Geschichten des Augenblicks

Gemeinsam Welten und Figuren erfinden - Fortsetzungsgeschichten zum Mitschreiben.
Anadyr
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Sa 15. Mai 2004, 09:43 - Beitrag #21

Ich liebe diesen Tread. Ich finde es sind wunderschöne Geschichten hirdrin vorhanden. Und selber mitschreiben macht mir auch verdammt Spass. :)

Amy
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Mo 17. Mai 2004, 13:49 - Beitrag #22

Ja, da geht es mir genauso, Anadyr.
Die Geschichten sind echt wunderschön hier und es wundert einen, wieviel gute Autoren es doch gibt. :)

Ceyx
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Mo 17. Mai 2004, 23:53 - Beitrag #23

*sichanadyrundamyanschliesst* ;)

Joa, ich hab auch wieder einmal ein Textchen. Wie immer, nicht wirklich eine Geschichte, sondern ein Haufen Gedanken. Naja, was ich halt so denke, wenn es gegen Mitternacht zugeht und ich gerade eine CD mit dem vielsagenden Namen "Schattenreich" höre. Was ich aber dazu noch sagen will. Dieser Text, er ist eigentlich die Fortsetzung eines anderen, ist für mich ziemlich hoffnungsvoll, auch wenn es euch beim Lesen vielleicht nicht so vorkommt.


(Ende der Zerstörung)

Worte.
In meinen Gedanken. Ergeben keinen Sinn.
Wie zuvor.
Doch anders.

Dies ist der Punkt. Das Ende, an dem ich nie sein wollte. Das Ende, das du das bittere Ende nennen würdest.

Ob ich schon wandelte, in tiefer Dunkelheit. Einer verlorenen Seele gleich, die nicht wusste, wohin sie gehen sollte. Einer verlorenen Seele gleich, die nicht wusste, wo sie war. Einer verlorenen Seele gleich.
Am bitteren Ende.

Ist dies, wo ich enden wollte? In dieser Dunkelheit, die mich nun umgibt und sanft meine Gedanken einhüllt und sanft meine Worte mit sich nimmt und sanft nach meiner Seele greift und sie mit sich nimmt.
Ist dies die letzte Umarmung?
Ist dies der Moment, der ewig dauern sollte und nie vorübergehen?

Fragen…
Die da immer noch sind.
Und immer noch keinen Sinn geben.

Ob ich schon wandelte in tiefer Dunkelheit, fürchtete ich kein Unheil, denn das Licht war bei mir, war vor mir und hinter mir und über mir, war in mir und ich selbst war das Licht.
Und nun öffnete ich die Augen.
Und das Licht war gegangen.

Leuchtete es nur in meinen Träumen, und so war ich selbst nur Teil dieses Traumes, der doch keiner war, sondern nur der Widerschein eines Traumes, verging und vergessen wurde, für immer und immer.

Ende.
Dies ist das Ende.
Ein Erwachen, ein Erkennen, ein Wissen und Denken muss nicht sein. Ich schliesse wieder meine Augen und sehe die Illusion des Traumes in meinem Kopf, greife danach, doch verbrenne mich an meinen Gedanken.
Zerstörung.
Ein brennendes Licht in meinen Gedanken, zu hell für meine schwarze Seele. Zu warm für das Eis in mir.
Eine Frage noch.
Ich sehe, wie die Erde sich öffnet und mich verschlingt.
Eine einzige Frage.
Vertrauter.
Gerächter.
Die Frage, die auf meiner Seele brennt.
Es gibt kein Ende.

aleanjre
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Di 18. Mai 2004, 12:16 - Beitrag #24

"Warum bist du nicht bei mir geblieben?"
Flüsternd schlang die junge Frau die Arme um ihren Bauch, sich selbst haltend, langsam wiegend. Summend blickte sie auf zum Mond.
"Wie sehr habe ich dich geliebt. Wie sehr habe ich dich gebraucht. Du hast versprochen bei mir zu bleiben."
Tränen liefen über ihr Gesicht, als sie den Siegelring betrachtete, den er ihr geschenkt hatte. Das einzige, was ihr geblieben war von ihrem Geliebten aus einer anderen Welt. Ein Zauberbann hatte ihn zu ihr geführt. Sieben Tage und Nächte waren ihnen zugestanden, nicht mehr.
Dann musste er sich entscheiden, für immer bei ihr zu bleiben oder zurückzukehren in seine Welt.
Und er wollte gehen.
"Ich liebe dich, bleib bei mir", sagte ich. "Kleine dumme Hexe", sagtest du. Du hast gelacht. Mich ausgelacht. Ich liebe dich doch. "Ich will dich nicht verlieren, vergiss sie, die alte Welt. Gib sie auf. Für mich."
Sie warf den Ring in die Höhe. Er glitzerte silbernen Mondschein.
"Liebe ist mächtiger als alle anderen Zaubersprüche aller Welten. Hoffen und Beten kann die Macht nicht brechen."

Lächelnd erhob sich die junge Frau, ihr langes schwarzes Haar flutete über ihre Schultern. Sie schritt vorsichtig über das Skelett auf dem Boden hinweg, vergewisserte sich mit einem Blick, dass die Fesseln noch hielten. Dann ging sie nach Hause. Sie musste warten.

Amy
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Mi 19. Mai 2004, 13:28 - Beitrag #25

Aleanjre, dein Text gefällt mir.
Gibts davon eine Fortsetzung? *g*
(Und Ceyx: Wow. Aber bei deinen Text kann ich ja nur "Wow!" sagen. :) )

Amy
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Sa 22. Mai 2004, 10:29 - Beitrag #26

Oh, Schmerz verweile nicht
Ich liege in meinem kalten Sarg aus Eis. Spüre die Kälte am ganzen Körper, kann mich nicht bewegen. So kalt. So großer Schmerz. Die Kälte scheint Feuer geworden zu sein, mein Körper brennt. Er brennt. Oder ist es nur Einbildung? Woran kenne ich, was Realität ist und was Illusion? An den Schmerzen? Ich weiß es nicht. Aber ich würde es gerne wissen. Denn in meiner Unwissenheit quält mich jede kleine Frage neben den Schmerzen der Kälte.
Die Lippen blau wie der strahlende Himmel, selbst die Haut hat einen leichten Schimmer angenommen, die in der Haut kostbar glänzt.
Aber was ist das? Wieder eine Einbildung? Das Eis scheint zu schmelzen. Es fängt an, Wasser zu werden. Ein kleiner Tropfen löst sich von der versteinerten Menge, bahnt sich seinen Weg zum Ende des Sarges. Er löst sich los, fällt, berührt die leblosen Lippen, gleitet in den Hals. Den Rachen hinab, tiefer und tiefer.
Sage mir, was du siehst
Erwachen. Ich schlage die Augen auf. Das Licht brennt so sehr in meinen Augen, dass ich mir vorkomme, wie ein neugeborenes Kind. Die ersten Strahlen der Welt scheinen wie Peitschenhiebe, vor denen man sich nicht verstecken kann. Luft. Ist es Luft, die meine Lunge füllt? Die Lippen bewegen sich, zittern vor Kälte.
Steh auf
Nach und nach werde ich wieder Herr meines eigenen Körpers. So weh es auch tut, ich muss ihn wieder unter Kontrolle bringen, ihn „erwecken“. Gefühl. Ich habe Gefühl in den Fingern, auch wenn es nur Schmerz ist. Doch auch Schmerz vergeht, nicht wahr? Die Fingerspitzen berühren die kalte Oberfläche des Sarges und gleiten zum Gesicht. Streichen über die bleichen, fast toten Wangen, hin zu den Augen. Augen. Ich habe Augen. Kann mit ihnen sehen. Wenn auch nur unscharf. Doch es wird immer besser. Auch mein Körper will wieder, will sich wieder bewegen. Er richtet sich auf, spürt das kalte Wasser unter den Beinen. Der Sarg ist geschmolzen. Wie konnte das passieren? Was war vorgefallen? Ich stemme mich mit meinen zuckenden Armen hoch, bis ich auf den wackeligen Beine stehe, die jeden Moment nach zu geben scheinen. Zuviel Gewicht lastet auf ihnen. Es ist, als hätte man den Eissarg auf Äste gelagert. Doch ich bleibe stehen. Denn der Wille zu stehen ist da. Der Wille zu bewegen.
Willkommen
Nur ein paar Schritte mache ich, die Kälte hat sich wie ein Laken auf mir ausgebreitet und verschlingt mich. So furchtbar kalt. Ich werde sterben. Ja, sterben. Heißt das auch Erlösung für meine Seele oder nur für meinen Körper?
Meine trägen Augen nehmen dich war. Wie du lächelnd vor mir stehst. So kalt scheinst du mir auch. Ja, denn du warst es, der mich in den Sarg geschlossen hatte. Und mir zusah wie ich in meinem eigenen Traum verloren ging. Meine Lippen öffnen sich einen Spalt, wollen sprechen. Doch sie können nicht. Sie zittern nur. Vor Kälte. Ich muss sprechen. Zu dir. Ein weiterer Versuch, der gelingt. „...gewonnen...“ Meine Stimme hört sich piepsig und dennoch auch rau an. Eine merkwürdige Mischung, nicht war? Doch es genügt, denn du weißt was ich meine. Doch du willst mich quälen..
„Wie bitte; ich hab dich nicht verstanden.“ Wie schön deine Stimme doch ist. So flüssig und weich. Allein wenn ich sie höre wird mir wärmer.
„..gewonnen... du ... hast ... gewonnen ...“
Du lächelst. Über meine Worte? Nein, wohl eher nicht. Denn du hast gewonnen. Gewonnen. Wie glücklich du jetzt wohl sein musst..
„Tatsächlich.“, zischt du wie eine Schlange, trittst einen Schritt nach vorne und packst mein Handgelenk.
Ja.
Endlich.
Der Tod.
Die Schmerzen scheinen wie Vögel von meinen Schultern zu fliegen. Danke

Amy
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Mo 24. Mai 2004, 20:10 - Beitrag #27

Sie fühlte sich verlassen. Mehr als verlassen. Verraten. Ja, das hatten sie alle. Die, die sich Freunde nannten und vor allem die, die sich Feinde nannten. Der Mond stand am Himmel, wie ein Lichtpunkt in einem Meer aus Schwarz. Das Schwarz, das sooft über seine Ufer schwabt und die berührt, die fliehen wollten. Doch nicht konnten. Und nun, sieht sie ihnen zu, wie sie versinken, in dem Schwarz. Dem verloren Schwarz, das sie verschlingt. Das in ihre Hälse läuft und ihre Mägen füllt. Das ihnen zusieht, wie sie sterben. Langsam und unter Qualen. Unter Schmerzen und unter Tränen. Das den Schmerz nicht von ihren Schulter nimmt, sondern mehr darauf tut. Oh, lass ab von ihnen!
Sie fährt sich durchs Haar, bemerkt, dass sie weint.
Die, die man Sterne nennt, sind fort. Ganz fort.

Raiden/Yuji
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Mo 24. Mai 2004, 20:55 - Beitrag #28

schwarzer Mond

Die Nacht wurde zum Tag. Überall züngelten Flammen und fraßen sich gierig an Häuserwänden und Dächern empor. Keiner beachtete sie- das Dorf war sowieso verloren. Jeder dachte nur noch daran, sein eigenes Leben und alles Hab und Gut zu retten, was man tragen konnte. Vor dem Ort tobten immer noch erbitterte Kämpfe zwischen den Heerscharen Dorans, des Kriegslords der Vampire und den Dämonenjägern unter der Führung von Aziel. Das letzte Heer der Untoten diente nur dazu, die Jäger solange aufzuhalten, bis Doran die Verteidigung der Festung ausgebaut hatte. Die Luft roch süßlich nach dem Blut der Gefallenen und der Rauch stach den Kämpfern in den Augen.
Wieder und wieder schwächten die Dämonenjäger das gegnerische Heer mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit, mit der sie die Übermenschlichen Kräfte der Gegner ausglichen. Für jeden Getöteten erschienen zwei neue in ihren Reihen.
Vera hatte einfach keine Kraft mehr- sie kämpfte jetzt seit einer Ewigkeit und es nützte nichts. Ihr langes schwarzes Haar wehte hinter ihr, als sie ausholte und wieder einem neuen Gegner tötete. Selbst Seelenvampire hatten ihre Grenzen und die waren bei ihr fast erreicht.
Die meisten Jäger hatten inzwischen erkannt, wer es war, der ihr Heer anführte. Sie konzentrierten sich jetzt darauf sie und mehr noch den wirklichen Anführer Damian zu töten.
Durch die Massen von Feinden Kämpfte sie sich zu ihm, bis sie an seiner Seite war. Sie liebte seine Art zu kämpfen. Auch wenn er längst nicht so alt wie sie war, so war er doch sehr viel stärker als sie- vielleicht sogar stärker als Doran selbst.
Schon sehr lange Zeit waren sie ein Paar- sie hatte die Jahre nie gezählt. In ihrem Alter war Zeit bedeutungslos geworden.
Sie versuchte durch das Getümmel noch näher an ihn heranzukommen. „Es sind zu viele. Wir werden es nicht schaffen!“ „Das weiß ich auch, aber wir müssen wenigstens noch ein paar Minuten für Doran herausholen, sonst ist Araziel verloren.“ Mit einem Hieb tötete er drei Jäger und fuhr fort seine Gegner niederzustrecken. Verzweifelt verteidigte sich Vera gegen ihre Angreifer. Das sie keine Kraft mehr hatte wollte sie nicht vor ihm zugeben.
Plötzlich schlug ein brennendes Katpultgeschoss ganz in der Nähe der beiden ein.
Die Jäger fuhren schwere Geschütze auf, offenbar hatten sie eingesehen, dass sie mit ihrer anderen Taktik nicht weit kamen. Damian hob sein Schwert. „Rückzug!“ Alle Vampire nutzten ihre übermenschliche Schnelligkeit um das Weite zu suchen, während unter ihnen immer noch Geschosse einschlugen und Dutzende von ihnen töteten. Damian und Vera liefen in der Nachhut. Sie hatten sich erst freikämpfen müssen. Ein Hagel von Pfeilen regnete auf sie nieder. Als sie den Wald kurz vor der Festung erreichten, waren von den 300, die weggekommen waren, vielleicht noch 150 übrig. Ein paar Verfolger blieben unerbittlich hinter ihnen. Sie hatten sich rechtzeitig Pferde geschnappt und waren losgeritten.
Plötzlich stolperte Vera, überschlug sich und blieb regungslos liegen. Ein schwarzer Pfeilschaft ragte aus ihrem Rücken. Damian kniete neben ihr nieder, sie war noch bei Bewusstsein. „Lass mich liegen, allein bist du schneller...“,ihre Stimme zitterte und sie setzte dazu an noch etwas zu sagen, aber Damian unterbrach sie. „Verdammt, du gibst jetzt nicht auf, wir schaffen das!“ Hinter ihnen hörte man die Hufe der Pferde von ihren Verfolgern auf den Harten Boden donnern. Kurzerhand lud er sich Vera auf die Schultern und rannte weiter.
Sie hatten viel Zeit verloren. Um dem Pfeilhagel zu entgehen rannte er im Zickzack auf das sich schließende Burgtor zu. Im letzten Moment schaffte er es sich durch den Spalt hindurch zu quetschen. Hinter ihm blieb ein Pfeil zitternd im stabilen Holz der Tür stecken.
Doran wartete auf sie. Er hatte nicht aufgegeben daran zu glauben, dass sie noch lebten. Es schmerzte zu sehen, wie sein eigenes Reich zu Grunde ging, aber er gab nicht so schnell auf. Lebend würden ihn diese Jäger jedenfalls nicht bekommen. Als Damian mit seiner Last hereinkam, weiteten sich seine Augen erschrocken. Sollte er jetzt auch noch seine beste Kriegerin verlieren? Schnell eilte er auf beide zu. „Was ist passiert?“, fragt er und seine Stimme klang bestürzt. Damian sah nur kurz auf und bettete Vera vorsichtig auf einen Haufen weicher Decken, die als kleiner Vorrat noch im Saal lagen.
Während er mit Doran redete, zog er vorsichtig den Pfeil aus ihrem Rücken und verband sie sorgfältig.
„Wir konnten unsere Position nicht länger halten. Plötzlich kamen sie mit Katapulten und mehr Bogenschützen. Nicht viele der Krieger haben es überlebt, es tut mir leid.“, er blickte auf seine Gefährtin, die langsam aus ihrer Bewusstlosigkeit zu erwachen schien und fuhr fort: „ Vera und ich sind als einige der letzten los, wir mussten uns den Weg erst freikämpfen. Im Wald hat es sie erwischt.“ Doran betrachtete den Pfeil genauer bevor er ihn mutlos in eine Ecke warf. Er wusste, dass er und selbst sein bester Mann nichts mehr für sie tun konnten.
Damian hatte ihn nicht beachtet, denn in diesem Moment schlug sie die Augen auf und blickte ihn liebevoll an. Obwohl sich seine Sachkenntnis fast nur aufs Verbinden beschränkte, wusste er doch, dass die Verletzung enorm war und das sie Glück hatte, wenn sie das überlebte.
Gerade als er seinen Arm anritzen wollte, um ihr sein Blut zu geben, hielt sie ihn zurück. „Lass es, es hat keinen Sinn. Ich werde sterben“ ,ein schwaches Lächeln erhellte ihre Züge und brachte einen Hauch ihrer ursprünglichen Schönheit in ihr müdes Gesicht, „das weiß ich.“ Damian verspürte den heftigen Wunsch sie durchzuschütteln. Längst hatte er erkannt, dass sie Recht hatte, wollte es aber nicht wahrhaben. „Du kannst doch jetzt nicht einfach aufgeben. Nicht jetzt, nicht heute. Wir werden den Krieg gewinnen und dann das Reich gemeinsam wieder aufbauen! Wir alle.“ Sie legte ihre Hand auf seine Wange. „Hältst du mich für so dumm? Wir wissen doch beide, dass das nicht stimmt. Hier wird kein Vampir je wieder irgend etwas aufbauen. Wir sind besiegt, seht es endlich ein ihr beiden Narren.“ Sie hustete krampfhaft und ein paar rote Punkte erschienen auf dem weißen Laken, worauf sie lag. Betroffen starrten beide Vampire zu Boden. Ein Soldat kam herein und besprach sich kurz mit dem Kriegsherrn, worauf Doran ihm nach draußen folgte.
Matt sank Veras Hand wieder auf die Decken. „Ich will dich nicht verlieren, ich liebe dich, Vera!“
Verzweifelt ergriff Damian ihre Hand, „Was soll ich nur tun...“ „Meine Tage sind gezählt. Versprich mir einfach..“, ein qualvolles Husten unterbrach sie und sie brauchte all ihre Kraft für den letzten Satz: „Versprich, dass du mich.. nicht...vergisst.“ Der Druck ihrer Hand schwand und sie starb in seinen Armen mit einem Lächeln auf den Zügen. „Das werde ich nicht- niemals, das schwöre ich.“ Eine einzelne Träne rollte über seine Wange und fiel auf ihre Lippen. Er beugte sich über sie und küsste sie noch ein letztes Mal. Dann verschwand Damian aus den Hallen des Palastes und sein Schmerz begleitete ihn auf seinem Weg....


Ist ziemlich gequält- sorry, ist aber schon älterund ich hatte die bearbeitete Fassung net mehr. ;)
lg
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Di 25. Mai 2004, 12:10 - Beitrag #29

In der gestaltlosen Dämmerung des Morgens blicke ich auf. Nebel wallt um mich, verbrennt kühlend meinen Schmerz.
Einsamkeit, mein Freund, wie sehr ich dich misste! Nimm mich auf, zerreiße mein Herz, das niemals wieder heilen will.
Wind faucht fordernd durch mein Haar. Geliebter, wie lange ich deiner vernichtenden Zärtlichkeit entsagt!
Ich bin zurück, wohin ich gehöre, die mondlose Nacht ohne Traum und Zeit führte mich zurück in mein Reich.
Feuer tost in mir und um mich, die Flammen, so heiß.
Ich bin das Feuer, es brennt.
Ich bringe Gerechtigkeit in die Welt.
Ich rufe die Götter.
Andla!
Aleanjre ist erwacht.

Ceyx
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So 30. Mai 2004, 23:56 - Beitrag #30

Ich gehe die Strasse entlang. Endlos langsam und spüre, wie der Regen auf mich fällt. Er hat alles mit sich gewaschen, all meine Gedanken fortgeschwemmt und nun prallt er an mir ab und lässt mich allein.
Doch noch gehe ich weiter, gehe weiter durch den Regen, der mich liebevoll umarmt und im gleichen Moment alles von mir mit sich nimmt. Pfützen spiegeln mein Antlitz, das ich meide, so gut ich kann. Die Welt in meinem Kopf ist schon vor langer Zeit in tausend Scherben zerfallen, Scherben, die nicht einmal ich wieder zusammensetzen kann.
Und nun weiss ich wieder, warum ich diese Strasse hinuntergehe. Ich weiss es, als ich ihn sehe und als er mich sieht.
Der Regen erzählt leise prasselnd eine Geschichte, die ich nicht verstehen kann, so gut ich auch lausche, so sehr ich es auch will. Und selbst wenn ich tausend Jahre hätte, hier in dieser Strasse, so hätte ich den Regen nie verstanden.
Er weiss das, so wie er jeden meiner Gedanken kennt, denn der Regen hat sie zu ihm gespült, in der Zeit, in der in dieser Strasse stand und auf mich wartete.
Und ich weiss, er wartet bereits mein ganzes Leben lang auf mich.
Der Regen tropft von der Krempe seines breiten, schwarzen Hutes. Langsam blickt er auf und grinst mir zu, ohne Hohn und ohne Spott und ich weiss nicht, ob dieses Gesicht überhaupt zu einer Gefühlsregung imstande wäre, oder ob er nun grinst, weil er nicht anders kann. Regentropfen ziehen lange Streifen auf seinem kalten, bleichen Gesicht.
Ich nicke ihm zu.
Dies ist also mein Henker.
Gerichtet wurde schon. Ich war mein Richter.
Langsam hebt er seine rechte Hand. Feuer blitzt auf und Donner zuckt über die Strasse. Etwas trifft mich hart und schleudert mich zurück. Schmerz zuckt, nur eine Sekunde lang, wird von Taubheit verdrängt.
Es ist still. Der Regen prasselt lautlos gegen die Erde, fällt stumm auf mich. Mir ist kalt, wie ich nun da liege, auf der Strasse und versuche zum Himmel zu starren, doch grausam stechen die Tropfen in meine Augen.
Fast erwarte ich nun, dass mein Leben vor mir noch einmal abläuft, das ich alles noch einmal erleben würde. Doch nur Schwärze entstieg den Scherben in meinem Kopf, die langsam dahin schmolzen und sich mit dem Regen mischten.
In der Stille kann ich Schritte hören, langsame Schritte. Er steht nun über mir und schaut mir in die Augen. Ich versuche in seinen Augen zu lesen, was er denkt, oder fühlt, doch sie sind so schwarz, wie mein Kopf.
Er hält mir eine Hand hin.
Ein Teil von mir greift danach. Langsam erhebt sich dieser Teil vom kalten Asphalt der Strasse, geführt von der Hand. Schweigend geht er voran und etwas von mir mit ihm, alles, was war, hinter sich lassend, was nun langsam mit dem Regen verschwimmt und fort gewaschen wird.

Amy
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Di 1. Jun 2004, 11:26 - Beitrag #31

Grund: Gedanken vor einiger Zeit

Tod. Wo bist du Tod? Willst du mich nicht haben? Willst du mich nicht besitzen?
Mir ist egal was ist, was sein wird und was war. Ich will nur tot sein. Mein Leben beenden. Jetzt. Mit diesem Sprung. Ich saß mit Tränen in den hellblauen Augen auf dem Fenstersims und sah hinab auf die Steinfließen. Vor mir ging die Sonne gerade unter. Tauchte alles in ein tiefes blutrot. Blutrot. Spring endlich! Beug dich nur etwas nach vorne! Es wird nicht lange dauern, bis sie dich finden, dann ist deine Chance vertan! Spring! Wie irrsinnig. Wie feige. Ich schaffte es nicht einmal, zu Hause zu springen. In bekannter Umgebung. Ich saß lieber hier in dieser kleinen Jugendherberge in den Wäldern auf dem Fensterbrett und befehlte mir, zu springen. Wieso, wieso brachte ich es nicht übers Herz? Was hielt mich zurück? Was? Was denn? Sag es mir. Langsam wurde es dunkel. Und kalt. Mein Körper begann im kalten Nordwind zu frösteln, meine Augen zu tränen. Wenn du nicht gleich springst.. Was nützten schon die Drohungen gegen mich? Ich wollte nicht mehr leben, aber springen wollte ich auch nicht. Es war mein Wille, der mich am Leben ließ. Mein blinder und dummer Wille. Mein Wille, gegen den ich nicht ankam. Wie jämmerlich. Ich begann erneut zu weinen. Nicht viel, nur ein zwei Tränen, die über meine Wangen liefen und sie erröten ließen. Das Geschrei im Flur wurde lauter. Das Gelächter lauter. Sie waren alle so glücklich. Wieso konnte ich das nicht sein? Wieso konnte ich nicht auch glücklich sein? Ich wischte mir die Tränen aus den Augen, schloss die Augen. Ja. Spring.
Hinter mir wurde die Tür aufgerissen. Eine Mitbewohnerin kam herein, warf sich grinsend auf ihr Bett und ignorierte mich. Doch ich stand vom Fensterbrett auf, drehte meine Musik leiser und legte mich auch ins Bett. Das Fenster ließ ich offen, um die Nacht zu sehen.
Und nach wenigen Minuten waren alle Betten in dem Zimmer belegt. Es waren sechs Betten. Doch um die zehn waren jetzt hier drinnen. Die Luft war etwas stickig, da mein älterer Cousin das Fenster geschlossen hatte. Er lag bei mir im Bett, aß mein Essen auf und war zum ersten Mal nett. Und das war wohl ein Grund für mich, glücklich zu sein. Ja, ich war jetzt auch glücklich. Und froh darüber, vorhin in meiner Verzweiflung nicht gesprungen zu sein. Danke.

Amy
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Mi 2. Jun 2004, 10:08 - Beitrag #32

Ok, vielleicht findet ihr das jetzt krank. Aber ich bin eine tägliche Zeitungsleserin und ich denke, wir lesen so gut wie jeden Tag, dass ein Kind getötet worden ist, meistens wurde es zuvor noch vergewaltigt. Und als ich so einen Zeitungsbericht las. Da überkam es mich, die Gedanken eines Mörders aufzuschreiben. Ok, ich weiß ja nicht mal, ob sie so denken. Aber ich hab es dennoch aufgeschrieben. Haltet mich jetzt nicht für Irre! Ich kann mich leider nur viel zu gut in andere Menschen hineinversetzen.




Die Gedanken eines kranken Mannes mit nicht-erwiderter Liebe.



Montag

Ich hab mich nach ihr gesehnt, mit jeder Faser meines Körpers. Mit jeder Zelle in meinem Gehirn. Wie schön sie ist. Sie besaß ein Gesicht, auf dem soviel Unschuldigkeit lag. Soviel Reinheit. Niemand sollte sie berühren, niemand außer mir. Niemand durfte meinen Engel verletzen. Niemand außer mir. Sie war mein Engel. Mein Eigentum. Mein Besitz. Sie wusste nicht einmal, wie wichtig sie für mich war. Ich brauchte sie wie Luft zum Atmen, wie Wasser um meinen Durst zu löschen. Hatte sie davon vielleicht eine Ahnung? Einen leisen Schimmer? Nein. Wohl eher nicht. Würde sie mich sehen, wäre ich nur ein fremdes Gesicht, wie die vielen anderen auch, die ihr bereits begegneten. Aber ich liebte sie. Und niemand wusste es. Niemand durfte es wissen. Es ist wie „Romeo & Julia“. Man würde nur versuchen und zu trennen. Und ein Leben ohne sie, ist ein Leben ohne Gefühle. Ich habe nie für jemand anderen soviel empfunden, als für sie. Meine Kleine. Ich würde sie gerne küssen oder ihr nur einen Brief schreiben. Doch sie würde Angst bekommen. Panik würde sich in ihrem kleinem Herz einschalten und es ängstlich machen. Das durfte so nicht kommen. Ich musste mich mit ihrem Anblick zufrieden geben. Nur mit ihrem Anblick. Wie sie wohl roch...


Dienstag

Ich kann nicht anders. Meine Hand zuckt, wenn ich sie so nah vor mir sehe, aber nichts sagen darf. Sie nicht berühren darf. Ich liebe sie doch. Mein Herz schlägt nur für sie, würde nur für sie schlagen. Von jetzt bis zu dem Moment, wo ich sterben würde. Komm schon, tu es. Beweg dich. Sprich ihren Namen aus. Berühre sie. Und ich weiß nicht, wie es geschah. Denn auf einmal stand ich auf meinen Beinen und rief ihren Namen. Sie drehte sich erschrocken und verwirrt um. Ich sah Angst in ihren Augen. Wieso hatte sie Angst vor mir? Wieso? Ich hatte doch auch keine vor ihr? Sie durfte keine Angst haben! Ich erzählte ihr, dass ich ein Freund sei. Dennoch begann sie einige Schritte rückwärts zu gehen. Und, oh, Gott! Strafe mich. Ich hab sie am Handgelenk gepackt, weil ich nicht wollte, dass sie wegrennt. Und als sie sich aus dem Griff befreien wollte, habe ich sie geschlagen. Ihre kleine Nase zertrümmert. Ihr Blut tropfte auf die Erde. Und nun war keine normale Angst mehr in ihren Augen, sondern panische Angst. Ich sagte ihr, sie müsse keine Angst haben. Ich würde sie ja lieben. Doch sie kroch auf allen vieren davon, schrie um Hilfe. Und da wurde ich zornig. Oh, Gott! Was ist geschehen? Wo kam das Messer in meiner Hand her, als sie um Hilfe schrie? Wo kam das Messer her, mit dem ich auf sie einschlug, um sie zum Schweigen zu bringen? Wo kam das Messer her, dass sie tötete..? Als sie sich nicht mehr rührte, kein „Hilfe“ mehr über ihre Lippen glitt, fiel ich auf die Knie und nahm sie weinend in den Arm. Ich wollte meinem kleinem Vögelchen nicht die Flügel stutzen.. Nein.. Du warst es!

Amy
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Mi 2. Jun 2004, 10:21 - Beitrag #33

1865

Wie schön es ist, ihnen zuzusehen. Wie sehr sie doch versuchen, mich zu verführen. Mich, in ihren Augen ein reicher Adelsmann, der noch keine Frau an seiner Seite hatte. Aber eine brauchte. Und diese Frau wollte jede von ihnen sein. Das sah ich ihn ihren Blicken. Jede schöner als die andere. Wohl die schönsten Frauen, die ich je gesehen hatte. Aber sie waren es nicht wert, an meiner Seite zu leben. Von jetzt bis in alle Ewigkeit. Sie waren es nicht wert. Eine von ihnen hörte auf zu tanzen, kam langsam und geschmeidig wie eine Katze auf mich zu und ließ sich vor mir auf die knie sinken.
"Oh, mein Herr. Wie schön ihr seid. So bleich, wie ein Engel.", flüsterte sie und griff nach dem Weinglas auf dem Schemel. Sie blickte in die dicke Flüssigkeit, strich sich mit der Zunge über den trockenen Mund und erhob sich etwas. "Habt Ihr Durst, mein Herr.", fragte sie und hielt mir das Weinglas hin. Ja, ich hatte Durst. Aber auf etwas anderes, als auf Wein. Den Geschmack dieser Flüßigkeit konnte ich schon lange nicht mehr wahrnehmen. Es war, als wäre meine Zunge taub, tot, sobald ich den Wein in mich hineinschüttete. Ich schüttelte den Kopf auf ihre Frage, was sie irgendwie traurig stimmte. Sie hatte sich wohl schon viele Dinge vorgestellt, die sie mit mir machen konnte, während ich trank. Als sie wieder zum Tanzen beginnen wollte, hielt ich sie fest. Nahm zärtlich ihre Hand und küsste sie verführerisch. Ich hörte, wie ihr Herz schneller schlug. Das war es doch, was sie wollte. Vorsichtig zog ich sie an mich. "Du bist wunderschön.", raunte ich ihr ins Ohr und ich hörte, wie das Blut durch ihre Venen floss. "Mein Herr..", hauchte sie betörend und strich mir durch das Haar. Doch im nächsten Moment hatte ich meine Zähne in ihren Hals gerammt...

DarkMousy
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Mi 2. Jun 2004, 11:16 - Beitrag #34

Todesgedanken eines jungen Menschen / Neugier

Nur ein paar Gedanken, die ich mal im Auto hatte, die aber nicht so ernst zu nehmen sein sollten:

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Er saß auf der Rückbank des kleinen VWs und starrte aus dem Fenster. Die Straßen waren vom Regen noch ganz nass, aber regnen tat es nicht mehr. Seine Arme an der linken Seite des Autos am Fenster abgestützt betrachtete er gedankenverloren die anderen Fahrzeuge und hing seinen verlorenen Gedanken nach.

Er fragte sich, was passieren würde, wenn es dem Fahrer nicht gelänge rechtzeitig auf der regenglatten Straße zu bremsen, was geschehen würde, wenn sie ins Schleudern gerieten. Und so malte er sich allmählich sein eigenes Szenario aus. Wie ein Bild voller Chaos und Leid, welches er ersehnte, breitete sich in seinem Kopf eine neue Welt aus, erschreckend beruhigend ließ ihn der Gedanke bloß einmal erschaudern, ein kurzes Zucken durchlief den Körper, verschwand. Der Gedanke blieb, wuchs.

~ Der Wagen kam tatsächlich ins Schleudern, er spürte, wie sein Körper in die Schwerelose überging und schließlich gegen das Dach des sich überschlagenden Wagens gepresst wurde, nur um dann schließlich wieder nach unten gerissen zu werden. Er stellte sich den Schmerz vor, der ihn ereilen würde, ihn durchbohren würde wie ein Speer, ihn zerreißen und tiefer verletzen würde als jegliche Wunde, die er bisher hatte. Das Metall des Autos tief gegraben in seinen jungen, lebenshungrigen Körper - der letzte Gedanke verdrängt, vergessen, zu weit ins Unterbewusstsein verschoben - der Lebenshunger - nirgends zu finden. Paranoid.

~ Er sah rot - viel Blut und Eisengeruch um ihn herum. Er sah sich von oben, wusste aber, dass er in seinen Gedanken noch lebte - verwundert, immer noch auf der Suche nach seinen Antworten. Die Farben vor ihm verschwammen, ebenso wie die fernen Stimmen von menschenähnlichen Wesen. Ständig Schmerz und ein dröhnender Lärm um ihn herum und schrecklich quälende Neugier. Pochend – sein Kopf schmerzte, sein Leib zuckte unnatürlich.

Das alles ließ ihn ruhiger werden. Er dachte nach über Fragen: Werden sie mich vermissen? Werden sie mich vergessen? Was wird Mama dazu sagen? War ich ihnen je etwas wert? Was passiert, wenn man stirbt? Wie fühlt es sich an? Viele Fragen - zu viele für den zerfetzten Geist. Die letzte Frage jedoch ließ ihm keine Ruhe…

~ Rot…

In ihm wuchs plötzlich mehr denn je der Wille nach Leben. In der realen Welt konnte der neben ihm sitzende erkennen, wie sich der Junge in den Sitz krallte, verkrampfte, vor Angst zitterte. Die Ruhe wich gänzlich, der Geist geriet ins Schleudern, klammerte sich mit aller ihm gebliebenen Macht an den letzten Fetzen Leben in dieser verlorenen Seele, die allzu große Neugier nach Tod besaß.

Niemand konnte den Neugierigen, den Verlorenen, jetzt noch erreichen.

Sein Traum war übermächtig geworden. Er hatte ihn nicht mehr in der Hand. Wie ein wildgewordener roter Drache bäumte sich das Überwesen vor der Hilflosigkeit des Kindes auf, hieb mit seiner Klaue auf ihn ein, schnitt tiefe Wunden in den zarten Seelenleib, hatte ihn fest im Griff und raubte ihm die Luft, die er zum Leben brauchte. Herzstillstand - fast!

~ Sein fast lebloser Leib wurde auf eine Trage verfrachtet. Er schauderte, sein Körper zuckte unter den Qualen. Er verlor Blut, ihm war so übel. Der Drang sich zu übergeben, sich dieses Traumzustandes zu entledigen – zu leben! Er verlor das Bewusstsein, als sie ihn in einen sterilen Krankenwagen verfrachteten.

Der Junge in der anderen Welt schrie. Sein Sitznachbar zuckte zusammen. Der Schrei ging durch Mark und Knochen. Er warf sich panisch im Sitz herum, die Augen fest zusammengepresst und nicht mehr in der Realität denkend... hinfort gerissen. Taumelnd durch einen finsteren Garten, beobachtet von tausend Augen hinter denen sich noch schrecklichere Monster verbergen - ihnen vorangestellt: Der Tod.

Überall herrscht er lauernd auf unachtsame Seelen, hungert, giert, ist niemals satt. So fährt er seine eisernen Pranken aus nach dieser verlorenen Seele, dieser todessüchtigen, die zu spät an Leben dachte.

~ Er erlebte seinen eigenen Tod auf dem Weg ins Krankenhaus... Sein armseliges Leben bedeutete ihm plötzlich so viel mehr, als es ihn verließ und als Geistseele seinen leblosen Körper zurückließ. Ihn verließ... Sterben macht einsam.

Er erwachte - im Krankenhaus. Sie hatten ihn an einen Tropf angeschlossen, ihm Beruhigungsmittel gespritzt. Seine Augen waren von den Tränen immer noch verheult, jetzt aber angetrocknet. Seine Mutter saß neben ihm - ihr Blick verständnislos und besorgt. Sie sprach kein Wort. Im Vorraum die anderen: Der Fahrer, der Beifahrer, der Sitznachbar. Sie machten sich ebenfalls Sorgen und auch Vorwürfe, weil sie den Zustand ihres Freundes nicht bemerkt hatten. Aber das konnte der Junge nicht wissen.

Schwach atmend, mit geschlossenen Augen lag er da. Er denkt an nichts. In seinem Kopf ist eine beruhigende Leere, verursacht von den Mitteln, die sie ihm gaben.

Eine Frage in seinem verklärten Geist:
Wie fühlt es sich an, wenn man verrückt ist?

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Mousy Dark

Amy
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Mi 2. Jun 2004, 11:20 - Beitrag #35

Der Text gefällt mir, Dark Mousy.

DarkMousy
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Mi 2. Jun 2004, 11:53 - Beitrag #36

Donge,

... er ist aber nicht mehr wirklich eine Geschichte des Augenblicks, eher eine Geschichte über mehrere Stunden, da ich ihn gestern begonnen habe und erst heute fertig bekommen habe. ^^

Mousy Dark

DarkMousy
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Mi 2. Jun 2004, 21:40 - Beitrag #37

Leere

So, das passiert, wenn man sich zu zweit einen PC teilt für eine Woche ~ falscher Account! Admins könnt ihr das bitte löschen! ^^
Faszinierend - ich gucke zufällig zum ersten Mal überhaupt in diesen Thread, und genau in dem Moment gibt es Arbeit für mich *g* Grüße, Traitor

Und gleich noch eine. Hm, komisch, irgendwie beruhigen diese Geschichten echt. Ich schreib meistens von Selbstmördern oder Hingerichteten, wenn ich mich beruhigen will. ^^

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Leere. Unsagbare Leere stieg in ihm auf und um ihn und umfasste seinen Körper wie die sanfte und zugleich schmerzhafte Berührung eines eingeschlafenen Körperteils.
Auch wenn er es gerne getan hätte, fehlte ihm die Kraft zum Weinen. Stumm und reglos hockte er auf dem Boden, sein Blick auf seine Hände gerichtet. Blut troff hinab – hinab auf die braune Erde, die an seiner Kleidung haftete.
Neben seinen Knien lag das Messer – rot und nach Eisen und Metall riechend.
Seine Arme, sein Kopf schienen immer tauber zu werden, je mehr der rote Lebenssaft aus ihm hervorquoll – den tödlichen Weg hinab suchend aus den tiefgeschnittenen Wunden, die ihn dem Tod näher bringen sollten. Viel zu nahe.
Sein Blick wie ins Leere, ins Weite gehend, plötzlich nichts mehr fixierend. Die Sicht verschwommen. Es mischten sich die Farben rot und das braun der ihn umgebenden Natur. Eine seltsame Masse aus Bordeaux. Ein kurzes Schaudern lässt den Körper kurz zusammen fahren.
Mit dem Blut weicht auch die Wärme. Die Augen trocken, der Leib zu schwach um zu zittern. Die Augen weiten sich, die eisblauen Augen kehren sich zu einem sterilen Weiß. Ein weiteres unkontrolliertes Zucken zeugt von dem letzten biologischen Kampf des Jungen. Sein Geist ist zu schwach, um sich zu wehren.
Er ersehnt, was geschieht, er will es, wünscht es von ganzem Herzen. Todessehnsucht.
Die Leere wird größer, der Platz um ihn ist in schillerndes Rot getaucht. Tau tropft hinab, vermischt sich mit dem lebensnotwendigen Lebenselixier…
Der Atem wird flacher, die Atemzüge panischer, tiefer, hektisch. Der Geist stellt fest, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt.
Schwindelgefühle. Zu wenig Blut… Zu wenig Zeit…
Der Körper bäumt sich auf, empfindet keinen Schmerz mehr. Alles ist taub. Alles ist leer.
Er sinkt nach vorne, seine geschundenen Arme tragen ihn nicht mehr. Er fällt mit dem Gesicht in den Dreck.
So hatte er sich das nicht vorgestellt – nicht schon wieder so erniedrigend. Er wollte doch frei sein im Tod.
Jetzt liegt er da – kaum fähig zu atmen und die Natur – das lebendige Rauschen des Windes, er Vogel im Wipfel der Bäume – verhöhnt ihn.
Er keucht. Der Geruch von Eisen wird von ihm als demütigender Gestank wahrgenommen. Traurig denkt er, dass dieser Tod zu ihm passt – flüchtig. Er ist des Denkens unmächtig geworden.
Seine weißen Augen klappen zu. Es wird still um ihn. Die Natur geht ihren Weg – ohne ihn. Die Welt lebt weiter – ohne dass er je da gewesen wäre.
Einsames Leben. Einsamer Tod.
Die Augen bleiben trocken. Niemand weint. Niemand kannte ihn.
Einsam.
Eine blutrote Sonne taucht hinter dem Waldrand auf und taucht die Welt in schillerndes Bordeaux.
Das Leben ist schön.

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Mousy Dark

DarkMousy
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Sa 5. Jun 2004, 14:03 - Beitrag #38

23

Ich tauche endlos durch das Meer
Den Illuminaten hinterher
Denn ich rette die Welt aus ihrer Not
In einem großen, goldenen Unterseeboot

Mein Kampf ist einsam - Ich bin allein
Doch werde so unsterblich sein
Nur ein Computer seht bei mit
Er errechnet den Weltkrieg Nummer 4 (FUCK UP!)

Was wir auch tun, wohin wir gehen
Die Illuminaten sind im System
Sie kontrollieren überall
und 23 ist Ihre Zahl!

Alle Informationen stehen bereit
Doch niemand der sie gerecht verteilt
Und jeder Gandanke ist verschenkt
Wenn Adam Weisshaupt für Dich denkt

Was wir auch tun, wohin wir gehen
Die Illuminaten sind im System
Sie kontrollieren überall
und 23 ist Ihre Zahl!

© Welle Erdball


Ich weiß auch nicht, wie ich gerade auf den Gedanken gekommen bin, das hier zu schreiben. Es fiel mir so ein, kam mir spontan und unmotiviert in den Kopf, infiltrierte ihn, sog meine Gedanken aus meinem Kopf in meine Finger, bewegte mich dazu, mich zu bewegen, zu tippen.

Mein Kampf ist einsam. Jeder ist für sich selber verantwortlich. Es gibt nicht ‚unseren’ Kampf. Es gibt nur ‚meinen’ Kampf, er ist meiner und meiner ganz persönlich. Die Gedanken fließen, sprudeln wie ein Bach aus seiner Quelle hinausquillt, voller Motivation und Sauerstoff. Ein einzelner Bach, der aufgrund seines Fließens, seines erquickenden Sprudelns immer mehr in den Strudel der Gesellschaft fließt.

Die Gesellschaft verlangsamt das Denken, den eigenen Fortschritt. Sie ist der Fluss. Sie ist mächtiger als ich, aber sie hat an Vitalität verloren. Sie endet im Meer. Dreck sammelt sich auf dem Grund an, Stürme toben über der Oberfläche. Der Himmel ist grau, es blitzt. Ich denke an mich als Bach... wie ich noch lebte.

Ich schließe die Augen. Ich suche Rettung. Ich bin auf der Suche, tauche. Das große, goldene Unterseeboot ist zu schnell für mich. Ich kann seltsamerweise unter Wasser atmen, aber die Luft hier ist schlecht und knapp.

Illuminaten – überall. Seelenlose Wesen, die sich von einer fremden Macht leiten lassen, die vergessen haben, wie man selber denkt. Sie töten – auf Befehl. Sie verraten – auf Befehl. Befiehl!

Ihr einziger Gedanke ist verschwendet. Computergeräusche – Maschinen, die das Denken für den Menschen übernommen haben. Datenmeere schließen mich ein. Bald geht mir die Luft aus... mein Hals ist zugeschnürt.

Mein eigener Kampf gegen eine Übermacht... gegen die Gesellschaft. Wie ein Lachs gegen den Strom...

I want out!

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Mousy Dark

janw
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Di 8. Jun 2004, 15:27 - Beitrag #39

Leere. Der Tisch im Schatten, der Platz neben mir, Plätze, sie sind, doch nichts ist auf ihnen, in ihnen, nicht heute, nicht morgen, ungleich gestern.
Wer es war, ich weiß es nicht, nicht will ich es wissen, will nur wissen daß es nicht ist wie es ist, doch so ist es nun. Unabänderlich
Ein Schatten strich über die Sonne. Am Morgen.

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Do 10. Jun 2004, 19:21 - Beitrag #40

Grund: Ein kleiner Vogel, den ich heut auf dem Schuldach sah....



Er blinzelte in das Sonnenlicht. Kühl. Der Wind streichelte seine blasse Wange, zärtlich, wie ein Vertrauter. Und aus diesen Gründen hatte er ihm wohl auch den Laut zugetragen. Ein Geräusch der tiefsten Trauer, welches sich von dem umliegenden Rufen der Kinder auf dem Schulhof abhob. Ein Laut, der ihn erschaudern ließ.

Der Schrei einer Krähe.

Seine Augen suchten den Himmel ab, doch sah er nichts - nur blauweiße Leere. Kleine Vögel kreuzten das Meer aus unendlichkeit, doch waren nicht sie es, von denen das Geräusch stammte. Sein Blick ging weiter, suchend.

Da war sie.

Sie saß auf dem Dach des naheliegenden Lehrertraktes - zerrauft, zusammengesunken, ein zitterndes Bündel aus schmutzigem Grauschwarz. Sie war jung. Ihre dunklen Augen starrten, wie die seinen, in die Leere des Himmels, den Schnabel zum heiseren Schrei geöffnet.

Sie konnte noch nicht fliegen.

Sie musste aus dem Nest gefallen sein.

Er betrachtete sie traurig; Schön war sie ja nicht. Staubig, dreckig - hungrig wirkte sie, den Schnabel aufgesperrt, ihren kehligen Ruf hallen lassend. Auf einer alten Eiche saßen zwei Tiere ihresgleichen - sie regte es nicht. Sie ließen das Küken, das Gestürzte, den Aussenseiter, wo er war. Allein und Gequält, würde dieses Tier verhungern. Langsam. Elendig. Die Eltern kümmerte es nicht. Ihr Kind hatte verloren.

Wenn es Glück hatte, dann würde ehe der Tag zur Neige ging und der Hunger es in den Wahnsinn trieb ein Habicht kommen, um mit dem Fleisch der leichten Beute seinen Nachwuchs zu nähren.

Es wäre ein kurzer, wenig schmerzvoller Tod.

Der klagende Schrei tat ihm in den Ohren weh, als er sich zwang, weiterzugehen. Plötzlich fühlte er sich, als wäre sein Herz gefroren.

Der arme Aussenseiter würde sterben, egal wie es lief. Keiner seiner Art würde ihm beistehen. Er war nur einer von vielen - geboren, zu verlieren. Nie würde er fliegen, nie selbst Kinder haben, die er dann vergessen könnte.

Vielleicht hatte er es tatsächlich besser, in unserer verdorbenen Welt so jung zu sterben....


~Owari~

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