1899: The age of Selma (Steampunk)

Gemeinsam Welten und Figuren erfinden - Fortsetzungsgeschichten zum Mitschreiben.
Noriko
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Mo 14. Jan 2008, 16:55 - Beitrag #1

1899: The age of Selma (Steampunk)

Das East End konnte ziemlich deprimierend sein an einem Samstag Nachmittag und es war gerade erst Donnertag Morgen.
Debby stand draussen vor ihrem Salon und putzte die Fenster. Bei dem Smog war das auch wirklich nötig, damit noch irgendwer überhaupt erkennen konnte das der laden da war. Das farbenfrohe Schild des "Butterfly Inn" war aber sogar unter der dicken Rußschicht erkennbar und ein Hingucker in der Straße.
Es war zwar erst recht früh am Morgen, aber die Geschäfte liefen schlecht. Sie liefen schon seit Wochen schlecht, die Kunden wurden rar, da die Arbeitsplätze rar wurden, und mit mangelnder Kundschaft sanken auf Ihre Preise und ihre Ansprüche daran wen sie als Kunden akzeptierte, das einzige was sie irgendwie am Leben und die ganz schlimmen Kerle fern hielt, war das sie die Polizei mit extra-Rabatten schmierte und so eigentlich immer ein paar Bobbys nach Dienstschluss an ihrer Bar saßen.
Debby zog an ihrer Zigarrette und drückte sie Aus, die Ladenfront strahlte wieder und war für die nächsten Tage nicht zu übersehen und das pünktlich zur Mittagspause der Umliegenden Geschäfte.
"Hey süßer," Sprach sie einen Jungen Mann an, der gerade vorbei kam und so aussah, als ob er einen Ort für die nächsten 30 Minuten suchen würde.
"Komm doch rein, hier kannst du dich von deinem schweren Vormittag erholen, ich servier dir einen Tee, den du nie wieder vergessen wirst."

Lykurg
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Di 15. Jan 2008, 03:34 - Beitrag #2

Der junge Mann hob überrascht den Kopf und blieb stehen. Sein Blick glitt über das schmierig-verstaubte Schaufenster eines Trödlers und blieb kurz an seinem Spiegelbild haften. Wenig war zu erkennen: Eine stämmige Gestalt in einem stockfleckigen Anzug und mit sorgfältig polierten, aber abgelaufenen Schuhen. Die Löcher in Hemd und Strümpfen waren in dem trüben Schimmer nicht auszumachen, auch nicht, daß er mit seinen kaum zwanzig Jahren ein viel zu jungenhaftes Gesicht für seine breiten Schultern und kräftigen, schwielenbedeckten Hände hatte. Ein klarer Spiegel hätte auch zeigen können, daß seine Wimpern und Haare versengt waren - solch ein Spiegel, wie er im Flur des Fabrikanten hing, der ihm heute früh die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte. Der hatte offenbar mit einem Blick auf sein Äußeres erkannt, was er war und was er wollte, Rob, einer von Tausenden Ungelernten in der Stadt, die sie allesamt verschlang, zusammenpreßte, ausdörrte und auf die Schlackehaufen der Gescheiterten ausspie Tag und Nacht, begleitet vom immerwährenden Stampfen der Räder, aufgeschreckt vom Pfiff der Dampfkessel, erstickt vom gnadenlosen Smog, arm, hungrig; und wohin man auch kam auf der Suche nach Arbeit, stets traf man auf sie, mit denen alles noch schlimmer geworden war, sie, die einem zeigten, daß man überflüssig war, ein krummes Rad im Getriebe, zu schwach, zu langsam, unzuverlässig und überholt: die Selmas...

Nun fiel ihm wieder das hölzerne Schild eines Lokals ins Auge, das er schon aus einiger Entfernung bemerkt hatte, der leicht in seiner Aufhängung schwingende Umriß eines Schmetterlings, dessen bunte Farben auch unter der dicken Dreckkruste, die hier überall sich bildete, sichtbar war. Und darunter stand sie, die das Wort an ihn gerichtet hatte, ihm angeboten hatte, hereinzukommen - Teufel, ja, das wäre gut, jetzt ein heißer Tee mit Schuß, und ein bißchen die Sorgen vergessen. "Was soll's 'n kosten, Miß? Viel hab ich nich." Sah sie ihm das nicht an? Sie war wohl ein Stück älter als er, auch wenn sich das schlecht sagen ließ, so wie sie geschminkt war, von eher zierlicher Statur, aber begabt mit einer leicht rauchigen Stimme. Er schenkte ihr ein unsicheres Lächeln. Wenigstens sich aufwärmen...

The_Secret
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So 27. Jan 2008, 20:57 - Beitrag #3

Smog… sie hasste Smog. Gab es etwas Schlimmeres? Sie war ein Himmelskind, zumindest hatte ihr Vater sie stets so genannt. Geboren über den Wolken und nun gefesselt auf dreckigen, sterbenden Boden. Gejagt von jenen, die nicht mehr träumen sondern nur noch gieren konnten. Wieder ein Blick über ihre Schulter hinweg. Wieder die Kapuze des Umhanges zu Recht gezogen um ihr schimmernde Haar zu verbergen. Sie musste unauffällig sein… ungesehen, unbeachtet, vergessen und achtlos sich selbst überlassen, denn nur so vermochte sie es wirklich zu leben. Lautlos einen Fuß vor den anderen setzend, dem Dreck und Müll der heruntergekommenen Gasse ausweichend bewegte sie sich vorwärts. Jedes Rascheln, jedes Knirschen ließ sie zusammenzucken. Ihre Hand umschlang fest den griff ihres Dolches, dem einzigen hab und Gut, dass sie während ihrer Flucht behalten hatte. Ein Schlüssel, so wertvoll und doch so unselig.


„Ich weiß von nichts. Der Herr hat niemals etwas über seine Herkunft verlauten lassen. Ich weiß wirklich nichts!“
„Wo ist die Tochter deines Herren?“
„Ich weiß es nicht“
„Wo ist seine Tochter!“
Schluchzen, gefolgt von Schreien und dem Geruch von verbranntem Fleisch. Anryah wusste, was geschehen war. Sie presste ihre kleine Puppe an ihre Brust und versuchte ein schluchzen zu unterdrücken. Wäre ihr Vater doch bloß nie zu diesen Männer gegangen. Jetzt gab es nur noch eines zu tun… Verschwinden…


Unwillig schüttelte der Wildfang ihre Mähne und eilte weiter. Nie zu lange an einem ort bleiben, nie jemandem direkt in die Augen sehen, niemals etwas übe sich erzählen. Eine harte Lektion, die sie in den letzten Jahren hatte lernen müssen. Doch niemals mehr hatte es für sie Frieden gegeben, immer wieder hatte man sie gefunden. Es war ein einsames, grausames Schicksal, dass sie ereilt hatte. An sich wollte sie aufgeben und sich fangen lassen, doch sie fürchtete sich zu sehr vor den Qualen, die man ihrer Zofe damals angetan hatte. Also lief sie weg. Ein Feigling, ein Schwächlich. Unbedeutend, unerkannt und alleine. Eine streunende Katze ohne zuhause, die sich von dem ernährte, was andere fallen ließen. Am Anfang hatte es sie angewidert, doch mittlerweile war sie so abgestumpft, dass sie vieles einfach hinnahm.

Moment! War da nicht eben etwas… sofortig brachen ihre Gedanken und Erinnerungen ab. Ihr Sein richtete sich wieder vollends auf ihre Sinne und alles in ihr schrie nach Überleben. Ihr ausgezehrter Leib verschmolz mit dem Schatten und das Mädchen verlangsamte ihren Atem. Wieder spürte sie nahezu schmerzhaft die Verziehrungen des Dolchgriffes, welche sich unter festen Druck in ihr Fleisch pressten. Hatte man sie etwa schon wieder gefunden? Ja, wahrscheinlich schon. Sie erspähte drei Gestalten und mehr musste sie nicht wissen. Auch ihre Verfolger waren mit der zeit umsichtiger und vorsichtiger geworden, also würde sie nicht in ihrem versteck ausharren können. Es war unmöglich. Also lief sie los. Raus aus der Gasse ab in die Menge der Hauptstraße. Sicher hatte man sie gesehen, doch auch darauf war sie vorbereitet. Fast schon routiniert zog sie an jener Schleife, die ihren Umhang hielt und ließ ihn einfach fallen. Lief weiter. Unter dem umhang hatte sie noch einen Mantel getragen und ein Haartuch bändigte zumindest ein wenig ihr rotes Haar. Dennoch… all dies verschaffte ihr nur etwas Zeit. Ohne nachzudenken schlüpfte Anryah in das nächst beste Geschäft und versteckte sich hinter einem Regal. Sie sah sich nicht einmal um, sondern versuchte nur durch die verschmutzten Fenster nach draußen zu sehen. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.

Noriko
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So 10. Feb 2008, 21:26 - Beitrag #4

"Aber Süßer, ich habe für jeden Geldbeutel das passende Angebot" säuselte sie als sie den Jungen Mann in den Laden schob. Er war vielleicht arm, aber die die wenig haben sind öfter bereit das wenige was sie haben für Zerstreuung auszugeben.
"Ich mach' dir einen schönen Grog, den kannst du dir leisten und dann geht's dir gleich besser."
sie führte ihn zu einem alten Sessel an einem kleinen Tisch und brühte einen Tee, die Blätter waren schonmal von ihr verwendet worden, aber sie wusste wie sie selbst das letzte noch aus ihnen herauszuholen vermag. Auch der Rum war eher drittklassig, wenn tatsächlich aus der Übersee-Region des Empire, aber merken würde er den unterschied wohl kaum. Jemand der nicht viel hat, darf nicht mehr erwarten, dachte sie sich.
"Hier Süßer, das wird dir guttun, udnd as ganze für nur einen Schilling" Sie stellte die eine schön gearbeitete Glastasse mit silbernem Griff, eigentlich viel zu Edel für diese Gegend, auf den Tisch und wartete das ihr Gast das Getränk bezahlte.
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Anmerkung: Ich habe keine Ahnung was 2 Schilling damals wert waren, ich hielt es spontan für angemessen.

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Sa 17. Jan 2009, 01:07 - Beitrag #5

Dankbar spürte er, wie die warme, rauchgeschwängerte Luft der Kneipe ihn umfing, seine Haut umschmeichelte und seine kalten Ohren und Finger erwärmte. Zwei alte Männer, die in einer Ecke auf ihren kurzen Pfeifen herumkauten, warfen ihm einen kurzen Blick zu, als die Frau ihn hineinschob, um wieder zu ihrem halblaut geführten Gespräch zurückzukehren. Ansonsten war das Lokal leer. Er setzte sich vorsichtig in den Sessel aus abgewetztem braunen Leder, den sie ihm zuwies. Dem Augenschein nach war das Möbel unter mindestens einem seiner früheren Benutzer zusammengebrochen und nicht sehr fachmännisch repariert worden.

Als die Wirtin mit dem feinen Grogglas zu ihm trat, fühlte er nervös nach den Münzen in seiner Tasche, war aber beruhigt, als sie den Preis nannte. Früher wäre das teuer gewesen, aber jetzt... "Nenn' mich Rob, machen alle. Isses dein Laden hier?"

Noriko
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Sa 17. Jan 2009, 02:06 - Beitrag #6

"Rob? ein hübscher Name für einen hübschen Burschen" Sie zwinkerte ihm zu.
"Mich nennen alle Debby. Emtschuldie mich Kurz."
Die älteren Herren hatten sie Herangewinkt und murmelten ihr etwas zu, sie nickte und ersezte duie Leere Flasche durch eine neue. Es war ein Mittelmässiger Gesüßter Gin, und nahm ein Paar münzen entgegen.
"So, da bin ich wieder." sie setzte sich zu ihm an den Tisch in einen der abgewetzten Sessel, mit einer eigenen Tasse Tee, der mittlerweile fünfte Aufguss der Blätter. bloss nichts verschwenden, also auch kein Schuss rein.
"Ja, das ist mein kleiner Salon, seit 15 Jahren nenne ich ihn mein Heim, und seit 8 davon ist gehört er mir."
Sie hatte gerade einen schluck ihres eigenen Tees getrunken, als sie wieder aufstand, sie konnte irgendwie einfach nie Still sitzen oder auf der Stelle stehen. "Du siehst Hungrig aus, Süßer, möchtest du was essen? Ich hab noch genug für ein einfaches Frühstück da, nur noch einen Schilling." Sie ging in die Kücher, hinter der Theke und kam mit einem Tablett mit einem Marmaleden-toast und ein paar gebratenen, wenn auch mittlerweile nur noch lauwarmen, Würstchen wieder. "Stärkung für einen Harten Tag, ich weiss das du einen harten Tag hast, wir alle haben einen harten Tag, nicht war Süsser?"
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Fals der Eindruck sntstehen sollte, das Debby ihren Kunden kaum Zeit für widerspruch lässt: so ist das durchaus korrekt, man kan ja immernoch sagen, das man nichts möchte, wenn die Wirtin bereits mit dem tablett da steht, nur ist die Hoffnung das sie es dann weniger tun werden. ;)

Lykurg
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Do 13. Aug 2009, 01:05 - Beitrag #7

"Hmm, nehm ich! Grad richtig für heute." Er fingerte nach einem silbernen Shilling und zwei dünngegriffenen Sixpencestücken, die er ihr in die Hand drückte. Dankbar grunzte er, als sie das Holztablett auf seinen kleinen Tisch stellte, griff nach einem Würstchen und schob es sich zwischen die ungepflegten Zähne. "Phmekph uh!" Das zweite Würstchen aß er langsamer, fast schon genießerisch. Es würde eine Weile vorhalten müssen... "So lange schon hier in der Gegend, Kleines? Hab dich nichmal für so alt gehalten." Er zwinkerte und strich sich das rußverklebte Haar zurück, wovon die Hand nicht eben sauberer wurde.

Er machte eine Pause, trank einen Schluck heißen Grog und seufzte zufrieden. "Dann kennst' doch sicher die Leute hier. Weißt du was, wo jemand wie ich 'n Job finden könnte? Weißt schon, die Bergwerke mein ich, oder als Packer beim Kaufmann? Ich schaff was, sicher. Und was ich sag, das halt ich auch ein." Er sprach etwas lauter in der Hoffnung, daß auch die Männer ihn hörten, und lehnte sich zurück. Unwahrscheinlich, daß die Kleine was passendes wissen würde. Nach dem Zustand ihrer Bar zu urteilen hatte sie wohl keine vornehme Kundschaft. Obwohl, das schöne Glas? Er griff wieder danach und trank einen Schluck dampfend-heißen Grog. Nicht viel Rum drin, aber das mußte auch nicht. Vielleicht hatte sie es geschenkt erhalten, wofür auch immer...

Er sah sie prüfend an. Sie war wohl doch jünger, als er auf den ersten Blick gedacht hatte? Schwer zu schätzen. Kleine, hellgrün blitzende Augen in einem ovalen Gesicht mit etwas kantig hervortretenden Wangenknochen, kräftig rot angemalt, Stupsnase, dunkles bürstenkurzes Haar, ein kurzer Hals, der schmale Körper nicht sehr verborgen in einem mehrfach geflickten grobgemusterten Kleid, über dem sie eine fleckige Schürze trug. Sein Auge fiel auf ihre Hand, die nun wieder nervös mit ihrer Teetasse spielte. An den schlanken Fingern hatte sie bis auf einen mit einer Wellenlinie verzierten Silberreif, den sie wohl wegen seiner Größe um den Daumen trug, keine Ringe. Er setzte noch einmal an. "Also, wie isses?"

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Mo 17. Aug 2009, 15:36 - Beitrag #8

Einer der bisher unscheinbaren Männer im Salon machte sich nun Gedanken. Es war kaum zu überhören, dass dort ein junger Mann saß, der nicht nur Arbeit suchte, sonder wahrscheinlich auch total ausgebrannt ist. Wenn er nur ein ewnig auf dem Kasten hat, so ließe er sich vortrefflich als nützlich erweisen. Lange brauchte er ihn sicher nicht, wenn die Alchemie schnell voran schritt und Selma auch höhere Arbeiten erledigen konnten, auch wenn Leute wegschicken sicher keine höhere Arbeit darstellt und schon garnicht wenn es ein Proletarier ist.

Er sah über den jungen Mann hinweg, ganz als ob er ihn nicht wahrnimmt. Er musste es geschickt anstellen. Jemand vollends auszunutzen ist nicht ganz leicht, vor allem wenn das Gegenüber der Sprache unwürdig ist und Feinheiten nicht erkennt. Vor allem war da noch Debby, die ihm sicher noch die letzen Reste aus der Tasche ziehen will, bevor sie ihn gehen lässt. Womöglich fliegt alles auf. Hmm, er hatte eine Idee.

Er bewegte sich also auf die beiden zu, mehr unscheinbar, erst auf den letzen Schritten etwas auffälliger.

"Ich bitte vielmals um Entschuldigung," nun an den jungen Mann gewandt, "Es war schwer nicht zu vernehmen, dass du Arbeit brauchst Junge. Vielleicht ließe sich etwas arrangieren."
Wieder an Debby gewandt: "Bring doch was zu trinken, und was gescheites bitte, wir wollen ja nicht knausrig wirken."

Er musste sich ernsthaft bemühen sich zu beherrschen, sonderlich angenehm roch das Gegenüber nicht, überhaupt ist das Erscheinungsbild billig, unordentliche fettige Haare und ein verschwitztes Gesicht, Dreck unter den Fingernägeln und die Kleidung, falls man diesen Plunder so nennen konnte, hatte auch nach Bemühungen noch offensichtliche Mängel. 'Vielleicht wird es doch nicht so billig', dachte er sich, 'aber das kann ich sicher auch auf ihn abwälzen, er sieht nicht so aus als ob er betrügerisch wäre, überhaupt hätte er da bei mir ganz schlechte Karten.'

Noriko
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Di 18. Aug 2009, 01:23 - Beitrag #9

Debby schaute überrascht zu dem Mann der zu ihnen kam.
Sie unterhielt sich gerde mit Rob, das er es ja mal als Bobby versuchen könne, Ordnungshüter als Freunde taten sich hier immer gut, ebenso wie leute die einem einen gefallen schuldeten.

Alfred Quentius, eine Art Stammkunde, sie hat nie verstanden warum er so häufig hierher kam. Er war einer von denen die sich für was bessere hielten weil sie so hochgestochen redete und sich bessere Anzüge leisten konnten.
Immer wieder sass er hier, sprach mit leuten, oder beobachtete einfach nur die Straßen.
Aber egal, Kunden sind Kunden. Debby stand auf.
"Aber natürlich Mister, etwas edleres für en Geschätfsgespräch. Möchten sie sich vielleicht Stzen und mit dem Burschen etwas zu besprechen, im sitzen trinkt es sich eh Besser."
Sie ging zur theke und schaute in den Schrank. Jemand der sich so sehr als Engländer verstand hatte es bestimmt nicht gerne, wenn man ihm irgendwas 'feindliches' vorsetzte.
Dieser Arrogante Kerl war ihr immer wieder unheimlich, aber sie liess sich in ihrem eigenem Laden nicht zum Narren halten.
"Füe einen Gentlemen wie sie habe ich da was ganz besonderes, genau das richtige fürs Geschäfte machen."
Sie holte eine Grüne Flasche hervor, London Dry Gin, einer ihrer 'Freunde' hatte ihr erzählt, dass das das Getränkt der Gentlemen Clubs sei.
Sie befüllte zwei Gläser damit und stellte diese zu den beiden auf den Tisch.
Sie schaute auf die uhr. Langsam sollte sie sich umziehen und auch fürs Mittagessen was vorbereiten, der Fummel war vielleicht gut für den Wöchentlichen Putz, aber Geld verdienen tut man damit nachmittags nicht mehr. Aber vorher würde sie sich en Gin bezahlen lassen denn auch gutgekleidete Herren sind erne mal Zechpreller, insbesonders wenn der Drink wie dieser besser und Teurer ist.

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Di 18. Aug 2009, 11:59 - Beitrag #10

Debbys Vorschlag war Rob etwas unangenehm. Sie mußte doch wissen, daß die städtische Polizei, seit der Oberbefehl über sie in den Händen des Earl of Westley lag, nur noch Männer einstellte, die eine Empfehlung von Mitgliedern der mächtigen Kreise hatten. In deren Diensten hatte er nie lange gestanden, wegen seiner einfachen Erziehung eignete er sich nicht zum Hausdiener, und für Pferde hatte er kein gutes Händchen. Er zuckte enttäuscht mit den Achseln, und wollte sich gerade wieder seinem dünnen Grog widmen, als der hagere Fremde ihn ansprach.

"Ja, Sir?" Er musterte den Sprecher, über den sein Blick zuvor hinweggegangen war, nun aufmerksamer. Ein Anzug aus anständigem Tuch und eine goldene Uhrkette erweckten den Anschein guter Einkünfte, dazu kam der eigenartige Singsang seiner vornehm näselnden Stimme, so daß Rob meinte, ein Mitglied der Oberschicht vor sich zu haben. Weniger fein war sein Gesicht, aber die schmalen Hände sahen nicht aus, als ob er je schwer habe arbeiten müssen. Robert erhob sich etwas plump von seinem Sitz und machte eine einladende Geste, woraufhin der Mann sich auf dem freien Platz ihm gegenüber niederließ. "Sie mein', sie ham was für mich? Wasn, un was wollense zahlen?"

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Di 18. Aug 2009, 23:35 - Beitrag #11

"Lass dem Mann doch seine Zeitung, hier ist genug frei."

Quentius setze sich an Tisch gegenüber des Zeitungsleser, aber auf dessen Seite. So war sein Blick geschützt und sein noch halbvolles Glas im Blick. Außerdem saß er mit dem Rücken zur Bar, Debby würde es sich sicherlich nicht nehmen lassen, ihn etwas mehr als geplant spendieren zu lassen. Robert setze sich Quentius gegenüber, er war sichtlich nervös, wollte aber trotzdem attraktiv wirken, die Augen waren dazu aufgerissen und der Gesichtsausdruck versuchte Kompetenz zu vermitteln. Das gefiel Quentius.

"Was ich zahle hängt davon ab, was du mir schaffst."

"Schonmal Probleme mit der Polizei gehabt?"

Nur kurz nach dieser Frage erschien Debby mit zwei Gläsern Gin. Sorgvoll betrachtete Rob diese, Angst mache sich in ihm breit. Als kleiner Junge hat er wohl mal was angestellt, nichts Großes, nichts was interessiert. Aber irgendwie war da in Unterton in der Frage. Es muss wohl der Gin sein, wenn er ihn Trank - auf fremde Kosten - würde er sich vielleicht ausliefern. Wenn er dann nicht tat was verlangt ist, hatte er schnell die Polizei am Hals. Unsicherheit durchströmte seinen Körper. Er sah hilflos zu Debby. Andrerseits, wenn er jetzt zurücksteht, dann hat er die Kosten des Gins sicher am Hals und den konnte er sich zweifelsohne nicht leisten, nicht ohne die Gnade Debbys.

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Mi 19. Aug 2009, 00:53 - Beitrag #12

Was für eine Frage! War der Mann ein Spitzel? Nicht viele von Robs Bekannten konnten von sich behaupten, nie mit der Polizei zu tun gehabt zu haben. Er hatte wohl einfach Glück gehabt, jedenfalls hatten sie ihn nie erwischt. Außerdem hatte er es nie übertrieben, eigentlich nur mal ein Laib Brot oder etwas Schinken, wenn der Hunger zu groß wurde. Und als Junge mal Schmiere gestanden, aber wer tat das denn nicht? Seine Antwort kam vielleicht ein bißchen spät, aber hoffentlich würde sein Gegenüber das nicht bemerken. Er bemühte sich, die Stimme ruhig zu halten:

"Nee, bin 'ne ehrliche Haut. Was mein' Se denn, Sir? Un was sollch für Se tun? Krumme Dinger dreh ich nich. Aber so'n feiner Pinkel wie Sie hat das nu man nich nötig. 'N Wagen fahrn? Kisten tragn? Oder ham Se ne Fabrik, Sir?"

Statt sich am gefährlich verlockenden Gin, den ihm Debby nun anbot, zu bedienen, hielt er sich lieber weiter an seinem noch halb gefüllten Grog fest, "Danke, hab noch, Miß", und trank wieder einen kleinen Schluck, aus der Wärme neue Sicherheit gewinnend.


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