Zuerst möchte ich klar stellen, dass ich hier unter Religion nicht ein beliebiges Wertesystem verstehe, sondern allein den Glauben an das „Übernatürliche“, also den Glaube an Gott, eine unsterbliche Seele etc. Hier soll es auch nicht um einfache Religionskritik oder gar um die Gretchenfrage gehen, sondern um Theorien über den Ursprung der Religion
Man muss sich darüber klar sein, dass die Religionen nichts weiter sind als Wissenschaften, die die Welt im Ganzen erklären versuchen. Die Religionen waren die Wissenschaften der alten Zeit und auch die „moderne“ Wissenschaft hat ihren Wurzeln in Alchemie und Mystik. Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass religiös-mystische Vorstellungen zum großen Teil auf Empirie beruhen. Der germanische Weltenbaum Yggdrasil ließ sich für den Germanen in der baumkronenförmigen Tumuluswolke. Nun mag man behaupten, dass sich nicht alles mit Empirie erklären lässt und man hat damit Recht. Hinzu kommt die Empathie des Menschen. Der Mensch erkennt sich selbst als denkendes und fühlendes Wesen und ist zum Mitgefühl fähig. So erkennt er die Handlung des Dritten als willentliche Ausführung des Gegenübers. So erkennt denn ein jeder, dass auch in anderen menschlichen Körper und auch in den Tieren eine Art lenkende Seele steckt. Hier liegt es wohl für Nicht-Astrophysiker des Neolithikums nahe auch hinter dem Lauf des Sonne oder dem Wachsen der Bäume eine lenkende Kraft steckt. So kommt die Idee mit dieser zu interagieren als wären sie Menschenwesen, sie mit Geschenken zu besänftigen, sie anzuflehen… Ein weiterer Aspekt ist die verzerrte Wahrnehmung des Menschen. Beispiel soll hier der beliebte Aberglauben sein, dass die Eule ruft, wenn jemand stirbt. Niemand erinnert sich daran, dass eine Eule ruft und niemand stirbt, auch wenn jemand stirbt und man nicht die Eule hört, wird solch triviales und uninteressantes schnell vergessen oder gar nicht bewusst wahrgenommen, doch wenn die Eule ruft und jemand, brennt sich, dass im Gedächtnis ein und man schließt vom Besonderen auf das Allgemeine. Hinzu kommt die Wahrnehmungsverzehrung. So werden etwa Träume für wahr genommen oder auch Erlebnisse unter Einfluss halluzinogenen Drogen oder anderen Trancezuständen als wirklich gedacht. Der Einsatz von Drogen spielte in vielen spiritistischen Religionen, wie im Voodoo, eine Rolle. Auch die Mysterien des Dionysos erzeugten unter Einfluss von Alkohol die scheinbare Erfahrung des dionysischen Elysiums. Aber auch ohne Drogen sind Trancezustände möglich. Bekannt ist ja die Trance durch Selbsthypnose oder Meditation wie sie im Buddhismus eine Rolle spielt. Auch Jesus Christus fastete 40 Tage in der heißen Wüste bis ihm der Stan erschien um ihn zu verführen, die Fata Morgana unter Hitze, Wasser- und Nahrungsmangel ist ja bekannt für Halluzinationen. Eine besonderes Kapitel stellen die Träume dar. In allen Religionen, und selbst in Freud’schen Lehren, spielen Träume eine entscheidene Rolle. So bringt die Tatsache, dass im Traum die Bilder Verstorbener erscheinen können, den Menschen zur Idee der unsterblichen Seele. Auch die Idee der Trennung vom Körper und Seele hat ihren Ursprung Traum- und Trancezuständen. So berichten immer wieder gern Menschen sie hätten ihren Körper verlassen und ihn vor sich liegen sehen. Es existierte auch lange die Vorstellung die Seele würde im Schlaf den Körper verlassen, die leere Hülle zurücklassen und ihn in die Traumwelten gehen. Auch hierbei handelt es sich um Empirie, doch deren Aussagekraft ist ja auf Grund der Unzuverlässigkeit menschlicher Sinne zu bezweifeln.
Auch die Religionskritik der Neuzeit versuchte den Ursprung der Religionen zu erklären. Feuerbach sah in dem Glauben an Gott ja bekanntlich die Entfremdung des Menschen von seiner Selbst, die sich der Schaffung eines Gottes vollendete. Karl Marx sah in den Religionen das Opium, also das Schlafmittel und Trostpflaster des trostlosen Proletariats. Beide sahen also in den Religionen also Werke und Werkzeuge des Menschen. Feuerbach sprach sogar der Mensch schuf sich Götter nach seinem Bilde. Auch Siegmund Freud versuchte den Ursprung der Religion zu erklären. Auch sah in ihr ein Werk des Menschen welches zur Überwindung uriger Traumen dienen sollte. So sah den Ursprung des Seelenglauben in der „Kastrationsangst“. Da der Mensch erkannte, dass er selbst verletzbar und sterblich war (quasi „kastrierbar“), erdachte er sich ein zweites Ich, einen unsterblichen Zwilling, der den sterblichen Körper nach dem Tod verlässt um ewig weiter zu leben. Den Ursprung des Theismus versuchte er mit einer Urhorde zu erklären, auch sind natürlich Inzest und Penisneid die Leitmotive. Es war einmal eine Horde, in der der hatte ein einziges Männchen alle Weibchen als Gespielinnen. Und so tat er das, was Affen so tun, und ihm wurden Söhne geboren. Doch die Söhne des Alpha-Männchens blieben ohne Partnerin, da der diktatorische Vater ihre Mutter und Schwestern als persönlichen Harems hielt. So erschlugen die Söhne den Vater und fraßen ihn und machten sich anschließend über ihre Schwestern und Mütter her. Später bereuten die Söhne den Mord, und begannen den toten Vater aus Reue Fleisch und Blut zu opfern, sie erfanden Gott und nannten ihn ihren Vater. Die Idee, dass Gott Mensch war, ist gar nicht so fremd, wenn man etwa Ahnenkulte, katholische Heilige oder auch die Geschichte Jesu Christi betrachtet. Der alte Grieche Epikur hingegen war kein Atheist, aber sehr wohl ein Materialist. Er glaubte der Geist des Menschen vergehe zusammen mit dem Körper. Von den Göttern glaubte Epikur, dass sie existieren, doch deren Verehrung sinnlos und ihr Handeln für den Menschen belanglos sei. Man sollte aber bei den alten Griechen beachten, dass der Zweifel an Helios quasi auch den Zweifel an der Existenz der Sonne bedeutet.
Man sollte allerdings beachten, dass nicht theistische Gottes- und Weltbilder wie der aristiotelische Erste-Beweger und der radikale Pantheismus, nicht in diesen Schemen passen. Doch ich zweifle gern daran, dass es sich bei totalem Deismus oder monistischen Pantheismus, um etwas prinzipiell anderes handle als eine andere Gestalt des Materialismus.
Ich selbst sehe die Ursprünge des Seelenglaubens und des Theismus in Emperie und geschickte Fehldeutung der Wirklichkeit.
Mit freundlichen Grüßen Maglor