Ne durchgemachte Nacht und so etwas entsteht
Das Jahr 2006
Wir sitzen dort,
wo sie uns abgestellt haben,
wie billige Ware.
Sind wir nicht mehr wert?
Haben wir keine Gefühle?
Deine Hand in meiner.
Deine Schulter an der meinen.
Deine Worte in meinem Ohr.
So still und ernst sie über deine Lippen kommen,
wirken sie so grausam auf mich.
Wie Nadelstiche in meinem Inneren,
die auf einem Meer dahintreiben und stets an die Wand stoßen,
sich darin verhaken.
Bitte, sag nichts mehr.
Erspare mir die Tränen, denn sie sind zu kostbar..
Die Luft riecht nach Rauch.
Und der Wind trägt ein Geräusch mit sich,
ein einziges Geräusch.
Ohne Hoffnung.
Dein Schluchzen.
Es ist sinnlos, sagst du und das erste Mal, kann ich dein Gesicht sehen,
ohne diese lästige menschliche Maske.
Das erste Mal weiß ich, wie du denkst und fühlst..
- Wir werden untergehen. Ohne sie.
Sind deine Worte wahr?
Werden wir wirklich untergehen?
Gibt es keinen Weg zu entrinnen?
Oh, bitte, sag, dass wir leben werden.
Sag mir Dinge, die nicht wahr sind.
Lüg mich an.
Erstelle mir eine Welt voll Lügen.
Eine Welt, die länger leben wird, als diese hier.
Doch deine Lippen haben von der Frucht gekostet
Und das Lügen ist dir versagt.
Ich will nicht hier bleiben.
An diesem fremden Ort, welcher so voll Schmerz ist.
Geh mit mir wohin, wo ich lächeln werde.
Bitte.
Erfülle mir diesen Wunsch.
Meinen Letzten.
Hand in Hand gehen wir die Straße hinauf,
vorbei an jenen, die vom Tod eingeholt wurden,
vorbei an jenen, die wie wir fliehen.
Obgleich wir alle wissen, dass es keinen Ausweg gibt.
Ist es Hoffnung? Ja.. ein bisschen.
Hand in Hand.
Herz an Herz.
Die Felder sind nicht mehr, sagst du und blickst nicht hinab.
Der Anblick der bloßen Erde würde dich zu Tränen rühren.
So wie die Menschen nicht mehr sein werden, kommt über deine Lippen.
Nur ganz leise, als wäre es nur für dich gewesen,
um dir den Schmerz zu nehmen.
Und weißt doch nicht, dass du den meinen damit vertieft hast..
Auf der Straße fließt Wasser den Berg hinab.
Ein dünner kleiner Bach, der auch Blut mit sich trägt.
Das Wasser ist vergiftet.
Können wir nicht Halt machen und etwas trinken?
Du siehst lediglich zu der roten zähen Flüssigkeit und gehst weiter.
Ziehst mich mit.
Kein Blick zurück.
Anders bist du geworden.
So viel anders, als damals..
Deine Hand lässt die meine nicht los,
als würdest du befürchten, ich könnte der Verführung nicht widerstehen.
Der Verführung des Todes.
Wie lange werden wir noch gehen?
- So lange, bis du wieder lächeln kannst..
Der Asphalt wird nach und nach zu unförmigen Gestein und tiefen Löchern.
Wie wünsche ich mir doch, mich in einem zu vergraben und alles zu verschlafen.
Und nie wieder aufzuwachen.
Keine Qual.
Doch keine Zeit lässt du mir.
Und dein Griff wird keineswegs kraftloser..
In der Luft liegt Lärm.
Scherben auf dem Boden.
Geschrei von den Menschen.
Füße, die flüchten.
Angst, die wächst.
Können wir ihnen nicht folgen?, frage ich dich und sehe ihnen nach.
Voll Sehnsucht.
- Nein. Denn wo sie sind, ist kein Lächeln auf deinen Lippen..
Tote Augen starren mich an, lebloses Fleisch liegt vor meinen Füßen.
Tränen regnen von dem Himmel.
Heiß sind sie. Heiß, wie der Zorn in jedem Herzen.
Zorn auf die Menschheit.
Wir lassen die Stadt hinter uns.
Unsere Schritte gehen dorthin,
wo all die anderen nicht sind.
Unsere Schritte gehen dorthin,
von wo sie alle kommen.
Ist es dort nicht gefährlich?
- Du stehst unter meinem Schutz. Mein Leben ist dein Schild..
Es ist nicht der Rauch in meinen Augen,
der das Wasser über die Wangen jagt.
Es ist die Liebe, die du mir gibst..
Rot ist der Horizont, ich kann es sehen.
Die Felder um uns brennen.
Es wirkt, als würden wir in die Hölle marschieren.
- .. mit erhobenem Haupt.
Unseren Weg bahnen wir uns stolz durch das Feuermeer.
Hin zum Tor des Waldes, welcher hell erleuchtet..
Und dann kann ich es sehen.
Das, was du jede einzelne Sekunde vor Augen hattest.
Hoffnung. Sicherheit.
Eine einzelne Bank.
Verfallen, wie die Welt es ist.
Weiß sie denn, was sie mir bedeutet?
- Nein, aber du weißt es.
Deine Hand lässt das erste Mal los.
Und ich lächle. Danke..
Nebeneinander sitzen wir auf der Bank und blicken zur wahrgewordenen Hölle.
Die Welt geht unter, nicht wahr?
- Ja. Denn es ist das sechste Jahr des neuen Jahrhunderts. Doch sie wird neu entstehen.
Mein Kopf auf deiner Schulter.
Ich bin froh, dass sie weg sind. Und nur noch du da bist.
- .. ich werde auch nie weg sein.
Deine letzten Worte, meine letzten Worte.
Zu stummen Wesen sind wir geworden.
Unsere Augen schließen sich, denn wir wollen nicht sehen.
Doch unsere Ohren hören das tiefe Surren des Fliegers.
Leb wohl, Leb wohl..
Der Weg
Wir treten den Weg an,
ohne Furcht in unseren Gesichtern,
doch wer will es sehen?
- Unsere Gesichter sind gesenkt
Unsere Hände halten einander,
mit all der Liebe, die wir haben.
Doch wie viel ist es?
- Zu wenig.
Unsere Münder sprechen Gebete zu Gott,
die uns Hoffnung schenken soll.
Doch zu welchen Gott beten wir?
- Wir wissen es nicht, es sind zu viele.
Unsere Augen verfolgen jeden Schritt unseres Nächsten,
lauern auf ihn, als wäre er unsere Beute.
Doch wer weiß, vielleicht ist er unsere Nahrung..
- Die Gier hat uns zerfressen.
Unsere Ohren lauschen jedem Ton, jedem Vers und jedem Wort,
selbst die Verbotenen, denn wir wissen nicht, was wahr ist.
Woher sollten wir es wissen?
- Uns wurde verboten, die Frucht vom Baum des Lebens zu essen.
Wir treten den Weg an,
ohne Furch in unseren Gesichtern,
doch wer will es sehen?
- Unsere Gesichter sind gesenkt.
In unseren Gedanken vergießen wir stille Tränen,
wann wird all das enden?
- „Gott wird über euch richten.“
- Wann?
- „Wenn Er es als richtig empfindet..“