MelianaweGood Member
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"Das Land der Schatten..."
Es war wie ein flüchtiger Gedanke, der Melianawe ergriff - ein plötzlicher Blitz, der hinter ihrer Stirn entlangzuckte und einen Schwall von Bildern, Geräuschen mit sich nahm... Sie riss die schmalen Augen auf und ging keuchend in die Knie.
~-Schmerzen.-~
"Melianawe-sama!"
Krad's Stimme war schrill, wie ein Schrei nach Hilfe, der Angst. Er ging, besorgt, neben ihr zu Boden, so hastig aber, dass seine Flügel die Luft peitschten und er Holy mit ihnen erwischte.
"Pass doch auf, du Riesentruthahn!", fuhr dieser ihn sofortig an. "Hier sind ne Menge Monster unterwegs, und mir steht der Kopf wenig nach einer verfrühten Begegnung mit denen!
JaY hingegen, der zu der keuchenden Dämonin herabsah, setzte mehr auf eine Eigenschaft, die nur Menschen hatten - die ihr Los, teils auch ihre Verderbnis, war:
Mitleid.
"Was ist, Krad? Was hat deine Herrin?"
Die Eisdämonin war blass geworden und umfasste mit der rechten ihren Hals. Sie keuchte, ihr Atem war so flach, so schnell, als würde sie ersticken.
~-Panik-~
Panik nahm ihr den Atem, ließ sie dorthocken wie ein Fisch auf dem Trockenen. "Ah... Uh..." Es gelangte kein Wort aus ihrem geöffneten Mund. In den rosafarbenen Augen flackerte Angst.
"Herrin! Herrin, so beruhigt euch doch!" Krad versuchte alles, die blonde Gestalt zum Entspannun zu bewegen. "Es ist doch alles gut... Nichts, Niemand ist hier...
~-Niemand ist hier....-~
"Melianawe?"
Holy hob die Linke. "Psst jetzt - Haltet mal eben den Rand..."
Krad fackelte nicht lang - wenngleich dies eine selten dämliche Formulierung über das Verhalten eines Eisdämons war - und presste seiner noch immer zitternd um Luft ringenden Herrin die eiskalte Hand auf den Mund.
>>Shht, Melianawe-sama... Fürchtet euch nicht.... Es ist okay, es ist alles gut. Beruhigt euch!<<
Die Gegenwehr lies nach, und der Weißgeflügelte atmete tief aus -
und dies Geräusch hätte ihnen fast den Kopf gekostet.
"RUNTER!", brüllte Holy. Krad presste seine Herrin zu Boden, duckte sich, so tief er konnte, und auch JaY folgte ihnen - aber nicht, ohne "TheOne" zu ziehen.
Im Zwielicht zwischen den alten, knotigen Bäumen regte sich etwas...
"Holy!", zischte JaY zu dem sich irgendwie immer noch nicht ganz geduckten Weggefährten hoch. "Holy, was ist das?"
"Boten aus der Schattenwelt..."
Der Träger des Soul Reavers beobachtete einen Trupp von fünf, vielleicht auch sechs missgestalteten Wesen, die, wenig unauffällig, durch das Geäst brachen. Es waren selten hässliche Kreaturen... Ihre Köpfe waren zwar die vermutlich einstmals stolzer Tiere - Holy erkannte zwei Wesen, die die Köpfe von Adlern trugen, einen Wolfsmenschen und einen mit dem kahlen Schädel eines Bären - doch ihre Körper waren von einer unerkannten Last gebeugt; Dornen wuchsen aus ihnen knorrigen Schultern, abgerissene Reste einstmals imposanter Schwingen schleiften gebrochen hinter ihnen her. Der Wolfsköpfige trug das abgehackte Bein eines schuppigen Wesens in der prankengroßen, schwieligen Hand, Speichel und Schleim klebten im seinem viel zu langen Bartfell... Doch das wohl widerlichste war der Gestank, eine Mischung aus Dreck, Schweiß, Kot und dem Geruch von nassem Fell. Die Kreaturen hielten miteinander eine lautstarke Diskussion - die zwei Adlerähnlichen keiften einander mit hellen Stimmchen an - und erst jetzt sah Holy es:
Die Wesen schleppten einen winzigen Käfig - nicht größer als der eines Kanarienvogels - mit sich herum. Darin war etwas... Es war von der Gestalt eines Menschen, doch nicht größer als der Unterarm des Kämpfers. Das Haar des Wesens war von einem Karottenrot, wie auch seine Augen, die im Dunkel wie zwei Irrlichter flackerten.
"Was zur Hölle ist das...", raunte Holy.
Ruckartig drehte einer der Tiermenschen den Kopf - es war ein hässliches, einängiges Hermelin, zwischen dessen vorstehenden Zähnen noch ein blutiger Fellfetzen hing. Es schnupperte in die Dunkelheit.
So schnell er konnte, packte JaY nach Holy's Haar und zog diesen daran runter, dass er mi dumpfen >Plonk< auf dem Waldboden landete.
"Hör besser auf deine eigenen Kommandos!"
Das Hermelin schnupperte, stieß dann ein enttäuschtes Grunzen aus und wandte sich wieder zu seiner Armee.
"Von den Wesen gibt es hier sicher noch mehr!", raunte Krad, als die vier Gefährten sich wieder auf den Weg gemacht hatten. Er hatte einen Arm um Melianawe gelegt, die zwar nun wieder normal atmete, aber irgendwie... Blass war. Nicht nur der Eisdämon nahm sich vor, sie bald über das in diesem Gedankenblitz gesehene auszufragen.
"Ich meine... Holy, JaY... Diese... "DINGER", dieser Affront an die Natur, die können doch nur einem Ort entstammen...!"
Schlagartig hielt Holy an, sodass Krad frontal in ihn hineinrannte.
"Ja, Krad, du hast Recht... Solche Mutanten können nur den Schattenlanden entstammen!"
"Aber das heisst, dass wir in ihre Mitte laufen! Es ist doch viel zu gefährlich... Gibt es denn keinen SICHEREN Weg dorthin?" Der Eisdämon war hörbar besorg. Sein Blick ging immer wieder zu seiner Herrin, die offenbar in die Geräusche der Natur vertieft war....
...Oder simpel in Geräusche, die Krad nicht hören konnte.... NOCH nicht...!
"Wie ich es euch sagte", begann der Träger des Reavers wieder, langsam ungehaltener. " - wir müssen in die Vergangenheit, um die Menschen von unserer Sache zu überzeugen, wie, das ist strenggenommen egal! Dieser Weg wäre der eine.... Wenn einer einer besseren Kennt, so solle er sich bitte melden!"
Stille.... Krad sah zu Boden, Melianawe schüttelte betreten den Kopf und auch JaY war in diesem Moment ratlos.
"Also dann...", wisperte der Eisdämon. "Vorbei an diesen... Mutation, in das Herz der verlorenen Welt, bis in die Vergangenheit... Ich hätte nicht gedacht, dass wir zusammen so weit kommen... Nein, ehrlich nicht...!"
Melianawe sah ihn an, befreite sich aus seinem Arm und lächelte. Der Glanz übertraf selbst ihre Blässe und ließ sie wie eine zarte Nebelgestalt erscheinen, ruhig und schön, stolz, frei... und voller Zuversicht.
"Du bist ein Zweifler, Krad... Wir werden es schaffen... Ich bin mir ganz sicher, dass wir die Vergangenheit erreichen... Und mit ihrer Hilfe auch unsere Zukunft-.... Oder, Jungs? Jetzt ist aber Schluss mit dem Grübeln... Lasst uns weiter!"
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>>Melianawe... JaY.... Holy.... Krad.... Hütet euch.... Hütet euch vor dem, der bereits erwacht ist... Und vor denen, die noch schlafen.... Sie.... rufen.... Sie will ihren Sohn in die Arme schließen.... Und ihre Schwester.... Der Schatten.... Er ist da draußen nicht.... mehr..... lang allein....... allein......<<
Chiara hoffte, dass ihre Stimme alle Gefährten erreichen konnte. Erschöpft schloss sie ihre Augen. Nicht mehr lang, dann war ihre Qual vorbei.... Fast sehnte sie den Moment herbei... Ihre mentalen Fesseln brannten.
Sterben... Wann durfte sie endlich sterben?
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Riku fühlte die plötzliche Schwäche, die ihn überkam. Es war, als söge man ihm die Existenz aus dem Körper. Er sank auf die Knie, und doch war er nicht mehr er selbst. Die Kontrolle über seinen Leib oblag schon längst nicht mehr ihm... Er hatte sie verloren, doch SICH würde er nicht mehr im Schatten verlieren... Und er war sich sicher, dass am Ende nicht der Siegreich sein würde, der ihn nun unterdrückte....
Riku war schon immer Stolz gewesen - stolzer als mächtig, das hatten Krad oder die vernünftige Chiara oft gesagt. Krad? Chiara? Die Namen gelangten einfach in seinen Kopf... Waren da... Und er wusste nicht, woher.
Riku gab nicht auf. Der Schatten hatte seinen Körper, ja - aber zuletzt würde SEIN Geist der mächtigere sein, und ER der neue Herrscher über das wahre Dunkel. Das würde die Dunkelheit schon sehen... Ohh ja... Das würde sie sehen....!
Plötzlich war es dem Jungen, als höre er eine Stimme in der Dunkelheit der Welt... Als... suche... ihn wer....
~- Mein Sohn... Wo bist du.... Mein Sohn...? -~
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