Ibeth rannte weiter, sie hörte nichts außer ihren Atem. Nicht einmal der Wind wehte, nicht einmal die Untoten lachten sie nun aus. Vielleicht wurde ihnen jetzt erst klar, über wenn sie vorhin gelacht hatten. So war es auch besser..
Dann hörte sie Dreigars Stimme in der Ferne und die Stimmen der Untoten drangen wieder an ihr Ohr: „Lass nicht zu, dass er uns tötet.“
„Wie soll er Euch töten, wenn ihr tot seid?“, entgegnete sie und zog ihr Schwert im Laufen.
„Er fügt uns Schmerzen zu...“, jammerte eine Stimme in ihr Ohr.
Ibeth sah vor sich Dreigar mit gezogenem Schwert, warf ihren schwarzen Mantel von ihren Schultern und näherte sich ihm von hinten.
„Hör auf!“, sagte sie im ernsten Ton und er sah sich kurz über die Schulter. Als er sie erkannte, blickte er wieder nach vorne. Das Schwert blitzte auf.
„Hör auf!“, befahl sie erneut. „Du kannst sie doch nicht töten.“
„Das weiß ich selbst.“, knurrte er, doch stand er immer noch kampfbereit an der gleichen Stelle. Ibeth schritt neben ihm, sah ihn eindringlich an, bevor sie sich dann zwischen sein Schwert und einige Untote stellte, die sich gierig mit den Zungen über die Lippen fuhren. Sie sah wieder diesen Ausdruck in seinen Augen, wie sie ihn schon einmal gesehen hatte. Diesen Ausdruck, den sie irgendwie mochte... Sie sah wieder die Ketten...
„Dreigar.. Lass sie.“, sagte sie leise zu ihm, fast flehend. Ihre Augen, zum ersten Mal so leer wie die der anderen, die um sie herum waren, blickten ihn an. Augen, die soviel Leid, so viele Epochen, so viele Geschehnisse erzählten. „Wenn du sie tötest, ist es so, als würdest du mich töten... Würdest du mich töten?“, fragte sie und legte ihre Hände auf die Klinge seines Schwertes. Dieses Gefühl in ihr, dieses komische Gefühl... War es, weil sie nach so langer Zeit wieder bei ihren „Leuten“ war, unter denen, die so waren wie sie. Die töteten, um zu überleben. Die keinen Schmerz kannten und keine Wärme. Für einen Moment kam es ihr vor, als würde sie fallen. Tief, sehr tief.
Sie sah von seinem schönen Schwert auf, blickte ihn wieder ernst an.
„Lass uns zurück gehen, lass uns zu den Anderen gehen. Ruh dich aus.“, flüsterte sie. Bitte, dachte sie sich, sag endlich ja. Es nützt nichts, solange zu warten, bis einer der Alten käme, die immer wieder die gleiche Frage und Bitte an die Magierin hatten:
Wieso wendest du dich gegen Mäken?
Komm doch mit uns, töte, trinke und genieße wie früher, als alles noch anders war.
„Dreigar..“, hauchte sie. Die Untoten hinter ihr rührten sich nicht. Endlich der erwartete Respekt...
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