Wenn man das Bewusstsein materiell belegen will, muss man es erstmal charakterisieren - was bezeichnen wir auf der begrifflichen Ebene damit? Der entscheidende Punkt dabei ist meiner Meinung nach die Reflexivität. Bewusstsein ist "Meta-Denken" - man nimmt wahr, dass man gerade denkt, und denkt darüber nach, was das ist und was man daran ändern könnte. Dadurch kommt ihm auch die Aufgabe zu, alle anderen "Subsysteme" des Denkens zu kontrollieren und zusammenzuführen.
Daraus folgt für mich, dass Bewusstsein ein weiterer Sinn ist - während andere Sinne die Welt außerhalb (Augen, Ohren) oder innerhalb des Körpers (Nervenbahnen) wahrnehmen, ist es der Sinn für die Welt innerhalb des Gehirns.
Wie dieser genau funktioniert, ist eine Frage, von deren Beantwortung wir noch weit entfernt sind, da die Neurologie noch in den Kinderschuhen steckt. Das Vorhandensein einer solchen Selbstwahrnehmung des Gehirns widerspricht aber nicht dem, was wir grundsätzlich über die Funktionsweise neuronaler Netze wissen - jede Aktivität einer einzelnen Zelle beeinflusst das gesamte Netz, und beim richtigen Aufbau kann es durchaus möglich sein, dass es sich so organisiert, dass es die von ihm selbst kommenden Impulse bearbeitet.
Ich weiß, eine schlüssige Erklärung ist das nicht, denn eben der entscheidende Beweisschritt fehlt mangels wissenschaftlichem Fortschritt. Wir sind lediglich soweit, ein materialistisches Bewusstsein für möglich halten zu können. Mehr kann diese Denkrichtung derzeit zu dem Problem leider nicht bieten. Da die Alternative, eine immaterielle, göttlich gegebene Seele, aber sicherlich auch nicht besser fundiert ist, lässt sich dies auch nicht als Argument gegen den Materialismus verwenden, solange man nicht beweisen kann, dass so eine Funktionalität unmöglich ist.
Einen Nachweis dafür kann es schon theoretisch nicht geben, da eine innere Wahrnehmung nie naturwissenschaftlich direkt untersucht werden kann
Warum nicht? Eine Wahrnehmung der inneren Aktivitäten des Hirns würde genauso aussehen wie die Wahrnehmung der optischen Umgebung und ist somit genauso von Messgeräten erfassbar. Es ist nur komplizierter, sie aufzuspüren, da man zuvor die grundlegenderen Hirnmechanismen gründlich verstanden haben muss, bevor man sie identifizieren kann.