Ming die Muschel

Von der Genetik bis zur Quantenphysik, von der Atomkraft bis zur Künstlichen Intelligenz. Das weite Feld der modernen Naturwissenschaften und ihrer faszinierenden Entdeckungen und Anwendungen.
Ipsissimus
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Do 14. Nov 2013, 21:23 - Beitrag #1

Ming die Muschel

... wurde 507 Jahre alt. Dann waren Wissenschaftler "neugierig"

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 33525.html

Traitor
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Do 14. Nov 2013, 22:38 - Beitrag #2

Die allgemeine Statistik wäre interessant - wie singulär ist dieser Vertreter? Neugierig macht mich auch
Zitat von SpOn:das betagteste, nicht in Kolonien lebende Tier, das jemals entdeckt wurde.
Aber schade, keine spannenden Ameisen, Bienen oder gar Nacktmulle. Nur Korallen, Schwämme und Quallen. ;)

Zitat von Ipsissimus:Dann waren Wissenschaftler "neugierig"
Siehst du das als nennenswertes ethisches Vergehen?

Ipsissimus
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Do 14. Nov 2013, 23:35 - Beitrag #3

Ich würde sagen, es war normal: erst töten, dann die Fragen stellen und nötigenfalls "huch" sagen^^

Lykurg
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Fr 15. Nov 2013, 11:05 - Beitrag #4

Siehst du das als nennenswertes ethisches Vergehen?
Ich schon... Wäre es möglich, die Jahresringe zu zählen, ohne die Muschel zu töten, wäre dies zu befürworten. Zudem sollte es aber auch genügend leere Muschelschalen geben, deren Sterbedatum man anhand von Vergleichsstücken datieren könnte (wie bei Dendrochronologie) und dann ggf. sogar weiter zurückreichende Daten hätte. Und wer fällt einen Mammutbaum, nur um herauszufinden, wie alt er ist? Dabei ist das 'nur' eine Pflanze.

Traitor
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Sa 16. Nov 2013, 20:36 - Beitrag #5

Der Mammutbaum hat als lebendes Monument einen deutlich höheren anschaulichen Wert als die Muschel, daher würde man es sich bei ihm länger überlegen. Schutz als empfindendes Wesen haben beide nach den üblichen Grenzziehungen sowieso eher nicht, es gelten wohl eher Kriterien des Respekts vor der Außergewöhnlichkeit. Die wird wohl bei der Muschel erst nach der Untersuchung bemerkt worden sein.
Dass die Muschel gefrostet wurde, legt zudem nahe, dass sie nicht ausschließlich zum Schalenring-Zählen eingesammelt wurde, sondern auch für Studien an den vergänglichen Teilen. Vielleicht hätte man sie noch in einem Aquarium ins Labor verfrachten können, anstatt sie direkt per Frost zu töten, aber die sonstigen Studien hätte sie vermutlich eh nicht überlebt.

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So 17. Nov 2013, 09:47 - Beitrag #6

Wie IIRC die SZ berichtete, war es so halb ein versehen. Man hat nicht bewusst die älteste getötet, sondern einen ganzen Schwung Muscheln, von dem man dachte, die seien alle die üblichen ~200 Jahre alt und nichts besoderes drum. Insofern ist weniger die ethische Frage, ob die eine alte getötet werden kann/soll/darf/muß, sondern der Umgang mit Lebewesen in der Forschung wohl allgemeiner.

Ipsissimus
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So 17. Nov 2013, 14:40 - Beitrag #7

sondern der Umgang mit Lebewesen in der Forschung wohl allgemeiner
natürlich steckt das hinter der Kritik^^ ein einzelnes Lebewesen ist Tragik, aber das System dahinter ist keine Tragik, sondern System

Traitor
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So 17. Nov 2013, 15:10 - Beitrag #8

Wie im allgemeinen Wissenschafts-Ethik-Thread geschrieben, durchaus mit diesem Beispiel im Vorderkopf:
Zitat von Traitor:Albern wird es, wenn für den Umgang mit Tieren in der Forschung strengere Regeln gelten sollen als in der Lebensmittelindustrie.


Zudem nochmal:
Zitat von Traitor:Schutz als empfindendes Wesen haben beide nach den üblichen Grenzziehungen sowieso eher nicht.


Wenn man im Tierschutz so weit gehen will, dass für Klimaforschungen nicht eine Handvoll Muscheln geerntet werden darf, dann darf man auch nur noch als strengst veganer (jede Blattlaus einzeln rauspickender und freilassender) Einsiedler in einer Höhle leben, da jede andere Lebensart schon mehr "Tragik" verursacht, als ma aushalten kann.

Maglor
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So 17. Nov 2013, 20:20 - Beitrag #9

Die Muscheln wachsen doch schnell wieder nach. Dem Zeitzeugen wurde so wenigstens ein Interview mit Guido Knopp ersprart. :crazy:

Tiere in der Arktis und der Tiefsee werden sehr alt und wachsen sehr langsam. Die Auswirkungen der Tiefseefischerei sind kaum abzuschätzen. Die Fische sind kaum erforscht. Als sich gilt, dass viele erst nach ein paar Jahrzehnten geschlechtsreif werden.
Der Granatbarsch war nur für wenige Jahrzehnte ein beliebter Speisefisch. Er wird ca. 150 Jahre alt und schätzungsweise zwischen 30 und 35 Jahren geschlechtsreif.
Der Fisch wurde erst seit den 1970ern befischt. In 1990ern hatten auf Grund der Überfischung die Fangmengen ihren Höepunkt überschritten. Mittlerweile steht der Fisch unter Schutz. Mit einer Bestandserholung ist erst in den nächsten Jahrhunderten zu rechnen.


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