Pinion-Fahrradschaltung

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Traitor
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Fr 3. Sep 2010, 19:54 - Beitrag #1

Pinion-Fahrradschaltung

Der Spiegel macht gerade Werbung für ein neuartiges Fahrradschaltungskonzept eines neugegründeten Unternehmens namens Pinion. An den Pedalen gelagert, soll es robuster sein als Kette und sportlicher als Nabe.

Hat jemand schonmal anderswo von dem Ding gehört, oder genug Ahnung von Fahrradtechnik, um es zu beurteilen?

Interessant klingt das Versprechen von hoher "Spreizung", also Verhältnis von höchstem zu niedrigstem Gang, bei gleichzeitiger Bedienleichtigkeit. Für mich entscheidend wäre aber letztlich, ob es sich mit einer Rücktrittbremse kombinieren lässt, denn deren Abwesenheit macht für mich schon Kettenschaltungen völlig inakzeptabel. Und natürlich die Bezahlbarkeit.

blobbfish
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Fr 3. Sep 2010, 20:33 - Beitrag #2

In der Tat ein interessantes Konzept. Ebenfalls finde ich interessant, dass du Kette mir robust und Nabe mit sportlich assoziierst, ich halte es da genau andersrum. :)

Ich denke, der Absatz wird nicht so gut sein, unabhängig wie gut die Technik ist, denn am Baumarktrad wird wohl oder übel die Deore verkauft werden, also bleiben nur Leute, die ihr Rad im Radladen kaufen. Ob sie das dann auch tun ist so eine Sache. Ohne groß zu recherchieren täte ich eine 18-Gang-Kettenschaltung auf gut ein Kilogramm schätzen, für Standardradler sind zweieinhalb Kilo Schaltung aber wohl verschmerzbar. Bleiben tut halt auch noch die Optikfrage.

Soweit ich informiert bin sind Gruppen so ziemlich das einzige was bei den Japaner richtig gut läuft, was immerhin mehr umfasst als die Fahrradschaltungen. Rahmen sind Italiener und Amerikaner gut dabei und Laufräder ebenfalls Amerikaner und Franzosen.

Eine Rücktrittbremse müsste sich mit der Schaltung grundsätzlich kombinieren lassen, sofern sie es erlaubt, die Drehrichtung zu ändern, was ich aber vermute. Der Rest ist dann Sache des Hinterrrades. Übrigens finde ich Rücktritt aus Traktionsgründen überaus unpraktisch - von Kinderrädern mal abgesehen.

Traitor
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Fr 3. Sep 2010, 22:58 - Beitrag #3

Ebenfalls finde ich interessant, dass du Kette mir robust und Nabe mit sportlich assoziierst, ich halte es da genau andersrum.
Assoziiere ich ja gar nicht. Der Sinn der Aussage war "derzeit sind Kette sportlich und unrobust, Nabe unsportlich und robust, die Neue soll sportlich und robust sein, also die jeweiligen Mängel ausgleichen". Robuster als Nabe und sportlicher als Kette wird sie wohl jeweils nicht sein, sondern vielleicht in beidem ein guter Mittelweg.

Eine Rücktrittbremse müsste sich mit der Schaltung grundsätzlich kombinieren lassen, sofern sie es erlaubt, die Drehrichtung zu ändern, was ich aber vermute.
Wäre auch meine Laienvermutung.

Übrigens finde ich Rücktritt aus Traktionsgründen überaus unpraktisch - von Kinderrädern mal abgesehen.
Bei hohen Geschwindigkeiten oder sehr abrupten Bremsungen ist Rücktritt allein mangelhaft, die Kombination mit Handbremsen aber natürlich machbar. Die häufige Kombination, zum Rücktritt nur eine Vorderradhandbremse anzubauen, ist mir aber auch nicht genug, vorne + hinten + Rücktritt muss es schon sein. Im gemächlicheren Verkehr ist Rücktritt aber einfach viel bequemer als Handbremsen, und in abrupten Fällen als Drittunterstützung sogar stark traktionsfördernd.

Lykurg
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Fr 3. Sep 2010, 23:49 - Beitrag #4

Produktionskosten "knapp oberhalb denen der besten Nabenschaltungen" - das meint im Zweifel den Rohloff Speedhub, dann kann man sich also auf einen Kaufpreis > 900€ einstellen.. Daß es damit zur Standardlösung wird, ist nicht unbedingt wahrscheinlich, wenn für Radsportler Kette die besseren Ergebnisse liefert. Immerhin wartungsfreies Design und weicher gestufter Übergang zwischen den Übersetzungen - das klingt für den anspruchsvollen Freizeitnutzer schon interessant.

Der Rohloff wiegt übrigens 1,7 kg und erreicht bei 14 Gängen 526% Spreizung.

blobbfish
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Sa 4. Sep 2010, 00:14 - Beitrag #5

Assoziiere ich ja gar nicht. Der Sinn der Aussage war "derzeit sind Kette sportlich und unrobust, Nabe unsportlich und robust, die Neue soll sportlich und robust sein, also die jeweiligen Mängel ausgleichen". Robuster als Nabe und sportlicher als Kette wird sie wohl jeweils nicht sein, sondern vielleicht in beidem ein guter Mittelweg.


Habe es nochmal gelesen und gehe d'accord. Muss ich schlecht gelesen haben, obwohl ich sogar zweimal las.

Bei hohen Geschwindigkeiten oder sehr abrupten Bremsungen ist Rücktritt allein mangelhaft, die Kombination mit Handbremsen aber natürlich machbar. Die häufige Kombination, zum Rücktritt nur eine Vorderradhandbremse anzubauen, ist mir aber auch nicht genug, vorne + hinten + Rücktritt muss es schon sein. Im gemächlicheren Verkehr ist Rücktritt aber einfach viel bequemer als Handbremsen, und in abrupten Fällen als Drittunterstützung sogar stark traktionsfördernd.


Eine Drittunterstützung ist für die Traktion für mein empfinden nicht grade förderlich, bestenfalls auf dem Vorderrad, aber auf dem Hinterrad ist beim bremsen sowieso schon so wenig dass durch ein blockieren die Traktion im wesentlichen gänzlich hinüber ist. Zugegeben hat ein gewöhnliches Stadtrad wie du es wahrscheinlich hast eine andere Lastverteilung, aber gerade bei einer starken Bremseinleitung dürfte das meiste an Gewicht sich nach vorne verlagern. Oder hast du einfach nur grauenvoll gräßlich schlechte Bremsen?

Lykurg, ja, 900€ wäre hart, aber selbst mit 400€, rund der Hälfte, ist das schon schwierig geeignete Käufer zu finden. Aber vielleicht gibt es ja ein breiteres Produktsortiment. Ebenfalls nachschlagen sollte man mal wie lange eine Nabenschaltung hält. Ritzel einer Kettenschaltung sind nicht wahnsinnig langlebig wenn man einigermaßen viel unterwegs ist und ein Kranz kostet meist um die 20€, wenn die 60'000 Kilometer im Artikel stimmen wären das schon um die 500€ an Ersatzkosten, abzgl. dem einzigen Ritzel bei der Pinion.

Traitor
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Sa 4. Sep 2010, 13:08 - Beitrag #6

Ja, Lykurg, vermutlich versteckt sich hinter der Formulierung tatsächlich eine derartige Vergleichsgröße. Zielgruppe wird aber auch wohl kaum der Massenmarkt sein, sondern eher das gehobene Sortiment.

blobbfish, meiner Erfahrung nach stabilisiert die Rücktrittbremse ganz gut, weil sie weniger ruckartig arbeitet. Aber ja, ich habe ein Stadtrad oder soetwas in der Richtung, bei einem Rennrad wäre Rücktritt vermutlich wenig förderlich. Und naja, recht grässlich sind meine Bremsen schon, aber äquivalente Erfahrungen habe ich auch auf Fremdrädern mit weniger grässlichen.

Nabenschaltungen scheinen mehr oder weniger lebenslänglich zu halten, zumindest waren die noch bei keinem unserer Räder ein Reparaturfall.

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Sa 4. Sep 2010, 14:44 - Beitrag #7

Meine Nabenschaltung ist derzeit nicht in Funktion (soweit ich sehe, ist aber nicht der Teil in der Nabe defekt, sondern der seitliche Fortsatz), das lag allerdings auch an häufigerem Zerlegen und Neuzusammensetzen infolge immer wieder bösartig platter Hinterreifen. Bild
Zielgruppe wird aber auch wohl kaum der Massenmarkt sein, sondern eher das gehobene Sortiment.
Den Eindruck hatte ich auch. Zu überlegen wäre, inwieweit Massenproduktion die Kosten reduzieren könnte. Daß allerdings die Ersatzteilkosten bei Kette so viel schneller auflaufen, war mir nicht klar, habe in meiner (wachstumsbedingt auch eher kurzen) Kettenzeit nie ein Ritzel verbraucht. Bild

blobbfish
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Mo 6. Sep 2010, 14:28 - Beitrag #8

Wahrscheinlich jetzt eine relativ doofe Frage, aber kann man die Kette nicht vom Ritzel oder Kettenblatt abheben? Jedenfalls ist für den häufigen Ausbau des Hinterrades die Kettenschaltung weit attraktiver, man muss nichtmal die Gänge neu einstellen. :)

Was mich aber interessieren täte sind die Schaltzeiten, da herunterschalten "nur" unter Teillast möglich ist, täte eine geringe Zeit die Attraktivität enorm steigern, da einfach weniger Schwung verloren geht.

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Mo 6. Sep 2010, 14:38 - Beitrag #9

Ja, bei Kettenschaltung ist der Ausbau des Hinterrads deutlich angenehmer, das weiß ich sehr wohl - habe aber nunmal eines mit Nabenschaltung. Ursprünglich war das mal zuverlässiger als sein kettenrasselnder Vorgänger.

Natürlich, das ist der Punkt. Wie schnell sich schalten (und hoffenlich auch gleich durchschalten) läßt, dürfte in dem Preissegment ein entscheidendes Merkmal sein.

blobbfish
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Mi 8. Sep 2010, 16:19 - Beitrag #10

Nunja, wenn man sich sportliche Spezielgebiete heraussucht ist eine sehr schnelle Schaltzeit definitiv ein entscheidendes Merkmal, für eher gewöhnliche Verbraucher reicht schnell mit Sicherheit aus. Es geht ja darum am Berg nicht aus dem Tritt zu kommen.

Traitor
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Sa 19. Jan 2013, 14:47 - Beitrag #11

Hast du inzwischen vielleicht mal ein Rad mit dem Ding probefahren können, blobbfish?

Lustig klingt auch die stufenlose NuVinci-Schaltung.

Mein neues Rad bekommt aber wohl wieder eine konventionelle 7- oder 8-Gang-Nabenschaltung. Der Aufpreis für 11 Gänge wäre sogar machbar, erscheint mir aber nicht nötig; der für 21 Gänge, deren Existenz mich dann doch sehr überraschte, muss definitiv nicht sein.


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