Dem Marswasser auf der Spur

Von der Genetik bis zur Quantenphysik, von der Atomkraft bis zur Künstlichen Intelligenz. Das weite Feld der modernen Naturwissenschaften und ihrer faszinierenden Entdeckungen und Anwendungen.
Monoceros
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Do 30. Mai 2002, 14:13 - Beitrag #1

Dem Marswasser auf der Spur

Dass es auf dem Mars vor nicht allzu langer Zeit Wasser gegeben haben muss, ist ein offenes Geheimnis, schon die Besuche der Mariner- und Viking-Sonden in den siebziger Jahren haben gezeigt, dass es auf dem Mars viele Strukturen an der Oberfläche gibt, die auf fließendes Wasser in seiner Vergangenheit hindeuten.
Die Forscher nehmen an, dass sich ein beträchtlicher Teil dessen ins All verflüchtigt hat, aber es soll auch nach diesen Berechnungen noch eine ganze Menge Wasser auf dem Mars verfügbar sein, viel mehr als im Wassereis an den Polkappen des roten Nachbarn nachgewiesen werden konnte.
Jetzt sind die Forscher der Lösung des Rätsels offensichtlich auf der Spur. Nach Meldungen des amerikanischen Wissenschaftsmagazins Science (Spektrum der Wissenschaft) ist es Forschern gelungen, Wasser im Untergrund in der Nähe der 60. Breitengrade nachzuweisen. Mehrere Dezimeter unter der Oberfläche wurde eine große Menge Wasserstoff nachgewiesen, der in der Menge nicht allein von H2O und OH-haltigen Mineralien stammen kann. Man vermutet in der Tiefe eine Sedimentschicht mit 20 bis 35 Gewichtsprozent Wassereis, was 70 Volumenprozent entspricht. Ein solcher Brocken hätte starke Ähnlichkeit mit einem schmutzigen Eisbrocken.
Wie tief diese Schicht reicht, ist unbekannt, hier stoßen die Sonden der Mars Odyssey an ihre Grenzen, man geht allerdings im Mindestfall von einer Mächtigkeit von mehreren Metern aus, numerischen Modellen zufolge könnte die Schicht aber sogar über einen Kilometer tief reichen.
Die Forscher sind sich sicher, etwa 10.000 Kubikkilometer Wasser nachgewiesen zu haben (Nordsee: 54 000 Kubikkilometer), was sich wirklich unter der Oberfläche des roten Planeten befindet, bleibt aber weiterhin den Spekulationen überlassen. Vielleicht haben die Forscher auch nur im wahrsten Sinne des Wortes die Spitze des Eisberges gefunden.

Monoceros

Seeker
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Do 30. Mai 2002, 17:01 - Beitrag #2

Gutes Buch zu dem Thema... von Ben Bova

Hy Monoceros!

Endlich erfährt man etwas mehr über unseren roten Nachbarn, dem Gott des Krieges.
Vor einiger Zeit habe ich den Roman "Mars" von Ben Bova gelesen. Dieser SF-Autor hat sich viel Mühe gegeben, eine allererste Marsexpedition genau zu beschreiben. Natürlich hat er anhand von Meßergebnissen der Sonden Wasser auf dem roten Planeten vermutet. Freut mich, daß seine Geschichte um einen jungen Indianer, der unerwarteter Weise zum Mars mitfliegen darf, uns einen Einblick gewärt - "Wie es sein könnte!"
Ich muß sagen, selten habe ich einen Roman so verschlungen. Jetzt gibt es noch die Fortsetzung mit dem originellen Titel "Rückkehr zum Mars". Ich bin gespannt.
Im Internet gibt es unter http://www.mars-news.com (0der wars .de?) eine etwas alienarchäologisch angehauchte Seite, die aber jede Menge Bildmaterial aufweist. Die Interpretationen, die dort erhoben werden, sorgten bei mir zwar für etwas Kopfschütteln und der Erkenntnis, das ich wohl noch nicht oft genug Satellitenbilder interpretiert habe, aber wie gesagt, es gibt einige gute Bilder zu sehen.

Vor ungefähr zwei Wochen sah ich dann noch einen Bericht im Fernsehen, in dem es um eine mögliche Nutzbarmachung des Planeten ging. Die Forscher haben einen Plan, wonach sie innerhalb von nur 50 Jahren unter Zuhilfenahme von Plankton und anderen Mikroorganismen die Atmospähre verdichten wollen.
Ich kanns nicht lassen... es gibt ein Buch (von Roger Penrose und Brian Aldiss geschrieben) was sich ebenfalls um die "Eroberung" des Mars als potentiellen Lebensraum der Menschheit dreht. Der Titel: "Weisser Mars"
Hier wird aber manch kristischer Gedanke an Terraforming laut. Es ist gut geschrieben und zeigt zusätzlich den Versuch auf, eine neue Gesellschaftsform zu etablieren. Nach Lektüre dieses Romans bin ich mir was Terraforming angeht nicht mehr so ganz sicher. Jedenfalls sotte erst nachgewiesen werden, daß es kein Leben auf demjenigen Planenten geben sollte, den sich der Mensch wieder einmal "Untertan" machen will.

Gruss,
Seeker

P.S. Der Text ist jetz ein wenig vom ursprünglichen Thema abgewichen. Ich hoffe es stört Dich nicht, Monoceros!

Thod
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Do 30. Mai 2002, 17:13 - Beitrag #3

Hallo zusammen,
ich denke, die Realität ist da noch nicht ganz so SF-nah, wie man es gern hätte.
Dass es Wasser gibt scheint warscheinlich, ist aber noch nicht bewiesen. Auch muss es sich bei dem Eis ja auch nicht um Wassereis handeln.

Hier einmal zwei links, di in aller kürze was dazu sagen:
http://www.astronews.com/news/artikel/2001/08/0108-030.shtml
http://www.astronews.com/news/artikel/2001/06/0106-014.shtml

Vom Wasser auf Leben zu schliessen ist dann noch ein weiterer Schritt. Und dann stellt sich auch noch die Frage, wie weit ein evt. vorhandenes Leben denn wohl entwickelt gewesen sein mag.

Für konkrete naturwissenschaftliche Aussagen, scheint es mir da noch deutlich zu früh. Und im Bereich des Wunschdenkens, oder der Geschichten, mag es da viel Spielraum geben, so wie einst, als man ausgelacht wurde, wenn man nicht an den Mann im Mond glaubte.

Gruß,
Orald

Monoceros
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Do 30. Mai 2002, 17:18 - Beitrag #4

So ganz stimmt das nicht, die Aussage basiert nicht auf den Vermutungen über Wasservorkommen sondern auf konkreten Messergebnissen. Wasserstoff in der Menge, wie er von den Sonden messtechnisch erfasst wurde, kann nicht alleine aus Mineralien stammen, die einzige Erklärung dafür sind größere Eisvorkommen.
Das Wassereis an den Polkappen ist hingegen schon länger bekannt.

Monoceros

Thod
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Do 30. Mai 2002, 17:22 - Beitrag #5

nu, dann weisst du mehr, als diejenigen, die sich beruflich damit auseinander setzen, und im leitartikel schreiben, sie würden *glauben* dass es eiswasser auf dem mars gäbe...
http://www.astronews.com/news/artikel/2002/05/0205-020.shtml

gruss,
orald

Traitor
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Do 30. Mai 2002, 18:04 - Beitrag #6

@Orald: Also der Artikel, den du zuletzt gepostet hast, sagt für mich aus, dass es eindeutige Beweise für Wassereis sind...
@Seeker:
Nach Lektüre dieses Romans bin ich mir was Terraforming angeht nicht mehr so ganz sicher.
Welche negativen Folgen siehst du denn (von sicher unbewohnten Planeten ausgehend)?

Thod
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Do 30. Mai 2002, 18:15 - Beitrag #7

Ja, es gibt da in der Tat einige direkte Zitate. Aber nach meinen Erfahrungen mit solchen Publikationen, ist da schon vieles in dieser Weise geäussert worden, was dann später unter den Tisch gefallen ist. Auch ist eher von Wasserstoff die Rede, denn von Wasser. Folgende Zitate lassen mich halt eher von einer Vermutung sprechen.

"glauben Forscher Wassereis direkt unter der Oberfläche des roten Planeten ausgemacht zu haben "
"Zudem fanden sich die meisten wasserstoffreichen Regionen in Gebieten, in denen es sehr kalt ist und in denen Eis somit sehr stabil sein sollte. Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass der Wasserstoff hier in Form von Eis vorhanden sein muss"
"Es wird spannend sein, zu beobachten, was sich unter der Polarkappe aus gefrorenem Kohlendioxid verbirgt." (bzg. Eis am Pol)
"Auch in Gebieten außerhalb der Südpolarregion fanden die Forscher Wasserstoff im Untergrund, allerdings in weitaus geringeren Mengen. Hier halten sie es für eher unwahrscheinlich, dass es sich um Wassereis handelt. Es könnte sich vielmehr um Wasserstoff handeln, der in Mineralien der Marserde gebunden ist."

Ich wollte ja auch gar nicht sagen, dass es auf dem Mars kein Wasser gäbe. Vielmehr fände ich es sinnvoll, neue Erkenntnisse vorsichtig zu betrachten, und sich allgemein zu informieren. Der Schluss: Mars, Wasser, Leben, und alle die damit zusammenhängenden Theorien verleiten halt stark zu Spekulationen, und ich bin da für eine saubere Trennung von Wissenschaft und Fiktion.

Gruß,
Orald

Monoceros
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Do 30. Mai 2002, 20:30 - Beitrag #8

Ich weiß nicht, was du ständig mit deinen Spekulationen über Leben hast, auf jeden Fall ist es nicht Gegenstand meiner Publikation oder der genannten Artikel.
Der Artikel bestätigt genau das, was ich geschrieben habe, auch wenn der, der meiner Publikation am Anfang des Threads zugrunde lag, aus einer anderen Quelle stammt (Science).

Aber nach meinen Erfahrungen mit solchen Publikationen, ist da schon vieles in dieser Weise geäussert worden, was dann später unter den Tisch gefallen ist. Auch ist eher von Wasserstoff die Rede, denn von Wasser.
Dann finde mal eine andere Erklärung für derartige Mengen Wasserstoff, die so stark konzentriert sind, wie das nur von Wasser bzw. Eis bekannt ist... Bei so manchen Publikationen muss im Nachhinein ein ziemlicher Rückzieher gemacht werden, ohne Zweifel, aber die Messdaten sind in diesem Fall ziemlich eindeutig, wenn mich auch zu genau Angaben skeptisch machen, da man die noch nicht hat. Gewissheit wird darüber allerdings erst herrschen, wenn die Marsoberfläche direkt angebohrt wird.

Monoceros

Thod
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Do 30. Mai 2002, 21:16 - Beitrag #9

ich wollte dir ja auch gar nicht direkt widersprechen. Wieso bist du eigentlich da so empfindlich?
Ich habe lediglich gesagt, dass ich solche Publikationen vorsichtig betrachte, ähnlich wie du in deinem letzten Satz auch. Und von Leben hab ich gesprochen, weil das oft im gleichen Zusammenhang genannt wird. (z.B. in Seekers Link...)

gruss,
Orald

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Do 30. Mai 2002, 21:45 - Beitrag #10

Sorry, bin momentan ein bisschen geladen.

Monoceros

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Di 4. Jun 2002, 08:54 - Beitrag #11

@Traitor
Bedenken haben ich nur insofern, als daß der Mensch nicht mit Sicherheit sagen kann, ob eine Welt "Unbewohnt" ist, oder nicht. Was wissen wir schon, wie sich anderso Leben entwickelt hat?

Mein ungutes Gefühl beruht auf der Tatsache, daß ich für mich einen Zusammenhang zwischen "neue Welten fruchtbar machen" und "wir ziehen nach Westen, da gibt es fruchtbares Land" festgestellt habe.
Ne, das kam jetzt etwas falsch rüber...
Ich habe mich nur gefragt, mit welchem RECHT der Mensch beginnt Teile des Mondes, des Mars jetzt schon "juristisch" an "Besitzter" zu verkaufen! Wer gibt uns das Recht dazu? Woher wollen wir wissen, ob dieses Land nicht schon "vergeben" ist? Die amerikanischen Siedler wollten auch nur einfach "Land zum leben". Dumm nur, wenn sich dort schon jemand aufhält...

Um das klar zu stellen: wenn man mit Sicherheit sagen kann, es gibt kein Leben auf z.B. dem Mars, dann sollen sie ruhig Terraformen! Früher habe ich das ohne nachzudenken für gut befunden, wenn man vom Terraforming sprach. Es ist halt immer die Frage, inwieweit sich der Mensch in andere Systeme hineindenken will und kann.

Gruss,
Seeker

Traitor
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Di 4. Jun 2002, 10:28 - Beitrag #12

Da muss ich dir recht geben, Parallelen zu diversen Besiedlungen in der Geschichte sind erkennbar. Allerdings ist es schon jetzt so gut wie sicher, dass kein Leben auf Mars oder Mond existiert, das nach unseren Ansichten "schützenswert" wäre, sondern allerhöchstens Bakterien. Theoretisch könnte es zwar ganz andere Lebensformen (Mineralwesen, Chemosyntheten?) geben, aber das ist wohl recht unwahrscheinlich.

Seeker
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Di 4. Jun 2002, 12:47 - Beitrag #13

Das werden wir wohl erst dann genau wissen, wenn wir dort waren... :D:
Hoffen wir das Beste.

Gruss,
Seeker


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