Die Zukunft im Spiegel der Religion

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Traitor
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Di 22. Jun 2004, 13:28 - Beitrag #1

Die Zukunft im Spiegel der Religion

Angeregt durch die Evolutionsdebatte im "Gibt es Gott?"-Thread kam mir die Idee, mal in die andere Richtung zu blicken: wie steht es um die Zukunft der Welt und des Menschen?
Für den Atheisten ist alles "recht" klar (mit Betonung auf den Anführungszeichen): der Mensch wird, wenn er sich nicht ausrettet, noch Jahrtausende existieren. Irgendwie wird er sich weiterentwickeln, sei es durch natürliche, sei es durch künstliche Evolution. Irgendwann wird er vermutlich irgendwie doch aussterben, irgendwann verendet das Universum als kalte Strahlenwüste. (Diese Aspekte bitte hier nicht diskutieren, es geht mir, wie die Überschrift sagt, um den zweiten Teil meines Postings)

Aber wie sieht es für die Religiösen aus? Klassisch ist das Christentum ja eine Endzeitreligion, anfangs in Nah-, dann in Fernerwartung des Jüngsten Gerichts, heutzutage scheint man das "Reich Gottes" eher für eine Metapher zu halten.
Aber wie kann diese Weltanschauung ohne Endzeit funktionieren? Muss man dann nicht konsequenterweise auch den Menschen als Krone der Schöpfung, "Hätschelkind" Gottes sozusagen, abschaffen und dazu kommen, dass wir gerade nur irgendwo mitten in der Entwicklung der Welt stehen? Wie deckt sich das mit einem interventionistischen Gottesbild? (Wie lautet übrigens der korrekte Gegensatz zum Deismus, habe jetzt einfach mal diese Formulierung verwendet?)

Wie man an den vielen Fragezeichen erkennt, soll das ganze erstmal keine Kritik oder Diskussion sein, sondern eine Erkundigung, wie die Religiösen unter uns das sehen, da wir über dieses Thema iirc noch nie wirklich diskutiert haben.

Rosalie
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Di 22. Jun 2004, 16:26 - Beitrag #2

Klassisch ist das Christentum ja eine Endzeitreligion, anfangs in Nah-, dann in Fernerwartung des Jüngsten Gerichts


die Naherwartung des Jüngsten Gerichts in den ersten Tagen des Christentums, kam daher, dass den Leuten noch nicht richtig klar war, was für Gott "eine kleine Weile ist", ist es noch lange nicht für den Menschen.
Wenn man so die Zitate der Bibel über die letzten Tage der Welt liest, passen diese schon zum Teil auf unsre heutige Zeit. Doch auch da gilt: was sind für Gott - der außerhalb von Raum und Zeit existiert - Tage, Wochen, Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte...? Bei ihm ist alles Gegenwart.

Nun zu Deiner Frage. Diese Welt wie sie heute ist, wird irgendwann (vermutlich in einem rießigen Crash) vergehen, es kommt der Tag des Jüngsten Gerichts, an dem alle bisher auf unsrem Planeten gelebten Menschen nochmals (außer dem persönlichen Gericht das bei jedes Einzelnen Tod stattfindet) vor aller Weltöffentlichkeit gerichtet werden. "Nichts was war, wird je im Verborgenen bleíben". Danach oder dabei kommt die Scheidung der Geister(die zur rechten und linken), es entsteht eine neue vollkommene "Erde", die Menschen erschaffen sich durch Gottes Gnade einen neuen Leib und dann gibts weder Raum noch Zeit in unsrem jetztigen Verständniss (und deshalb auch für uns nicht wirklich vorstellbar): "denn kein Auge hat je gesehen......" (Ihr kennt ja sicherlich alle den Spruch) , was dann das von Dir zitierte Reich Gott wäre.

Was mit dem andren Teil der Menschheit passiert? Ob die auch einen (dämonischen) Leib erhalten? Das weiß ich nicht...aber logisch wäre es schon.

Rosalie

gerwerfer
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Di 22. Jun 2004, 16:27 - Beitrag #3

Hi,

eigentlich ´ne alte Geschichte, doch neu. Ich bin zwar recht religiös, jedoch nicht im klassischem Sinne. Ich besuche keine Kirche oder bete nicht mit gefaltenen Händen...
Religion erhebt in der Regel den Anspruch der Einzigkeit, oder "ich bin die richtige". Dadurch disqualifiziert sie sich sogleich für mich.
Ich denke, sich bewusst zu sein, ein geistiges Wesen zu sein, muss für den Moment genügen. Da der Überlebenskampf der Völker immer noch oberste Priorität für sich beansprucht und somit die Konkurrenz der Religiösität, nämlich Machtgier und (körperlicher) egoistischer Individualismus dem entgegenarbeitet.

Da sich meiner Meinung nach dieser Egoismus in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft verkörpert, tun diese "Organe" alles, um ihre Ziele zu erreichen. Dabei ist Religion höchstens Mittel zum Zweck, aber kein Ziel oder wenigstens Teilziel.

Kurz, die Welt ist zu verlogen und fremdgesteuert, dass sich Religionen hin zur Wahrheit weiterentwickeln können. Ich denke, diese Machtstrukturen zu durchschauen und zu offenbaren ist schon Teil einer Religion, aus der sich die Wahrheit herauspellt.
Religion ist Wahrheit, auch Wissen, Verstehen und vor allen Dingen kein starres Dogma oder so. Religion entwickelt sich ständig fort und schließt alles Lebendige ein. Dies findet derzeit wohl kaum statt.

Also sollten wir bemüht sein Platz für die Wahrheit zu schaffen, um der Religion den Weg zu bereiten.


Gerwerfer

Traitor
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Di 22. Jun 2004, 16:31 - Beitrag #4

@Rosalie: Das, was du beschreibst, ist ja die klassische Armageddon-Ansicht, die ich als Fernerwartung aufgeführt hatte. Diese ist meiner Meinung nach aber völlig unmöglich mit der naturwissenschaftlichen Weltsicht in Übereinstimmung zu bringen - warum sollte Gott Milliarden Jahre Leerlauf vor dem Menschen schaffen und dann doch mit ihm die Welt beenden? Da wäre eine kreationistische Welt deutlich konsequenter.
Und bei den meisten modernen, "aufgeklärten" Christen (Beispiel Padreic) versucht man ja, Gottesvorstellung und Naturerkenntnis zu vereinen. Dazu würde so ein plötzliches Ende kaum passen. Deshalb die Frage, wie die sich das vorstellen.

@Gerwerfer: Es geht hier um ein konkretes Thema, nicht um allgemeine Abrechnungen mit Religion an sich.

Rosalie
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Di 22. Jun 2004, 16:41 - Beitrag #5

warum sollte Gott Milliarden Jahre Leerlauf vor dem Menschen....


wer sagt Dir, dass es Milliarden Jahre gewesen seien? Da sind sich die Naturwissenschaften auch nicht so einig ... und dann nochmal: für Gott gibt es keine Zeit, was für uns Milliarden Jahre sind, ist für Gott Gegenwart.

Außerdem hat Gott des Menschen nach seinem Ebenbilde geschaffen, als Krone der Schöpfung, zu seiner Verherrlichung (auch wenn davon nicht viel zu erkennen ist)... warum sollte, nicht alles mit dem Menschen enden?

Und was bitte schön, ist ein moderner, aufgeklärter Christ? Das was die Naturwissenschaft heute als die neueste Kenntniss verkauft, gilt oft morgen schon als überholt. Nichtsdestotrotz sollten beide - Religion und Naturwissenschaften Hand in Hand gehen - und nur so schreitet der Mensch in seinem Wissen voran.

Rosalie

Traitor
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Di 22. Jun 2004, 16:53 - Beitrag #6

In eine Diskussion über Kreationismus wollte ich eigentlich nicht hineingeraten, mir geht es ja eigentlich um die Zukunft, nicht die Vergangenheit...
Meinst du die Aussage, die Naturwissenschaftler seien sich mit den Jahrmilliarden nicht sicher, ernst? Es wird über 13, 14 oder 15 Milliarden Jahre debattiert. Aber nicht über Jahrmilliarden oder Jahrtausende.

Als "aufgeklärten Christ" betrachte ich diejenigen, die nicht die Bibel als wahres Wort nehmen, sondern an Gott und die christlichen Ansichten glauben, sich davon aber nicht daran hindern lassen, die Naturwissenschaften voll zu akzeptieren. Was sich ja nicht gegenseitig ausschließt.

NurKurz
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Mo 18. Okt 2004, 17:25 - Beitrag #7

Nah- und dann Fernerwartung des jüngsten Gerichts...

Was die Frage nach dem Endschicksal der Welt und der Menschen betrifft, sollte die traditionelle Vorstellung hinterfragt werden, dass das Reich Gottes als physische Realität im Diesseits existiert bzw. existieren wird.
Das übereinstimmende Zeugnis des Neuen Testaments lässt keinen Zweifel daran, dass die Apostel und überhaupt die ersten Christen mit der Erfüllung sämtlicher eschatologischer Erwartungen noch zu ihren Lebzeiten rechneten. Der Einwand, für Gott spiele Zeit keine Rolle kann in diesem Zusammenhang nicht bestehen, weil Christus für sein Kommen (Parusie) eine Art Zeithorizont definierte, der noch innerhalb der damals lebenden Generation lag: "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht" (Mt 24,34); oder "Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich" (Mt 16,28).
Darüber hinaus zeugen eine ganze Reihe von weiteren Bibelstellen von der unmittelbaren Erwartung des Kommens des Reiches Gottes. Die vielen Zeitbegriffe ("nah", "bald", "in Kürze", usw.) sind - wie alle anderen Worte der Bibel auch - geschrieben, dass wir Menschen sie verstehen können. Eine Interpretation, die aus "nah", aus "bald" oder aus "in Kürze" 2000 Jahre macht, verlässt den Grundsatz der Wahrhaftigkeit. Die zeitliche Unbestimmtheit und die Verzögerung des Kommens Christi lässt sich nicht vom Lebensabschnitt der ersten Christen lösen.
Mit der Zerstörung des Tempels und Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n.Chr. erfüllten sich die eschatologischen Prophezeiungen Jesu (Mt 24). Dabei ging es nicht um "das Ende der Welt", sondern um "die Vollendung des Zeitalters" (siehe Mt 24,3 z.B. Elberfelder), dessen Inbegriff das irdische Jerusalem und der Tempel war. Luther hatte seine eschatologische Vorstellung in seine Übersetzung eingeflochten, was zu vielen Missverständnissen führte. Die Bibel spricht gar nicht von einem Ende dieser Welt, sondern vom Ende des Zeitalters (Äon), das mit dem Ende des Alten Bundes (Gesetz und Propheten) übereinkommt und durch Christus erfüllt wurde (siehe Mt 5,17).
Das Reich Gottes ist keine "Metapher", sondern eine geistliche Realität, die nicht von dieser Welt ist: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Jo 18,36).


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