Verhalten von Schnapp-Schlössern

Von der Genetik bis zur Quantenphysik, von der Atomkraft bis zur Künstlichen Intelligenz. Das weite Feld der modernen Naturwissenschaften und ihrer faszinierenden Entdeckungen und Anwendungen.
Ipsissimus
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Mi 11. Jul 2012, 13:01 - Beitrag #1

Verhalten von Schnapp-Schlössern

ich habe auf Arbeit an meiner Bürotür ein Schnappschloss, wie man es bei Haustüren üblicherweise verwendet, also nicht mit starrer und quaderförmiger Zunge, sondern mit einer, die angeschrägt in das Schloss hinein schnappt, wenn man die Tür, ohne die Klinke zu drücken, zu wirft.

Mein Ehrgeiz ging nun schon länger dahin, die Tür mit minimalem Kraftaufwand zuzuwerfen, so dass das Schloss einerseits einschnappt, andererseits aber die davon ausgehende Lautstärkeentwicklung minimiert wird.

Dabei ist mir aufgefallen, dass dieses Schloss unterschiedlich und unsystematisch reagiert. Manchmal verhält es sich genau wie gewünscht. Manchmal aber prallt die Tür zurück, gerade so, als sei darin eine starre Zunge wie bei normalen Innentüren verwendet. Das Phänomen tritt unabhängig von der aufgewendeten Kraft und Geschwindigkeit auf, es hat also primär erst mal nichts damit zu tun, dass gelegentlich nicht genügend Kraft aufgewendet wird, um den Widerstand der Feder zu überwinden.

Wie ist das zu erklären?

Lykurg
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Mi 11. Jul 2012, 13:10 - Beitrag #2

Sehr löbliches Optimierungsverhalten, ähnliches hab ich mir auch angewöhnt. Allerdings ist natürlich auch wichtig, nicht die Grenze zu unterschreiten, denn das Zurückprallen und Wiederschließenmüssen ist dann ja lauter und lästiger als ein etwas zu starker Anschlag. Wenns wirklich leise sein soll, geht natürlich nichts über sorgsamstes manuelles Schließen.

Aber zu deiner Frage eine Gegenfrage - wie stabil sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit des Büros? Ist die Tür aus Holz und hat möglicherweise einen eher leichten Holzrahmen, die sich verformen könnten? Generell dürfte sich die Schließeigenschaft mit ein wenig Öl im Schloß massiv verbessern, auch das Hakeln sich dadurch reduzieren, aber warum es sonst temporär schwankend auftritt, kann ich nicht erklären.

Ipsissimus
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Mi 11. Jul 2012, 13:34 - Beitrag #3

die Räume bei uns sind zwar nicht klimatisiert, aber die Tür reagiert auch bei Versuchsreihen mit mehreren Würfen, die kurz hintereinander ausgeführt werden, unterschiedlich, daran sollte es also auch nicht liegen. Es ist eine schwere Tür, allerdings habe ich Schwierigkeit, das Material zu bestimmen; es wirkt wie ein Kunsstoff, aber das kann auch eine Beschichtung sein, ist nicht wirklich zu erkennen.

Das Lob kann ich wohl nicht annehmen^^ es steht zu fürchten, grundlegendes Motiv ist Faulheit^^ ich will die Tür eben nicht manuell sorgfältig schließen müssen sondern en passant zuwerfen^^

Lykurg
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Mi 11. Jul 2012, 13:41 - Beitrag #4

Aber nein, daß mehrfaches Werfenmüssen (außerhalb des Experiments) eben auch sehr lästig wäre, sehe ich ja ganz genauso. Die beiden Anwendungsfelder 'minimalaufwendiges Ins-Schloß-Werfen' und 'geräuschloses (Öffen und) Schließen' sind klar voneinander getrennt, auch wenn ich immer auch anstreben würde, auch bei ersterem leise zu sein.

Klingt sie beim Dagegenklopfen hohl bzw. tönend?

Ipsissimus
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Mi 11. Jul 2012, 14:05 - Beitrag #5

ich habe ja die Wurftechnik in Verdacht, es gelingt mir einfach nicht, die absolut identisch zu reproduzieren. Der Öffnungswinkel beim Loslassen variiert, das Abrollverhalten der Finger ist immer wieder ein bisschen anders. Aber keine Ahnung, ob das die Ursache sein kann.

Die Tür ist jedenfalls massiv, hohl klingt die nicht.

Lykurg
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Mi 11. Jul 2012, 14:38 - Beitrag #6

Markierungspunkt und mechanische Wurfanlage, etwa ein dagegenfallendes schweres Buch?
Eine massive Holztür müßte für mein Empfinden weit mehr Klang haben als eine Plastiktür.

Traitor
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Mi 11. Jul 2012, 17:25 - Beitrag #7

Gibt es eine Werkstatt im Haus, die einen Türschließroboter für eine reproduzierbare Versuchsreihe bauen kann? ;)

Ansonsten wäre eine Photodokumentation ganz hilfreich, da ich mir über den Schlosstyp nicht ganz klar bin. Unsere Wohnungsinnentüren haben (neben einer per Schlüssel betätigbaren Quaderzunge) auch eine per "Zuwerfen" bedienbare Schrägzunge, aber eine ganz einfache, während ich bei Bürotüren kompliziertere Schrägzungen mit Einsatz, die Zuzieh- und Abschließ-Funktion vereinen, kenne.

Wenn das Modell ähnlich genug zu meinem ist, würde ich vorschlagen, das muskulär schwer zu kontrollierende Zuwerfen durch einen vereinfachten Versuch zu ersetzen: die Schrägzunge wird ja, dank Schräge, durch den (fast) senkrecht zum Türblatt stehenden Druck der Rahmenkante parallel ins Blatt reingedrückt. (Aber eben nur fast, im Moment des Aufpralls steht das Blatt ja noch leicht schräg und es wird somit leicht angewinkelt eine Kraft ausgeübt, die eben das Reindrücken bewirkt.) Das gleiche Fluktuationsverhalten sollte sich also auch erzielen lassen, indem man mit Kraft und Angriffswinkel variierend reproduzierbar direkt auf die Zunge drückt.
Wenn dann das genaue Verhältnis dieser beiden Parameter zum Eindrücken-oder-nicht bestimmt ist, kann ermittelt werden, inwiefern Variationen im Türzuschlagverhalten sich auf diese fortpflanzen.

Ipsissimus
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Mi 11. Jul 2012, 17:37 - Beitrag #8

oje, ich und Fotographieren^^ na ja, ich versuch´s mal^^

nazgul
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Fr 24. Aug 2012, 15:13 - Beitrag #9

Könnte es sein das es einfach zu gelegentlichem Verkanten der Schrägzunge kommt?

Ipsissimus
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Sa 25. Aug 2012, 00:09 - Beitrag #10

das könnte durchaus sein, nazgul, obwohl es ein qualitätsschloss ist

Ipsissimus
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Fr 27. Sep 2013, 12:35 - Beitrag #11

des Rätsels Lösung - zumindest habe ich mittlerweile eine 100-Prozent-Korrelation festgestellt - scheint darin zu bestehen, dass das Schloss immer dann zurückprallt, wenn gleichzeitig in dem Raum vor der Tür und in meinem Büro die Fenster geschlossen sind. Wenn in wenigstens einem der beiden Räume wenigstens ein Fenster offen ist (Schrägstellung des Oberlichts reicht), schnappt die Tür zu.

Lykurg
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Fr 27. Sep 2013, 17:24 - Beitrag #12

Lustig - vor allem, daß es für beide Räume funktioniert. Aber es stimmt schon, so eine sich schließende Tür erzeugt manchmal schon einen recht spürbaren Luftstoß/Ansaugdruck.

janw
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Fr 27. Sep 2013, 19:21 - Beitrag #13

Es geht also um die Kraftwirkung der im Raum eingeschlossenen Luft, die entfällt, wenn ein Oberlicht geöffnet ist und die Luft hier entweichen kann.
Jetzt wäre spannend zu wissen, wo der Grenzdurchmesser des Luftdurchlasses liegt.

Ipsissimus
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Fr 27. Sep 2013, 19:56 - Beitrag #14

also so eine Art Hydraulik-Prinzip


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