Bioprinting

Von der Genetik bis zur Quantenphysik, von der Atomkraft bis zur Künstlichen Intelligenz. Das weite Feld der modernen Naturwissenschaften und ihrer faszinierenden Entdeckungen und Anwendungen.
Ipsissimus
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Di 21. Aug 2012, 16:10 - Beitrag #21

akzeptabel fände ich ein derartiges Verfahren nur, wenn auf der Grundlage pflanzlicher Zellen tierische Gewebestrukturen aufbaubar wären

Lykurg
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Di 21. Aug 2012, 18:51 - Beitrag #22

Das sehe ich für meinen eigenen Gebrauch zwar ähnlich - für mich wäre es interessant, wenn auf rein pflanzlicher Basis ein Stoff damit erzeugt werden könnte, der Konsistenz, Geschmack etc. von Fleisch hat. Wenn als Grundlage der Züchtung tierische Zellen stünden, die lebenden Tieren entnommen wurden (es bräuchte sich bei geeignetem Zellwachstum hoffentlich nur um eine kleinere Biopsie zu handeln), fände ich es eventuell vertretbar; wenn Tiere dafür getötet werden müßten (evtl. sogar laufend), allerdings für mich inakzeptabel.

Trotzdem könnte ein solches Ersatzprodukt auch bei nur stark reduziertem 'Verbrauch' von Tieren immerhin vielen Menschen einen Schlachtfleischverzicht 'schmackhaft' machen (nebenbei dann auch die GM-Angst reduzieren, wenn das Marketing Wunder wirkt.^^) Und das fände ich schon mal eine gute Maßnahme.

Traitor
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Sa 25. Aug 2012, 12:43 - Beitrag #23

@Lykurg: Unmasse wäre mir da wichtiger als Bio, allein schon aufgrund des konsumsenkenden Effektes steigender Preise. Wenn der Fleischkonsum pro Kopf deutlich sinkt, sind auch die Klimaeffekte akzeptabel.
Wenn dann durch Zuchtersatz parallel Hack und Wurst billig bleiben und nur Steaks teurer Luxus sind, umso besser.

Fleisch aus Pflanzenzellen wäre sicher nochmal mindestens ein Techlevel höher als die hier bisher diskutierten Verfahren.

Wieso wäre Tötung weniger Tiere als Zuchtfleischgrundlage inakzeptabler als Tötung vieler Tiere für direkten Konsum?

@Ipsi: Siehe zweiter Absatz @Lykurg. Und was führt für einen Moralrelativisten wie dich zu so einer starken Ablehnung?

Lykurg
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Sa 25. Aug 2012, 15:11 - Beitrag #24

Bio habe ich vor allem als Gegensatz zu Masse gebraucht, auch wenn nicht genau passend. Trotzdem führt artgerechte Haltung recht zwangsläufig auch zu steigenden Preisen - und wäre insofern klimatechnisch zu begrüßen. Manche werden das sicher unsozial finden - einen Eingriff ins Nahrungsangebot von Niedrigverdienern - andererseits sind die im Zweifel auch besonders von Folgen des Klimawandels betroffen. Und bei entsprechendem Erfolg der Zuchtfleischforschung wäre hier ja Abhilfe zu finden.
Fleisch aus Pflanzenzellen wäre sicher nochmal mindestens ein Techlevel höher als die hier bisher diskutierten Verfahren.
Stimmt wohl. Immerhin stehen mit Tofu, Seitan etc. bei guter Würzung schon recht überzeugende Nachahmungen zur Verfügung, wenn man sich das wünscht.
Wieso wäre Tötung weniger Tiere als Zuchtfleischgrundlage inakzeptabler als Tötung vieler Tiere für direkten Konsum?
Nein, da hast du mich mißverstanden: Für mich selbst als Vegetarier ist beides nicht akzeptabel. Für die Mehrheitsbevölkerung befürworte ich in dieser Entscheidung natürlich ersteres.

Traitor
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So 26. Aug 2012, 12:42 - Beitrag #25

Der soziale Aspekt ist an "ein hoher Preis wird's schon richten" durchaus bedenklich. Aber je bedenklicher man den findet, desto eher sollte man dann halt für Zuchtfleisch sein.

An die ersatztaugliche Würzung von Tofu glaube ich nach wie vor nicht. Essbar fand ich den bisher immer nur, wenn er eben nicht versuchte, Fleisch nachzumachen.

Dass du Vegetarier geworden bist, ist an mir vorbeigegangen. Zumindest vor anderthalb Jahren, evtl. auch später, warst du es laut Speisetierthread ja auch noch nicht. Wie kam es dazu?

Lykurg
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Mo 27. Aug 2012, 08:32 - Beitrag #26

Ist auch erst ein paar Monate so, nach einer längeren Zeit reduzierten Fleischkonsums. Meine Freundin lebt vegan, da bot es sich bei Zusammenzug an, ihr ein bißchen entgegen zu kommen. Klar, daß beim gemeinsamen Kochen ziemlich viel veganes rauskommt, aber den gelegentlichen Käse oder Joghurt genieße ich dann doch - oder blobbfishs Kornblumenhonig.
An die ersatztaugliche Würzung von Tofu glaube ich nach wie vor nicht. Essbar fand ich den bisher immer nur, wenn er eben nicht versuchte, Fleisch nachzumachen.
Ich hatte vor einiger Zeit ziemlich leckere Tofugrillwürstchen (von Taifun, deren Tofu sonst nicht so toll sein soll, insofern eine angenehme Überraschung) geschmacklich schon unterscheidbar, brieten sich halt auch etwas anders (länger natürlich - erschwerend kam dazu, daß der Grill schon fast aus war, insofern keine gleiche Beobachtung), aber die fand ich schon sehr brauchbar. Im vegan-vegetarischen Restaurant "Leaf" in HH-Altona hab ich vor einiger Zeit ein paar Scheiben Seitan auf dem Teller gehabt, die von Geschmack und Struktur unglaublich fleischartig waren (Wild, vielleicht Richtung Reh, allerdings zarter), mit der passenden Sauce natürlich, damit hätte man sicher viele Leute täuschen können. An sich finde ich das allerdings eher unnötig, es dient eher als Argument im Sinne von 'fehlt dir das Fleisch nicht?', war eher als kulinarische Leistung bemerkenswert. - Unsere häusliche Art der Tofuverwendung ist jedenfalls nicht Fleischimitation.
Der soziale Aspekt ist an "ein hoher Preis wird's schon richten" durchaus bedenklich. Aber je bedenklicher man den findet, desto eher sollte man dann halt für Zuchtfleisch sein.
Jedenfalls wenn es nebenwirkungsfrei bleibt - etwa daß es keimfrei sein dürfte, kann sich längerfristig in verschiedener Weise auswirken - ja. Ich weiß nicht, was für Vitamine und Mineralstoffe man dem dann sinnvollerweise noch zusetzen sollte (B12 ist da ja so ein Kandidat), aber darüber wird sich schon jemand Gedanken machen, wenns soweit ist.

Traitor
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Sa 1. Sep 2012, 13:33 - Beitrag #27

Ja, verständliches Zugeständnis.

Das Gegenteil von keimfrei kann auch ein Problem sein, gerade wenn größere Produktionsserien aus nur einer Urprobe geklont werden, können da leicht Infektionen oder Krebs große wirtschaftliche Schäden anrichten, oder gar Schadstoffe oder Kreuzinfektoren beim Konsumenten ankommen lassen. Eigentlich sollte das mit sorgfältiger Kontrolle leicht verhinderbar sein, da aber spätestens im Massenmarktsegment sicher keine höchsten wissenschaftlichen Standards mehr an die Produktion angelegt würden...

Anreicherung mit Zusatzstoffen dürfte die Akzeptanz nicht gerade verbessern und erscheint mir auch nicht unbedingt als sinnvoll, warum sollen die gerade ins Fleisch?

Lykurg
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Sa 1. Sep 2012, 21:02 - Beitrag #28

Inzwischen ist mir eingefallen, daß ich auch bei 'verbrauchender' Tiernutzung interessiert daran wäre - fürs Katzenfutter. Sie auf vegetarische Kost zu setzen fanden wir artwidrig, aber es wäre natürlich gut, weniger Tiere dafür zu töten (und überhaupt erst halten zu müssen).

B12 nimmt der Mensch durch Tierprodukte, vor allem durch Fleisch auf, Veganer müssen es daher in Tablettenform einnehmen. Angeblich wird es aber auch bei Schlachtvieh künstlich zugesetzt, weswegen die Möglichkeit, es Zuchtfleisch beizumengen, mir nicht mehr so sonderbar vorkäme. Maglor weiß da im Zweifel mehr.

Traitor
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Mo 5. Aug 2013, 23:31 - Beitrag #29

Der wohl teuerste Burger der Welt - siehe SpOn bzw. den Hersteller , dort ganz unten zu finden dann auch die Rechnung - läppische 250k€. ;)

Ipsissimus
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Mo 5. Aug 2013, 23:48 - Beitrag #30

Und was führt für einen Moralrelativisten wie dich zu so einer starken Ablehnung?


für mich stellt sich die Frage anders:

"Irgendwann wird das Zeug sicher richtig toll und sowohl geschmacklich als auch hinsichtlich Konsistenz und Gesundheit ein echter, vollwertiger Ersatz für natürliches Essen, also ignorieren wir heute schon mal, was heute noch alles dagegen spricht und sind vorauseilend begeistert davon, auch wenn wir nicht wissen, ob das Zeug je die Erwartungen erfüllen wird."

das ist die Haltung, die aus meiner Sicht der Hinterfragung bedarf^^

Maglor
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Di 6. Aug 2013, 21:59 - Beitrag #31

Heute werden doch schon serienmäßig diffuse Massen so bedruckt, dass sie wie Rippchen, Frikadellen oder Filet aussehen, um anschließend zwischen zwei Brötchenhälfte gelegt als Burger verkauft zu werden.
Die Konsistenz erinnert tatsächlich ein wenig an Fleisch.

Dass man den Geschmack und das Aussehen der faden Formfleischprodukte nun auch ohne Fleisch formen kann, ist keine Kunst, aber trotzdem künstlich. ;)

Traitor
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So 11. Aug 2013, 16:38 - Beitrag #32

@Ipsissimus: Ok, "akzeptabel nur wenn" klang für mich in der Umkehr eher nach "ansonsten strikt abzulehnen, auch nur als Forschungsansatz". Dass es ein reines Forschungsprojekt ohne kurzfristige Anwendungschance ist, ist klar. Ebenso, dass Medienberichte wie üblich zu euphorisch sind.
In dem anderen Thread, in dem ich letztens von mit aktueller Technik möglicher (teil-)synthetischer Nahrung schrieb, meinte ich auch nur Nährpaste auf Algen- und Hefebasis.

@Maglor: Doch, es ist eben eine große Kunst, noch weit vom Handwerk entfernt.

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