Dreiundfünfzig Schritt in Bonn

Gemeinsam Welten und Figuren erfinden - Fortsetzungsgeschichten zum Mitschreiben.
Traitor
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Di 11. Feb 2014, 00:02 - Beitrag #1

Dreiundfünfzig Schritt in Bonn

Konkurrenz belebt ja bekanntlich die Phantasie, und Plagiate sind ja auch schon seit längerem en vogue. Neben Hamburg möge daher nun auch Bonn beschritten werden.
Da die 50 allerdings nicht mal für Ingenieure prim genug ist, soll es hier bis zu 53 Schritte geben, wenn der/die/das Protagonist nicht vorher umkommt oder anderweitig schrittunfähig wird.
Zudem wird es stets eine offizielle Option "ganz was anderes" geben, die natürlich im Planungsthread auszuführen ist. Bei Gleichstand mit explizit dargebotenen Optionen verliert sie allerdings automatisch. Bei Gleichstand anderer Optionen herrscht Willkür oder Argumentgewichtung.

Der Anfang:

An einem bisher nicht besonders ausgezeichneten Wintertag bist du soeben mit einem von Süden kommenden Zug an Gleis 1 des Bonner Hauptbahnhofs angekommen. Du schaust dich um. Es ist windig und geringe Mengen Schnee rieseln unmotiviert hin und her, im Mittel wohl auch darnieder. Die ausgestiegene Menschenmenge verläuft sich bereits wieder, jedoch warten noch recht viele Leute auf einen späteren Zug. Zwei Abgänge führen vom Bahnsteig in eine untere Ebene. Dazwischen ginge es frontal in die Bahnhofshalle, rechts daneben bietet ein Ditsch Reisendenfütterung an, noch weiter gibt es ein überteuertes Bahnhofsklo. Am Südende scheint zudem eine ebenerdige Möglichkeit zum direkten Verlassen der Bahnhofsanlage zu bestehen.
Du könntest
  • mit eine(m/r) Wartenden interagieren.
  • den nördlichen Abgang nehmen.
  • den südlichen Abgang nehmen.
  • die Bahnhofshalle betreten.
  • den Ditsch frequentieren.
  • das Abzockklo frequentieren.
  • nach Süden abwandern.
  • ganz was anderes.

Traitor
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Do 13. Feb 2014, 19:17 - Beitrag #2

Nachdem du die Wartenden mit abschätzigen Blicken bedacht und für weitgehend langweilige Normmenschen befunden hast, überprüfst du erstmal kurz dein Inventar. Deine Jacke könnte etwas wärmer sein, ist aber Wetter und Jahreszeit doch zumindest leidlich angemessen. Verteilt auf Hosen- und Jackentaschen sowie deinen Rucksack trägst du bei dir:
  • ein Portemonnaie mit 4 zertifizierten Identifikationsmerkmalen, 2 Bankkarten unbekannten Deckungsgrades und 23,41€
  • einen lädierten, aber potentiell noch halbwegs funktionstüchtigen Regenschirm
  • eine halbleere Flasche Cola-Imitat eines bekannten Rabattmarktes
  • eine Dose eingelegten Hering in Chilisauce
  • einen Fächer
  • einen Schundroman
Du verspürst den akuten Bedarf, eine Toilette aufzusuchen, und glücklicherweise findet sich auch direkt an Gleis 1 eine. Du passierst den Ditsch und gehst auf die Lokalität zu. Irritiert stellst du fest, dass die Benutzung einen vollen Euro kosten soll, das ist ja mehr als auf der Autobahn. Erstmal überprüfst du, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, mit deiner BahnCard einen Rabatt zu erhalten, aber auch das scheint nicht vorgesehen zu sein. Vermutlich ist nichtmal garantiert, dass die Spülung mit 100% Ökowasser betrieben wird. Was für ein Saftladen!
Die Investition scheint jedoch dennoch dringend geboten, und so kramst du eine entsprechende Münze hervor und wirfst sie ins Einlasskontrollgerät. Danach nutzt du die Anlage ihrem intendierten Zweck gemäß. Dabei studierst du aufmerksam die in den Räumlichkeiten angebrachte Werbung für einen lokalen Asia-Imbiss, eine obskure Kunstausstellung und renditestarke Windkraftanleihen.
Nach dem Händewaschen verlässt du die Toiletten und stehst wieder auf dem Gleis.

Du könntest
  • den nördlichen Abgang nehmen.
  • den südlichen Abgang nehmen.
  • die Bahnhofshalle betreten.
  • den Ditsch frequentieren.
  • nach Süden abwandern.
  • ganz was anderes.

Traitor
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Fr 14. Feb 2014, 20:46 - Beitrag #3

Der Pizzageruch der Ditsch-Filiale hatte dich schon auf dem Weg zum Klo bedrängt, und als du ihm jetzt zum zweiten Mal ausgeliefert bist, erliegst du ihm. Du trittst an das zum Gleis weisende Verkaufsfenster heran, es steht niemand vor dir an. Allerdings ist der Laden auch noch mit einer Theke im Bahnhofsinneren verbunden, wo sich derzeit das gesamte Personal um die Kaffeewünsche eines anderen Kunden kümmert. Erst nachdem du längere Zeit mit den Fingern auf die Scheibe getrommelt hast, nimmt dich die Hälfte des Personals wahr und fragt nach deinen Wünschen. Ein kurzes Gespräch und den Austausch eines 5€-Scheines gegen sich auf weniger summierende Münzen später hast du ein entfernt pizzaartiges Oval mit einem nicht vollständig identifizierbaren Belag in der Hand, sowie für eventuell kommende schwere Zeiten eine Brezel im Rucksack.
Mampfend schlenderst du an der Tür zur Bahnhofshalle vorbei und begibst dich auf die Rolltreppe nach unten. Der Tunnel ist dreckig von eingeschlepptem Schneematsch und schlimmeren Dingen, größere Bevölkerungsanteile hasten hin und her. An den Wänden hängen erneut Werbung für die Kunstausstellung, zudem für die Telekom und die Rosenkreuzer. Für die Kunst soll man wohl die Stadtbahn nach Heussallee/Museumsmeile nehmen.
Daneben gibt es auch Wegweiser: Nach links ginge es laut Beschilderung zu Gleisen mit höheren Nummern als 1, zur Radstation, zum Parkhaus und zur Quantiusstraße; nach rechts zur Stadtbahn, dem Busbahnhof und der Innenstadt. Außerdem befinden sich rechts einige Ladenlokale offensichtlich minderwertiger Qualität, dahinter öffnet sich die U-Ebene zum offenen Loch hin.

Du könntest
  • nach links und auf ein anderes Gleis gehen.
  • nach links und an der Quantiusstraße aus dem Bahnhof heraus gehen.
  • nach rechts und in eines der Ladenlokale gehen.
  • nach rechts und weiter nach unten zur Stadtbahn gehen.
  • nach rechts und aus dem Tunnel heraus ins "Bonner Loch" gehen.
  • nach rechts und weiter zum Busbahnhof gehen.
  • ganz was anderes.

Nachtrag dank Außenrecherche: Bei Ditsch wurden 3,25€ ausgegeben, die Barbestände betragen somit jetzt noch 19,26€.

Traitor
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Mo 24. Feb 2014, 17:03 - Beitrag #4

Du wanderst durch den Tunnel Richtung versprochenem Stadtbahnzugang. Dabei eröffnet sich dir ein unvergleichliches Panorama des bönnschen Dualismus aus Hochkultur und Unkultur: Es stinkt nach Pisse, Rauch und Erbrochenem. An mehreren Stellen tropft Wasser von der Decke, das sich am Boden mit Schneematsch und den bereits erwähnten Fluiden vermengt. Gesindel steht vor einem gammeligem Kiosk, einem akut fragwürdigen Döner und antiken Schließfachbatterien herum und dem Döner in nichts nach. Doch über all dem schweben Werbeschilder für Museen, für Ausstellungen, für Musik, Bildung und schöne Dinge. Römische Antiquitäten im Landesmuseum. Florenz in der Bundeskunsthalle. Geschichte im Haus der Geschichte. Kunst im Kunstmuseum. Kunst mit Macken im August-Macke-Haus. Ernste Kunst im Max-Ernst-Museum Brühl.
Fast jedes Schild will dich hier in irgendeine Ausstellung locken. Und fast jedes in eine andere Richtung.
Du hast zwar schon wieder vergessen, in welche Ausstellung genau dich das erste, dem du folgen wolltest, locken wollte, willst diesem einmal gefassten Beschluss aber dennoch treu bleiben. Die ungefähre Richtung weißt du zumindest noch und kämpfst dich daher durch einen Trupp asozialer Raucher auf ein defektes Laufband, das herunter zu den Gleisen Richtung Godesberg führt. Grummelnd läufst du das Band eigenbeinig hinab.
Unten angekommen, stellst du zunächst fest, dass die Linie 66 bis auf weiteres ausfällt. Den schimpfenden Wartenden zufolge hat "schon wieder so ein Idiot" am Suttnerplatz mit seinem Auto eine Bahn gerammt, eventuell des Schnees wegen, eventuell halt wegen genereller Idiotie. Zum Glück möchtest du aber nicht mit dieser Linie fahren, sondern mit einer 16/63 amselbenbahnsteiggegenüber. Laut Anzeige soll auch in nur 2 Minuten eine kommen. Allerdings stellst du beim kontrollierenden Griff in deine Jackeninnentasche fest, dass dir dein DB-Fernverkehrsticket mit integriertem City-Ticket abhanden gekommen sein muss. Eventuell auf der Toilette...?

Du könntest
$this->bbcode_list('1')
  • dich als brav-paranoid-unwissender Touri entpuppen und hier im Bahnhof einen Fahrkartenautomaten suchen, dabei diese Bahn verpassend
  • dich als brav-paranoider, aber wissender Touri entpuppen, in die nächste Bahn einsteigen und am innen befindlichen Automaten eine Fahrkarte kaufen
  • dich als dreister Touri entpuppen und einfach einsteigen, ohne eine Fahrkarte zu erwerben
  • dich als dreister und die klassischen Bonner Tricks kennender Touri entpuppen: einsteigen und die gesamte Fahrt über wirr Knöpfe drückend vor dem Fahrkartenautomaten stehen, um im Fall einer Kontrolle Erwerbsunfähigkeit zu simulieren
  • ganz was anderes.
  • [spoiler]Option 2 und 4 sind ergebnisidentisch.[/spoiler]

    Traitor
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    Mo 14. Apr 2014, 23:31 - Beitrag #5

    Während der 6 Minuten und 34 Sekunden dauernden 2 Minuten bis zum tatsächlichen Einfahren der Bahn (2 Minuten 46 für die erste Minute, 1 Minute 17 für die zweite und 2 Minuten 31 für die durch eine vergrößerte Anzeige von Liniennummer und Ziel implizierte sofort bevorstehende Einfahrt) hast du reichlich Zeit, dir eine Notlösung für das Fahrkartenproblem zu überlegen.
    Das defekte Laufband oder die benachbarte Treppe wieder hinauf zu gehen und an einem der dir zwischen dem Gesindel aufgefallenen Fahrkartenautomaten eine zu erwerben, hattest du sofort verworfen, denn nominell hättest du dafür ja keine Zeit gehabt. Außerdem sind Band wie Treppe so glitschig, dass das eh keinen Spaß gemacht hätte.
    Wenn du dich korrekt an deinen letzten Aufenthalt in Bonn erinnerst, müsste es aber auch in der Bahn Automaten geben. Oder vielleicht kannst du ja gar ganz umsonst fahren, indem du dir einen gutherzigen Semesterticket-Inhaber als Mitnehmer anlachst? Suchend musterst du die Umstehenden auf der Suche nach offensichtlichen Studenten. Der Trupp Langhaariger mit Metal-Hörer-Jacken sind sicher Informatik- oder Physikstudenten, aber die wären vermutlich sozial überfordert, wenn sie jemand Fremdes anspricht. Die überstylten Figuren mit den BWL-Lehrbüchern haben sicher keinen Funken Solidarität im Leib. Aber das verträumt aussehende Mädel mit der selbstgehäkelten Jacke und dem "Esst kein Steak Tartar, dafür müssen auf der Krim Menschen sterben!"-Aufnäher an ihrem Rucksack ist offensichtlich das perfekte Opfer.
    Zwar hört sie deiner Anfrage sehr freundlich zu und blickt dich auch äußerst mitleidvoll an, teilt dir aber leider mit von Trauer und rechtschaffener Entrüstung gebrochener Stimme mit, dass aufgrund einer Verschwörung zwischen Stadtwerken ("von kapitalistischen Südkoreanern kontrolliert") und "patriarchalisch-reaktionären Verfechtern der überkommenen Werktagsideologie" das Mitnehmen auch noch so bedürftiger Mitfahrer auf einem Studententicket leider nur am Wochenende oder nach 19h zulässig ist. Da es Freitag und noch vor 12 ist, hat sich dieser Plan also erledigt. Du bedankst dich, bekommst zum Abschied noch eine von Hand mit Wachsmalstiften angefertigte Einladung zu einer Solidaritätskundgebung für von Forschungs- und Berufsverbot bedrohte japanische Walforscher am heutigen Abend vorm Bonner "UN-Campus" in die Hand gedrückt, und dann fährt die Bahn auch endlich ein.

    Im Inneren brauchst du erstmal anderthalb Stationen, um dich zum Fahrkartenautomaten durchzudrängeln. Dort stehst du dann völlig verwirrt vor einer Kästchenansammlung, die dir unverständliche Artikel wie "4er-Ticket K" andrehen will. Kaum hast du mal ein Kästchen angetatscht und bist angesichts des horrenden Preises überzeugt, dass es das falsche war, bewirkt das Betatschen des "Zurück"-Feldes ein längeres Laden und Klickern, sodass das Herumprobieren reichlich Zeit in Anspruch nimmt. Von den hinter dir stehenden Mitfahrern zeigt sich aber niemand ungeduldig, sie wären im Falle einer Kontrolle wohl auch zufrieden damit, beste Kaufabsicht beteuern zu können, aber von einem unfähigen Touristen am Kauf gehindert worden zu sein.
    Als du dich gerade durch die "Anderen" Angebote wühlst, in der Hoffnung, noch etwas unter 3 Euro zu finden, wird dann auch schon "Heussallee/Museumsmeile" durchgesagt. Schnell drängst du dich zur Tür und verlässt gerade noch rechtzeitig die Bahn. Die in Knallgelb gehaltenenen Wände der Haltestelle begrüßen dich mit Wegweisern, du hast die Wahl zwischen dem "Haus der Geschichte" einerseits und dem Doppelpack aus "Kunstmuseum" und "Kunst- und Ausstellungshalle" andererseits.

    Du könntest
    $this->bbcode_list('1')
  • gen Geschichte aufbrechen
  • gen Kunst aufbrechen
  • auf die nächste Bahn warten und weiterfahren
  • ganz was anderes

  • Traitor
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    So 4. Mai 2014, 14:08 - Beitrag #6

    Über die südliche Rolltreppe verlässt du das Gelb der U-Bahn-Haltestelle und erreichst das Matschgrau eines breiten Bürgersteiges. Links von dir schlingert der witterungsuntaugliche Verkehr über die mehrspurige Friedrich-Ebert-Allee, rechts öffnet sich in einer grauen Einheitsfront ein Durchgang zum Innenhof des Kunstmuseums. Aber war die Ausstellung, für die du Plakate gesehen hast, nicht in der Kunsthalle? Du folgst erst einmal der Fassade, bis sie an einem weiteren Hof endet, diesmal eine Abgrenzung zum Nachbargebäude. Das muss die Bundeskunsthalle sein. Von der Seite auch eher unauffällig, dafür erkennst du auf dem Dach lustige blaue, kegelförmige Strukturen.
    Du durchschreitest das Portal. Im Inneren erfährst du zunächst, dass du dich hier genaugenommen in der "Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland" befindest. Dann entdeckst du einen Aushang für die Ausstellung, hinter der du her warst - "Russische Avantgarde". Klingt doch spannend. Du hast zwar keine Ahnung, wer Kasimir Malewitsch sein soll, aber immerhin erkennst du den Namen als russisch - die Kuratoren scheinen also ihr Handwerk zu verstehen. Du stellst dich in die nicht sehr lange Schlange an und erstehst für alarmierende 10,50€ eine Eintrittskarte. Restbarschaft: 8,76€. Deinen Rucksack lagerst du brav ein, bevor du die Ausstellungsräume betrittst.
    Vor dir drängelt sich gerade eine geführte Gruppe von der Florenz-Parallelausstellung gen Russland.

    Du könntest
    $this->bbcode_list('1')
  • geschwind von Objekt zu Objekt schreiten und es bei oberflächlichen Eindrücken belassen
  • dir viel Zeit zum ausführlichen Studium aller Exponate nehmen
  • dir noch einen Audioguide gönnen und dann 1 oder 2
  • dich an die Führung dranhängen
  • ganz was anderes

  • Traitor
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    So 11. Mai 2014, 21:38 - Beitrag #7

    Nach dem Museumsbesuch wirst du dich eh um frisches Bargeld bemühen müssen, also kannst du auch noch fast die Hälfte deiner Restbarschaft für einen Audioguide auf den Kopf, oder genauer die Ohren, hauen. Die Gelegenheit, ohne Extragebühren bei einer Führung mitzuschnorren, willst du dir aber auch nicht entgehen lassen. Also hastest du schnell nochmal zurück zur Führerausgabestelle, knallst zwei Zweier auf den Tisch, würgst die Erklärungsversuche des Schalterherren ab und lässt dir das Gerät aushändigen. Mit Knopf im linken Ohr eilst du zum Russeneingang und stellst dich in die hinterste Reihe der bereits andächtig vor dem ersten Bild gaffenden und lauschenden Meute. Weitgehend gleichlautend erfährst du von menschlicher Führerin und knöpflichem Führer, dass Herr Malewitsch tatsächlich Russe war. Zumindest, wenn man Russen fragt. Wenn man Polen fragt, kann er wohl auch Pole gewesen sein, und wenn man Ukrainer fragt, Ukrainer. Aber wenn man die falschen Ukrainer fragt, wird man vielleicht auch einfach erschossen. Deshalb beschließt du für dich, dass er ruhig erstmal Russe sein darf.
    Weiterhin war er wohl Vertreter, Nachfolger oder Vorgänger von mindestens fünf verschiedenen -ismen und ein besonderer Freund von Quadraten, manchmal auch von Köpfen, aber eher nicht von Quadratschädeln. Um einen Vertreter jener Spezies scheint es sich leider bei der Führerin zu handeln, denn als du ein paarmal wohlmeinend Jahreszahlen und sonstige Angaben, bei denen sie sich vertut, anhand deiner Audioguide-Zusatzinformationen korrigierst, guckt sie dich jedes Mal böse an.
    Der Höhepunkt der Führung soll nach ihrer Aussage dann ein "rotes Quadrat" sein. Auch der Guide ergeht sich in einer Tiefenanalyse der supremimpretilitistischen Bedeutung dieses Werkes. Diesmal bist es aber nicht du, der als erstes gegen den offiziellen Informationsschwall aufbegehrt, sondern ein älterer Herr offenkundig lokaler Herkunft, der ein "Dat is aber jar kehn Kwadraht! Konnt de Ahl nüsch jeraduss luhre?" herausposaunt. Konsterniert blickt ihn die Führerin an.

    Du könntest
    $this->bbcode_list('1')
  • still halten und die Reaktion der Führerin abwarten.
  • ihn per geometrischer Analyse unterstützen.
  • beim Audioguide gut zugehört haben und zu einer Apologetik der Bedeutsamkeit der Nonquadratur anheben.
  • den Haufen Trottel frustriert verlassen.
  • ganz was anderes.

  • Traitor
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    So 22. Jun 2014, 21:41 - Beitrag #8

    Die Führerin ist wohl auch nicht von hier, denn dem breiten Rheinisch des Besuchers kann sie nach längerer Irritationspause nur ein müdes "...bitte was?" entgegensetzen. Der Alte wiederholt sich weitgehend wortgleich. Da bekommst du dann doch Mitleid mit der Dame und schaltest dich aus dem Hintergrund ein: "Mein Herr, dies ist eine Ausstellung von internationalem Format, die eine Retrospektive auf eine avantgardistische Kunstrichtung bietet. Da ist es ja wohl nicht zu viel verlangt, Ihre Frage in sauberem Hochdeutsch zu formulieren!"
    Sofort geht ein Raunen durch die Gruppe, das zu einem verärgerten Tuscheln anschwillt. Sieht so aus, als wären hauptsächlich Einheimische anwesend, und du hättest gerade ihren Lokalpatriotismus schwer angegriffen. Der ältere Herr wird auch gleich rot im Gesicht, hat seine Stimme aber noch halbwegs unter Kontrolle, als er abfällig zu dir herüberblickt und entgegnet: "Aaahlso, noch ma jaaaanz laaangsam fuhr de Immis: Dat! Is! Kehn! Kwaaa-draaaht! Dat könnt ming Ilse kwadrahtischer."
    Du kennst zwar seine Ilse nicht, hast aber glücklicherweise während der Irritationspause im Audioguide gehört, was es mit der nicht ganz perfekten Quadratform des Quadrates auf sich hat. In einem möglichst gestelzten Tonfall referierst du ihm interpretatorische Aspekte der Hinterfragung von Form, Farbe, Ordnung und Bedeutung durch das Spiel mit der Erwartung des Betrachters. Die Museumsführerin staunt dich an und nickt zustimmend. Der Lokalpatriot verliert etwas an Farbe und kann dir offensichtlich nicht lange folgen. Der Rest tuschelt weiter, mit eindeutig feindseligem Unterton.
    Bevor es hier in den hehren Hallen der Kunst jedoch zu einem Pogrom gegen retroavantgardistische Immis kommen kann, entschärft zum Glück ein hingerotztes "Ach wat se nich sachen. Aber is mir doch ejahl. Jeht's jetzt wigge, Frollein?" des Rotkopfes die Situation, und die Führerin bemüht sich auch sofort redlich, die Gruppe zum nächsten Auswahl-Bild zu dirigieren.

    Du könntest
    $this->bbcode_list('1')
  • versuchen, die Führung ganz zu kapern.
  • brav das Ende der Führung abwarten.
  • den Haufen Trottel frustriert verlassen.
  • ganz was anderes.
  • Bei 2 oder 3 dazu als Folgeaktion
    $this->bbcode_list('a')
  • das Museum kommentarlos verlassen.
  • den Lokalpatrioten abpassen und in eine weitere Diskussion verwickeln.
  • die Führerin abpassen und in eine weitere Diskussion verwickeln.
  • ein zufälliges Gruppenmitglied abpassen und in eine weitere Diskussion verwickeln.

  • Traitor
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    So 5. Okt 2014, 23:45 - Beitrag #9

    Der Rest der Führung verläuft halbwegs gewaltfrei. Dat Ilse sing Mann tut sich zwar noch mehrfach mit dummen und schwer verständlichen Nachfragen hervor; ebenso eine ältliche Dame an seiner Seite, bei der es sich möglicherweise um sing Ilse handeln könnte, auch wenn er dies nie definitiv bekanntgibt. Die Führerin blickt dabei jedesmal augenrollend und um Beistand heischend zu dir herüber; du beschränkst dich jedoch auf das gelegentliche hilfreiche Einwerfen von Jahreszahlen, Seitenverhältnissen oder anderen Trivia aus dem Audioguide-Sortiment und verzichtest auf weitergehende disziplinarische Maßnahmen gegen die Einheimischen. Aus der Geschichte ist ja leider bekannt, dass die darauf gerne mit der Begründung von Traditionen reagieren, die noch Jahrhunderte später für schlimmste Modesünden, Massenbesäufnisse und Musikuntaten sorgen.

    Nach einer knappen Stunde ist die Führung beendet. Du wartest ab, bis sich die Besuchergruppe verlaufen hat. Erwartungsgemäß ist niemand von ihnen kulturbeflissen genug, sich noch auf eigene Faust und Gefahr weiter mit der Ausstellung auseinanderzusetzen, man könnte sich ja mit Bildung infizieren. Dafür bekommst du, als sie nach und nach an dir vorbei dem Ausgang zustreben, einige schön minderqualifizierte Gesprächsfetzen mit:
    "Nä, nä, die Russkis, zu bedötscht fürn Kwadraht zu mahle!"
    "Abba de Malefiz, in sing Selbstpordräh, schon fesch!"
    "Also rut war dat ooch net, mehr so rott!"

    Da nun Mittagszeit sein dürfte, scheinen auch wenige Besucher nachzuströmen und es scheint auch kein Bedarf für eine neue Führung zu bestehen. Zumindest lehnt die Führerin, sichtlich nervlich ziemlich mitgenommen, untätig an einer Säule. Als netter Mensch, wenn auch vielleicht durchaus mit Hintergedanken, wendest du dich ihr zu und sprichst ihr Mut zu. Diese Banausen hätten ja keine Ahnung von der noch, oder gerade, heute gegebenen Relevanz des Supremimpretilitismus! Immer so im konkret-gegenständlichen gefangen, diese Bauerntölpel. Die könnten doch Quark nicht von Dickmilch unterscheiden, hielten wohl Avantgarde für eine Metalband, Malewitsch für einen Disneyfilm und Revolution für eine Fernsehserie. Und damit müsse sich so eine nette und gebildete Frau herumschlagen, tagtäglich vermutlich. Ob ihr übrigens schon mal jemand gesagt hätte, dass sie ganz wie die junge Rosa Luxemburg aussähe? Sie guckt dich ziemlich verdattert an - vermutlich versucht sie, sich schnellstmöglich an Rosas Aussehen zu erinnern, um zu entscheiden, ob das ein Kompliment war.

    Du könntest
    $this->bbcode_list('1')
  • die Flirterei einen Gang zurückschalten und das Gespräch unverfänglich ausklingen lassen.
  • im gleichen Gang weiterflirten und auf ein Date
    $this->bbcode_list('a')
  • in der unmittelbar anstehenden Mittagspause
  • am Abend auf der Demo am UN-Campus
  • ganz wann anders
  • hinarbeiten.
  • die Flirterei einen Gang hochschalten und auf sofortige Konsequenzen hinarbeiten.
  • ganz was anderes.
  • Für 2, 3 oder artverwandtes Ganzwasanderes bitte auch Folgetaktiken vorschlagen, falls der Flirt abgewehrt wird.
    Außerdem wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, um zu entscheiden, ob das Protagonistengeschlecht von der Mehrheit oder vom Würfel entschieden wird. Je nach, definitiv dem Würfel überlassener, Präferenz der Führerin steht zu vermuten, dass dies Einfluss auf den Gesprächsausgang haben dürfte.


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