Favorisierte Fruktose folgenschwer

Von der Genetik bis zur Quantenphysik, von der Atomkraft bis zur Künstlichen Intelligenz. Das weite Feld der modernen Naturwissenschaften und ihrer faszinierenden Entdeckungen und Anwendungen.
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So 13. Jan 2013, 20:45 - Beitrag #1

Favorisierte Fruktose folgenschwer

Gefühlt nicht zum ersten Mal entsteht ein Widerspruch zwischen von der Industrie bei ihren Produkten gern ausgelobter Freiheit von normalem Haushaltszucker und der stattdessen Verwendung von Fruchtzucker aka Fruktose und deren (langfristigen) Folgen auf den Menschen.

Unter mehreren gefundenen fand ich diesen Beitrag am umfassendsten.

Fruktoseverwendung ist kostengünstig und vereinfacht die Logistik:
Der aus Maisstärke gewonnene und mit Fruktose angereicherte Sirup kann in großen Tankwagen transportiert werden. Zudem hat Fruktose gegenüber Haushaltszucker eine 20 Prozent höhere Süßkraft.


Für den Konsumenten ist das aber alles andere als vorteilhaft:
Doch der weltweit zunehmende Konsum von Fruktose hat für die Gesundheit negative Folgen: Fruktose steigert die Einlagerung von Fetten aus der Nahrung und führte in Tierversuchen zu Insulinresistenz und Fettleibigkeit und erhöht damit das Risiko für ein metabolisches Syndrom. Fruktose kann auch die Harnsäure erhöhen, was langfristig zu schmerzhaften Gichtanfällen führt. Neue Untersuchungen deuten an, dass viele fruktosehaltige Getränke die Leber schädigen bis hin zur Fettleber. Die Wirkung ähnelt der eines übermäßigen Alkoholkonsums, doch hohe Fruktosezufuhr gilt inzwischen als eigenständiger Risikofaktor für die nicht-alkoholbedingte Fettlebererkrankung (NAFLE).


Das Fruktose überhaupt mal Anklang fand liegt offenbar an inzwischen fundiert revidierten Ansichten:
Zunächst begrüßten Ernährungsexperten diesen Trend, denn Fruktose lässt den Glukosespiegel im Blut nicht ansteigen und der Körper muss deshalb kein zusätzliches Insulin ausschütten. Inzwischen hat sich diese Einschätzung geändert, denn Insulin sorgt auch dafür, dass ein Sättigungsgefühl eintritt. Der Konsum von Fruktose könnte deshalb dazu führen, dass man sich bei Aufnahme der gleichen Kalorienmenge weniger satt fühlt.
Genau dies wurde in einer neuen Studie per MRT-Untersuchung der Wirkung von Fruktose vs. Glucose auf den Hirnstoffwechsel bestätigt. Dabei wurde hirnorganisch nur bei Glucose ein Sättigungsimpuls festgestellt.
Nach dem Trinken der Fruktose trat dieser Effekt nicht ein. Die Resultate entsprachen auch den Angaben der Studienteilnehmer: Nach dem Glukose-Getränk fühlten sie sich schneller satt als nach der Fruktose-Lösung.


Zudem wird bei den schädigenden Wirkungen der Fruktose auch noch ein Suchtpotential vermutet:
Fruktose kann sich im Gehirn noch zusätzlich negativ auswirken. Sein stärkerer Süßgeschmack kann das Verlangen nach Süßem steigern. Auch dafür fanden die Wissenschaftler Hinweise. Das Hungerzentrum kommuniziert mit dem Belohnungssystem im Gehirn und hier waren in den Untersuchungen unterschiedliche Reaktionen bei Glukose und Fruktose zu beobachten. Das könnte auf ein höheres Suchtpotenzial der Fruktose hindeuten. Dafür sind aber weitere klinische Studien notwendig. Die Forscher regen eine Studie an, bei der übergewichtige Personen sich über längere Zeit fruktosearm ernähren.

Traitor
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So 13. Jan 2013, 21:24 - Beitrag #2

High-fructose corn syrup ist in den USA seit Jahren die beliebteste Zuckerquelle für Softdrinks, Fertiggerichte und teils auch Süßigkeiten und Gegenstand sehr lebendiger Gesundheitsdebatten, mit den von dir zitierten Gründen. Unter mehr oder weniger holprigen Übersetzungen, kryptischen Abkürzungen, leider nicht immer einfach klar als "Maissirup" oder "Fruktose", taucht es auch hierzulande in immer mehr Zutatenlisten auf, daher wohl auch die zunehmende Berichterstattung.

Ob es nun wirklich besonders schlimm ist? In Maßen vermutlich nicht, in Massen schon, wie alles.

Sehr überrascht war ich die Tage übrigens, auf einer Süßstoffpackung zu lesen, dass sie neben der Chemie, wenn auch nur in kleinen Mengen, Laktose enthält. Zum einen ist damit das "keine Kalorien"-Versprechen gebrochen, beim Schlucken einer ganzen Flasche nimmt man damit dann doch immerhin ein knappes kcal zu sich. ;) Zum andren, und schon eher relevant, ist das Zeug damit zumindest nominell wohl weder vegan noch für Laktoseintolerante geeignet...

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So 13. Jan 2013, 21:31 - Beitrag #3

Möge ggf. foodwatch oä. auf das Problem aufmerksam werden und sanften Druck ausüben, damit diese wohl tendenziell Fehlentwicklung zurückgeht.
Oder irgendeine Firma fängt als Pionier an bewusst und kommuniziert keine Fruktose mehrzu verwenden. Bei Glutamal und der getarnten Version Hefeextrakt setzt zB allmähöloch ein Umdenken ein, dass diesen nun nicht unbedingt ins Essen gehörenden Stoff doch mal vebannt.

Ipsissimus
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So 13. Jan 2013, 22:07 - Beitrag #4

Stevia ftw

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So 13. Jan 2013, 22:32 - Beitrag #5

ftw?

Traitor
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So 13. Jan 2013, 22:41 - Beitrag #6

Vermutlich "for the win", also im Sinne von "voraus!".

Hauptnachteil von Stevia soll ein gewisser Lakritzbeigeschmack sein, den ich bisher aber noch nicht eingehend überprüft habe. Lieber als bisherige chemische Süßstoffe wäre mir das aber allemal.
An sich habe ich aber bisher einfach keinen Bedarf an kalorienfreier Ersatzsüße, kann mich bei klassisch gezuckertem Kram problemlos hinreichend zurückhalten.
Oft reicht auch einfach weniger oder kein Zucker, insbesondere bei Schokolade oder Tee.

Ipsissimus
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So 13. Jan 2013, 22:44 - Beitrag #7

vor allem triggert Stevia den Zuckersensor im Gehirn nicht, es entsteht also kein Heißhunger auf Süßes. Und der Beigeschmack ist vorhanden, schmeckt aber eindeutig "biologisch" statt "chemisch". Ich habe mich innerhalb kürzester Zeit dran gewöhnt.

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So 13. Jan 2013, 23:19 - Beitrag #8

Die Industrie scheint den Beigeschmack aber kritischer zu sehen - es gibt kaum Produkte nur mit Stevia, das wird meist nur ergänzend zum Haushaltszucker wohl eingesetzt, was die Stevia-Vorteile natürlich minimiert.

Milena
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Mo 14. Jan 2013, 00:42 - Beitrag #9

...bist du dir da sicher 009?
dachte, stevia ist ein pflanzliches produkt, unabhängig davon, wird aber komplett selbsständig ersetzt und nicht ergänzend....
kannst du das belegen, dass stets auch normaler haushaltszucker mit drin ist?

Ipsissimus
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Mo 14. Jan 2013, 00:54 - Beitrag #10

in den Stevia-Präparaten, die ich kenne, ist über 99 Prozent Steviaglykosid enthalten. Es kann sein, dass es Mischprodukte gibt, in denen ein Teil des Zuckers ersetzt wurde, aber die meine ich ja nicht.

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Mo 14. Jan 2013, 02:21 - Beitrag #11

Habe mich wohl ungenau ausgedrückt, ich meine nicht die "reinen" Stevia-Produkte, sondern zb Joghurts, die nun als mit Stevia beworben werden, aber weiter Zucker auf der Zutatenliste anführen.

Lykurg
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Mo 14. Jan 2013, 10:56 - Beitrag #12

Das Weglassen bzw. Ersetzen von Zucker führt bei stark zuckerhaltigen Speisen (Kuchen, Schokolade) zu einem Volumenproblem, man muß irgendwas anderes reintun, um dieselbe Konsistenz zu bekommen. Anteilige Weiterverwendung herkömmlichen Zuckers hilft dabei natürlich. Im Hausgebrauch kommt dazu, daß man sich an die Dosierungen gewöhnen muß - ein Grund, warum wir das seit geraumer Zeit bereitliegende Xilit noch nicht ausprobiert haben.

Traitor
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Mo 14. Jan 2013, 11:39 - Beitrag #13

@009: Ja, von diesen Mischprodukten, die groß mit Stevia werben, tatsächlich aber nur 50% oder weniger Zucker eingespart haben, habe ich auch schon viele gesehen.

@Ipsi: In welcher Form benutzt du es? Pillen, Pulver, flüssig?

@Lykurg, für die Konsistenz: Styroporgranulat? Und Xilit klingt nach Spülmaschinenzusatz.

Ipsissimus
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Mo 14. Jan 2013, 11:52 - Beitrag #14

bisher in Form von Pillen und Pulver, zum Süßen von Tee und Kaffee. Zum Backen habe ich es noch nicht verwendet, das werden Schätzle und ich nächstes Wochenende aber mal testen.

Zum Volumenproblem: man kann natürlich nicht Zucker-basierte Rezepte eins zu eins auf Stevia umstellen. Aber es gibt mittlerweile jede Menge Rezeptbücher, deren Rezepte eigens für Stevia entwickelt oder angepasst wurden, bei denen tritt das Volumenproblem gar nicht erst auf.

Traitor
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Mo 14. Jan 2013, 12:07 - Beitrag #15

Ich vertrete ja den Standpunkt "ein Tee, der ohne Süßungsmittel nicht schmeckt, verdient es auch nicht, getrunken zu werden". Und Kaffee ist eh nicht diskussionswürdig ;)

Rezepte zum Backen mit Süßstoffen sollte es doch schon länger geben, oder nehmen die Stevia-Rezepte dann noch besondere Rücksicht auf den anderen Beigeschmack?

Ach ja, falls der Eindruck aufkommen sollte, dass ich zu sehr auf dem Stevia-Beigeschmack rumreite... besser als der rein chemischer Süßstoffe ist er sicher. Ich hatte nur ein einziges Mal eine Süßstoff-Haselnuss-Schokolade, bei der sie es auf unerfindlichem Wege geschafft haben, den Süßstoff-Beigeschmack zum integralen Bestandteil der Gesamtkomposition zu machen. Ansonsten kann mir der definitiv gestohlen bleiben.

Und Anschlussfrage an die Form: ist der Unterschied zwischen Pflanzen-Stevia und synthetisiertem für dich relevant?

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Mo 14. Jan 2013, 12:47 - Beitrag #16

gute Tees würde ich niemals süßen, aber ich trinke hier auf der Arbeit praktisch nur Tee, der es nicht verdient, getrunken zu werden, jedoch schnell zubereitet ist^^ und gelegentlich Kaffee^^ bei dem es übrigens auch extrem große Unterschiede gibt, je nach Bohne, Herkunft, Verarbeitung und Zubereitungsweise^^ türkischen Mokka möchte ich nicht missen^^

ob die Rezepte auf Ausgleich des Beigeschmacks oder auf Integration ins das "Geschmackserlebnis" ausgelegt sind, kann ich dir nicht sagen, ich koche und backe zu selten

ich bevorzuge pflanzliche Stevia, deswegen bestelle ich die Pillen meist über das Internet. Mittlerweile habe ich aber auch eine breite Palette reiner Steviaprodukte bei Edeka gefunden, so schlimm sind die gar nicht^^

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Mo 14. Jan 2013, 17:21 - Beitrag #17

Zitat von Traitor:@Lykurg, für die Konsistenz: Styroporgranulat? Und Xilit klingt nach Spülmaschinenzusatz.

:D Hilfe, ich kann nicht mehr...

Wenn ich es so bedenke, fällt mir auch ein mal persönlich bekannt gewesenes Beispiel für durchaus "Sucht" wohl zu Fructose auf in Süßigkeiten uä., was aber selbstdiagnostisch auf Industriezucker fehlgedeutet wurde.

Traitor
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Mi 16. Jan 2013, 19:24 - Beitrag #18

@Ipsi: Gerade Mokka dürfte aber ohne Zucker komisch werden, oder? Trägt der da nicht essentiell zur Dickflüssigkeit bei?

@009: Dass bei Zucker von "Sucht" geredet wird, auch in den Eingangszitaten und anderen halbweg seriösen Quellen, sehe ich kritisch. Echte Entzugserscheinungen, die nicht durch beliebige andere Kalorienquellen behoben werden können, sind doch keine bekannt, oder?

Lustiges Fundstück zu Stevia: www.lebensmittelklarheit.de - Nevella Stevia
"enthält so gut wie fast keine Kalorien" ist wohl die ungenaueste Lebensmitteldeklaration, die ich je gelesen habe. :D
(Peinlich auch, dass das Unternehmen für die Beantwortung der Frage 1811 Jahre gebraucht hat... ;))

Maglor
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Mi 16. Jan 2013, 19:49 - Beitrag #19

In letzter Konsequenz geht der Verwendung von Fruktose-Sirup nur um eines: Kosten.
Der Sirup wird aus Maisstärke gewonnen. Achja, das ist doch Zeug, was landauf und landab zur simplen Vergasung angebaut wird.
Maisanbau ist weniger aufwendig, als der Anbau von Zuckerroher oder Rüben. Die Gewinnung von Zuckersirup aus Maisstärke ist heute kein Problem mehr.
Das flüssige Produkt, ob nun Glukose oder Fruktose, ist industriell häufig leichter zu verarbeiten als Kristallzucker.

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Mi 16. Jan 2013, 23:55 - Beitrag #20

Aus Livebeobachtung kann ich, zugegeben ggf. wohl auch psychosomatisch erklärbar, von geäußerten Kopfschmerzen im Bereich hinter der Stirn und zunehmend aufgekratztem, reizbaren, für die Betroffene sogar selbst kaum noch aushaltbaren Verhalten berichten.
Mal sehen, was bei den ganz neuen, wohl erst nur bei FB angekündigten neuen Produkten von HAribo neben Stevia noch zur Süße drin sein wird.

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