Zitat von Ipsissimus:die eigentliche Frage, die sich dahinter verbirgt, ist natürlich: was besagt eine derartige gelungene Paarung für das Verhältnis der Species Mensch zur Species Gorilla oder Schimpanse?
Sicher..., und die Frage wird bereits aufgrund der genetischen Nähe diskutiert. Ein finnischer Zoologe hat dabei den Vorstoß gewagt, die Schimpansen in die Gattung
Homo zu integrieren. Man wird sehen, wie weit das verfängt. Ich halte die Idee für gerechtfertigt.
Gelingt erst mal überhaupt die Paarung, können wir ohne weiteres Experiment nicht sicher ausschließen, daß die Nachkommen nicht selbst auch fruchtbar sind. Und dann wären die beiden Species in Wirklichkeit eine ... Aber selbst wenn die Nachkommen sicher steril wären, müßte man davon ausgehen, daß die Verzahnung der beiden Species wesentlich enger ist, als ohnehin schon angenommen wird.
Das mit der Paarung ist ne heikle Sache, spricht aber einen wichtigen Punkt an.
Die klassiche Artdefinition läuft über die fruchtbare Fortpflanzungsfähigkeit, und damit fangen die Probleme an. Letztlich wird dadurch auf die Ähnlichkeit des kleinen Erbgutanteils rekurriert, der für die an Fortpflanzungsprozessen beteiligten Proteine codiert. Alle anderen Gene fallen aus der Betrachtung heraus.
Nun ist es im Pflanzenreich bei recht vielen Arten so, daß der genetische Fortpflanzungsapparat recht robust ist und bei entsprechender Samenproduktion ein erklecklicher Anteil an fruchtbaren Nachkommen aus einer Artkreuzung hervorgehen kann, bei Orchideen sogar aus Mehrgattungskreuzungen.
Der genetische Fortpflanzungsapparat der höheren Tiere ist deutlich komplizierter aufgrund der komplexeren Organisation des Erbguts, so daß hier Hybriden deutlich schwerer entstehen und weniger fertil sind - hier kommt hinzu, daß die Nachkommenzahlen geringer sind: Man vergleiche die mehrere 10 bis hundert oder mehr Samen einer beliebigen Blütenpflanze mit der einstelligen Nachkommenschaft der Säugetiere, Vögel und Reptilien pro Befruchtungsakt - bei eh geringer Wahrscheinlichkeit des Fruchtbarkeitsfalls wird dieses Ereignis hier praktisch nie stattfinden.
Von daher macht es mehr Sinn, und wird auch so behandelt, das komplette
breeding system einzubeziehen, sprich: wenn die Arten durch anatomische oder ethologische Barrieren effektiv an der Fortpflanzung gehindert werden, dann kann dies ein Argument für eine Arttrennung sein - oder man beschreibt 2 Subspecies.
Im Falle des Schimpansen ist eine Barriere, denke ich, dadurch gegeben, daß deutlich unterschiedliche sexuelle Verhaltenscodices bestehen, daß Schimpansen nicht unbedingt ein klassisches liebevolles Verhalten an den Tag legen, sie können iirc gefährlich werden.
Insofern würde man den Schimpansen wohl in die Gattung
Homo inkludieren, ob man ihn zu
Homo sapiens stellt - ich denke, eher nicht.
Hierbei wäre auch noch zu betrachten, daß
H. sapiens ja nicht der einzige
Homo ist, es bestünde also auch die Möglichkeit, den Schimpansen zu
Homo erectus oder
H. neanderthalensis zu stellen als letzten überlebende Vertreter dieser ausgestorbenen Arten.