Einigermaßen unbeirrt nimmst du die Treppe zu deiner Linken, eine kleine Freiheit, die du dir von deinem großen Plan, die Türe zum rechten Flügel näher zu untersuchen, nimmst. Du rechtfertigst den Ausflug mit dem Fahrrad und sinnierst darüber, ob es mit einem Lastenaufzug hier hoch geschafft und wurde und was wohl der Bauherr dazu sagen würde, ein solches Gefährt auf den an sich erhabenen Fluren vorzufinden. Da die Treppe sehr kurz ist und die Stufen, trotz der Anstrengung die vielen Stufen zuvor empor geklommen zu haben, recht zügig unter dir hindurch passieren, lässt du dir keine Zeit, die Gedanken zu beantworten. Dein Kennerblick verrät dir sofort, dass ein möglicherweise von den Geländerstäben verstecktes Speichenschloss gar nicht vorhanden und entsprechend in absolut höchstgradigem Maße nicht verschlossen ist. In dreister Überlegenheit über die Besitzerin hebst du das Rad am Sattel ein wenig an und setzt das Hinterrad an einer der zahlreichen Speichen, deren Anzahl wahrscheinlich 32 oder 36 ist, in Bewegung. Das Rad rotiert, die Bremskörper schleifen nicht; sie sind nicht vorhanden; Nabenbremse. Du setzt das Rad ab und das Gummi des Reifens hinterlässt eine gewisse Herausforderung an die nächste Putzfrau - und da du davon ausgehst, dass ein solcher Gummistreifen auf dem Boden eher unbemerkt, oder falls nicht, hinreichend unbeseitigt bleibt, an die Gebäudeverwaltung, die letztlich für den reinlichen Zustand der von ihnen genutzten Immobilie von den Mietern als verantwortlich erachtet wird. Du selbst verspürst, als du die Hand vom Sattel nimmst, ebenfalls ein Reinlichkeitsbedürfnis: An deiner anderen Hand, jener, mit der du die Speiche berührtest, ist Dreck, wie er an Speichen oft zu finden ist. Mit Erfolg verteilst du das Reinlichkeitsbedürfnis an deine Armanijeans; verteilen heißt hier, dass du und deine Armanijeans nun gerne sauberer wäret. Als endgültigen Racheakt an der Besitzerin, die dir und deiner teuren Armani ein Reinlichkeitsbedürfnis zuteil werden ließ, nimmst das Fahrrad mit dir. Der Freilauf klackert ein bisschen, für die wenigen Meter bis zum rechten Flügel lohnt es nicht, aufzusitzen und so verzichtest du darauf, so dass das Damenrad auch nach dem klackernden Wendemanöver noch für einige weniger Meter klackert. Anstatt deine Museklkraft direkt, vermittels Rücktritt oder Vorderradfelgenbremse vermittels Bremsgriff, wirken zu lassen, setzt du das Rad mit knapper Schrittgeschwindigkeit vor die hochwertige Holztür. Es springt ein bisschen zurück, nichtelastischer Stoß eben. Elementare Physik, nichts womit du dich aufhalten willst. Du wartest einen Moment. Außer der Aufforderung seitens des Gewaltmonopols, das Chilehaus zu verlassen, passiert nichts. Es öffnen sich auch sonst, der sonstigen Stille nach zu urteilen, keine Türen. Offenbar ist das Kapital wichtiger als der Staat. Du drückst auf die Türklinke, willig lässt sich nach unten drücken bis an jenen Punkt, wo die Mechanik der Klinke die weitere Willigkeit verbietet. Eine gewisse Analogie zur Sittlichkeit vergangener Zeiten; wann wird es wohl Türklinken geben, die sich keiner mechanischen Grenzen mehr ausgesetzt sehen? An der Türklinkensittlichkeitsgrenze also versuchst du dich im nächsten Schritt, um die Sittsamkeit der Türe selbst auszuloten. Tatsächlich ist das Maximum möglich, die Tür lässt sich bis zum Anschlag an die rechte Wand öffnen. Du trittst mit Rad in den Korridor und schließt die Türe.
Du könntest
* wieder in das Treppenhaus und gehen das Chilehaus verlassen,
* die erste offene Türe auf der rechten Seite benutzten,
* die erste offene Türe auf der linken Seite benutzen,
* die erste verschlossene Türe auf der rechten Seite versuchen aufzubrechen,
* die erste verschlossene Türe auf der linken Seite versuchen aufzubrechen,
* den Gang bis zum Ende durchlaufen und ihn dabei einigermaßen genau untersuchen.