Ästhetik

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
dmz
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Mo 18. Okt 2004, 22:42 - Beitrag #1

Aesthetik

Hallo und Guten Tag !
Ich habe mich mit dem Begriff der Aesthetik beschaeftigt und gelernt,
dass er ein unbedingtes Muss der philosophischen Fakultaet ist.
Aesthetik, - so heisst es -, meint sinnliche Erfahrung und Erkenntnis im Zusammenhange
mit dem Schoenen und Haesslichen in der Kunst und Natur, welches ein gutes,
gemischtes oder schlechtes Gefuehl ausloest.
:::
Nun habe ich vor, in aehnliche Bewertungsprozesse die "Lebensplanung und Lebensgestaltung"
eines Menschen im Sinne eines aesthetisch-ethischen Lebenserfolges einzubeziehen.
Um es abzukuerzen: Am Ende muesste es auch eine "Aesthetik der Grausamkeit" geben.
Ist das ein Widerspruch ?
:::
Ich formuliere fuer letzteres ein Beispiel:
Jedesmal, wenn ich als naturwissenschaftlich-interessierter Mensch im TV
das Entstehen des Pilzes einer Atom-Bombe sehe, loest das ein Gefuehl
der Faszination aus (ich bin als Beobachter durch die grausamen
Auswirkungen nicht betroffen).
Diesen Umstand wuerde ich als "Aesthetik der Grausamkeit" bezeichnen wollen.
Oder darf man in diesem Zusammenhange nicht von Aesthetik sprechen ?

[EaR]Termy
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Mo 18. Okt 2004, 22:49 - Beitrag #2

hm, ich denke durchaus, dass es sowas wie die "ästhetik der grausamkeit" gibt....
mal ganz abgesehen davon, dass der mensch von gewalttätigen und grausamen bildern ja besonders gefesselt wird.

ästhetik definiere ich für mich aber rein nach dem ersten eindruck, ohne hintergedanken. entscheident ist, ob mich ein bild, eine szene innerlich angenehm berührt (kann auch durchaus ein kalter schauer sein, angenehm =| schön).

Padreic
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Di 19. Okt 2004, 15:07 - Beitrag #3

Eine Ethik, die allein auf der Ästhetik fußt, würde sicherlich eine andere als die gesellschaftliche Moral sein. Auch für ein gut geplantes Verbrechen (um mal ein nicht ganz so krasses Beispiel wie das der Atombombe zu bemühen) können wir Bewunderung, sprich auch ästhetische Gefühle empfinden, während wir aber wohl kaum der Meinung sein werden, dass solche Verbrechen nicht vom Gesetz verfolgt werden sollten und dass sie ethisch gutzuheißen seien, da doch andere Menschen hierbei ungerechterweise (nach traditionell-ethischen Maßstäben) zu Schaden kommen.

Grausamkeit an sich ist nichts, was Bewunderung und ästhetische Gefühle hervorruft. Unser ästhetisches Urteil bewundert allerdings Stärke und Größe; diese können auf (moralisch gesehen) falschem Weg zu Grausamkeit führen, auf richtigem zu positiven Heldentum. Ästhetik ist moralisch gesehen erstmal wertneutral.

Padreic

dmz
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Mi 20. Okt 2004, 03:14 - Beitrag #4

Hallo: Danke fuer die Antwort.
Eine Ethik, die allein auf der Ästhetik fußt, würde sicherlich eine andere als die gesellschaftliche Moral sein

Natuerlich. Ich will den von mir gemeinten Aspekt aber verdeutlichen:
Wenn ich oben an eine aesthetisch-ethische Lebensplanung und Lebensgesstaltung
gedacht habe, habe ich das sehr idealistisch ausgedrueckt,
- meinte in diesem Zusammenhange (nicht Kunst an sich) sondern aesthetisches Verhalten;
Erziehung, wie man sie sich idealistisch wuenschte -,
im Hinblick auf Reduzierung von Persoenlichkeits- und Gesellschaftsdefiziten;
-
(1) - dass eine Person von sich aus ein optimales Lebenskonzept fuer sich entwerfen sollte,
das zunaechst durch ein aesthetisches Interesse gekennzeichnet ist.
Das hiesse, man plant seinen Lebenslauf nach angemessenen Gesichtpunkten und Moeglichkeiten,
sodass dieser einem gefaellt, - dass man auch Lust verspuert,
das Konzept des geplanten Lebenslaufes umzusetzen und beizubehalten.
Das reicht aber noch nicht, aus der Sicht des Gesellschaft.
(2) -Als dann gilt es diesen genehmen Weg zu realisieren unter dem Aspekt moralisch-ethischer
Abschaetzung, wie es die Gesellschaft halt zulaesst und erwartet.
:::
Es handelt sich um 2 Komponenten, damit das Leben moeglichst gesellschaftskompetent gelingt.
Das aesthetische Moment muss fuer das Individuum im Spiel sein;
reicht alleine aber nicht aus der Gesellschaftsregeln wegen.
Ein Kompromiss ist nach Lage der Dinge nicht auszuschliessen.
:::
Die Realitaet ist aber haeufig, dass die eine(1) oder(und) die andere(2) Komponente zu kurz kommt.
Die Folge ist, dass manche Menschen einen nicht zufriedenstellenden Lebenslauf haben:
Ausbildungsversagen, Unzufriedenheit mit der (falschen) Berufswahl, Ehescheidung .....
Und das m.E. wegen der unzureichenden aesthetischen Lebensgestaltung.

Grausamkeit an sich ist nichts, was Bewunderung und ästhetische Gefühle hervorruft

Da habe ich mich zu oberflaechlich und missverstaendlich falsch ausgedrueckt.
Gemeint ist "Aesthetik des Grausamkeit verursachenden Ereignisses".
:::
Waehrend ich oben die aesthetische Verhaltensweise im Sinne eines idealisierten Menschenbildes
angedeutet habe, ging es mir im zweiten Teil darum, aufzuzeigen,
dass Aesthetik m.E. 2 Seiten hat und sich nicht auf Kunst ausschliesslich bezieht:
von Fall zu Fall hat aesthetische Beurteilung nicht nur Wohlgefallen zur Folge, sondern auch Missfallen;
nicht nur Empfinden fuer Schoenheit, sondern auch fuer Haesslichkeit;
nicht nur Lusterregung, sondern auch Abscheu.
Deshalb mein Hinweis eingangs auf das spezielle Beispiel mit dem Pilz der Atombombe,
welches fuer den nicht betroffenen Beobachter so faszinierend sein kann:
"Aesthetik des Grausamkeit verursachenden Ereignisses".


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