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BeitragVerfasst: Do 28. Nov 2002, 13:22
von Seeker
Für Torror schien es, als friere die Zeit ein. Er war so sehr von dieser seltsamen Situation gefesselt, dass er keine Ahnung hatte, wie lange sie sich schon in die Augen starrten - der Jäger und das Opfer.
Der Berglöwe lag erstarrt vor ihm, seine Schnurrhaare zitterten vor Anspannung und Torror überlegte immer noch, wie er es schaffen konnte, lebend aus diesem Verlies zu gelangen. Von links kam ein schwacher, flackernder Lichtschein. Von dort war der Löwe gekommen. Torror erinnerte sich an das Gitter, dass klirrend hochgezogen worden war, als er sich im Verlies wiedergefunden hatte. War es noch offen? Er traute sich nicht, nachzusehen. Er wußte, an das Schwert würde er nicht mehr lebend gelangen können. Mit dieser Gewissheit fasste er einen verzweifelten Entschluss: er wollte auf den Ausgang des Verlieses zusprinten; versuchen der um vieles schnelleren Katze zu entkommen und hoffen, eine Waffe zur Verteidigung zu finden. Er konzentrierte sich.

Er lauerte. Dieser Mensch starrte ihn schon eine ganze Weile in die Augen. Er fühlte sich herausgefordert. Zwar drängte ihn das stetig größer werdende Hungergefühl dazu, seine Fänge in den Menschen zu schlagen, aber er wollte zuerst dieses kleine Spiel um die Herrschaft gewinnen. Direkter Augenkontakt mit einem Opfer war neu für ihn! Seltsam, dieser Mensch schien keine Angst zu habenn. Er wußte natürlich, dass dem nicht so war - er konnte die Furcht riechen. Dennoch beeindruckte ihn dieser willensstarke Ausdruck in den Augen des Gegenübers.
Er fühlte die Anspannung in seinen Muskeln langsam weichen, blieb aber dennoch sprungbereit. Weit weglaufen konnte der Mensch ohnehin nicht. Wie lange starrten sie sich schon an? Gerade, als er einen knurrenden Laut ausstoßen wollte, geschah es: der Mensch sprang auf und rannte vor ihm davon! Er war so überrascht, dass es seinem Opfer tatsächlich gelungen war, bis zum Eingang in diesen Raum vorzudringen, bevor er sich überhaupt gerührt hatte! Dann überkam ihn der Hunger! Er hatte das kleine Spiel um die Macht gewonnen, jetzt wollte er seinen Lohn: Menschenfleisch!

Torror rannte um sein Leben! Ja, das Tor war offen, er konnte hindurch. Etwas verwundert nahm er den immer noch liegenden Löwen hinter sich war, dann aber hörte er die scharrenden Geräusche der Krallen über den Steinboden und erhöhte sein Tempo, so gut es ging. Der Gang nach dem Gitter war schmal, vor ihm befand sich eine Biegung und in regelmäßigen Abständen hingen brennende Fackeln an der Wand. Torror sah eine geschlossene Tür und ein zweites Gitter, als er um die Kurve kam. Hinter ihm knurrte der hungrige Berglöwe. Er wußte, er würde es nicht bis zur Tür schaffen. In letzter Verzweiflung riß er die nächstbeste Fackel aus der Halterung und drehte sich um. Er sah die Katze zum Sprung ansetzen, duckte sich unter ihr weg und schlug mit der Fackel nach ihr. Geruch verbrannten Fells stieg ihm in die Nase. Er rannte den Gang zurück, griff sich eine zweite Fackel und wartete auf den Löwen. Dieser kam wenig später mit aufmerksamen Blick und angesenktem Fell auf ihn zu. Torror spürte wieder Hoffnung in sich aufsteigen. Mit den Fackeln hatte er eine gewisse Chance.
Sie umtanzten sich wie zwei Milos im Milwaa und versuchten dem anderen ein Schnippchen zu schlagen. Torror konnte nicht an das Schwert gelangen, ohne die Fackeln abzulegen. Also beschloss er die Tür genauer zu überprüfen. Langsam schoben sie sich zurück durch den Gang. Die verdammte Tür war abgeschlossen! Torror spuckte aus. Er wollte so nicht sterben. Abwarten, bis er müde wurde und dann gefressen werden? Nein. Er ging zum Angriff über. Er scheuchte den Löwen vor sich her, sammelte alle Fackeln und drängte ihn in eine Mulde im Verlies. Dann legte er die Fackeln in kurzem Abstand so aus, dass der Löwe verängstigt am Boden kauerte und keinen Ausweg sah. Torror erhob sich mit einer einzigen Fackeln und ging langsam rückwärts zur schiefen Säule. Er beobachtete den Löwen und der Löwe beobachtete ihn. Er legte die letzte Fackel auf den Boden und sammelte sich. Der Löwe stand auf. Torror setzte alles auf eine Karte und sprang die Säule empor, griff nach dem Schwert und riss er herunter. Im Fallen sah er einen riesigen Schatten, der von einem Körper zwischen ihm und den Fackeln geworfen wurde, der auf ihn zukam. Erschrocken drehte er sich um, riß das Schwert nach oben und der Berglöwe stürzte in die Klinge. Seine Pranken trafen Torror an der linken Schulter und der schwere Körper riss ihn zu Boden. Die Katze fauchte, zuckte und biss ihm in den rechten Unterarm, bevor sie langsamer wurde und schließlich erstarb. Torror wälzte den toten Körper von sich, rutschte an eine Wand und weinte.

BeitragVerfasst: Do 28. Nov 2002, 19:30
von Ceyx
Torror's Herz klopfte wie wild. Sein Körper schmerzte. Doch nicht darum weinte er. Noch nie war er dem Tod so nahe gekommen. Die Angst, die Anspannung der letzten Minuten brach aus ihm heraus.
Er stöhnte, als eine neuerliche Welle des Schmerzes über ihn hinwegfegte. Die Wunde in seinem Unterarm war tief, Blut quoll über seinen Arm auf den Boden. Die Schulter sah nicht besser aus. Er hatte den Löwen überlebt. Doch wenn er sich nicht um die Wunden kümmerte würde auch er bald das Schicksal des Löwen teilen.
Er verband sie notdürftig mit Streifen seines Gewandes, doch diese waren bald mit Blut durchtränkt. Mühsam stand er auf. Er packte sein Schwert, doch liess es gleich fallen, als ein scharfer Schmerz seinen rechten Unterarm durchfuhr. Er nahm das Schwert in die linke.
Er schritt zur Türe, setzte das Schwert schräg an das Schloss an und brach es so auf. Erst als die Türe aufsprang, fiel im auf, wie unüberlegt er gehandelt hatte. Hätte sich jemand in dem Raum dahinter befunden, wäre Torror kein Gegner für sie gewesen. Er konnte sich vielleicht mit der linken einigermassen wehren, doch würde gegen einen guten Schwertkämpfer keine Chance haben.
Doch er hatte Glück: Der Raum war leer.
Er musste Tarraja finden, doch konnte er sich keineswegs in dem Labyrinth hier zurecht finden. Er schlich weiter, blieb dann und wann an eine Wand gelehnt stehen, um wieder neuen Atem zu schöpfen.

Irgendwann war sie in Trance gefallen und hatte seit dann immer wieder versucht, ihren Geist durch die Barriere zu bringen. Doch erfolglos. Die Kraft ihres Geistes schwand immer mehr.
Sie hielt inne, als sie eine Gestalt im Raum ausmachte. Es war Lassa` rem, der dunkle Begleiter und Diener ihres Gemahlen. Feuer loderte um ihn herum auf, brachte die Luft zum Flimmern, blendete ihre Augen.
"Hilf mir..." flüsterte Tarraja's Geist.
Lassa`rem stand da, seine Augen, die im dunkeln Feuer loderten und Tarraja frösteln liesen, auf sie gerichtet.
"Nein." Sie hörte seine Stimme innerhalb ihres Kopfes. "Hast du die Güte deines Herren nicht genug erbittet? Beweise erst, dass du es wert bist, indem du den Tod wählst. Eure Vermählung steht bevor. Gehe in Gnaden zu deinem Herrn und dein Leben wird immer währen."
Lassa`rem's dunkles Feuer loderte noch einmal mit aller Macht auf, erleuchtete den Raum und erlosch schliesslich ganz. Der Dunkle war verschwunden.
Tarraja schlug die Augen auf. Ihr Geist war in ihren Körper zurück gesunken, und hatte jegliche Hoffnung verloren. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Es gab nur einen Ausweg: Den Tod. Doch was bedeutete das für sie? Etwas was nicht geschehen durfte. Ihre Vermählung. Und Tarraja wusste, was folgen würde...

BeitragVerfasst: So 1. Dez 2002, 15:23
von Seeker
Er starrte zurück auf die Blutspur, die er hinterlies. Torror rechnete sich keine großen Chancen aus, lebend aus Zills Machtbereich zu kommen. Bis jetzt hatte er Glück gehabt. Keiner war ihm begegnet, niemand unterwegs. Er fragte sich, warum das so war. Der Biss und die Wunden von den mächtigen Krallen schmerzten höllisch und er machte sich Sorgen. Was sollte er tun? Als er noch schwer atmend am Rande einer Ecke an der Wand lehnte, hörte vor sich Schritte näher kommen. Leichte Schritte. Wie die einer Frau! Fieberhaft überlegte er, was er tun könnte. Zurück gehen? Aber wohin? Er brauchte Hilfe ...
Ein leises Lachen erklang und Torror erkannte es: die wunderschöne Gespielin, die die letzte Nacht mit ihm geteilt hatte und am Morgen verschwunden gewesen war. War sie alleine? Torror lugte um die Ecke. Sie stand auf dem Gang und untersuchte ihren Rocksaum. An einer Stelle war er eingerissen. Wieder lachte sie. Torror fragte sich, was daran so witzig sein konnte. Plötzlich hielt sie inne und dann trafen sich ihre Blicke. Er erstarrte; sie lächelte ihn an, als sie ihn erkannte.
"Hallo! Wie geht es Dir? Gut geschlafen?", fragte sie kokett und ließ ihren Rocksaum fallen. Torror entschloß sich, alles auf eine Karte zu setzen. Entweder würde sie ihm helfen, oder er würde gefasst werden - was früher oder später sowieso der Fall gewesen wäre. Als sie das Blut von seiner Hand tropfen sah erstarb ihr Lächlen.

BeitragVerfasst: Mo 2. Dez 2002, 22:11
von Ceyx
Tarraja fühle sich schwach. Sie hatte ihren Herzschlag auf ein Minimum reduziert, ihr Atem ging flach. Tief in sich hegte sie die Hoffnung, lebend aus der Unterwelt von Zill zu fliehen, doch in Wirklichkeit wusste sie, dass diese Hoffnung nicht mehr als ein trügerischer Schimmer war.
Sie horchte auf, als die Türe geöffnet wurde. Sie hörte die Schritte mehrere Männer. Sie öffnete nicht ihre Augen, denn sie wusste, wer den Raum betreten hatte. Einer von ihnen mochte Zill sein. Einer war bestimmt Soran, ihr Vollstrecker. Er hatte wahrscheinlich Leibwächter an seiner Seite.
Sie liess ihre Augen immer noch geschlossen, sass nur ruhig da. Sie wollte kein Zeichen der Schwäche zeigen, nur Gelassenheit und Ruhe austrahlen.
Dass sie durchschaut wurde, verriet ihr ein dunkles Lachen in ihren Gedanken, eine Stimme, die sich mitten in ihr Denken bohrte. Sie kannte dieses Lachen, ungläubig riss sie ihre Augen auf und blickte in das harte Gesicht Barrassa's. Sie sprang auf, spürte wie Angst von ihr Besitz ergriff.
Neben Barrassa stand Soran, sein langes Schwert blitzte in seiner Hand. Sein Gesicht war zu einer Grimasse des Hasses verzerrt.
Ohne ein Wort schritt Barrassa auf Tarraja zu. Mit einer Handbewegung seinerseits war die schimmernde Wand um die Zauberin verschwunden.
Tarraja's Gedanken rasten. Sie wollte einen Zauber gegen ihre Feinde schleudern, doch sie konnte sich nicht bewegen, nicht eine Formel aussprechen. Wie als wäre sie ein aussenstehender Beobachter, spürte sie, wie ihre Arme nach hinten gebogen wurden. Sie sank auf die Knie.
Langsam schloss sie ihre Augen. Sie hörte, wie die Klinge Soran's über den Stein des Bodens gezogen wurde, wie die vibrierende Klinge die Luft zerschnitt.

BeitragVerfasst: So 8. Dez 2002, 17:52
von Ceyx
Ein Frösteln lief durch Tarraja's Körper. Sie öffnete wieder ihre Augen, blickte hoch. Sie sah wie Soran das Schwert über seinen Kopf gehoben hatte. Das falckernde Feuer der Fackeln, die an den Säulen der Halle brannten, spiegelte sich in der Klinge und liessen sie aussehen, als brannte sie.
Barrassa stand stumm hinterhalb Soran. Mit Genugtuung sah er, wie der Prinz das Schwert hob. Dank seinem Bann war Tarraja wehrlos. Sie hatte ihn enttäuscht. Er hatte damit gerechnet, dass sie sich wehren würde, mit mächtigen Zaubern versuchen würde, ihren Feinden dass Leben zu nehmen. Doch sie war schwach geworden.
Barrassa bemerkte, dass Tarraja ihren Blick gehoben hatte und ihn anstarrte. Die Zeit schien langsamer zu gehen, als ihr Blick auf seinem ruhte. Soran's Bewegungen gingen kaum merklich voran. Ihr Blick verunsicherte Barrassa. Die Angst war gewichen.
Die Klinge zerschnitt die Luft mit einem Zischen, das Barrassa beinahe schreckhaft zusammenzucken liess. Das Schwert traf auf den Körper von Tarraja, drang in ihrem Nacken ein. Ihre Wirbelsäule knackte trocken, als sie von der gewaltigen Wucht
splitterte.
Mit einem Mal flammten die Fackeln an den Wänden auf, spien Feuer. Die Hitze wurde unerträglich. Mit schreckgeiteten Augen sah Barrassa, wie die Flammen sich überhalb von Tarraja trafen, sich verbanden zu einer gewaltigen, flammenden Kugel.
Tarraja's Körper kippte vollends zur Seite, als Soran sein Schwert aus ihrem Hals zog, ohne ihren Kopf vollends von ihrem Torso getrennt zu haben. Auch er wich einige Schritte zurück.
Die Kugel brachte die Luft zum Flimmern. Endlich hatte ihr Wachstum ein Ende. Die Fackeln an den Wänden schrumpften wieder zu einer normalen Grösse heran.
Endlich erkannte Barrassa, was passierte. An der Oberseite der Flammenkugel entstand ein Wesen. Langsam entstieg Lassa' rem den Flammen. Sein Körper brannte lichterloh und seine flammenden Schwingen trugen ihn über der Kugel.
Mit einer Handbewegung wischte er die Kugel zur Seite. Mit einem gewaltigen Krachen prallte sie an der einen Seite des Saals gegen die Wand, riss mehrere Säulen ein, brachte die Wandteppiche zum Brennen.
Doch all dies schien Barrassa nicht zur Kenntniss zu nehmen. Sein Blick war auf den Engel gerichtet. Nun verstand er, was passieren würde.
Was war er für ein Narr gewesen!
Langsam glitt Lassa'rem zu Boden. Seine Füsse berührten hinter Tarraja den Boden, brachten die Steine ab der enormen Hitze zum Bersten. Er bückte sich und nahm die Tote vom Boden auf. Der Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte den Raum.
Lassa'rem sah nach oben. Seine Schwingen breiteten sich zu ihrer vollständigen Grösse auf.
Dann sprang er hoch, brach durch die Decke, einen Schweif aus Feuer hinter sich her ziehend.
Schliesslich war er verschwunden.

BeitragVerfasst: Di 10. Dez 2002, 20:47
von Seeker
Die Situation war grotesk. Nachdem sie sich minutenlang in die Augen gesehen hatten, riss sie wortlos ein Stück Stoff aus ihrem Unterrock und verband Torror so gut es eben ging. Ariana wußte, wenn man sie mit ihm sehen würde, wäre ihr Leben keinen Heller mehr wert. Er tat ihr leid. Zill würde ihn sicher hinrichten lassen. Sie konnte nicht sagen warum, aber ein Gefühl der Verantwortung trieb sie dazu, ihn auf ihr Zimmer zu schmuggeln. Jetzt, da seine Wunden verbunden waren und er keine Spuren mehr hinterlies konnte sie ihn gefahrlos durch die schmalen Gänge führen. Sie sprachen nicht viel. In ihren Augen war Torror ein Verwirrter, der nicht klar denken konnte. Genauso wie sie. Was sollte diese Tat? Zill würde sie ebenfalls hinrichten, wenn man ihn bei ihr fand.

BeitragVerfasst: Do 12. Dez 2002, 20:57
von Ceyx
Schmerz und Leiden.
Leiden und Schmerz.
Das war alles, was ihren Körper erfüllte.
Und dennoch, trotz allem war sie noch nicht tot, obwohl ein Schwert ihren Rücken durchtrennt hatte und sie von Lassa'rem's Licht verbrannt worden war.
Das Leben weigerte sich standhaft dagegen, ihren Körper zu verlassen.
Leiden und Schmerz.
es gab nichts, was sie sich sehnlicher wünschte, als sich aus ihrem Körper lösen zu können, doch es raubte ihr beinahe alle Kraft die Augen zu öffnen.
Schmerz.
Im ersten Moment war sie blind, als Feuer wild vor ihr tanzte. Endlich erkannte sie die Gestalt des dunkeln Feuerengels. Er trug sie auf seinen Armen. Sie sah, wie Sterne an ihnen vorbeiflogen, Sonnen in der Ferne blitzten.
Eine erneute Welle des Schmerzes zwang sie dazu, ihre Augen zu schliessen. Sie brauchte nicht auf den Weg zu achten, den sie wusste, wohin der Engel sie trug.
Ihr Gemahl wartete auf sie.
Leiden und Schmerz.
Schmerz und Leiden.
Was sie erwartete war tausendmal schlimmer.

BeitragVerfasst: Fr 13. Dez 2002, 13:35
von Seeker
"Warum hast du mich gerettet?"
"Du hast mir leid getan, schätze ich."
"Warum?"
"Warum? Du blutest! Und ich fand unsere letzte Nacht ..."
Ariana schoß die Schamesröte in die Wangen und sie wandte sich von Torror ab. Mit gespielter Geschäftigkeit räumte sie ein himbeerfarbenes Kleid in eine Truhe und vermied es, ihn anzusehen. Sie glaubte seinen Blick auf ihrem Rücken zu spüren.
"Du kannst hier nicht bleiben. Zill wird dich töten, wenn er dich findet!"
"Das hat er schon versucht.", hörte sie ihn sagen und ihr wurde schlecht. Natürlich, woher sonst das Blut? Sie ärgerte sich über ihre Dummheit. Ihre Gedanken rasten und sie stand auf ohne sich umzudrehen. Schweren Herzens sagte sie ihm, was sie tun würde:
"Ich werde jetzt zu Zill gehen, er wartet schon auf mich. Ruh dich noch etwas aus und verschwinde dann. Neben dem Bett steht eine Schale mit Obst. Du kannst dich bedienen. Den Gang zurück, den wir gekommen sind, die zweite Abzweigung rechts und nach einer Stelle suchen, an der es zieht. Dann am Kerzenleuchter ziehen und findest einen Weg nach draußen."
Sie stand auf und ging zur Tür, ohne sich umzudrehen. Sie hörte ihn schwer atmen.
"Leb wohl. Ich wünsche dir viel Glück.", sagte sie, kurz bevor sie öffnete und hindurchglitt. Würde sie Torror jemals wiedersehen? Schnell schob sie den Gedanken zur Seite, versuchte sich auf das Abendessen vorzubereiten. Sie sollte tanzen! Wenige Meter vor dem großen Saal hörte sie lautes Stimmengewirr und Schreie. Sie hastete nach vorne und fiel fast über eine verkohlte Leiche. Es war Gimmin, der lüsternde Gimmin. Unter der verkohlten Haut konnte sie schwach die unverwechselbare Narbe sehen, die sein Gesicht verunstaltet hatte. Ihr Herz setzte mehrere Schläge aus. Im Raum standen ein wütender Zill, der einen jungen Edelmann anschrie, und mehrere Soldaten, die sich um die Toten kümmerten. Ein riesiger Krieger stand sinnierend vor einem Loch in der Decke und starrte nach oben. Ariana konnte ein leichtes Stöhnen nicht unterdrücken. Der Krieger wandte sich ihr langsam zu.

BeitragVerfasst: Mo 16. Dez 2002, 08:55
von Ceyx
Endlich waren sie dort angekommen, wo Lassa'rem sie hinbringen wolllte.
Tarraja war schon einmal hier gewesen, wenn auch nur in ihrem Geiste. Die Sonne, die so hell strahlte, dass alle anderen Sterne im Hintergrund verblassten, ja sogar dass Feuer des Feuerengels schien nicht mehr zu sein als eine blasse Flamme.
Müde hob Tarraja ihren Kopf und blickte der Sonne entgegen. Hier war die Macht von Eli'toram gebündelt, so stark, dass sie sich zu einer Materie gebildet hatte.
Ein Schauer lief über ihren Rücken.
Sie spürte, wie Lassa'rem sie langsam von seinen Armen gleiten lies. Angst überkam sie. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als zu sterben, doch immer noch weigerte sich das Leben aus ihr zu weichen. Langsam glitt sie von Lassa'rem weg.
Die Kälte des Weltraums brach über sie herein, liess ihre Verbrennungen neu aufschmerzen. Sie zuckte zusammen.
Ihre Körper schwebte auf die Sonne zu. Es schien als wäre das Lodern der Sonne angehalten, in diesem Moment, als sich Tarraja ihr näherte.
Tarraja schwebte regungslos immer näher zur Sonne. Ihr Körper kaum mehr als nichts im Vergleich zu dem gewaltigen Ball aus Feuer.
Die Hitze wurde unerträglich, und ihr Schmerz steigerte sich noch mehr, obwohl sie dass nicht für möglich gehalten hätte.
Sie schloss ihre Augen. Für sie gab es kein zurück mehr. Es war an der Zeit, ihren Schwur einzulösen.
In diesem Moment fing die Sonne wieder zu lodern an. Gewaltige Eruptionen stiegen in den Weltraum, als wollten sie Tarraja begrüsen, doch dort wo ihr Körper war, blieb es still, bis sie in den Flammen verschwand.

BeitragVerfasst: Mo 16. Dez 2002, 17:44
von Seeker
Ariana nahm das Chaos in sich auf. Wo noch vor wenigen Momenten makelloser, weißer Marmor geglänzt hatte, war jetzt von der Schönheit des Steins nichts mehr zu sehen. Ruß bedeckte Boden und Wände, allein die Bruchkanten strahlten mit einer Klarheit, die das Chaos zu verhöhnen schien. Sie hörte Zills Stimme durch den Raum schallen, Befehle bellen und außer sich vor Zorn fluchen. Der Krieger stand ruhig und musterte sie. Ariana spürte, wie ihr die Beine weich wurden. Sie setzte sich an den Eingang und holte tief Luft. Gimmins leerer Blick war auf sie gerichtet und sie hörte sein Lachen in ihrem Kopf nachhallen. Sie fühlte sich schuldig, Erleichterung zu empfinden, als ihr klar wurde, dass sie dieses Lachen nie wieder zu hören brauchte. Die massige Gestalt des Kriegers trat an sie heran.

BeitragVerfasst: Mi 18. Dez 2002, 20:14
von Ceyx
"Was machst du hier?" Ariana war überrascht, als sie die tiefe Stimme des Kriegers vernahm. Sie war im höchsten Masse wohlklingend. Endlich wurde ihr bewusst, dass ihr eine Frage gestellt worden war.
"Ich...ähh...sollte Tanzen..." brachte sie dann schliesslich stotternd hervor.
Der Krieger lachte trocken.
"Sieht nicht so aus, als würde jemand deine...Dienste heute benötigen."
Wie er den Satz betonte, war eine reine Beleidigung für Ariana. Doch sie liess sich nichts anmerken, sondern wechselte das Thema mit einer Frage, die wohl jeder gestellt hätte, der diesen Raum betreten hätte.
"Was ist passiert?"
Wieder liess der Krieger sein trockenes Lachen verlauten.
"Blut und Feuer, Leid und Tod, Vernichtung und Rache. Eben das, was Menschen am besten können..."
Ariana runzelte die Stirn, doch bevor sie eine weitere Frage stellen konnte, hatte der Krieger sich schon abgewendet und ging auf den Edelmann zu.
Gespannt blieb sie stehen, um dem folgenden Gespräch zu lauschen.
Zorn spiegelte sich im Angesicht Soran's. Er hob das Schwert auf, dass er vorhin zu Boden fallen lassen hatte und steckte es mit einem Ruck in die Scheide zurück.
Er erblickte Barrassa, der gemütlich-so schien es- auf ihn zukam.
"Was in aller Welt war das?" fragte er, obwohl er genau wusste, wer die Erscheinung gewesen war. Er hatte zwar Lassa'rem, noch einen anderen Dämon mit eigenen Augen gesehen, doch Geschichten gab es zu hauf.
Barrassa hielt es auch nicht für nötig auf diese Frage zu antworten.
"Sie muss tot sein... Das ist sie doch, oder? Sie ist verbrannt. Kein Mensch hätte das überlebt..." mumelte Soran vor sich hin.
Barrassa blieb neben dem Prinzen stehen und zuckte mit den Schultern.
"Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht. Ich weiss nicht, was diese Erscheinung bedeutet, noch sehe ich was in der Zukunft kommen wird. Ich habe eine Ahnung." meinte Barrassa.
"Schweig!" fuhr Soran hoch. Barrassa's Hand zuckte zu seinem Schwert, als wollte er es ziehen und Soran auf der Stelle niederstrecken.
"Wagt es ja nicht." Soran war die Bewegung keinesfalls entgangen. "Sie ist tot. Sie ist verbrannt. Ihre Leiche ist restlos verbrannt. Und sonst ist nichts passiert." Mit hasserfüllten Augen starrte er den Krieger an.
Dieser lockerte seinen Griff um das Schwert und wandte sich um.
"Wenn ihr es noch einmal wagt, mir zu drohen, werde ich euch töten." sagte Soran.
"Und wenn ihr es wagt," sagte Barrassa ohne sich zu Soran umzudrehen, "noch einmal mit mir so zu reden, werde ich euch töten." Mit diesen Worten schritt er aus dem Raum.

BeitragVerfasst: Sa 21. Dez 2002, 19:17
von Seeker
Ariana war auf dem Weg zurück zu ihrem Zimmer. Tarraja war getötet worden. Sie musste es Torror sagen. Aber warum? Ihr Schritt verlangsamte sich, als ihr dieser Gedankengang bewusst wurde und überlegte, was mit ihr in letzer Zeit los war. Zills Untergrundreich wurde immer kleiner, drückender und die Stimmung schlug von anfänglicher Euphorie in versteckte Angst um. Wollte sie wirklich abwarten, was sich in den nächsten Tagen hier ereignen würde? Ihr Blut strömte laut rauschend durch ihren Körper und sie fühlte das alte Gefühl in sich aufsteigen, welches ihr zeigte, dass eine wichtige Entscheidung anstand.
Ihre Zimmertür war geschlossen. Sie hielt direkt davor inne. War er noch da? Sie hob die Hand und wollte sie öffnen. Sie starrte ihre schlanken Finger an und sah sie zittern. Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Überrascht starrte sie ihm in die Augen und drückte ihn wieder zurück ins Zimmer.
"Schnell rein, ich muss dir etwas sagen!"
Sie hörte ihn leise fluchen und beeilte sich. Als sich die Tür hinter ihr schloss, legte sie ihm die Hand auf den Mund und erzählte ...

BeitragVerfasst: Do 26. Dez 2002, 12:52
von Ceyx
Mit leiser und eindringlicher Stimme sprach sie auf ihn ein. Er konnte später nicht sagen, was er in diesem Moment dachte oder fühlte. Er wusste nur noch, wie er ohne irgendeine Regung ihren Worten zuhörte. Irgendwann prallten diese Worte nur noch an ihm ab, er nahm sie nur noch wahr, ohne sich dessen bewusst zu werden, was er hörte.
Sein Denken weigerte sich standhaft wahrzunehmen, dass Tarraja tot sein sollte.
Endlich verstummten Ariana's Worte.
Eine Weile lang standen die beiden sich schweigend gegenüber. Endlich kehrten Gefühle in Torror's Bewusstsein zurück. Doch sie waren anders, als er erwartet hatte. Es war nicht Trauer, noch Mutlossigkeit. Sogar die Leere von vorhin schien ihm vertrauter.
Doch es war Wut, die sich in ihm aufbaute. Eine Wut, wie er sie noch nie in seinem Leben gespürt hatte, als drängte ein schwarzes, dunkleres Ich in ihm an die Oberfläche zu gelangen, als zerrte es an seinen Ketten in den tiefsten Abgründen seiner Seele, als übernähme es sein Denken und Handeln.
Seine Wut schrie nach Blut. Nach Vergeltung.
Er spürte, wie seine Hand zu seinem Schwertgriff glitt, danach griff. Er wollte in diesem Moment nichts sehnlicher, als das Schwert dem Mörder Tarraja's in die Brust stossen, ihn sterben sehen...
"Was tust du?" das besorgte Gesicht von Ariana lies seine Gier nach Rache wieder in die tiefen seiner Seele zurückfallen. Doch Torror wusste, dass sie wieder an sein Bewusstsein dringen würde, und dann stärker als je zuvor.
Und dann würde Blut fliessen.
Doch jetzt übernahm wieder der vernünftige Teil in ihm sein Denken.
Er hatte keine Chance hier unten zu überleben.
Er musste flüchten.

BeitragVerfasst: Mo 30. Dez 2002, 15:17
von Seeker
Gaal streifte nun schon seit zwei Nächten um die riesige Stadt. Er musste stets auf der Hut sein, denn hier wimmelte es von Menschen und seinen abtrünnigen Stammesbrüdern, den Hunden. Die Einsamkeit hatte etwas schläfriges an sich, gegen das er sich nur schwer wehren konnte. Am vorigen Tage hätte er fast seinen Pelz verloren, als ein Trupp Soldaten auf Patroullie verdammt nahe an seinem Versteck vorbeigingen. Er war so müde gewesen und hatte sie nicht bemerkt. Jetzt saß er auf dem kleinen, nördlich gelegenen Hügel der Stadt und wartete. Die kleinen Lichter funkelten am Himmel und das große Auge des ersten Wolfes war vollends geöffnet. Gaal stimmte den Klagegesang seines Volkes an, wie er es sein ganzes Leben lang zusammen mit seinem Rudel getan hatte. Jetzt war er allein. Niemand leistete ihm Gesellschaft, niemand betrachtete ihn mehr mit Respekt und Würde. Er vermisste diese Zeiten. Wo war seine neue Gefährtin? Wo ihr sonderbar riechender Gefolgsmann? Sie hatten gesagt, es würde nicht allzulange dauern. Er legte all seine Furcht und Zweifel in den Gesang und spürte, wie er sich besser fühlte. Das Auge sog alle Regungen seiner Seele in sich auf, reinigte und befreite ihn von Wut und Hass.

Torror blickte Ariana ins Gesicht.
"Wirst du mich begleiten? Ich brauche Hilfe!"
Ihm war, als habe sie seine Worte nicht gehört. Ihr Blick ging starr an ihm vorbei zur Tür.

BeitragVerfasst: Do 2. Jan 2003, 15:04
von Ceyx
Langsam drehte Torror sich um, obwohl er vermuten konnte, was für ein Anblick sich ihm bieten würde.
Er täuschte sich nicht. Unter der Türe waren zwei Wächter aufgetaucht.
Fassungslos starrte er die beiden an, unfähig eine Bewegung zu unternehmen, erst als er das rasche Schleifen zweier Klingen vernahm, die gezogen wurden, erwachte er aus seiner Starre. Schon zischte eine kurze Klinge an seinem Kopf vorbei, als die erste Wache ihn mit einem Kurzsäbel attackierte.
Im letzten Moment retteten ihn seine Reflexe, die von einem Moment auf den anderen zurückgekommen waren.
Er warf sich auf die Seite, duckte sich unter dem Schlag des zweiten Wächters.
Der Wächter stolperte durch die Wucht seines Schlages mitgerissen einen Schritt zur Seite.
Geistesgegenwärtig trat Torror nach ihm. Er traf den Wächter vor die Brust, woraufhin dieser förmlich durch den Raum flog und gegen den anderen Wächter prallte.
Beide landeten schwer auf dem Boden.
Sofort hechtete Torror zu seinem neuen Schwert und stellte sich breitbeinig hin, auf einen neuerlichen Angriff wartend.
Nur einer der beiden Wächter war wieder aufgestanden. Der, den Torror mit seinem Fuss erwischt hatte, lag regungslos am Boden.
Der andere hatte führte nun zwei Säbel in seinen Händen. Für einen Moment umkreisten Torror und sein Angreifer sich, bis dieser sich schliesslich mit einem Schrei auf Torror stürzte.
Einen Moment lang hatte er alle Mühe, die Schläge des Wächters abzublocken. Die Säbel in dessen Händen wirbelten so schnell, dass Torror kaum mehr als silberne Blitze wahrnahm. Torror spürte, wie schnell seine Kräfte abnahmen. Seine frischen Wunden schmerzten. Unter normalen Umständen wäre er vielleicht mit seinem Angreifer fertiggeworden, aber jetzt...
Er wurde immer weiter gegen die Wand gedrängt, als er auf einmal ein Rauschen vernahm, anschliessend einen dumpfen Aufprall und ein Klirren. Auf einmal wirbelten die Säbel nicht mehr durch die Luft, sondern fielen mit einem hellen Klang zu Boden, dich gefolgt von dem Wächter.
Verdutzt stand Torror da, bis er begriff, dass Ariana eine Vase geworfen hatte. Erleichtert wollte er aufatmen, als er vor Schreck zusammenzuckte.
Der erste Wächter lag nicht mehr am Boden.
Er war verschwunden. Ungehemmt fluchte Torror. Dieser Mistkerl würde Verstärkung holen.
Gehetzt sah er zu Ariana: "Wir müssen hier weg!"

BeitragVerfasst: Sa 4. Jan 2003, 21:07
von Seeker
Torror stürzte hinaus auf den Gang. Gehetzt blickte er sich um, konnte aber niemanden ausmachen. Hinter sich hörte er Ariana etwas durchwühlen und drehte sich um.
"Komm schon, wir haben nicht mehr viel Zeit!"
Er sah sie einen Rucksack aus einer Kiste ziehen und einen letzten Blick durch ihr Zimmer werfen, dann stürmte sie an ihm vorbei. Er folgte ihr mit rasendem Herzen und stechender Brust. Seine Wunden brannten und er wußte, dass er nicht mehr lange durchhalten würde.

Ariana stürzte durch die Gänge und sah sich öfter um, ob Torror ihr noch folgte. sie wußte, dass ihnen die schlimmste Strecke noch bevorstand. Der Rucksack mit der Notration und ihren wenigen Habseligkeiten, die ihr am Herzen lagen, drückte schwer in ihrem Rücken. Jetzt erst wußte sie, dass diese Flucht irgendwann stattgefunden hätte - mit oder ohne Torror. Zill war zwar ein angenehmer Zeitgenosse, aber seine Männer kannten kein bischen Anstand. Immer hatte sie sich verteigen müssen. Wie sie das alles hasste! Ihr Atem pfiff und ein kribbliges Gefühl machte sich in ihnen breit. Sie stürmte um die letzten beiden Ecken, dann verlangsamte sie ihren Schritt. Sie spürte die Hitze, die von Torrors Körper ausstrahlte, so nah kam er an sie heran. Nur noch über diese Gangkreuzung, dann wären sie in Sicherheit! Sie lunste um die Ecke und atmete erleichtert auf. Niemand zu sehen. Langsam schob sie sich nach vorne, machte zwei große Schritte und verschwand in einer kleinen, übel stinkenden Gasse. Als sie auf Torror wartete, hörte sie Stimmen.

BeitragVerfasst: Di 7. Jan 2003, 18:09
von Ceyx
Einen Augenblick später trat auch Torror endlich in die Dunkelheit der Gasse. Er presste sich gegen die Wand und legte sich seinen Zeigefinger auf die Lippen.
"Sie sind hinter uns her." wisperte er zu Ariana. Sie nickte stumm und wandte sich in Richtung des Ausgangs zu, doch Torror hielt sie zurück.
"Wieviele Ausgänge gibt es?" flüsterte er.
Einen Moment starrte ihn Ariana ab der unglaublichen Banalität seiner Frage angesichts der Situation mit grossen Augen an, als ihr der Grund der Frage bewusst wurde.
Wahrscheinlich würde sie alle Ausgänge bewachen.
"Ich weiss es nicht." gab sie zu. "Ich habe nie die ganze Unterstadt gesehen."
Torror fluchte leise und sank zurück an die Wand. "Dann müssen wir es versuchen. Zeig mir den Weg."

BeitragVerfasst: Mi 8. Jan 2003, 13:36
von Seeker
Gaal wurde immer unruhiger. Etwas stimmte nicht. Seine Herrin war in Gefahr, dass spürte er. Er schlich vor den Toren der Stadt auf und ab und versuchte für sich einen Weg ins Innere der Menschenstadt zu finden, ohne gleich getötet zu werden. Etwas zog ihn magisch an. Die kleinen Wachtrupps konnte er leicht umgehen, sie waren so furchtbar laut. Er fragte sich immer wieder, wie diese Spezies überleben konnte, ohne zu verhungern. Dann fielen ihm die Tiere ein, die vom Menschen gehalten wurden.
Von einer Hecke geschützt beobachtete er einen kleinen Trupp Spielmannsleute, die auf die Stadt zufuhren. Ein alter, weißer Wolf trottete hinter einem jungen Mädchen her und niemand der Wachen, die sie gerade passierten, scherte sich um ihn. Gaal hatte eine Idee. Konnte es wirklich so einfach sein?
Schnell jagte er den Hügel hinab und schloss langsam auf. Der weiße Wolf blieb stehen und drehte sich um. Sein Geruchssinn ist immer noch gut, dachte Gaal. Er sah schon das typische Zähnefletschen seines Gegenübers, als er die unterwürfige Pose einnahm. Was tat man nicht alles, um seiner Meisterin zu Hilfe zu kommen? Der weiße Wolf beruhigte sich und gewährte ihm nach kurzem Zögern einen Platz knapp hinter ihm. Gaal trabte näher und beobachtete das Mädchen. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt. Er hoffte, dass es so bleiben würde.

BeitragVerfasst: Fr 10. Jan 2003, 15:08
von Ceyx
Langsam bewegte sich der Wagen der Spielmannsleute in Richtung des Herzen der Stadt.
Gaal's Sinne wurden beinahe von den Eindrücken zerschlagen. Überall liefen Menschen, er hörte ihre unangenehmen Stimmen in seinen Ohren und es waren so viele, dass er sich wünschte, er wäre taub.
Er hatte eigentlich gehofft, seine Meisterin mittels seines Geruchsinnes zu finden, doch hatte er seine Hoffnung verloren. In den wenigen Minuten, in denen er bereits in der Stadt war, hatte er so viel gerochen, wie in seinem ganzen Leben bevor.
Und es waren keineswegs angehme Gerüche.
Er war sich gewohnt, die Steppe zu riechen, wie der Boden langsam in der aufgehenden Sonne erwärmte und der Tau verfloss. Dann wehte der Duft von Wild zu ihm herüber, dieser unbeschreiblich, herrliche Duft...
Beinahe wäre er in den weissen Wolf gelaufen. Die Spielmannstruppe war abrupt stehen geblieben und hatte ihn aus seinen Erinnerungen hochgerissen.
Noch bevor er sich überlegen konnte, sah er wie dass Mädchen sich langsam umdrehte.
Er unterdrückte den Impuls, wegzurennen und wartete.

BeitragVerfasst: Mo 13. Jan 2003, 19:36
von Seeker
"Wer bist denn du?", fragte das Mädchen überrascht und ging vor dem weißen Wolf in die Hocke. Sie kraulte sein Nackenfell und sah zwischen Gaal und ihm hin und her.
"Ist das ein Freund von dir, Elaaqam?"
Der weiße Wolf schüttelte langsam den Kopf und fing leise zu knurren an.
"Ach lass das! Ihr scheint euch ja gut zu verstehen. Lässt du dich streicheln, fremder Wolf? Ich muss mir noch einen Namen für dich überlegen. Hm ... wie wärs mit Jaffasel?"
Sie beugte sich nach vorne und Gaal roch ihre Gutmütigkeit. Jaffasel? Das gefiel ihm ganz und gar nicht, aber er spielte mit. Unterwürfig legte er sich ab und lies sich den Kopf streicheln. Er konnte den ersten Impuls - nämlich zuzubeissen - nur schwer unterdrücken, aber er beherrschte sich.
"Was ist denn das, verdammt nochmal?", schrie ein in Kettenhemd gehüllter Stadtwächter Gaal sah ihn auf sich zugehen. Unwillkürlich knurrte er und sein Nackenfell sträubte sich. Gaal war überrascht zu sehen, dass das Mädchen ihn schützte.
"Wieso bringt ihr wilde Tiere in die Stadt?"
"Sie sind nicht wild. Sie sind hochintelligent und ausserdem zahm!"
"Das wird Rothaar nicht gefallen!"
"Wenn dus genau wissen willst: wir sind auf dem Wege zu ihn, er hat nach uns verlangt. Er ist der Langeweile übertrüssig."
Gaal hörte ein lautes Klatschen und das Mädchen wankte auf ihn zu. Die Wache hatte sie ins Gesicht geschlagen und lachte schallend. Er sah, wie Elaaqam zum Sprung ansetzte und warf sich dazwischen.
"Trikam, was tust du da?", hörte er noch jemanden rufen, als ihre Körper aufeinander trafen.
"Warum schlägst du die Gäste des Stadtverwalters?"
Elaaqam biss ihm in den rechten Hinterlauf, dann war auch schon das Mädchen da und trennte sie beide.
"Ich, ich ... die Wölfe ..."
"Sei still! Mach das du weg kommst!"
"Ja, Herr."
"Entschuldigt meinen tölpischen Untergebenen, Frau. Geht es ihnen gut?"
"Nennt mich Isabell. Ja, ausser der brennenden Wange und einem Biss, den ich nur durch diesen Idioten bekommen habe, geht es mir gut. Sorgt besser dafür, dass so etwas nicht mehr vorkommt!"
"Es tut mir leid, Frau Isabell. Ich werde eine kleine Truppe zu ihrer Sicherheit abberufen. Rothaar wartet schon auf euch!"