Nahtoderfahrungen und Religiosität

Von der Genetik bis zur Quantenphysik, von der Atomkraft bis zur Künstlichen Intelligenz. Das weite Feld der modernen Naturwissenschaften und ihrer faszinierenden Entdeckungen und Anwendungen.
janw
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Mo 28. Feb 2011, 17:26 - Beitrag #21

Hinsichtlich der unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten der Sinneswahrnehmung muss man zwischen der Filterung von Sinneseindrücken (durch modulierbare Empfindlichkeiten der Sinnesorgane oder durch zerebrale Datenreduktion) und der zivilsationsbedingten Schädigung von Sinnesorganen unterscheiden.
Letztere ist insbesondere für den Hörsinn augenfällig, in einer natürlichen Geräuschumwelt bleibt das Hörvermögen auch bei hohen Tönen bis ins Alter erhalten.

Modulierbar sind insbesondere die über die Haut aufgenommenen Sinnesreize.
Zum einen können die Sinneswahrnehmungssysteme in gewissen Grenzen dichter oder weniger dicht in der Haut gesetzt werden, aber auch ihre Verschaltung, d.h. die mehr oder weniger starke Bündelung von Reizen aus mehr oder weniger großen Hautarealen zu jeweils einem gemeldeten Reizsignal kann mehr oder weniger stark erfolgen. Hierfür ist zum Teil die in der frühen Kindheit durch Berührungsreize im Hirn erfolgende Repräsentanz der Körperoberfläche in Form einer neuronal verankerten "Landkarte" des Körpers wichtig - was oft berührt wird, wird als wichtig erkannt und entsprechend stark durch neuronale Verknüpfungen repräsentiert.
Bei Verlust von Sinnesorganen können diese Repräsentanzen in Grenzen "nachjustiert" werden, wie der bei Blinden oft besser ausgebildete Tastsinn zeigt, oder auch das gelegentlich bessere Richtungshören.
Die Sehwahrnehmung über das Auge wird über die Sehpigmente vermittelt, die feste Absorptionsbereiche für Lichtwellenlängen haben. Hier ist meines Wissens keine Erweiterung ins Infrarote möglich.
Die verschiedenen Sinneseindrücke wwrden im Gheirn zu einem zusammenhängenden "Bild" der Umwelt verarbeitet. Dazu erfolgt eine Reduktion der Daten nach Hierarchien der Sinnesorgane untereinander und erlernter "Wichtigkeiten" der betreffenden Reize hinsichtlich ihrer Aussagekraft: Wenn die Augen ein Bild liefern, das Helligkeitswerte vermittelt, und Helligkeitswerte als mit Temperatur korreliert verankert sind, haben die Temperaturdifferenzsignale der Haut eher eine das gelieferte Szenario bestätigende Rolle, sind also den Sehsignalen nachgeordnet.
Insofern denke ich, daß die bessere Wahrnehmung von Temperaturdifferenzen tatsächlich auftreten kann, wenn niemals oder nur kurzzeitig Sehsinnesreize verarbeitet wurden und damit andere Sinnesreize den dadurch entstehenden Informationsverlust kompensieren können. Die Verschaltung der die Temperaturdifferenzsignale verarbeitenden Nervenzentren wird dann intensiver gestaltet und die Verschaltung der Sinnesorgane in der Haut möglicherweise kleinteiliger organisiert. Kleine Temperaturdifferenzen können damit stärkere Nervensignale auslösen, die zudem in der integrativen Reizverarbeitung weniger der Datenreduktion anheim fallen.

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Di 1. Mär 2011, 09:30 - Beitrag #22

Eine interessante und m.E. vor allem nur scheinbare Erklärung für das Entstehen von Nahtoderfahrungen liefert ein kurzer Beitrag in der Ausgabe 6/10 der Bild der Wissenschaft:
Doch eine slowenische Studie deutet jetzt darauf hin, dass die Erklärung der Wahrnehmungen eher banal als übernatürlich ist: Es könnte sich um die Folgen eines Kohlendioxid-Überschusses im Blut handeln.
[...]
Allerdings spielen vermutlich auch noch andere Faktoren eine Rolle: Echte Nahtoderfahrungen sind nämlich sehr viel klarer und bleiben deutlich besser im Gedächtnis haften als die Erlebnisse, die nach dem Einatmen von CO2 auftreten.


Ich lese sa heraus, was in an aderen derzeit nicht auffindbaren Stellen schonmal las und in einer Doku sah: mit Inhalation von CO2 oder/und anderen Stoffen, die dem Körper zugeführt werden, lassen sich den gut belegbaren Nahtoderfahrungen recht ähnliche Erfahrungen auslösen. Aber eben nur recht ähnliche, gerade zu Berichten über Begegnungen mit einem vertrauten bereits verstorbenen oder das geschehen, wähend man nict im klassischen Sinne um sich rum etwas wahrnehmen konnte, wurden durch diese "künstlichen" Nahtodsituation offenbar nicht ausgelöst.

Ipsissimus
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Di 1. Mär 2011, 10:37 - Beitrag #23

solche Vergleiche finde ich wenig aussagekräftig. Wirklich vergleichen kann das nur jemand, der derartige Nahtoderfahrungen selbst gemacht hat und danach sich dem Experiment mit CO2-Vergiftung unterzogen hat. Wurde das gemacht? Es würde mich wundern, denn für diese Menschen haben ihre Erfahrungen normalerweise etwas Heiliges, das durch ein Experiment entweiht würde. Von daher sind solche Vergleiche auf Schilderungen angewiesen, und wie willst du da Bewusstseinsintensitäten vergleichen, die nur durch Worte wiedergegeben werden?

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Di 1. Mär 2011, 10:52 - Beitrag #24

Ich werd demnächst (tm) nochmal versuchen, einiges wiederzufinden was mich vor einiger Zeit überzeugen konnte.
Solange argumentative Krücke: wer "echte" nachtoderfahrung schildert, malgggf Bewustseinsintention dazu haben; viel. um so sich und anderen die Existenz echter Nahtoderfahrungen oder/und eines Lebens danach, einer anderen höheren Macht/Gottheit zu belegen. Aber es gab IIRC auch Schilderungen eher unchristlicher/ungläubiger Menschen, die echte Erfahrungen machten und teils daraus (neu/wieder) zum Glauben fanden.
Aber warum sollten sich für die Experimente nicht auch Leute meden, die an echte Erfahrungen glauben und für die es verständlich klingt, das die eben bei/durch CO2-Mangel entstehen bzw. "ihre" ;-) Gottheit sich sozusagen erst in dieser Phase des Lebensende zuschaltet? Ergo müsste es doch eigentlich auch bei den Experimenten "echte" Schilderungen geben - denn wenn nicht, ist wohl nicht CO2 der wirkliche/alleinige Auslöser oder Nahtoderfahrungen sind doch real iSv von übersinnliches, nicht durch experiment hervorrufbares Phänomen am Lebensende oder/und in Lebensgefahr.

Ipsissimus
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Di 1. Mär 2011, 11:45 - Beitrag #25

"echte" Erfahrungen macht man, und wenn man sie nicht gemacht hat, nützt es nichts, daran zu glauben. Aber bei einem Experiment geht es eben nicht um die Frage des Glaubens oder des "für möglich halten".

Wenn ich einen Menschen CO2 atmen lasse, bis der entsprechende Sinneswahrnehmungen hat, ist es klar, dass diese Sinneswahrnehmungen CO2-induziert sind (genaugenommen ist noch nicht mal klar, ob es das CO2 als solches ist, oder die durch das CO2 herbeigeführte Todesnähe). Dieser Mensch hat aber noch keine Vergleichsmöglichkeit, wie diese Sinneswahrnehmungen im Vergleich zu Nahtoderfahrungen wirken, die wirklich durch Todesnähe ausgelöst werden, seine Schilderung kann also nicht vergleichend sein.

Umgekehrt kann ein Mensch eine echte Nahtoderfahrung gemacht haben. Von diesen Menschen vermute ich, dass sie kein Bedürfnis haben, die Erfahrung durch ein Experiment quasi zu objektivieren und dadurch möglicherweise zu entweihen. Wenn diese Vermutung stimmt, wird also auch von dieser Seite her keine vergleichende Schilderung möglich sein.

Es ist damit also der aus experimenteller Perspektive unglückliche Umstand entstanden, dass zu vergleichende Schilderungen nicht derselben sinnlichen Skala entstammen und damit unklar bleibt, ob sie aufeinander bezogen werden können.

Dein Grün ist vielleicht mein Gelb. Dein "unglaublich intensiv" ist vielleicht mein "war da was?"

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So 10. Apr 2011, 11:59 - Beitrag #26

Demnächst (tm) ist zwar immer noch nicht erreicht, aber durch einen Beitrag von Pin van Lommel in der März-Ausgabe von "a tempo Das Lebensmagazin" (liegt in Kultureinrichtungen und im Buchhandel aus, zudem "alverde" (dm Kundenmagazin) beigeheftet) wurde ich auf eine durch den Autor und Regisseur Gerald Friese dramatisierte Fassung von elma Lagerlöfs "Der Fuhrmann des Todes" aufmerksam [url=http://www.amazon.de/Fuhrmann-Todes-Erzählung-Drama-Legende/dp/382517767X/](zur Info Link zum Buch bei Amazon)[/url].

Aber warum erwähne ich das und werde diesen Einseiter hier grob schildern?

Lagerlöf schildert in ihrem Werk von 1912 gleich zwei Nahtoderlebnisse, womit diese als literarisches Thema schon lange vor den erst seit rund 40 Jahren stärker auftauchenden Sach-/Forschungsberichten verarbeitet wurden.

Einmal begegnet die bald darauf verstorbene Krankenschwester Edith außerhalb ihres Körpers ("Niemand wendete sich nach mir um, als ich hereinkam...") in deren Wohnung der Ehefrau des notorischen Trinkers David Holm.

Bedeutender erscheint die zweite Nahtoderfahrung, bei der dieser notorische Trinker, der von der Sekundärliteratur oft als Personifizierung des Bösen gesehen wird und dem der titelgebende Fuhrmann begegnet. Es ist keine klassische Darstellung (kein helles Licht, keine betörende Musik, keine versönlichen Bilder), sondern Holm begibt sich auf den finstersten vorstellbaren Weg. Vom Fuhrmann werden ihm all seine Verfehlungen aufgezeigt, bei denen er jeweils für sich oder/und andere bessere Optionen nicht umsetzte. Doch weist der Fuhrmann auch einen Weg, die Verfehlungen wieder gut zu machen.

Aufgezeigt werden die aus heutiger Sicht beiden häufigen Alternativen, wie ein Nahtoderlebnis eine völlig veränderten Zugange zum eigenen Leben schafft. Einige verlieren die Angst vor dem Tod und können dann gehen, wenn sie es möchten (die Krankenschwester). Andere, wie David Holm, erhalten einen Impuls, ihr Leben neu zu beginnen.
"Ein Mensch, der sich in einem <<gelockerten Verhältnis>> zwischen dem Diesseits und dem jenseits befunden hat, ist in der Lage, sein Leben mit anderen Augen zu sehen und Konsequenzen aus dem zu zihen, was ihm der Einblick aus einer anderen Perspektive ermöglicht."


Wie der Auto des Beitrages schlußfolgert hatte Lagerlöf, ohne auf irgendwelche Studien zurückgreifen zu können, ein Wissen von den möglichen Wirkungen eines Nahtoderlebnisses auf das Leben danach und war so ihrer Zeit weit voraus.

Lykurg
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So 10. Apr 2011, 15:00 - Beitrag #27

Den Lagerlöf-Text kenne ich nicht, aber die Bühnenbehandlung eines nahe verwandten Themas, "Hotel zu den zwei Welten" von Eric-Emmanuel Schmitt (bekannt u.a. als Autor von "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran"), habe ich einmal im Theater erleben dürfen und war hingerissen davon. Das 'Hotel' in diesem Stück ist ein Zwischenstadium zwischen Leben und Tod, eingerichtet wie ein surreales Krankenhaus, bevölkert mit den Seelen von Komapatienten, die sich über ihre Erfahrungen austauschen, philosophieren, sich verlieben, und von denen schließlich einer glücklich ist zu erfahren, daß er im Todesfall als Organspender für eine Patientin geeignet ist, woraufhin er zufrieden den die Handlung rahmenden Fahrstuhl nach unten nimmt und sie nach oben.

Lagerlöfs Text klingt deiner Beschreibung von die Forschung vorwegnehmenden Schilderungen zufolge danach, als habe sie selbst oder eine Person ihrer Bekanntschaft eine solche Erfahrung gemacht. Wikipedia bringt die Erzählung mit dem Tbc-Tod ihrer Schwester in Verbindung. Ohnehin schätze ich sie sehr - eine große Autorin und beeindruckende Frau.

Ipsissimus
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Mo 11. Apr 2011, 09:56 - Beitrag #28

ich schätze Selma Lagerlöf als Autorin sehr; ob sie allerdings als Beweismittel zur Klärung des ontologischen Status von Nahtoderfahrungen und deren Inhalte herangezogen werden kann, wage ich zu bezweifeln. Zum einen ist die künstlerische Annäherung an diese Thematik von einem anderen Interesse geleitet als die wissenschaftliche; zum anderen lebte die Lagerlöf in einer Zeit, in der esoterische Themen Konjunktur hatten. Die Theosophische Gesellschaft und andere derartige Organisation erlebten einen "Boom" ohnegleichen, spiritistische und esoterische Themen waren in, und einschlägige Erfahrungen hatten damals viele vorzuweisen.

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Mi 18. Mai 2011, 08:48 - Beitrag #29

Zufällig stieß ich auf ein paar Beiträge, durch die gerade auch naturwissenschaftlich die Existenz von etwas nach dem Tode als zumindest möglich an gesehen wird.
Einmal ein älteres Interview von Heise mit dem Arzt, Neurologen und Psychiater Dr. Michael Schröter-Kunhardt, deutscher Vertreter der International Association for Near Death Studies.
[...]
Wie tot sind eigentlich NDE-Patienten? Dass diese ja niemals biologisch irreversibel tot gewesen waren, liegt in der Natur der Sache!

Schröter-Kunhardt: Biologisch tot gewesen waren sie natürlich nicht. Klinisch tot heißt Herz- und Atemstillstand für eine gewisse Zeit. Das kann Sekunden bis Minuten dauern. Es gibt aber ganz wenige Fälle, bei denen Patienten sogar für einige Minuten hirntot gewesen waren und danach trotzdem von diesen Erlebnissen berichteten. Diese Menschen waren dem Tod am nächsten. Sie machten die in der Tat "letzten" Erfahrungen, die wir unmittelbar vor dem Tod kennen.

[...]

Demzufolge gibt es in Deutschland nur wenige Untersuchungen von Nahtoderfahrungen. Fehlt es am Geld?

Schröter-Kunhardt: Einerseits fehlt es am Geld, andererseits hat die Wissenschaft geradezu Angst vor solchen Erfahrungen. Das Thema ist einfach zu heikel. Um ein Beispiel zu nennen: Der Heidelberger Ärzteschaft habe ich einmal diese Thematik als Fortbildung angeboten. Dabei wurde mir versichert, dass meine Offerte dem Vorstand unterbreitet werden würde. Doch gerade die psychotherapeutischen Mediziner lehnten dies mit dem Hinweis ab, dass das NDE-Phänomen letzten Endes reine Weltanschauung sei - was Bände gegen sie spricht. Aber auch in den Kliniken, in denen ich gearbeitet habe, wird das Thema grundsätzlich ignoriert.

[...]

Der Neurophysiologe Detlef B. Linke behauptet, dass Nahtod- oder Todeserfahrungen deshalb entstehen, weil unser Gehirn offenbar daran scheitert, urplötzlich das Ende der eigenen Existenz zu verarbeiten. Wie lässt sich eine solche Aussage mit den "Out-of-Body"-Erlebnissen vieler NDE-Patienten in Einklang bringen, die nicht über ihren Körper schwebten, sondern auch nach der Reanimation en detail beschreiben konnten, was sich während ihres klinischen Todes einige Räume weiter abgespielt hat?

Schröter-Kunhardt: Damit ist diese These ja eigentlich schon widerlegt. Das Gehirn verarbeitet das eigene Ende anscheinend so gut, dass es dem ungeachtet in der Lage ist, im Zuge der Wahrnehmung der Reanimation sogar Perspektivenwechsel zu machen. Meiner Ansicht nach sind Sterbe-Erfahrungen gerade das Gegenteil; es sind eigentlich Wahrnehmungs- und Verarbeitungs-Versuche. Und zwar mit realem Informations-Zufluss. Da wird nichts verdrängt; es gibt keinen Blackout.

[...]

Während beispielsweise Astrophysiker heute ganz offen über hochtheoretische Themen und Begriffe wie Wurmlöcher oder Zeitreisen reden, tun sich viele Ihrer Kollegen schwer, das Undenkbare zu durchdenken und ungezwungen zu analysieren? Fehlt es ihnen womöglich ein wenig an Fantasie?

Schröter-Kunhardt: Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass gerade die Physiker die größten Anhänger der Parapsychologie sind. Es ist die größte wissenschaftliche Gruppe, die parapsychologische Interessen hat, weil diese Forscher wissen, wie relativ unser Weltbild ist, während Schulmediziner und Theologen - allesamt Nicht-Physiker -, denken, dass alles, was wir sehen, so ist wie es ist. Dies beziehe ich vor allem auf Psychiater, die häufig sehr biologisch orientiert sind.

[...]

Ein aufsehenerregender Fall, der sich 1991 in den USA ereignete, ist der Pam-Reynolds-Fall. Was machte diesen Fall so einzigartig?

Schröter-Kunhardt: Der Fall ist deshalb einzigartig, weil um die Zeit des NDE-Erlebnisses eine Messung im Hirnstamm und der Hirnrinde stattfand, so dass keiner die dabei registrierte Nulllinie in Frage stellen konnte. Außerdem korrespondierten die Wahrnehmungen dieser Frau mit den im OP-Bericht dokumentierten Fakten. Sie konnte das Operationsinstrumentarium genau beschreiben und die Gespräche am Bett exakt wiedergeben - und zwar während der Phase der Außerkörperlichkeit, zu einem Zeitpunkt also, an dem sie schon lange in Vollnarkose war und die Augen zugeklebt sowie die Ohren zur Messung der Hirnstammströme zugestöpselt waren.



Den erwähnten Pam Reynolds-Fall greift auch das Portal Sterbeforschung in einem Beitrag auf:
Pam Reynolds Fall ist deshalb so aufregend, weil sich ihre NDE unter klinischen Bedingungen und ärztlicher Kontrolle ereignet hat. Es waren die Ärzte, die ihren klinischen Tod herbeiführten. Ihr Gehirn wurde unter ärztlicher Kontrolle außer Betrieb gesetzt. Es kann also kein Zweifel daran bestehen, dass ihr Körper und ihr Geist außer Funktion gesetzt worden sind. Trotzdem hat sie Eindrücke aufgenommen und diese nach ihrer Rückkehr ins Leben auch formuliert. Zum ersten Mal wurde hier bewiesen, was die Weisen aller Zeiten und Traditionen schon immer gesagt haben: Unser Bewusstsein ist ein eigenständiges Phänomen, das außerhalb des Gehirns funktioniert. Das ist die eigentliche Sensation des Falles Pam Reynold.
Wissenschaftlich lässt sich das bisher nicht erklären. Die meisten Neurologen und Neurobiologen gehen davon aus, dass das Bewusstsein ein Bestandteil des Gehirns ist und dass folglich bei Gehirn-Stillstand keine Sinneseindrücke möglich sind. Materielle Erscheinungen brauchen nach ihrer Vorstellung das Gehirn, um sich als Sinneseindrücke zu manifestieren, so wie Radiowellen den Fernseher als Medium brauchen, um die Form von Tönen und Bildern anzunehmen.

Basierend auch auf Berichten und Erlebnissen eriöser Naturwissenschaftler beschäftigt sich die Welt mit diesem Phänomen:
Inzwischen gibt es eine Reihe von namhaften Physikern, die solche Effekte für real halten. Dabei kommen sie zu dem revolutionären Schluss, dass es eine physikalisch beschreibbare Seele gibt. Das Fundament für die atemberaubende These liefert das quantenphysikalische Phänomen der Verschränkung.

Einstein ist auf Effekt der "Spukhaften Fernwirkung“ gestoßen

Bereits Albert Einstein ist auf diesen seltsamen Effekt gestoßen, hat ihn aber als „spukhafte Fernwirkung“ später zu den Akten gelegt. Erst in jüngerer Zeit hat unter anderen der Wiener Quantenphysiker Professor Anton Zeilinger den experimentellen Nachweis dafür geliefert, dass dieser Effekt in der Realität tatsächlich existiert. Und auch einer der renommiertesten Quantenphysiker der Gegenwart, Professor Hans-Peter Dürr, ehemaliger Leiter des Max-Planck-Instituts für Physik in München, vertritt heute die Auffassung, dass der Dualismus kleinster Teilchen nicht auf die subatomare Welt beschränkt, sondern vielmehr allgegenwärtig ist.

Der Dualismus zwischen Körper und Seele ist für ihn ebenso real wie der Welle-Korpuskel-Dualismus kleinster Teilchen, also die Tatsache, dass Licht beide scheinbar gegensätzlichen Formen annehmen kann: elektromagnetische Welle und „handfestes Teilchen“. Seiner Auffassung nach existiert auch ein universeller Quantencode, in den die gesamte lebende und tote Materie eingebunden ist. Dieser Quantencode soll sich seit dem Urknall über den gesamten Kosmos erstrecken.

Bei diesem „Licht am Ende des Tunnels“ sieht Niemz Parallelen zu einer simulierten Reise in einem Raumschiff nahe der Lichtgeschwindigkeit. Dabei wird durch den sogenannten Searchlight-Effekt der Eindruck erweckt, als bewege sich alles von vorn auf den Betrachter zu. Einen ähnlichen Effekt beobachten wir bei einer Autofahrt durch winterliches Schneegestöber.

In ganz ähnlicher Weise führt dieser Effekt bei einem schnell bewegten Objekt, das sich mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch das Weltall bewegt, zu einer Bündelung der Lichtstrahlen von vorn, während die übrigen Teile des Alls mit Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit immer dunkler erscheinen. Dabei hat der Betrachter das Gefühl, durch eine dunkle Röhre hindurch eine strahlende Lichtquelle am Ende dieses fiktiven Tunnels anzusteuern.

Auch Christian Hellweg ist von dem Quantenzustand des Geistes überzeugt. Der Wissenschaftler hat sich nach dem Abschluss seines Physik- und Medizinstudiums am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen jahrelang mit der wissenschaftlichen Erforschung der Hirnfunktionen beschäftigt. Seine These bringt er wie folgt auf den Punkt: „Die Eigenschaften des Geistigen entsprechen haargenau denjenigen Charakteristika, die die äußerst rätselhaften und wunderlichen Erscheinungen der Quantenwelt auszeichnen.“

Der vor zwei Wochen verstorbene, legendäre amerikanische Physiker Professor John A. Wheeler sagte: „Viele Physiker hofften, dass die Welt in gewissem Sinne doch klassisch sei – jedenfalls frei von Kuriositäten wie großen Objekten an zwei Orten zugleich. Doch solche Hoffnungen wurden durch eine Serie neuer Experimente zunichtegemacht.“

Ipsissimus
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Mi 18. Mai 2011, 10:12 - Beitrag #30

Es gibt aber ganz wenige Fälle, bei denen Patienten sogar für einige Minuten hirntot gewesen waren
es gibt immer wieder Behauptungen dieser Art, und sogar einen Film darüber (Flatliner). Diese Behauptungen basieren auf der Diskrepanz zwischen Nulllinie und Hirntod, was eben nicht exakt dasselbe ist, die Nulllline dient nur als Indiz für den Hirntod, muss aber durch andere Indizien gestützt werden. Vom Gehirntod kommt niemand mehr zurück, von der Nulllinie in seltenen Fällen schon - ergo, auch da sprechen wir über Erfahrungen von Lebenden.

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Mi 18. Mai 2011, 10:25 - Beitrag #31

Aber zumindest todesnahen und nicht von lebenden fernab von Lebensgefahr oder kritischen medizinischen Zuständen.
Spricj "Nachtoderfahrungen" einfach so im Schlaf oä, ohne Indiz, das derjenige letztlich in Lebensgefahr schwebte, fände ich auchirgendwie nicht überzeugend.

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Mi 18. Mai 2011, 10:50 - Beitrag #32

das ist richtig, von Lebenden in Todesnähe. Letztlich zeigt sich in diesen Geschichten, wie schwierig es ist, valide Kriterien für "ganz und gar tot" zu formulieren. Wobei ich nach wie vor nicht die Echtheit der Visionen bezweifele, nur deren ontologischen Status. Möglicherweise lassen sich ja solche Phänomene wie die Beobachtung von Realereignissen auch damit erklären, dass potentielle Psikräfte eines Menschen in Todesnähe aktiviert werden.

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Mi 18. Mai 2011, 11:20 - Beitrag #33

Das "potentielle" zeigt Deine Zweifel an der Existenz dieser Kräfte, oder?

Aber wenn wir die jetzt mal als existen annehmen, denkst Du dann, dass sie sich nur in Todesnähe aktivieren (lassen)? Warum ggf. nicht auch in anderen Situationen? Hat der Mensch ggf. weitere "Effekte", die er nicht grundsätzlich in jeder Lebensphase aktivieren kann?
Was könnte wohl die Aktivierung der PSI-Kräfte gerade inTodesnähe auslösen? Macht das Sinn so oder ist es eher eine Laune der Natur?

Tja, wohl mal wieder Zeit für _das_ Brecht-Zitat...

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Mi 18. Mai 2011, 12:48 - Beitrag #34

sagen wir es so, alle Psikräfte, die mir bisher demonstriert wurden, waren Humbug^^ das diskreditiert aber nicht die Möglichkeit ihrer Existenz, besagt jedoch, dass diese Existenz meines Wissens nach bislang nicht erwiesen wurde - zum Glück für die Physiker, die dann den Wirkmechanismus von Psikräften "irgendwie" in ihre Theorien integrieren müssten^^ eine gewisse Skepsis hege ich auch deswegen, weil es zu praktisch wäre, wenn es sie gäbe^^

ganz grundsätzlich würde ich meinen, wenn es sie in einem ontologisch relevanten Sinn gibt - quasi eine weitere Grundkraft - sollte es auch Wege geben, sie unabhängig von Extremsituationen des Gehirns zu aktivieren. Mit der Auslösung in Todesnähe habe ich wiederum keine Probleme, was in diesen Phasen alles im Gehirn passiert, ist noch nicht mal annähernd abschließend erforscht. Irgendein Hormon-Cocktail wird es schon richten^^ der wohl ungerichtet sein dürfte - dessen spezifische Wirkung also eine Laune des Zufalls bleibt - weil sonst alle Menschen, die bewusstlos durch Todesnähe gegangen sind, von diesen Erlebnissen berichten würden

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Mi 18. Mai 2011, 13:04 - Beitrag #35

Bei manchen PSI-Kräften sehe ich für mich ihre Existenz zumindest als wesentlich wahrscheinlicher an als das es sie nicht gibt. Jedoch keine naturwissenschaftliche Konstante, sondern offenbar etwas, was manche Menschen tatsächlich haben, wobei sie selber nicht immer wissen (können?) ob sie gerade fantasieren oder wirklich etwas aus der Zukunft oder auch Fakten aus der Gegenwart auf mit normaler Sinnesleistung nicht erklärbare Art und Weise wahrnehmen.

Wenn da Hormone eine Rolle spielen müssten ggf, doch auch bei Schokereignissen oder Traumatisierungen die Chancen auf eine Aktivierung gut stehen? Was viel. nur keiner merkt/berichtet, weil Mensch in den Situationen noch mal anders neben sich steht als im Bereich der Nahtoderfahrungen.

Mir kommt noch der Gedanke, dass die nicht massenhafte glaubhafte Demonstration von PSI-Kröften nicht ihre Nicht.Existenz beweisen muß - analog zur Frage der Musikalitöt der Menschheit, da es gewiss mehr musisch begabte gibt als das Menschen wirklich aktiv sind (fehlende Förderung/Formung des Talentes, multipel talentierte die mehr Spaß an anderen Fähigkeiten haben, daher nicht alle gleich gern/oft/erfahren/zuverlässig einsetzen wollen oder können).

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Do 19. Mai 2011, 14:13 - Beitrag #36

Wenn da Hormone eine Rolle spielen müssten ggf, doch auch bei Schokereignissen oder Traumatisierungen die Chancen auf eine Aktivierung gut stehen? Was viel. nur keiner merkt/berichtet, weil Mensch in den Situationen noch mal anders neben sich steht als im Bereich der Nahtoderfahrungen.
solche Ereignisse können durchaus mit Halluzinationen und Auditionen einhergehen, viel häufiger aber mit teilweisem oder völligem Gedächtnisverlust

Ipsissimus
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Fr 17. Jun 2011, 13:59 - Beitrag #37

zur Leistungsfähigkeit menschlicher Sinnesleistungen, wenn der Ausfall den Sehsinns kompensiert werden muss

http://www.youtube.com/watch?v=Jshz7E9nlh0

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Fr 17. Jun 2011, 23:26 - Beitrag #38

Eine wirklich überwältigende Sache - ein Blinder, der zungeschnalzend per Echolotortung (wie eine Fledermaus) im ihn wohl unbekannten Terrain Fahrrad fährt.
Dem Bericht habe zumindest ichnur nicht ganz entnehmen können, ob eine derartige Entwicklung des Hörvermögens nur als Kompensation möglich ist, wenn dafür das bei Blinden insofern nicht mehr benötigte "Sehareal" im Hirn zur Verfügung steht oder ob das theoretisch jeder könnte.

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Sa 18. Jun 2011, 23:45 - Beitrag #39

Habe soeben noch einen Artikel des Spiegel gefunden. Demnach gibt es nun auch in Deutschland Kinder, die dies von Trainern aus den USA lernen - die dies wiederum von dem im von Ipsissimus verlinkten Video zu sehenden David Kish lernten.

Um mir selber zu antworten:
Dabei haben zahlreiche Versuche längst gezeigt, dass sogar Sehende schon nach kurzer Zeit Objekte in ihrer Umgebung mit verbundenen Augen orten konnten. Und so mancher Blinde brachte sich die Technik mangels Anleitung einfach selbst bei.

[...]

Bei Sehenden jedoch beherrscht der Gesichtssinn die Wahrnehmung. Dem Gehör ist im Lauf der Evolution eine eher untergeordnete Aufgabe zugewachsen: Es konzentriert sich auf Dinge, die selbst ein Geräusch machen - auf den hungrigen Jaguar, der sich durchs Unterholz heranschleicht, oder den Gast auf der lärmigen Party, der einem von fern etwas zuruft. Gerade beim Orten von Schallquellen aber verwirrt das Echo nur, da es ja aus verschiedenen Winkeln zurückgeworfen wird. "Bei Sehenden unterdrückt das Gehirn deshalb das Raumecho", sagt der Münchner Neurobiologe Lutz Wiegrebe. "Es wird als Störgeräusch automatisch herausgerechnet." Dennoch ist die Information nicht verloren. "Man kann schnell lernen, sie zu nutzen", sagt Wiegrebe. "Für Blinde wäre das sicher sinnvoll."

janw
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So 19. Jun 2011, 13:34 - Beitrag #40

In gewissem Ausmaß mag das sicher erlernbar sein, auch für Sehende, allerdings dürfte IMHO bei Kish auch das junge Alter eine Rolle spielen, in dem er den Sehsinn verloren hat, mit 7 bzw. 13 Monaten: Es ist sicher einfacher für das Gehirn, ein Areal zu nutzen, das noch nicht auf eine bestimmte Funktion mit Teilfunktionen hin spezialisiert ist, als ein in Benutzung befindliches Areal mit seinen spezifischen Unterstrukturen für zwei Aufgaben statt der einen ursprünglichen zu nutzen.

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