Bärbel - im Prinzip baut die gesamte Chemie auf physikalischen Beschreibungen auf, nur dass sie dort extrem abstrahiert, also vereinfacht sind.
Chemie ist die Lehre von Stoffumwandlungen, während Physik die Lehre der Energieumwandlungen ist. So kann man es beschreiben, auch wenn einige protestieren werden.
Wenn man die Umwandlung von Stoffen (Verbindungen aus Elementen) betrachtet, geht man davon aus, dass diese Elemente aus Atomen bestehen, welche halt Verbindungen mit anderen Atomen eingehen. Die Kräfte zwischen den Atomen lassen sich mit Hilfe von Energiebetrachtungen (Physik!) erklären. Wie sehr dabei ein Element bestrebt ist, eine Verbindung mit einem anderen einzugehen, hängt von der Eigenschaft der Elektronen in der Hülle ab (Atom = Kern + Hülle; im Kern Protonen und Neutronen, in der Hülle Elektronen; Atommasse im Kern konzentriert, ein zweitausendstel nur in Hülle). Dabei hat theoretisch jedes Elektron andere Eigenschaften als die anderen Elektronen, was seit den Zwanzigern (Atommodell von Nils Bohr) angenommen wird. Wie sich diese Elektrponen dann verhalten, ist quantenphysikalisch erklärbar.
An sich geht es in der Chemie also nur darum, wie sich elektronen zueinander und zu Atomkernen verhalten, auch wenn in der eigentlichen Wissenschaft starke Vereinfachungen vorgenommen werden. Im Endeffekt ist also die Chemie die Physik der Elektronenhülle, auch wenn man auf jeden Fall eine chemische Ausbildung braucht, um mit solchen Dingen etwas anzufangen, da es ansonsten bei jeder Überlegung ewig dauern würde, bis man sich all die Zusammenhänge aus Energiebetrachtungen hergeleitet hat.
In meinem Chemiekurs hat vor kurzem jemand die Bindungs. bzw. Reaktionsenthalpie einer Verbindung (beliebig) aus dem Energieerhaltungssatz bzw. der Maxwell-Gleichung für die Anziehungskraft zwischen ungleichnamigen Ladungen hergeleitet.
Hat ganz einfach zwei Ionen betrachtet, die die Verbindung bilden. Dann die Gleichung für Kraftwirkung angesetzt, daraus die Energie im gedachten Feld errechnet, das ganze mal Avogadro-Konstante. Hat er an einem Beispiel gemacht, das Ergebnis lag zumindest in der richtigen Größenordnung, auch wenn es etwa um 50% von dem Wert abwich, der im Tafelwerk steht