Leitwissenschaft

Von der Genetik bis zur Quantenphysik, von der Atomkraft bis zur Künstlichen Intelligenz. Das weite Feld der modernen Naturwissenschaften und ihrer faszinierenden Entdeckungen und Anwendungen.
Traitor
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Di 13. Nov 2001, 22:33 - Beitrag #21

Man könnte aber erforschen, daß es ihn nicht gibt, was dann Forschung über Gott ist und somit Theologie.

So kann mans schon sehen. Abe der Atheismus geht ja von der Prämisse aus, dass Gott nicht existiert, und hat es somit gar nicht erst nötig, ihn zu erforschen, tut es also auch nicht.

Erdwolf
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Di 13. Nov 2001, 22:47 - Beitrag #22

Abe der Atheismus geht ja von der Prämisse aus, dass Gott nicht existiert, und hat es somit gar nicht erst nötig, ihn zu erforschen, tut es also auch nicht.

Keineswegs! Der Atheismus ist nicht einfach nur eine Religion mit einer willkürlichen Grundlage, gerade er ist durch wissenschaftliche/logische Ergründung der "Gott-Frage" entstanden, was bedeutet, daß er durch theologische Forschung enstand!

Traitor
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Di 13. Nov 2001, 22:51 - Beitrag #23

Der Atheismus ist nicht einfach nur eine Religion mit einer willkürlichen Grundlage,

Da stimme ich dir zu.

gerade er ist durch wissenschaftliche/logische Ergründung der "Gott-Frage" entstanden, was bedeutet, daß er durch theologische Forschung enstand!

Da nicht *G*. Ich denke, der Atheismus ist ganz einfach durch das Abschaffen der willkürlichen Gottesvorstellung entstadnen, vorher war er auch da. Logischerweise ist der Atheismus der Urzustand, zu dem man auch zurückkehren kann, und der Gottesglaube (in jedweder Form) eine künstliche "entwicklung"

Erdwolf
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Di 13. Nov 2001, 23:02 - Beitrag #24

Logischerweise ist der Atheismus der Urzustand, zu dem man auch zurückkehren kann, und der Gottesglaube (in jedweder Form) eine künstliche "entwicklung"

@Traitor:
Wir reden hier etwas aneinander vorbei!

Was du meinst (denke ich zumindest), ist Atheismus als den natürlichen Zustand eines Lebewesen, daß sich die Frage nach Gott nie gestellt hat oder den Zustand - zuvorgenanntem ähnlich - zu dem des Wesen zurückgekehrt ist (nachdem es theologisch geforscht hat *g*).

Was ich meine, ist Atheismus als entwickelte Religion.
Religion ist zweifelsohne nicht angeboren/natürlich und kann nur durch theologisches Forschen entwickelt werden!

Padreic
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Mi 14. Nov 2001, 15:42 - Beitrag #25

@Erdwolf
Atheismus ist vielleicht durch Theologie entstanden, doch die Erforschung diesen hat wenig mit Theologie zu tun. Man muss in seinem Weltbild die Prämisse setzen, ob es einen Gott gibt oder nicht. Theologie ist die Erforschung des Gottes, was bei der letzteren Prämisse aber entfällt.

Und das mit dem Klempner habe ich nie gesagt. Meinst du, dass ein Gott ohne jeden Bedarf eingreift? Ohne irgendeinen Bedarf besteht ja überhaupt keine Veranlassung...

Padreic

Traitor
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Mi 14. Nov 2001, 17:45 - Beitrag #26

Was du meinst (denke ich zumindest), ist Atheismus als den natürlichen Zustand eines Lebewesen, daß sich die Frage nach Gott nie gestellt hat oder den Zustand - zuvorgenanntem ähnlich - zu dem des Wesen zurückgekehrt ist (nachdem es theologisch geforscht hat *g*).

Ich meine es so:
Am Anfang ist der "passive" Atheismus, also das nie-an-gott-gedacht-haben.
Dann konstruieren manche (viele) einen Gottesglauben (egal ob als Pan-, Poly- oder Monotheismus)
Einige erkennen, dass dies nicht das wahre ist, und gehen in einen "aktiven" Atheimus über, also das nicht-an-gott-glauben-aus-überlegung-heraus.

Erdwolf
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Mi 14. Nov 2001, 18:10 - Beitrag #27

@Traitor: Deiner aktiv-passiv-Atheismus-Argumentation kann ich mich anschließen

@Padraic: Wessen bedarf ein/der Gott ?

Langsam wird das hier OT. Schaut mal lieber hier vorbei!

Thod
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Fr 16. Nov 2001, 12:52 - Beitrag #28

Die Frage nach der Leitwissenschaft ist halt immer aus dem Blickwinkel entsprechend unterschiedlich.

Früher kannten die Menschen eigentlich nur religiöse Systeme. Alle alten Großkulturen hatten keine Trennung von Theologie, und anderen Wissensgebieten. Es gab Religiöse Führer, und die hatten durch göttliche Legitimation alles andere in der Hand. Grundlage waren Überlieferungen, teils mündlich, teils schriftlich.

Der schon genannte Thales von Milet begann dann in Griechenland etwas neues: der Wandel vom Mythos zum Logos. Es begann "Wissenschaft".
Diese zeigte sich zuerst darin, daß man den sog. Urgrund, die Archä, suchte. Diese wurde je nach Schule mal in Elementen, mal in Atomen, oder gar in Musik, bzw. Formeln gesehen. Als nun der Streit des Heraklit mit Parmenides über die Identität des Seins aufkam, war Philosophie endgültig geboren. Diese wurde (mit einigen Überschneidungen) parallel zur Religion eingeführt, und etablierte eine neue Denkweise. Folge war der Sophismus: die Ansicht, daß man jegliche Ansicht vertreten kann, wenn man sie nur gut genug argumentativ vertritt. Jura im heutigen sinne ;)
Platon fasste nun alle möglichen Richtungen zusammen, und baute mit großen Rückgriffen auf seine Religion das wohl bis heute bedeutungsvollste philosophische Grundgerüst. Sein Schüler Aristoteles, mit dem er in ständigem Streit lag, baute ein darin fußendes Gegensystem, und dann war erst mal Ruhe.
Die beiden Richtungen zogen sich in Rom weiter, und ich behaupte mal der Kürze wegen, daß das nichts mehr sooo wesentliches war. (Stimmt zwar nicht, aber ich hab ja nicht unendlich viel Platz)
Als nächstes kam ein Kulturkampf: Germanen/Kelten, Israeliten und römisch-Christliche Kultur traf aufeinander. Hieraus entstanden im Mittelalter die Grundlagen für unsere heutige Wissenschaftsauffassung. Zuerst gab es (wie immer) Streit. Einige Religiöse sagten, die philosophie bräuchte man nicht, da das christentum als Offenbarungsreligion schon alles gesagt hätte. Durchgesetzt haben sich diese Kräfte nicht, da kirchlich festgelegt wurde, daß der Glauben, wenn er denn stimme, auch rational keien Widersprüche haben dürfe. Somit kam eine Verschmelzung der Christlichen und Antiken Kultur auf germanischem Boden zu stande. Die Methodik, wurde stark philosophisch, die Inhalte und Fragestellugen Christlich. Augustinus rezipierte Platon (z.B. die Ideenlehre als Illuminationslehre...) Thomas v. Aquin rezipierte später Aristoteles, und die Scholastik war auf ihrem Höhepunkt.
Man kann sagen, Scholastik ist eine Theologie nach der philosophischen Methode. Hier wird erstmals die Religion in ein logisches Modell gebracht. Als Überlieferung der Juden baut das ganze auf dem Jüdischen Geschichtsverständnis auf, und sorgt für eine Liniarität der Kausalketten. Unsere Historienvorstellung findet dort genauso ihren Anfang, wie die Art unseres Wissenschaftlichen Denkens, sowie viele Impulse für die Kunst. Hier ist die Wurzel für die Vorstellung, der Philosophie als Magd der Theologie, und auch die Wurzel für moderne Wissenschaften.
Der christilche Personenbegriff macht die Gesellschaftswissenschaften möglich, und die Historienvorstellung und Logik, als erklärung eines Weltbildes schafft Grundlagen für Naturwissenschaften. Im Zuge der Entwicklung werden beide Stränge oft miteineander verbunden, es entstehen Medizin, u.v.a.

Dies ist natürlich sehr verkürzt, und kann durch vieles ergänzt werden, ich will nur zeigen, wie früher, eindeutig eine Leitwissenschaft festgelegt war. Das ist heute nicht mehr so. Eine vereinheitlichende Theorie gibt es nicht mehr, oder noch nicht, und alles andere wird nicht mehr geschichtlich, sondern phänomenologisch gesehen. Als Grundlage für alles sollte nach wie vor die Logik gelten. Aber aufgrund unserer Demokratie und Wirtschaft ist die Wirtschaftswissenschaft natürlich viel stärker in den Vordergrund gestellt worden. Alle Naturwissenschaften, alle Gesellschaftswissenschaften beschäftigen sich nur noch mit Teilgebieten, und somit kann keine für die andere mehr als Leitwissenschaft gelten. Selbst mit der Logik halten es heute viele nicht mehr so genau ;)

Gruß,
Orald

Traitor
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Fr 16. Nov 2001, 13:00 - Beitrag #29

Da hast du dich mal wieder selbst übertroffen, Orald! :s1:

eine Theologie nach der philosophischen Methode. Hier wird erstmals die Religion in ein logisches Modell gebracht. Als Überlieferung der Juden baut das ganze auf dem Jüdischen Geschichtsverständnis auf, und sorgt für eine Liniarität der Kausalketten. Unsere Historienvorstellung findet dort genauso ihren Anfang, wie die Art unseres Wissenschaftlichen Denkens, sowie viele Impulse für die Kunst. Hier ist die Wurzel für die Vorstellung, der Philosophie als Magd der Theologie, und auch die Wurzel für moderne Wissenschaften.

Diesen Teil ab "Juden" verstehe ich nicht so ganz, kannst du diesen (zentralen) Argumentationsschritt noch mal etwas genauer formulieren?

Thod
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Fr 16. Nov 2001, 13:57 - Beitrag #30

im Gegensatz zu den z.B. antiken Vorstellungen hatten die Juden kein Zyklisches Weltbild, sondern ein Lineares. Die Väterreligion zeigt in ihrem Weg historisch, die Spuren der Begleitung Gottes.
Dieses Verständnis ist wesentlich für unsere heutige Historienforschung, und auch für die Art, wie wir Technik betreiben. Ich denke, sie ist mitunter ein wichtiger Grund dafür, daß so alte Kulturen, wie z.B. die Chinesische keine uns vergleichbare Technik hervorgebracht hat.

War es das, was du meinst, oder ist noch was anderes nicht klar? Es wäre für mich hilfreich, wenn du die Frage etwas konkretisierts.
Am besten so, daß ich nur mit ja, oder nein zu antworten brauche :D

Gruß,
Orald

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Fr 16. Nov 2001, 14:00 - Beitrag #31

Nene, das war schon eine ausreichende Erklärung. Ich habe verstanden was du meinst und habe erstmal nix zu kritisieren. Du kennst dich echt gut aus mit sowas, kompliment mal wieder!:s1:

Monoceros
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Fr 16. Nov 2001, 16:10 - Beitrag #32

Das war ein Posting, dass die Frage, die das Topic gestellt hat, n ganz hervorragender Art und Weise beantwortet hat, Kompliment Orald und danke für deine Mühe.

Mit freundlichen Grüßen
Monoceros

Thod
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Sa 17. Nov 2001, 20:34 - Beitrag #33

danke auch *rotwerd*
So groß war die mühe doch gar nicht.

Gruß,
Orald

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