anscheinend konnte ich mich nicht verständlich machen^^
Nö, ich konnte mich nur nicht ans Antworten erinnern.
klingt jetzt irgendwie komisch^^ Fehlerfreiheit bei einem "sie sind halt, wie sie sind" scheint mir eine Genauigkeit zu suggerieren, wo es eigentlich nur um eine Setzung geht^^
Das ist halt der Unterschied zwischen einer rein auf Zahlenfaktoren basierenden Definition und einer Messvorschrift. Ersteres ist reine Mathematik/Juristerei, letzteres beinhaltet erst die ungenaue Realität. Jede praktisch verwendete Größe hat immer einen (wenn auch nicht unbedingt bekannten) Messfehler; in der Praxis benutzen wir niemals platonische Meter, sondern immer nur "etwas, was nah genug an einem Meter dran ist", sei es ein primitiver Zollstock oder eine noch so komplizierte Laserapparatur.
Also ich würde ja, wenn mir langweilig wäre, so allein im Universum, kein neues Einheitensystem schaffen, sondern Gefährten und Gefährtinnen :-) gut zu wissen, dass das bei Physikern anders ist^^
Tja, die Geburtenrate unter Akademikern ist nicht von ungefähr so miserabel.
Die Vorstellung fehlerbehafteter Grundeinheiten halte ich allerdings für absurd, - wer wird schon wirklich sagen, v-mess ist exakt 300 km/s bei einer Kilometerlänge von 1km = 1000,002 Urm und einer Sekundendauer von 1,000000753 Urs, und die Kilometerlänge und Sekundendauer jedesmal neu anders festlegen, damit v-mess auch immer schön 300 km/s bleibt, dabei aber wiederum konstante Urm und Urs voraussetzen, weil m und s ja irgendwie auf irgendwas kalibriert sein müssen, um die Exaktheit der Messung vorzutäuschen?
Solange der Meter-Prototyp noch galt, war der alte Meter per def fehlerfrei. Seit der Meter über die Lichtgeschwindigkeit definiert ist, ist dieser neue Meter per def fehlerfrei. Der Trick ist, dass trotz umgangssprachlicher Äquivalenz beide genau genommen nicht mehr derselbe Meter sind. Das Fehlerbudget steckt im Umrechnungsfaktor. Theoretisch könnte man heutzutage noch Messprotokolle/Artikel schreiben, in denen man eine Strecke als "10+-1 m[alt]" angibt, aber wenn dann die Umrechnung in SI ansteht, würde sich der Fehlerbalken um den (winzigen) Unterschied zwischen "m[alt]" und "m" vergrößern.
Dass diese Umrechnungsfaktorungenauigkeit klein genug wird, um von keiner praktischen Relevanz zu sein, ist die Grundvoraussetzung, um eine Einheitenneudefinition durch die Gremien zu kriegen, und der Grund, dass es beim Kilogramm so lange gedauert hat. Man muss sich sicher sein, dass die neue Referenzmessvorschrift genau genug ist, um mit der alten in winzigen Grenzen übereinzustimmen. Aber ganz genau tut sie es halt nicht.
Physiker^^
Metrologen gelten selbst unter Physikern als besonders wunderlich.
Das ist die fundamentale Definition von "Sekunde"
Genaugenommen ist das nur noch eine Etymologie des Wortes "Sekunde". Inzwischen ist die Definition halt andersherum - das folgende paraphrasiert den Rest deines Absatzes nur noch, sollte ihm nirgends widersprechen: eine Zeitdauer, die über jeden normalen Genauigkeitsanspruch hinausgehend der klassischen Sekunde ähnelt, wurde als exakte Sekunde definiert, und der Tag als dem klassischen Tag ähnelndes Vielfaches.
Aber was macht man, wenn sich durchsetzt, was vor einigen Jahren mal ernsthaft diskutiert wurde, nämlich eine Reformation des grundlegenden Zeitsystems, bei der 100 × 100 × 10 einen Tag ergeben sollte? Dann muss das Maß, die Dauer der Sekunde selbst verändert werden, weil dann 100k Sekunden in einen Tag passen müssen, nicht wie bisher 86400, die Sekunde würde also kürzer werden. Erst das wäre in meinen Augen eine Neudefinition. Die neue cäsiumbasierte Definition ist nur eine Umformulierung der alten Definition.
Nein, es ist genau andersherum, der Wechsel von astronomischem Tag zu Cäsium ist eine viel fundamentalere Umstellung. Die Hundertersekunde wäre gegenüber der althergebrachten Sechzigersekunde formell genauso eine neue Einheit wie die SI-Cäsium-Sekunde. Aber faktisch wäre sie eine weniger weitgehende Neudefinition, da einfach nur ein exaktes rechnerisches Vielfaches. Hundertersekunde-Sechzigersekunde verhielte sich genauso wie Kilometer-Meter. Das spannende und schwierige an einer messtechnischen Neudefinition ist wie gesagt, dass man die tatsächliche Messvorschrift so genau machen muss, dass der Unterschied nicht auffällt. Genaugenommen sollte man bei der Gelegenheit halt auch einen neuen Einheitennamen verwenden, und auf höchstem technischen Niveau macht man das auch, indem irgendwo im Kleingedruckten das verwendete Referenzeinheitensystem steht. Aber wenn die neue Messvorschrift genau genug ist, kann man "schummeln" und die alte und neue Einheit in so gut wie jedem Zusammenhang (vom Alltag bis zu 99% der Fachliteratur) einfach austauschen.