"Gespentischer" Salzstoffwechsel des Menschen

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So 13. Jan 2013, 19:58 - Beitrag #1

"Gespentischer" Salzstoffwechsel des Menschen

So zumindest stuft es Friedrich Luft ein, einer der beteiligten Forscher aus Nürnberg, die ihn (also den Salzstoffwechsel) im Rahmen des MArs 500 Projekt untersuchten, wie ihre Uni hier mitteilt.

Beim Ausbalancieren des Salzhaushalts ist der menschliche Organismus viel flexibler als bisher angenommen. Dieser unweigerliche Schluss aus den Ergebnissen ihrer Langzeitstudie kam selbst für die Gruppe von Jens Titze unerwartet. Das Team um den Professor für Elektrolyt- und Kreislaufforschung an der Medizinischen Klinik 4 und Leiter der Nachwuchsgruppe 2 des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung des Uni-Klinikums Erlangen ermittelte neben dem als Standard geltenden 24-Stunden-Rhythmus einen Zeitraum von sechs bis neun Tagen für den Ausgleich von Kochsalz-Zufuhr und -Abgabe. „Noch mehr hat uns aber überrascht, dass außer der Niere auch andere Körpergewebe für den richtigen Salzgehalt sorgen“, berichtet Titze.

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Nach der gängigen Lehrmeinung hätte die im Salz enthaltene und mit dem Essen aufgenommene Natriummenge innerhalb von 24 Stunden den Körper wieder verlassen müssen – doch beide Messwerte hielten sich keineswegs die Waage. Es gab sogar recht starke Schwankungen in der täglichen Ausscheidung, obwohl die Zufuhr gleich blieb.

Der Sammelurin eines Tages reicht demnach nicht aus, um einzuschätzen, wie viel Speisesalz ein Mensch im selben Zeitraum zu sich genommen hat. Damit ist die Grundlage eines gebräuchlichen Diagnoseverfahrens erschüttert.

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Cortisol, bisher eher als Nebendarsteller betrachtet, spiegelt den Natriumgehalt direkt wider; in umgekehrtem Verhältnis dazu steht der bekannte Regulator Aldosteron, der Natriumsalze im Körper hält und Kaliumsalze aussondert. Doch auch dies war für das Forscherteam nach eigenem Bekunden „ganz erstaunlich“. Cortisol wurde vorher als Unterstützer von Aldosteron angesehen. Der neue Befund kennzeichnet die zwei Hormone aber eindeutig als Gegenspieler. Titze spricht von einem „Cortisol-Geheimnis“, das dringend nach Aufklärung verlangt.

An schwersten jedoch wiegt, dass der „Superregulator“ im Kochsalz-Stoffwechsel, die Niere, diese zuvor unangefochtene Position verlieren könnte. Das Blut passiert ihre reinigenden Filter und gibt die verbliebenen Stoffkonzentrationen an alle durchbluteten Körperregionen weiter. Doch offenbar vertraut der Organismus nicht allein darauf. Manche Gewebe haben zusätzlich eigene Methoden entwickelt, sich die bevorzugte Menge Kochsalz aktiv zu sichern.


Weitere Quellen werfen basierend auf diese Ergebnisse noch andere Aspekte auf, lesen sich teils aber, als würden sie von verschiedenen Studien berichten. Während obige Pressemledung zum (offenbar doch nur Klischee-)Zusammenhang von Salzzufuhr und zu hohem Blutdruck nichts aussagt, textet der Spiegel, der übrigens auch die Originalstudie verlinkt wie folgt:
Damit gelang erstmals in einem langfristigen Experiment der Nachweis eines Zusammenhangs von Salz und Bluthochdruck beim Menschen. Von dieser Erkenntnis könnten 15 bis 20 Millionen Bluthochdruckpatienten in Deutschland profitieren. Titze hofft, dass eine salzärmere Kost jedes Jahr das Leben von Tausenden Patienten verlängern könnte.


Im Tagesspiegel wiederum klingt das schon anders:
Wie viel Natrium insgesamt im Körper zur Verfügung stand, änderte sich im Monatsverlauf – und zwar unabhängig von Gewicht, Blutdruck oder dem Wasseranteil im Körper.

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„Wer angesichts solcher Schwankungen einmal über 24 Stunden Urin sammelt und daraus indirekt ermitteln will, wie viel Salz ein Mensch zu sich genommen hat, kann genauso gut würfeln“, sagt Friedrich Luft, Direktor des Experimental and Clinical Research Centers der Charité, der an der Studie beteiligt war. „So kann man nur raten, ob jemand zum Beispiel sechs oder zwölf Gramm Salz zu sich genommen hat.“ Die Studie habe gezeigt, wie wenig man über den Elektrolythaushalt weiß. Und unter Alltagsbedingungen oder auch bei Frauen könnte er noch einmal anders funktionieren.

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Jens Titze, der derzeit an der Vanderbilt-Universität in Nashville forscht, findet salzarme Kost hilfreich. Doch die Ergebnisse seines Teams dürften den Streit neu anheizen. Viele Salz-Studien stehen offenbar auf wackligen Füßen. Selbst „Intersalt“, eine Studie mit 10 079 Teilnehmern aus 52 Zentren auf der ganzen Welt, stellt die Beziehung zwischen niedrigerem Blutdruck und wenig Salz über eine 24-Stunden-Urinprobe her.

„Unsere Studie zeigt, wie wichtig es ist, die Natriumausscheidung über längere Zeit zu messen, um die Salzzufuhr richtig schätzen zu können“, sagt Titze. Im ersten Teil von Mars-500 senkte sein Team den Salzgehalt der Nahrung während drei Monaten von zwölf auf neun und dann sechs Gramm pro Tag. Prompt sank der Blutdruck der Teilnehmer etwas. In Teil zwei wurde der Salzgehalt nach mehr mehr als fünf Monaten von sechs auf zwölf Gramm erhöht – und der Blutdruck stieg. Klärt das den Streit? Nein, sagt Luft. Schließlich gab es im Container keine Kontrollgruppe.



Hmmmh, :crazy: ich werde nachher beim Abend-/Nachtspaziergang die Fritten also wohl doch mit Salz ordern...

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