind 61 Tote, wenn man sie in Bezug setzt zu Hunderten Millionen Menschen, die in einem derart engen Verhältnis zu Geflügel leben?
Und eben dieses Verhältnis gilt es im Auge zu behalten.

Die toten Vögel auf Rügen und anderswo im Küstenraum sind nichts Ungewöhnliches in dieser Jahreszeit - es liegt eine harte Frostperiode zurück, die Tiere haben Nahrungsmangel gehabt, und das überleben regelmäßig nur die starken Tiere. Früher haben die Rüganer die toten Vögel gerupft und sich mit den Federn ein Zubrot verdient. Daß schwache Tiere mit Viren aller Art befallen sind, überrascht auch keineswegs.
Wobei außerdem die Wildvögel relativ scheu sind und kaum je mit Hausgeflügel zusammen kommen, zumindest Schwäne nicht.

Insofern, was soll passieren? Es könnte durch Zufälle zur Infektion von Hausgeflügel kommen, die sicher wirtschaftliche Schäden auslösen würden dann, vielleicht auch größere.
Die Wahrscheinlichkeit einer Verbindung mit einem menschlichen Influenza-Virus ist sehr gering, da werden jeden Tag ganz andere Risiken billigend in Kauf genommen.

Allerdings gilt das für uns, für Mitteleuropa. In Regionen, in denen Menschen sehr viel enger mit Vögeln zusammen leben, auch existentiell von diesen abhängen, hätte eine Vogelpest/grippeepidemie unter den Nutzvögeln auch dramatische wirtschaftliche Folgen. Insofern kann ich die Maßnahmen in China usw. durchaus nachvollziehen.

Hier dagegen haben wir eine Politik, die einerseits von interessierten oder auch zum Teil aus positiven Motiven (über)besorgten Wissenschaftlern über das potentielle Risiko eines Lottogewinns, pardon einer Verbindung zweier Viren informiert wird, andererseits mit Erwartungen durch eine alarmierte Presse konfrontiert ist, die Handlungen sehen will. Eine der Kehrseiten der Mediendemokratie...
Ich denke, daß einiges der Aktionen letztlich darin begründet ist - zeigen, daß Politik "alles erdenkliche Mögliche tut", auch wenn bei wirklich nüchterner Betrachtung jedem klar sein müßte, daß die Gefahr in der Dimension nicht besteht bzw. daß andersrum letztlich auch mit einer Stallpflicht für Geflügel eine Infektion nicht ausgeschlossen werden kann - wenn sie z.B. auf dem Luftwege über Tröpfcheninfektion erfolgen würde, an Kleidung anhaftet oder erdenkliches anderes.
Nutznießer sind die Pharma-Industrie (Tamiflu war bisher eher ein Ladenhüter), Forschungseinrichtungen, wer weiß, wer noch...
Vielleicht auch einige alte Bauernverbandsfunktionäre, die sich freuen, daß die ökologische Tierhaltung mal einen auf den Deckel bekommen hat - wobei da allerdings schon ein Wandel in den Köpfen eingesetzt hat.

Zu den links:
Lanka ist bekannt geworden damit, daß er dieselben prinzipiellen Vorbehalte schon gegen die Theorie vom AIDS-Virus geltend gemacht hat. In dem Falle durchaus übereinstimmend mit anderen Autoren und in der Sache nachvollziehbar. Ob die Grundfrage dabei - gibt es einen eindeutigen Nachweis eines die Krankheitsbilder systematisch auslösenden Virus? - tatsächlich so beantwortet werden muss, wie Lanka es sieht - "nein, es gibt keinen Nachweis eines Virus" - weiß ich nicht, wüßte ich aber gern.

Dahlke scheint wohl aktualisiert zu sein, ich gebe ihm im Grunde recht, was die Übertriebenheit der Maßnahmen betrifft, allerdings sieht er für mich zu viel von einer Verschwörung der Pharmariesen, Geflügelmultis usw., und seine Theorie der Immunabschwächung durch Stress und Angst stimmt zwar im Einzelfall sicher, kann aber nicht so kollektiv auf ganze Bevölkerungen ausgedehnt werden. Etwas esoterisch, wie ich finde.

Zitat von Maglor:Was Herr Seehofer und Co erreicht haben, ist die Dämonisierung des Vogelzuges und die Diskriminierung der Freilandhaltung!

Maglor, Du erstaunst mich! Ich habe dich sonst immer eher als ein Belächeler der Freilandhaltung von Geflügel wahrgenommen. Oder täuscht das?

Lykurg
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Mo 20. Feb 2006, 00:32 - Beitrag #28

Gut, vieles davon muß ich dann eben einfach schlucken. Aber:
Allerdings gilt das für uns, für Mitteleuropa. In Regionen, in denen Menschen sehr viel enger mit Vögeln zusammen leben, auch existentiell von diesen abhängen, hätte eine Vogelpest/grippeepidemie unter den Nutzvögeln auch dramatische wirtschaftliche Folgen. Insofern kann ich die Maßnahmen in China usw. durchaus nachvollziehen.
Wie ist es etwa mit der niedersächsischen Geflügelmassenhaltung? Sicher leben die Leute dort nicht so eng mit ihren Tieren zusammen wie in ländlichen Regionen Chinas. Aber wenn die Epidemie sich in diese(n) Gebiete(n) ausbreitet, ist der wirtschaftliche Schaden immens. "Trifft dann ja vor allem große Farmen, ist also nicht so schlimm?" Sehe ich doch sehr anders.

Ja, dämmt die Panikmache ein. Vor allem: Laßt keine Reporter und Politiker in die 'Verseuchungsgebiete'! Was soll das? Wenn man die Viren (so es welche sind) landesweit verbreiten will, dann so.
[Es geht darum, zu] zeigen, daß Politik "alles erdenkliche Mögliche tut", auch wenn bei wirklich nüchterner Betrachtung jedem klar sein müßte, daß die Gefahr in der Dimension nicht besteht bzw. daß andersrum letztlich auch mit einer Stallpflicht für Geflügel eine Infektion nicht ausgeschlossen werden kann - wenn sie z.B. auf dem Luftwege über Tröpfcheninfektion erfolgen würde, an Kleidung anhaftet oder erdenkliches anderes.
Nicht ausgeschlossen, sicher, aber doch wohl reduziert. Könnte das nicht den Aufwand wert sein? Und: negativ gesehen, ja, natürlich wollen Politiker damit zeigen, daß 'etwas getan wird'. Aber mal ganz abgesehen von der Parteipräferenz^^ - was würde denn passieren, wenn die Öffentlichkeit im Dreieck springt, aber maßgebliche Politiker die Sache 'herunterspielen' bzw. ostentativ nichts unternehmen? Das wäre politischer Selbstmord. Der einzige gangbare Weg wäre Volksinformation.

Ich glaube nicht, daß die Beraterstäbe im Kanzleramt, Umwelt- und Agrarministerien sich wirklich keine Gedanken um Verbreitungsrisiken, die Fragwürdigkeit der ganzen Sache und dementsprechend Kosten-Nutzen-Rechnungen machen. Die werden ja schließlich auch von der taz mit der Weisheit letztem Schluß gesegnet und können sich daraus ein unvoreingenommenes Bild der Lage abmalen.^^ Insofern halte ich für recht wahrscheinlich, daß entweder die Bedrohung wenigstens annähernd so groß ist wie gemäßigte Stimmen sie darstellen, oder aber die in Panik umherstampfende Volksmenge derzeit für zu gefährlich gehalten wird, um damit anders umzugehen. - Wäre wohl nicht das erste Mal.

nazgul
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Mo 20. Feb 2006, 01:08 - Beitrag #29

Ihr müsst nochwas bedenken: Die haben alle PR-Berater

Wenn die Leute sich darum sorgen, das sie Vogelgrippe bekommen könnten (vmtl werden sie eher im Lotto gewinnen) oder das ein ganz mieser Terrorist eine "Schmutzige Bombe" in der Münchener Innenstadt zündet, dann kann man die wirklich relevanten sachen, wie etwa untergraben von Privatsphäre einfacher betreiben.

Wer kräht denn danach das die schon wieder ein Stück von der Trennung "Geheimdienst / Polizei" abbauen wollen?


<<< ------ >>>

Das gesagt, sollte man die VOgelgrippe natürlich nicht auf die Leichte schulter nehmen, aber wie Jan schon ganz richtig feststellte: Solange die Epedemie nicht da ausbricht, wo die Wahrscheinlichkeit dafür am höchsten ist (ohne China was unterstellen zu wollen, aber die Mensch/Vogel dichte ist da abartig hoch), ist es unwahrscheinlich, das das das Virus
a) den Unwahscheinlichen Sprung auf den Menschen schafft (61 von 6Mrd Menschen - dämmerts?)
b) den noch unwahrscheinlicheren Sprung Mensch <-> Mensch schafft.

Wenn dann wird das da geschehen wo der Nähboden da ist (Asien eg)

Ne, das ist schon Hauptsächlich Medienspektakel.

janw
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Mo 20. Feb 2006, 03:25 - Beitrag #30

Zitat von Lykurg:Wie ist es etwa mit der niedersächsischen Geflügelmassenhaltung? Sicher leben die Leute dort nicht so eng mit ihren Tieren zusammen wie in ländlichen Regionen Chinas. Aber wenn die Epidemie sich in diese(n) Gebiete(n) ausbreitet, ist der wirtschaftliche Schaden immens. "Trifft dann ja vor allem große Farmen, ist also nicht so schlimm?" Sehe ich doch sehr anders.

Es ist eine Frage der Dimension und wen es trifft.
In Asien trifft es die kleinbäuerlichen Geflügelhalter direkt, die außer ihrem Geflügel nichts besitzen, und damit quasi die wirtschaftliche Basis ganzer ländlicher Regionen. Hierzulande wird der Schaden durch die Tierseuchenkasse übernommen, in die regelmäßig eingezahlt wird - iirc sogar werden muß. Das relativiert die Sache schon enorm, vor allem was die wirtschaftliche "Tiefenwirkung" betrifft.

was würde denn passieren, wenn die Öffentlichkeit im Dreieck springt, aber maßgebliche Politiker die Sache 'herunterspielen' bzw. ostentativ nichts unternehmen?

Nun, Politik hätte sicher auch die Möglichkeit, ein auf einer anderen Lageeinschätzung beruhendes weniger-Handeln wirksam zu vermitteln.
Ich gebe Dir aber recht, die sich dann ergebende Diskrepanz zwischen hier weniger tun und anderswo in Asien sehr viel tun wäre sicher nicht ganz leicht zu vermitteln. Insofern ist der jetzige Weg vielleicht der des geringsten Widerstandes.

Ein Problem ist natürlich, wie man auf politischer Ebene ein geringeres Handeln anderen Ländern gegenüber rechtferigen könnte. Wenn China x% seines BIP für die Seuchenbekämpfung aufwendet, warum wir nicht? so könnte gefragt werden. Man könnte auf die Idee kommen, kein Geflügel aus Deutschland mehr zu importieren.

Insofern, vielleicht spielen derartige Erwägungen auch eine Rolle, ohne in den Medien aufzutauchen.

Interessant ist immerhin, wie die Eindeckung der Länder mit Tamiflu gehandhabt wird:
Der bundeseinheitliche Wert einer 20% igen Abdeckung wird von keinem Land erreicht, einige Länder spekulieren ganz offen damit, daß ihnen andere Länder notfalls aushelfen werden.
Die Küstenländer, welche naturgegeben am meisten vom Zuggeschehen der ostwest ziehenden Schwäne und Gänse abbekommen, gehören mit zu den Ländern mit besonders niedriger Abdeckung. D.h. in dem hypothetischen, gering wahrscheinlichen Falle, daß doch das Virus auf den Menschen überspringt, wären die Menschen dort, speziell Schlüsselpersonen für das Gesundheitswesen, besonders schlecht geschützt.
Man kann dies als Ausdruck des nicht mehr gut funktionierenden Föderalismus werten oder auch als Ausdruck einer plötzlich doch gemäßigteren Lageeinschätzung, wenn es wirklich um Geldausgaben geht.

Maglor
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Mo 20. Feb 2006, 11:04 - Beitrag #31

Die Inkompetenz des Herrn Minister strahlt gerade zu heraus. Immerhin behauptet er mittlerweile die Vogelgrippe habe sei 2003 in den Niederlanden ausgebrochen. Tja, nun ist eben der Begriffvogelgrippe nicht nur auf H5N1 beschränkt, wie es anfänglich der Fall war. Toll, das altdeutsche Wort Geflügelpest wird jetzt eben nur noch von Geflügel-Nerds benutzt.
Nun ein kleiner Blick in die Geschichtsbücher: Was tat man im fernen 20. Jahrhundert im Fall des Falles. Tote Schäne hätte niemand bemerkt. (Rügen ist eine große Inse mitten in der Ostsee, da fällt es gar nicht auf, wenn 50 verrecken.) Tatsächlich hätte es Seuchealarm gegeben, sobald Nutzgeflügel erkrant und somit gestorben wäre. Dann und erst dann hätte man ein regionale Stallpflicht verordnet, den betreffenden Hofbestand gekeult (und zwar nur denn) und das entsprechende Dorf oder eher so einen Umkreis mit solchen Desinfektionsmatten und so weiter ausgestattet. Das war normales Verhalten, der Sache angemessen.
Horst Seehofer sieht sich nun doch as Retter Menschheit. Das Geflügel wird nun in Rüge vorsorglich gekeult. (In den Ställen eingesperrt hätte es sowieso nie in Kontakt mit Schwänen kommen können.) Tja, wenn alla Hühner tot sind kann sich auch kein Huhn mehr anstecken. Während in Frankreich und de Niederlanden das Geflüge geimpft wird, wird in Deutschland gekeult. DerTod ist eben ein Meister aus Deutschland. Die wahnwitzige Begründung: Die Seuche kann sich unter geimpfte Tieren weiter ausbreiten, das Virus muss jedoch ausgerottet werde. Ein Plan, der zum scheitern verurteilt ist, den das Virus kommt ja in der Natur vor und daran wirdman nichts ändern können, so lange die Bundeswehr keinen Schießbefehl erhält. Aber ist die Bundeswehr dazu überhaupt ausgestattet? Verfügt sie über Luftgewehre?
Horst Seehofer ist der größte Feind des deutschen Geflügelbestandes. Was wird er tun, wenn sich ein Huhn die Geflügelpest holt? Vielleicht wird er ja die komplette Beseitigung des hiesigen Geflügelbestandes verordnen. Aber vielleicht hat er auch schon diese Gefahr mit der Präventivkeule gebannt.
Wer profitiert davon: Natürlich hat die Legebaterie so eine neue Lobby gewonnen. Nun ist sie heilig, sicher für den Menschen. Hühner gibt es dann eben nur noch hinter Glas, wie Tomaten. Aber Hühner sind doch gar keine Tomaten.
Die ganze Aktionen schaden vor allen Dinge dern Kleinhaltern: Hobbyzüchtern und der "berulichen Landwirtschaft". So geht dann atürlich auch die Biodiversität flöten.
Interessant ist auch, dass die Bundeswehr nun auf Rügen ist und in ABC-Schutzanzügen tote Enten einsammelt. Tja, wie im Krieg. Nun soll sie auch die Fundstellen absichern, damit sich keine Spaziergänger infizieren. So lange die, die Kadaver nicht in die Hand nehmen oder aufessen, kann ja auch nichts passieren. Auch die Gefar ist witzlos. Vermeide sie Kontakt mit Wildvögel. Wir sollen ja auch wegen der Hirnhautentzündung und Boreliose nicht in den Wald gehen. Und weil die Füchse tolwütig sind, müssen ir ja auch die Hündchen keulen.
Zitat von j
anw:
Maglor, Du erstaunst mich! Ich habe dich sonst immer eher als ein Belächeler der Freilandhaltung von Geflügel wahrgenommen. Oder täuscht das?

Da hast du mich aber falsch verstanden. Ich bin nur für einen pragmatischen Umgang mit Haltungsformen. Es ist schlicht und einfach gelogen, Freilandeier seien gesünder als andere. Noch größer und folgenschwerer ist jedoch die Wahnidee Freilandhaltung sei gefährlich. :o
MfG Maglor

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Mo 20. Feb 2006, 13:37 - Beitrag #32

Maglor, ok, dann sind wir uns ja einig. Ich hatte Dich nur mal anders verstanden - gegessen :)

Die Befürchtung scheint zu sein jetzt, daß die Erreger von aasanknabbernden Möwen weiter verbreitet werden. Fragt sich nur, wohin weiter verbreitet. Möwen ind zwar um einiges menschenanhänglicher als Schwäne und Wildgänse, aber wenn das Nutzgeflügel eh weggesperrt wird, dürfte da eigentlich keine Gefahr bestehen.

Bleibt nur zu hoffen, daß die Seeadler nicht an den Kadavern picken - diese seltenen Vögel zu verlieren wäre wirklich schade.

Maglor
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Mo 20. Feb 2006, 13:52 - Beitrag #33

Wildenten und Gänse sind genauso anhänglich wie Möwen.
Der Witz ist, dass sich eine Verbreitung allein schon durch eine Überlappung der Reviere ergibt. Heute schwimmt eine Ente hier und morgen in einem anderen See. So sind letztlich alle Entenreviere miteinander verkoppelt, sieht man von einigen Lücken wie etwa den Atlantik ab.
Was man bedenken muss: Viren der Geflügepest, neuerdings Vogelgrippe, sind seit über Hundert Jahre bekannt.
Sie kommen ganz natürlich bei Wasservögel vor. Eine Virus-Mutation folgt dernächste. Immer sterben Ente und Gänse und auch Schwäne. Allerdings war er nie bestandsbedrohend und ist es auch heute nicht. Nur bei Hühner und Pute führt die Entenseuche zur Pest. (Die Wildofrmen von Hühnern und Puten stammen aus de Tropen.) Bei den Wasservögeln sterben nur die gewächten Exemplare. Habichte und Adler sollten genauso gut oder schlecht mit de Virus zurechtkommen wie die Möwen. Es gibt keine Hinweise daraus, dass H5N1 für Vögel letaler ist als H7N3 und Co.
Der Witz ist, in ihrer Umwelt haben Hühner und Puten mit Ente und Gänsen wenig zu tun, ganz im Gegensatz zu Möwen und Habichten. Erst in Gefangenschaft werden Ente und Hühner in gemeinsamen Ställen gehalten, was aber in deutschen Massenbetrieben schon längst Vergangenheit ist. Daher ist die Geflügelpest/Vogelgrippe für Hühner und Pute so tödlich und Enten und Gänse so gewöhnlich.

MfG Maglor

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Mi 22. Feb 2006, 11:22 - Beitrag #34

Der heutige Kommentar in der 'Welt' könnte dem einen oder anderen gefallen.^^ In seiner Darstellung des Handlungszwangs der Politiker drückt er aber auch meine Position aus...
Infektiöse Panik

Der Kommentar

Wie der Fuchs in den Hühnerstall ist die Vogelgrippe in die Republik eingefallen, und wie stets, wenn die Natur bedrohlich wird, setzen die Deutschen auf Flügelschlagen. Aß man nach Tschernobyl Babybrei, so kocht man jetzt die Eier zu Beton. Ein Land, das in der Politik die Eskalation scheut, kann nur von schlechtem Wetter daran gehindert werden, mit Kampfjets Schwäne zu jagen, um Vorpommern jene Sicherheit zu geben, die ihm die Welt vorenthält. Eine Tierkrankheit als nationale Pathologie.


Die Vogelgrippe wird dabei zum Ersatzobjekt für die Bearbeitung ungelöster Probleme: Ökonomen drehen Deutschlands wirtschaftliche Sorgen ins Hysterische und berechnen, wieviel Wachstum 100 000 Grippetote kosten. Kaum kippt Karlsruhe das Luftsicherheitsgesetz, läßt man die Bundeswehr im Innern von Rügen aufmarschieren. Und die Falschmeldungen über einen Vorschlag zur Absage der Fußball-WM verraten, wie sehr uns die Sicherheitsprobleme dieses Großereignisses bedrücken. Sind aber nicht jene Probleme selbst zu lösen, statt sie ins Veterinärmedizinische zu verschieben? Vielleicht wäre dann auch der Kopf frei für rationalere Strategien gegen die Vogelgrippe. Doch die Politik steckt in der Eskalationsfalle der Mediengesellschaft. Wer nicht sofort die Katastrophe ausruft, muß zurücktreten, sobald nur ein Mensch erkrankt. So sehr wie H5N1 haben Politiker das Panik-Virus zu fürchten. Ihnen bleibt die Hoffnung, daß alles so abrupt endet wie bei BSE und man sich verwundert die Augen reibt. Matthias Kamann

Maglor
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Mi 22. Feb 2006, 11:49 - Beitrag #35

Vielleicht versucht ja Herr Seehofer seine Karriere zu putschen. Edmund Stoiber sitzt ja auf dem absteigenden Ast. So kann er Herrn Beckstein zeigen, wie toll man die Bundeswehr im Inneren einsetzt. (Bei der Maul- und Klauenseuche, Geflügelpest in NRW usw gings immer ohne Bundeswehr.) Er hat sich natürlich einen Krieg ausgesucht, den er nur gewinnen kann. Am Ende des Vogelzuges klopft sic Heer Seehofer auf die Schulter: "Ja, ich habe Deutschland gerettet."
MfG Maglor

janw
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Mi 22. Feb 2006, 13:43 - Beitrag #36

Ja, ist schon merkwürdig, was the german angst alles so auslösen kann...

An sich könnten die freiwilligen Feuerwehren die Vogeleinsammlung erledigen, aber denen fehlen wieder irgendwelche Kopfhelme gegen Vogelkot :crazy:

Vielleicht kommt die Sache nicht ungelegen, lenkt sie doch wunderbar von den eigentlichen ungelösten Problemen ab.

BSE...war plötzlich vorbei, ja - aber weil die unselige Verfütterung des Tiermehls vorbei war. Das war schon ein dicker Hund, was man da gemacht hatte.

Maglor
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Mi 22. Feb 2006, 14:54 - Beitrag #37

Zitat von janw:BSE...war plötzlich vorbei, ja - aber weil die unselige Verfütterung des Tiermehls vorbei war. Das war schon ein dicker Hund, was man da gemacht hatte.

Nö, BSE geht weiter, wir haben uns nur dran gewöhnt. :rolleyes:
Tatsächlich wurde die Tiermehlfütterung eingestellt. Tatsächlich ist aber BSE auch ohne Tiermehlfütterung möglich, irgendwo musste ja her kommen. So kann die "Seuche" eben nur nicht übertragen werden, kann aber jederzeit von selbst entstehen, ähnlich wie Kreuzfeld-Jakob beim Menschen auch unabhängig von BSE-verseuchter Nachrung auftreten kann und auftritt.
Man hat sich nur von einigen "Sicherheitsmaßnahmen" verabschiedet. So werden jetzt nicht mehr ganze Bestände gekeult. Auf der BSE-Schnelltest ist bald nur noch für 30 Monate alte Rinder und nicht mehr ab dem 24 Monat Vorschrift. Der Grund: Die Untersuchung solch junger Rinder war ohnehin zwecklos, denn bei ihnen konnten Prionen nie nachgewiesen werden.

Zum Thema Schwäne einsammeln: Das ist reine Fleißarbeit. Nach allem, was man über die Vogelgrippe/Geflügelpest weiß, tötet sie nur 10-20% eines Enten oder Gänsebestandes, nur die Schwachen, jedoch mindestens 90% eines Hühnerbestandes. Daher kommen auch jeden toten Schwan in Rügen nochmal 9 gesunde, aber infizierte Tiere, die über ihren Kot die Seuche verbreiten. Tja, was bringt es dann die Leichen einzusammeln? Nichts, außer dass man vielleicht einige Aasfresser bewahrt. Herr Seehofer hat schon recht, man kann nicht einfach Netze bis zum Mond spannen. Das wäre allerdings nötig, um eine Ausbreitung der Krankheit beim Wildgeflügel zu verhindern. Das kann man aber nicht und die Vogelgrippe ist auch keineswegs bestandsbedrohung. Auf Rügen gibt es einige 10000 Wildflügel und Millionen Zugvögel landen hier zwischen, davon sind nun 100 gestorben. Im Grunde produzieren wir mit dem Einsammeln nur Katstophenstimmung. In Frakreich bleibt es bei einer toten Wildente. Warum? Weil die Franzosen nicht bescheuert genug sind, die Rekruten in de Sumpf zu schicken und eine Flugüberwachung einzuführen.

MfG Maglor

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Di 28. Feb 2006, 13:13 - Beitrag #38

Seht mal, Bayern ist auf dem neusten Stand: Es hat sich auch ´nen H5N1 angschafft!

Gibt´s das jetzt schon freikäuflich?

Oder muss ich dafür ins Ausland und ´n Huhn kaufen???

(Schon toll, wie fließend und überraschend schnell sich das verbreitet!?)

Maglor
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Di 28. Feb 2006, 15:40 - Beitrag #39

Was heißt hier überraschend schnell. Das sich die Vogelgrippe/Geflügelpest trotz der Aufstallung des Hausgeflügels bei Wildvögel weiterhin hemmungslos ausbreitet, ist doch keineswegs verwunderlich. Ein paar Monate noch müssen die Bundesbürger hysterisch tote Vögel den Behörde melden und schon hat jedes Bundesland seine eigene Katastrophe.
Unsere ABC-Spezialkräfte können noch so viele Kadaver von Schwänen einsammeln, sie können das Virus nicht ausmerzen. Man kann die Natur eben nicht desinfizieren! Das müsste vielleicht Herr Seehofer endlich einsehen.
Jüngste Ereignisse verdeutlichten übriges, dass die Stallpflicht kein Allheilmittel ist. So infizierten sich französische Puten durch verseuchtes Stroh. Auch 2003, als die Gelfügelpest das einzige mal in den letzten 60 Jahren in Deutschland beim Nutzgeflügel auftrat, infizierten sich die Hühner durch mit Viren kontaminiertes Futter, dass aus Belgien eingeführt wurde. Bekanntlich ist auch die Ausbreitung von H5N1 in der Türkei in erster Linie auf Tiertransporte zurückzuführen. Merke: Das Virus verbreitet sich von Hausgeflügelbestand zu Hausgeflügelbestand vor allem durch den Tier- und Futtermittelhandel. Der Kontakt von Wildgeflügel und Hausgeflügel ist äußerst selten oder hat schon mal einer Singschwäne im Hühnerstall erwischt?

MfG Maglor

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Mi 1. Mär 2006, 10:35 - Beitrag #40

Hysterischer Aktivismus bei betroffen-entschlossenem Gesichtsausdruck ist doch schon seit je das beste Mittel gewesen, über die Medien den Eindruck durchdachter Aktivitäten zu erzeugen

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