Deismus

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Padreic
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Mo 13. Sep 2004, 20:27 - Beitrag #21

@Stalker
In heutiger Form widersprechen sich Quantentheorien und Relativitätstheorie übrigens durchaus in manchen Punkten. Das aber nur am Rande.
Aber ähnliches wie du, hat auch schon Leibniz geschrieben, der sagte, dass eine teleologische und eine kausal-deterministische Erklärung der Welt sich nicht widersprechen müssen. (Trifft der Pfeil das Ziel, weil ich ihn da hin schießen wollte oder weil bestimmte Differentialgleichungen seine Flugbahn so bestimmten? Analog mit dem Satz "Es ist geschehen, weil Gott es so wollte.")

@Traitor
Eine deistische Gottesvorstellung hat in der Tat für unser (intrinsisches) Weltbild kaum Konsequenzen. Es ist aber eine Möglichkeit (oder zumindest Hilfe), die Existenz unserer Welt metaphysisch zu erklären. Das kann die Naturwissenschaft nicht im vollen leisten. Sie müsste dafür zumindest den Urknall schlüssig erklären können; die Versuche dazu muten aus meiner Laien-Sichtweise doch noch etwas obskur an, insbesondere, da sie fundamentale Sichtweisen des menschlichen Geistes, wie beispielsweise Zeit- und Kausalverständnis verbiegen oder gar negieren; man mag sich überlegen, was fundamentaler ist, diese oder die Voraussetzungen, die die Naturwissenschaft in ihren Erklärungsversuchen macht. Die Annahme eines deistischen Gottes ist da weniger kontra-intuitiv. Was aber natürlich noch lange kein Beweis ist.

Eine Theologie kann aber auch ins bereits wissenschaftlich erklärbare Bereiche eindringen und einen Alternativ- oder Übergeordnetheitsanspruch stellen. Wie das Christentum, siehe dazu den Wunder-Thread .

Bzw. die Wissenschaft leugnet die Existenz der Bereiche, die das Christentum beschreibt.

Padreic

Traitor
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Di 14. Sep 2004, 17:53 - Beitrag #22

@Stalker: Wunder im engsten Sinne, so wie ich sie im entsprechenden Thread interpretiere, sind grundlegend unwissenschaftlich. Aber schreib dazu besser etwas in drübigen Thread.

@Pad: Warum sollte ein deistischer Gott (man könnte als Kurzschreibweise übrigens spaßeshalber von Godd reden... :D) weniger kontra-intuitiv sein? Er verlegt die Denkprobleme nur eine Ebene weiter nach hinten. Denn dieses Modell beinhaltet genau die gleichen Probleme mit Kausalität, Zeitvorstellung etc, wohl sogar eher noch stärkere. Sie werden lediglich wie im Theismus von vornherein als außerhalb des Denkbaren stehend vorausgesetzt.

Padreic
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Di 14. Sep 2004, 19:01 - Beitrag #23

@Traitor
Zu sagen, dass es Dinge gibt, die außerhalb unseres Verständnisses liegen, ist wesentlich weniger kontra-intuitiv als zu sagen, dass die Welt, in der wir sind, fundamental anderen Grundsätzen gehorcht, als wir es erleben.
Eine reine materialistisch-physikalische Sichtweise der Welt bedingt schon fast zwangsläufig die Vorstellung, der vierdimensionalen (oder meinetwegen noch mehrdimensionalen) Raumzeit als ganzes, d.h. wo Zeit nicht mehr abläuft, sondern sie in der Raumzeit genauso ist wie der Raum, bis auf die eine oder andere kleine Asymmetrie. In dieser Anschauung sind wir Teil dieses Universums. Wir erleben aber, wie Zeit verstreicht, sie ist nicht nur, sie läuft ab. Es ist völlig kontraintuitiv, dass dies kein echtes fundamentum in re hat. Ein vergleichbar zentralen Konflikt mit dem Erlebten hat man bei deistischen Gottesbild nicht, denn niemand postuliert ja, dass wir auf der Ebene Gottes etwas erleben können und haben auch intuitiv dembezüglich keinen Eindruck. Es ist nur trans-intuitiv, nicht kontra-intuitiv und das ist ein weit schwächeres Gegenargument.

Padreic

Traitor
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Di 14. Sep 2004, 19:23 - Beitrag #24

Ich sehe nicht, weshalb es bei der Zeit ein grundsätzlich anderes Widerspruchsproblem zwischen Wahrnehmung und Physik geben soll als bei anderen Themen. Unsere Wahrnehmung einer vergehenden Zeit könnte ich mir durchaus in eine Kontinuumstheorie integriert vorstellen. Ein schwaches Analogon wäre die Wahrnehmung einer Luftbewegung, wenn man sich durch die Luft bewegt. (Schwach, wie gesagt, da dieser ganze Bereich der höchst theoretischen und, wie du korrekt sagst, noch sehr spekulativen Physik sich zumindest dem Laien gedanklich doch sehr verschließt).
Außerdem gibt es ja noch mehr Hinweise auf ein Kontinuum als "nur" die Frage nach der "Zeit vor dem Urknall", so dass auch ein deistisches Weltbild dieses Problem enthalten könnte.

QuBit
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Mi 15. Sep 2004, 03:52 - Beitrag #25

nun ja, das mit dem universismus *eg* :s13: ----> http://www.deus.org/

Traitor
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Sa 18. Sep 2004, 14:40 - Beitrag #26

@Qubit:
A Universist is defined as an individual who applies personal reason and experience to the fundamental questions of human existence, derives inspiration from the natural uncertainty of the human state, and denies the validity of revelation, faith and dogma

Was das mit Deismus zu tun haben soll, weiß ich nicht. Eine der typischen New-Age-Pseudo-Eso-Religions-Mischmasche.

Was Deismus ist, sollte hier im Thread geklärt worden sein - keine Glaubensgemeinschaft, sondern eine bestimmte philosophische Aussage über Gott, die zu verschiedenen Schlussfolgerungen führen kann.

Bowu
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Mi 22. Sep 2004, 14:05 - Beitrag #27

Die These des Deismus ist für mich durchaus tragbar.
Ich kann sie genausogut ablehnen.
Sie ist eben folgenlos.
Wenn man eine Naturwissenschaftliche Ursache als Ursprung der Welt ansieht, bruacht man sie auch nur noch Gott zu nennen und ist genau da wo der Deist steht.
Nur die Frage nach der Wiederholbarkeit der Welterschaffung würde solche Thesen ad absurdum führen, denn dann würde es sich auf die nächst tiefere Ebene (die Erschaffung einse Zyklusses von Welterschaffungen und Vernichtungen?) verlagern.

Wenn man allerdings davon ausgeht das die Welt nur einmal entsteht bzw. entstanden ist, ist die These des Deismus eben unnütz weil sie keine Folgen impliziert.

Damit will ich nicht abstreiten, dass auch unnütze Gedanken Folgen haben.
Denn nichts was getan wird, ist folgenlos. Aber das Nachdenken darüber ob die deistische These zutrifft, scheint mir genauso sinnvoll wie der Gedanke ob ein in China umfallender Sack Reis nach links oder nach rechts kippt.

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