Ivanan

Gemeinsam Welten und Figuren erfinden - Fortsetzungsgeschichten zum Mitschreiben.
Ceyx
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So 20. Jun 2004, 11:33 - Beitrag #141

Dunkelheit war sein Gefährte. Sie war es schon immer gewesen und würde es immer sein, denn aus ihr war seine Seele gemacht worden. Sie war seine Schwester und sein Vertrauter, war sein Ursprung und sein Untergang.
Er stand auf einem Felsvorsprung, lies seinen Blick über das Land unter sich gleiten, das nun selbst nur ein Teil der Dunkelheit war, umhüllt vom Schatten der Nacht. Keine Sterne hingen am ewigen Band, das Himmel bedeutete, nur ein voller Mond, kreisrund, starrte herab, ein Zeuge ewiger Zeit, der alles Heil und alles Leid dieser Welt gesehen hatte, jedoch verdammt zu ewigem Betrachten, unfähig in den Lauf der Geschichte einzugreifen.
Dreigar selbst war nur ein Teil dieser Geschichte, ein Sandkorn am Strand der Ewigkeit. Bald schon würde sein Namen vergessen sein. Bald schon würde er selbst diesen Namen vergessen haben. Bald schon würde der Wind der Gezeiten über dieses Land ziehen und ein neues Zeitalter einläuten. Das war der Lauf der Welt.
Dreigar nannte sich selbst einen Narr. Konnte er wirklich diesen Lauf verändern? Er, der kaum mehr war, als ein Augenblick, verglichen mit der Ewigkeit, eine einsame Fackel in der Dunkelheit. Konnte er diesen Lauf ändern?
Er dachte an die anderen der Gruppe, die ausgezogen war, Mäken zu töten. Mäken, einen Despoten, ein Mann mit Macht. Und wie jeder, der Macht besass, wollte er mehr Macht. Seine Armeen würden bald über das dunkle Land hinaus greifen und vielleicht würde er dann den Lauf der Geschichte ändern.
Vielleicht.
Doch war dies Mäken's Rolle? War Dreigar deswegen hier?
Dreigar lächelte stumm innerlich. Nein. Hier ging es nur um eines. Es ging um seine eigene, persönliche Rache.

Amy
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So 20. Jun 2004, 19:36 - Beitrag #142

Ibeth lag weit entfernt von der Feuerstelle auf dem Boden, seit einigen Stunden schon. Der Staub haftete an ihren ausgetrockneten Lippen und zierte ihr blondes Haar. Ihre kraftlosen Finger trommelten fast spöttisch auf den Boden, während ihr leerer toter Blick dabei zusah. Sie sah ihre Finger an, als seien sie fremd, nicht die ihren. Unter ihrer bleichen Haut stachen die Wangenknochen hervor und die kleine Schnittwunde, die sie sich vorhin an einem Stein am Fuß zugefügt hatte, war noch offen. Zuviel Blut schien aus der Wunde zu tropfen, es bedeckte die Erde um ihren Fuß. Sie brauchte Blut. Sonst würde sich die Wunde nicht schließen, sonst würde sie für immer hier liegen und ihren Fingern zusehen, bis zu dem Moment, wo sie nicht mehr hämmerten. Oh, welch Ironie! Hatte sie sich nicht immer den Tod gewünscht und jetzt? Jetzt weigerte sie sich, zu sterben, dem unendlichen Leben ein Ende zu setzen.
Könnt Ihr mich nicht hören..? Wo seid Ihr... Ich sterbe, wenn Ihr mir nicht euer Blut gebt.., dachte sie sich und drehte sich auf den Rücken. Endlich konnte sie den dunklen weiten Himmel sehen. Und sie konnte die leisen Schritte hören, die auf sie zukamen.
"Oh, wie erbärmlich du aussiehst, Mutter.." Eine tiefe und abfällige Stimme drang an ihr Ohr und sie hatte nicht die Kraft, ihren Kopf in seine Richtung zu drehen.
"Halt deine Klappe und hilf mir, du Missgeburt!", stieß sie leise hinter den weißen Zähnen hervor. Er murmelte Worte vor sich hin, die sie nicht verstand. Sollte er doch über sie sagen, was er wollte. Auch wenn er sie Mutter nannte, so war er nicht ihr Sohn. Nur ein junger Vampir, der einer Alten helfen musste.
Seine Hand erschien über ihren Gesicht und aus der Wunde an seinem Arm tropfte Blut in ihren Mund. Er achtete nicht, genau den Mund zu treffen, daher besuddelte er ihr ganzes weißes Gesicht mit dem zähen roten Blut. Als die ersten Tropfen ihren Rachen hinabliefen, kam es ihr vor, als würde pures Feuer in ihr entbrennen. Kraft wuchs in ihr, verdrängte die Trägheit und schloss die Wunde an ihrem Fuß. Sie richtete sich auf, klopfte den Staub von ihren Klamotten und wischte sich das Blut oberflächlich aus dem Gesicht.
"Und, was gibt es neues..?", fragte sie beiläufig, als sie in die Dunkelheit starrte, in der Hoffnung ein wildes Tier zu finden.
"Abgesehen davon, dass Ihr beinahe zu Grunde geht.. Hm. Mäken weiß noch nichts von eurem Eintreffen. Sollte ich es.."
"Den Teufel wirst du tun! Wir werden ihn überraschen, wie eine Katze ihr williges Opfer. Wir werden ihn zu Fall bringen und ihn hinrichten." Sie senkte den Blick mit einem mordlustigen Ausdruck in den AUgen. "Sein Blut werden wir trinken..."

Raiden/Yuji
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So 20. Jun 2004, 21:36 - Beitrag #143

Dyke schreckte mit einem leisen Schrei hoch und spannte sich, bis er realisierte, dass er nur einen Alptraum gehabt hatte. Müde rieber sich die Augen und streichelte beruhigend über Seths weiches Fell. Der Wolfshund legte sich darauf wieder hin. Er war bei Dykes Erwachen aufgesprungen.
Seltsamerweise hatte der Dunkelelf keinerlei Erinnerung an den traum, nur einzelne Gedankenfetzen,die keinen Zusammenhang ergaben. Dieses Land machte einen krank und er hasste es wie nichts anderes.
Am Horizont wurde es langsam schonwieder hell,aber trotzdem war weder von Dreigar, noch von Ibeth etwas zu sehen. Er kümmerte sich nicht weiter darum, sondern packte ein paar Sachen zusammen, bevorer sich zu dem mickrigen bach begab um einen Schluck zu trinken. Das Wasser schmeckte schal und abgestanden, aber es war besser als nichts. Er füllte seine trinkflasche und kehrte danach ans Lager zurück.

Amy
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Do 24. Jun 2004, 18:00 - Beitrag #144

Ibeth saß auf einem Fels in der Nähe das Lagers, das leichte und kleine Licht fiel auf ihre blasse Haut. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum und beobachtete Julianne und Dyke. Das hier ging viel zu langsam vorran.. Wenn sie so weitermachen würden, würde wohl Mäken noch an Altersschwäche gestorben sein, bevor sie bei ihm seien. Sie lachte innerlich auf. Die Vorstellung war lächerlich.
Die Untote sprang von dem Fels, leise wie eine Katze und schritt zu dem Feuer. Dyke zuckte kurz zusammen, bevor sie ihn mit ihren dunklen Augen fixierte. "Gut, dass du wach bist.. Vielleicht können wir dann ja einmal aufbrechen. Ich weiß ja, dass ihr Schlaf braucht, und ja, es ist Nacht, da ist es gefährlich (sie äffte jemanden nach), aber ich will nicht länger warten. Sonst könnte es noch sein, dass ich mich auf einen von euch werfe." Ein spöttisches Lächeln lag auf ihren Lippen. Irgendwie gefiel es ihr, Dyke zu reizen. Sie wusste, dass er jetzt das Bild von Ross vor den Augen hatte.

Raiden/Yuji
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Do 24. Jun 2004, 18:29 - Beitrag #145

Dyke lächelte und schwieg. Er hatte es nicht nötig auf ihre Provokation auch nur ein Wort zu entgegnen. Deshalb ließ er es.
Als Schattenkrieger von Kind an auf darauf getrimmt, nie die Beherrschung zu verlieren, tat er es auch jetzt nicht.
Sie schien nicht zu begreifen, dass sie sich gegenseitig voll unterstützen mussten, um gegen Mäken etwas auzurichten. Er war kein gewöhnlicher Tyrann, sonst wäre er längst nicht mehr am Leben. Von seiner Reaktion gleichermaßen irritiert wie leicht enttäuscht, schwieg Ibeth.

Ceyx
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Do 24. Jun 2004, 22:19 - Beitrag #146

Dreigar schritt dem Feuer entgegen. Staub wirbelte zwischen seinen Füssen und der kalte Wind blähte seinen Umhang auf, der ihn eigentlich vor der Kälte hätte schützen sollen. Eine kaum merkliche Veränderung war mit dem Krieger vor sich gegangen. Dies fing bei seinen Kleidern an. Er hatte das schwarze Warms abgelegt, hatte es einfach liegen gelasen, denn er wusste, dass er es nicht mehr benötigen würde. Nun blitzte das blanke, matte Metall seiner Rüstung unter dem Umhang auf, dunkles Leder, durchzogen mit hellen Metallstreifen. Um seine rechte Hand hatte er ein Lederband gewickelt, das verhindern würde, dass ihm seine Schwert wegen Schweiss aus den Händen fallen würden.
Doch dies schien alles nicht gravierend. Die wirkliche Veränderung, die langsam von Dreigar Besitz ergriffen hatte und noch nicht am Ende war, lag in seinen Augen. Seine verschiedenfarbigen Pupillen glitzerten, erfüllt mit Kampfeslust, Entschlossenheit. Die Augen eines Mannes, der wusste, was vor ihm lag. Die Augen eines Mannes, der bereit war, diesen Weg zu gehen.
Er fand die anderen am kleinen Lager, Schweigen ausgebreitet, beinahe greifbar, zwischen ihnen. Dreigar fragte sich, ob sie alle zusammen diesen Kampf schaffen würden. Oder ob der Konflikt, der zwischen ihnen brodelte, sie zuerst hinraffen würde.
"Wir sollten aufbrechen." Dreigar gab sich gar nicht erst einer Begrüssung hin. Die anderen sahen ihn an, bis Julianne schliesslich zu einer Antwort ansetzte.
"Und wohin? Ich meine, wir sind in einem fremden Land und woher sollen wir wissen, wo Mäken ist? Wie sollen wir ihn finden?"
Dreigar sah sie einen Moment an, mit der alten Kälte, die wieder in seine Augen zurückgekehrt war, schweigend, nur um zu überdecken, dass er sich eine Antwort überlegen musste. Oder besser gesagt abwägen.
"Ich kenne den Weg." gab er schliesslich von sich, wartete keine Antwort ab, sondern drehte sich demonstrativ um.
"Und eins sage ich euch. Er wird weder leicht, noch ist er kurz."

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Fr 25. Jun 2004, 13:08 - Beitrag #147

Ibeth nickte und rieb sich die Hände. "Damit haben wir auch nicht gerechnet, jedenfalls ich nicht." Sie ging vor dem Feuer auf die Knie und anstatt, es mit Erde zu ersticken, starrte sie es nur einen Augenblick an. Und das Feuer schien zu schrumpfen, zu seinen Ursprung zu werden und sich vor ihr zu verneigen. Am Ende war nur noch eine kleine Flamme, die sie letztendlich dann doch mit der Erde erstickte. Julianne stand bereits auf den Beinen, hatte mit Dyke die Decken zu einen kleinen Knäuel geschnürt und es hinter einem Fels versteckt. Vielleicht würden sie es nocheinmal brauchen, sollte sie zurückkehren, an diese Stelle.
Und im nächsten Augenblick sahen sie aus, wie Helden aus einem Fabelbuch. Sie standen nebeneinander und starrten mit gemischten Gefühlen die dunkle Gegend an. Ibeth ging vorraus, drehte sich nicht um und schritt über die ausgetrocknete Erde. Mit Schweigen folgten die anderen. Der Wind war hart und stürmisch, schlug ihnen ins Gesicht, ließ sie frieren. Das war ein Problem für sie. Denn sie verließen sich nicht auf ihre Augen, denn die dunkelheit kann einem manches vorenthalten. Sie achteten nur auf jeden einzelnen Ton, die durch den Wind schwerer zu vernehmen waren. Und Ibeth dachte sogar einen Moment die traurige Melodie einer Spieluhr gehört zu haben, was sie dazu brachte, stehen zu bleiben. Dreigar ging an ihr vorrüber, Dyke, nur Julianne fragte, ob alles in Ordnung sei.
"Ja, wieso nicht?", gab sie bissig zurück und als die Piratin einige Schritte entfernt war, sah sich Ibeth stirnrunzelnd um und starrte auf den Fleck, wo sie gerade noch gestanden waren.
"Wenn ihr einem Kampf aus dem Weg gehen wollt, dann rennt..", sagte sie erst zu sich selbst, schrie es aber dann den anderen zu. Julianne drehte sich um. "Was ist?" Sie sah in der Dunkelheit nur Ibeth` Umriss.
"Wenn ihr einem Kampf aus dem Weg gehen wollt, dann rennt.", wiederholte sie und ging einige Schritt rückwärts in Juliannes Richtung.
"Wieso?"
"Todesfeen.", stieß Ibeth hinter Zähnen hervor. "Sie müssen uns vorhin bemerkt haben. Sie durchsuchen gerade die Decke nach Nützlichem..." Ibeth zog ihr Schwert, aus Sicherheit. Mit Todesfeen wollte sich niemand wirklich einlassen. Selbst Mäken würde es nicht wollen. Daher war es wohl nur klug von ihm, sie auf seine Seite zu ziehen. Dumm war er nicht.

Raiden/Yuji
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Fr 25. Jun 2004, 20:02 - Beitrag #148

Dyke beschloss sich im Hintergrund zu halten und nur einzuschreiten, wenn es wirklich unumgänglich war. Er zog zwar sein Schwert, folgte Ibeth jedoch nicht und ging einige Schritte weiter nach vorn. Im Gegensatz zu den anderen sah er recht viel in dieser Dunkelheit, hatte auch die Todesfeen bemerkt. Und er wusste, warum Mäken sich nicht mit ihnen einließ. Wenn Ibeth unbedingt kämpfen wollte- gut, er würde sie nicht daran hindern.
Er hatte vorhin einfach weiterziehen wollen, da er glaubte dass die Feen sie nicht zuerst attackieren würden, wenn sie sie nicht provozierten. Auf jeden Fall hatte er nicht vor sinnlos Kraft zu verschwenden.

Ceyx
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Di 6. Jul 2004, 20:49 - Beitrag #149

Dreigar spürte, wie sich sein Herz krampfhaft zusammenzog. Todesfeen. Er hatte keine Angst. Es war etwas anderes. Es war schlimmer.
Er kannte diese Wesen, ja, er kannte sie nur zu gut. Sie hatten ihn genug lange gejagt. Langsam zog Dreigar sein Schwert. Dyke sah ihn nur kurz an, bevor er schweigend an ihm vorüberging, Julianne hinter ihm.
Dreigar glaubte das Scharren der kurzen Krallen über dem kalten, toten Boden zu vernehmen. Flügel schlugen mächtig in der Nacht. Dreigar versuchte zu hören, wie viele es waren. Drei, vier? Mehr? Weniger?
Würden sie sie attackieren?
Dreigar schloss seine rechte Hand fest um den Zweihänder, fuhr mit der linken über den Knauf des Griffes. Er glitt über die kleine Vertiefung, wo früher einmal ein Edelstein gewesen war. Doch seit die Waffe in seinem Besitz war, war da kein Edelstein mehr.
Ibeth stand wenige Meter vor ihm, vor der kleinen Erhöhung, starrte in die Dunkelheit, schien beinahe zu schnüffel. Dreigar glaubte die Erregung, die ihren Körper ergriffen hatte, bis zu sich zu spüren.
Sie liebte es zu töten, je näher ihre Seele an die drohende Dunkelheit verfiel. Konnte man ihr vertrauen? Wie lange?
Eine Gestalt huschte durch die Dunkelheit. Eine massige Gestalt, ein gewaltiger Schatten. Flügel brachen die kalte Luft, langsam setzte die Todesfee wenige Meter vor ihnen wieder ab. Ihre schwarzen Krallen packten sich im Boden fest. Leicht gekrümmt stand sie da, ihre unglaublich langen und tödlichen Finger ausstreckend und wieder einziehend. Es schien beinahe so etwas wie ein Lächeln auf ihren Lippen zu liegen, auf diesen blassen, weissen Lippen. Die Todesfee hatte nur entfernt Ähnlichkeit mit einem Mensch. Ihre ganze Gestalt war grösser, doch einfach zu dünn für einen Menschen. Überall stachen Knochen aus der Haut. Das Gesicht selbst wirkte wie ein Totenkopf, der mit dünner, vergilbter Haut überzogen war. Dreigar konnte davon nicht viel sehen, denn es war dunkel. Seine Erinnerungen lieferten ihm die Bilder dieser Bestie, sah, wie sie in eine Menschenmenge fuhr und die Lebewesen einfach zerfetzte.

Amy
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Mo 12. Jul 2004, 12:02 - Beitrag #150

Ibeth lächelte. Sie starrte die Todesfee an und hielt das Schwert fest in der Hand. Die Untote roch das Blut, dass durch die Venen der Todesfee schoss. Das dunkle Blut. War es Gier in ihr, die am liebsten auf die Todesfee zugerannt wäre? Ihr den Kopf abgeschlagen hätte und sich mit dem Blut besudelt hätte?
"Lass uns nicht fliehen. Lass sie uns töten.", sagte sie zu sich selbst, auch wenn es eigentlich an Julianne und Dreigar gerichtete war. Ihre Hand zuckte. Die glühenden Augen der Todefee fixierten sie für einen Augenblick, dann blickte sie die anderen an. Sie blickte ihre Opfer an. Ihre Beute.
"Ich habe vor dir keine Angst.", flüsterte Ibeth, ihr blondes Haar fiel ihr ins Gesicht. "Nein." Sie nahm das Schwert fester in die Hand und schritt zu der Todesfee. Ein wahnsinniger Ausdruck war in den Augen beider. Denn beide waren bereit zu töten. Doch im nächsten Moment breitete die Todesfee ihre Flügel aus und blies Ibeth den trockenen Staub in die Augen. Sie erhob sich in die Lüfte und stürzte auf Julianne und Dyke zu. Der hohe Schrei, den sie ausstieß, war unerträglich..

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Mo 12. Jul 2004, 14:34 - Beitrag #151

Dyke zuckte zusammen und hätte fast das Schwert fallen lassen. Der hohe Schrei klang unheimlich schrill und laut in seinen empfindlichen Ohren. Er hatte davon gehört und jetzt verstand er auch, warum man sagte, dass diese Wesen ihre Opfer vorher mit einem Schrei lähmten. Der Schmerz raubteihm fast denAtem, während er versuchte sich auf das riesige Wesen zu konzentrieren, dass da genau auf ihn und Julianne zu flog. Was hatten sie sich da nur schon wieder eingebrockt...

Ceyx
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Di 13. Jul 2004, 20:02 - Beitrag #152

Verdammt, fluchte Dreigar innerlich.
Die Zeit verann kostbar, wie Sandkörner, die einzeln, unendlich langsam durch die Verengung von oben nach unten rannen, einzeln zwar, doch mit jedem, das von oben hinab fiel, verging ein kostbarer Augenblick und mit jedem Augenblick, der so verging, näherte sich der Lauf der Zeit dem Punkt, wo alle Staubkörner am Boden des Glases aufgetürmt lagen.
Die Todesfee stürzte durch die Luft. Dreigar glaubte einen knappen Schrei von Julianne zu hören. Der Moment, in dem die Fee Dyke und die Piratin einfach zerfetzen würden, näherte sich mit einer unausweichlichen Erbittertheit, der unumgehbare Höhepunkt, wo das letzte Staubkorn zu Boden gefallen sein würde und die Zeit, in der Dreigar etwas hätte tun könnte, einfach vorbei sein würde.
Verdammt...
"Halt!" Seine Stimme hallte durch die Nacht. Und groteskerweise schien das Wesen, dessen einziger Lebenszweck nur Töten war, innezuhalten, den beiden Kämpfern, die nun schlichtweg zu Opfern degradiert waren, auszuweichen, wieder nach oben zu fliegen und eine knappe Schleife zu beschreiben.
Schnell war die Todesfee an jenem, der die Worte geschrien hatte, setzte nur knapp einen Meter vor ihm auf den Boden. Ein eisiges Grinsen huschte über die Züge der Fee, als sie erkannte, wer da vor ihr stand.
Ein eisiges Röcheln kam aus der Kehle der Gestalt. Ihre Finger, Todeswerkzeuge spielten, öffnete und schlossen sich, als sehnten sie sich nach etwas, was sie zerfetzen konnten.
"Ja, ich bin es."
Wieder das Röcheln. Dann war es ruhig, nur Ibeth schwerer Atem war zu hören. Sie schien mit sich zu ringen, dem Durst nach Blut und ihrer Vernunft, die ihr sagte, dass die Todesfee sie einfach in der Luft zerreisen würde.
Dreigar nickte unmerklich.
Dann streckte die Todesfee die Hände aus, schloss sie in einer grausamen Umarmung um Dreigar und stiess sich noch im selben Augenblick vom Boden ab.

Amy
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Mi 28. Jul 2004, 20:02 - Beitrag #153

"Dreigar!" Ibeth schrie sich die schwarze Seele aus dem Leib, öffnete ihre Manteltasche und kramte einen Wurfstern heraus. "Du verdammtes Mistvieh!", fluchte sie und schleuderte die Waffe auf die Todesfee. "Lass ihn in Frieden! Kämpfe, oder bist du zu feige, einer Magierin gegenüber zu treten?" Die Untote zitterte vor Wut. Sie hatte das Blut schon gerochen...

Ceyx
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Di 17. Aug 2004, 23:22 - Beitrag #154

Ein kurzer Ruck ging durch die Todesfee, als etwas sie traf. Dreigar hörte, wie Fleisch durchstossen wurde und dunkles Blut spritzte.
Nein...
Die Todesfee bäumte sich auf, kaum vor Schmerz, eher vor Wut. Die Umarmung, die Dreigar festhielt, steigerte sich bis an ein schmerzhaftes Mass, dass ihm bunte Schlieren vor den Augen tanzen lies.
"Nein...flieg weiter!" schrie Dreigar die Todesfee an. Doch diese, selbst wenn sie auf seine Worte hörte, wurde ihnen nie im Leben folge leisten. Man griff keine Fee an. Zumindest tat man es nicht, ohne noch lange zu Leben.
Die Todesfee bäumte sich wieder auf und mit einem Mal war der Druck weg. Dreigar sah noch den gewaltigen, schwarzen Schatten, die Flügel zu ihrer ganzen Spannweite geöffnet, bevor er fiel.

Chennyboy
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Fr 15. Okt 2004, 18:31 - Beitrag #155

Die Todesfee fiel wieder auf dem Boden, sie windete sich scheinbar vor Schmerzen.
Hinter ihr steht ein Schatten, nach der Groesse zu urteilen ein Mensch, in schwarzen Umhang. Er hielt mit der ausgebreiteten Handflaeche vor der Todesfee. Mit der anderen Hand schleuderte er eine Eissalve auf ihr. Und noch einen, bis sie sich nicht mehr bewegte.
"Alles in Ordnung, mein Freund?" Sprach der alte Magier, der scheinbar nett und freundlich aussah. Wohingegen sein Magierumhang, der mit allen moeglichen Zeichen und Totenkoepfe bestrickt waren, ein reines Paradoxon darstellt.
"Ich habe euch schon eine Weile lang beobachtet. Bitte lass mich mit euch gehen."

Amy
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Fr 15. Okt 2004, 21:27 - Beitrag #156

Ibeth rannte auf die beiden zu, der Wind berührte ihr ins Gesicht. Er war so kalt. So eiskalt. Sie blieb stehen, einige Meter vor Dreigar und dem Fremden. Ihre rechte Hand wanderte zu ihrem Ohr, strich sich einige Strähne hinter das Ohr und spürte, wie eine andere Hand sie festhielt. Er ist Magier, Schwester... wie du. Ist das Eifersucht in dir, die dich so glühen lässt..?
"Wer seid Ihr?", fragte sie kalt und abgehackt. Sie verschränkte die Arme und bebte vor Wut. Wut, die sie sich nicht erklären konnte. Weil er die Todesfee getötet hatte, was sie so gern wollte, um ihr Blut zu trinken? Weil er zu Stande brachte, was ihr nicht gelungen war? Ihre Fingernägel krallten sich in ihre weißes Fleisch. Sie kannte sein Gesicht. Aber woher?

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Sa 16. Okt 2004, 11:22 - Beitrag #157

Der Magier bemerkte sie, drehte sich zu ihr um und verbeugte sich.
"Maechtige Koenigin der Untoten, verzeih mir, dass ich euch hinterherspioniere. Ich habe bereits viel ueber euch gehoert, und es bereitet mir grosse Freude, euch kennenlernen zu duerfen. Ich bin Tichondrius, der Weltenwanderer. Ich muesste euch bekannt sein, hatte ich doch auch auf eure Seite in der Daemonenschlacht gefochten.
Beruhigt euch, ich wuerde niemals so naerrisch sein, mich gegen euch zu stellen, oh Koenigin."
Er richtete sich wieder auf, griff unter seinem Umhang und holte Kraeuter und Bandagen heraus.
"Hier, heilt euch damit."
Waehrend die Verletzten sich wiederherstellten und nachdem Tichondrius sicher war, dass er fuer den Abenteurern kein Feind darstellte, setzte er sich hin.
"Erzaehlt mir von euren Vorhaben."

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Sa 16. Okt 2004, 16:31 - Beitrag #158

Sie beäugte ihn misstrauisch. "Tichondrius", flüsterte sie leise und nickte. "Wahrlich kein unbekannter Name für mich.Ihr hättet Euch gleich vorstellen sollen, anstatt uns wie eine Ratte zu folgen."
Ibeth neigte den Kopf etwas, um ihn willkommen zu heißen. "Es muss lange her sein.. diese Schlacht, meine ich. Aber dass Ihr vor mir steht, ist ein Zeichen, Eurer Macht.", sagte sie leise. "Unser Vorhaben ist lediglich Rache." Sie hielt inne. "Ich meine, ich bin nur hier dabei, der Rache Willen."

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So 17. Okt 2004, 13:24 - Beitrag #159

Tichondrius oeffnette sein Hand und beschwor ein Nebel, der sich in die Gestalt von Maeken formte.
"Ich weiss, dass ihr ihn stoppen wollt. Aber ich kenne seine Motive nicht. Was wollte er erreichen? Deshalb wollte ich euch so lange folgen, bis ich seine Absichten kenne. Und ich wollte auch wissen, welche Beziehung Ihr zum Maeken habt."
Die Gestalt loeste sich.
"Meine Zeit war laengst vorbei. Mein Leben bestand nur noch darin, nicht zu sterben. Und doch als ich euch sah, flammten die Gefuehle der unendlichen Macht, die mir damals noch gewaehrt war, in mir wieder auf."
"Ich denke, dass Maeken fremde Hilfe beansprucht. Und ich vermute, dass der namenlose Gott dahintersteckt, der sich bei den Goetter und bei den Daemonen raechen wollte, weil er ausgestossen, besiegt und verbannt wurde.
Der Namenlose Gott benutzte Maeken, um die gesamte Erdscheibe fuer sich zu beanspruchen, seine Armee dort zu sammeln und von zwei Seiten sowohl die Hoelle als auch den Himmel zu ueberrennen."
"Wenn dies so sei, dann wuerde die Schlacht bevorstehen, an der Goetter, Daemonen, Drachen und die irdischen Rassen gemeinsam gegen die namenlose Horde um ihr Ueberleben kaempfen muessten.
Natuerlich sind dies alles nur Vermutungen, und ich wuesste auch gerne, warum ausgerechnet Maeken dazu ausgewaehlt worden ist, damit alle Teile zusammen einen Sinn ergeben."

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Fr 22. Okt 2004, 14:29 - Beitrag #160

Langsam rappelte sich Dreigar auf, der halb begraben unter der Todesfee dagelegen hatte und den beiden bei ihrem Kaffeekränzen zugehört hatte.
Nunja, wie gesagt, er stand wieder auf, schleuderte nur ein halbgeflüstertes "Narr" dem Zauberer zu. Schliesslich sank er wieder in die Knie und besah sich die Todesfee genauer. Ihr schwarzes Gefieder glänzte in der Dunkelheit wie Pech. Wind fuhr durch die Federn und gab ihnen ein inneres Leben, dass sie nie besitzt hatten. Dreigar seufzte leise und fuhr mit einer Hand durch das Gefieder, beinahe zärtlich. Es fühlte sich rau an, rau und kalt, eiskalt. Schwarzes Blut blieb an seinen Händen kleben.
Jemand trat an ihn heran.
"Ich habe noch nie eine Todesfee gesehen, die ihre Beute mit sich mit genommen hat..." Der Magier. Dreigar entging der lauernde Unterton in seiner Stimme nicht. "Und glaub mir, ich habe eine Menge Todesfeen gesehen."
Dreigar stand mit einem Ruck auf und drehte sich zu dem Magier um. Er war gut einen Kopf grösser, doch das schien Tichondrius nicht weiter zu beeindrucken. Er erwiderte Dreigar's sprühenden Blick ruhig und gelassen.
Eine schweigende Sekunde verging.
"Sieht so aus, als hättet ihr heute eine neue Art getroffen." gab der Kämpfer schliesslich noch von sich, seine ganze Unfreundlichkeit in diese paar Worte gelegt. Er mochte den Magier nicht.
"Ich sag euch eines." wandte er sich schliesslich an die ganze Gruppe, die sich nun wieder beieinander eingefunden hatte. "Ich werde nun Mäken töten. Die ganze Sache zu einem Ende bringen, denn es steht mir bis zum Hals."
Er machte eine wage Geste.
"Und wenn sich noch so viele Namenlose Idioten sich in meinen Weg stellen, und selbst wenn sie die Frechheit besitzen sollten, sich Gott zu nennen. Ich werde sie töten."
Seine Rede jedoch schien die gewünschte Wirkung verfehlen. Der Magier sah ihn nur weiter mit seinen blassen Augen an, bevor er leise anfing zu lachen.
"Du willst dich alleine einem Gott stellen?"
Dreigar sah auf ihn herab, als ob er sich überlegen würde, ob er antworten sollte, oder den alten Mann einfach wie eine Fliege zu zerquetschen. Was so gesehen wahrscheinlich nicht von Erfolg gekrönt gewesen wäre.
"Wenn es sein muss."
"Und du wirst ihn töten?"
"Ja."
"Und alle Dämonen?"
"Exakt."
Dreigar drehte sich um, bebend vor Wut, als das Lachen des Magiers lauter wurde.
"Du nimmst dich zu wichtig, Junge."
Dreigar wirbelte herum. Ein Feuer loderte in seinem dunkeleren Auge.
"Sieh sie doch an. Eine Untote, die, wenn man mal nicht aufpasst, sich wohl selber auffrisst. Ein narzisstischer Naturbursche, ein Piratenkind und ein tattriger Greis. Das ist also der Stolz dieser Welt. Lächerlich!"
Er drehte sich wieder um und machte Anstalten, zu gehen.
"Bist du etwa dieser vermeintliche Stolz? Du alleine? Du nimmst dich zu wichtig..."
Dreigar machte eine wegwerfende Geste. Und ging schliesslich.
Dies war von Anfang an eine schlechte Idee gewesen.

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