Werte; Richtig - Falsch? Gibt es nicht!

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
BEN2506
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Di 22. Feb 2005, 15:56 - Beitrag #1

Werte; Richtig - Falsch? Gibt es nicht!

Hi Leute

Da mir ja in meinem Thread "Die Situation der Gesellschaft" immer wieder die meine Werte vorstellungen um den Kopf geklatsch wurden, in dem SInne, woher ich weiß, das meine richtig sind, möchte ich dazu jetzt ein paar Gegenfragen stellen. Ich habe einene neuen Thread aufgemacht, weil ich denke, dass es so einfach besser passt.

Auch wenn es vielleicht etwas "makaber" wirkt.

Also fangen wir mal an... Auf die Frage, woher ich weiß, dass meine Wert einschätzungen richtig wären, möchte ich nun die Folgende Gegenfrage stellen. Woher weiß ich das sie nicht richtig sind ? Eigentlich kann kein Mensch behaupten, dass irgendetwas falsch wäre. Wieso ist es falsch, wenn ich jemanden schlage ? Weil er dadurch schmerz empfindet ? Weil es ihm dadurch nicht gut geht ? Aber wieso ist es falsch, dass es ihm schlecht geht ? Wieso ist es falsch, jemandem die eigene Meinung aufzuzwingen ? Weil er sich seine eigene Bilden soll und auch das recht hat diese frei zuvertreten ?

Das ist bis in die extremsten Fälle, ohne Außnahmen, fortzuführen.

Was ich damit sagen will : Es gibt in diesen Sachen einfach kein richtig und kein falsch. Es ist jedoch klar, dass ein System ohne eine strike Werte vorstellung nicht lange existieren könnte. Ob diese Werte sich dabei nun negativ oder positiv auf die Menschen auswirken, spielt dabei keine Rolle.

Es gilt nun also, die dominierede Meinung und Werte- Vorstellung mit der eigenen abzulösen und diese konkret durchzusetzten. Egal wie. Wäre die Art die alte durch Gewalt Abzulösen nun falsch ? Der Maßstab daran ist nur lediglich die damals vorherschende Werte Vorstellung. Sie könnte nach der neuen jedoch völlig in Ordnung sein und sogar als Heldentat betrachtet werden. Ein Mörder könnte also in der alten als kranker und perverser gelten, in der neuen jedoch gefeuert werden.

Daraus folgt nun, dass man nicht sagen kann, dass etwas richtig oder falsch ist. Jeweils immer nur mit der Werte Vorstellung im Hinterkopf.

Diese spezielle Werte Vorstellung ist nur an eine einzigste Sache gebunden und das ist die Zeit. Und die Zeiten ändern sich bekanntlich ja.

Soviel dazu.

Ich hoffe ich könnte eine Disskusion in gang bringen.

Ben

Maurice
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Di 22. Feb 2005, 18:19 - Beitrag #2

Der Mensch ist sein eigener Richter

Das Thema erfreut mich, weil es zum einen ein wichtiger Punkt in meiner Philosophie ist und ich das Thema Kulturrelativismus vs. Werteuniversalismus die beiden letzten Wochen wieder in der Schule hatte und der Thread hier auch damit zusammenhängt.

Ben ich stimme dir soweit zu und mache mir nicht die Mühe Kleinigkeiten zu kritisieren, aber verschärfe deine These sogar noch um eine Ecke: Wertevorstellungen hängen nicht von der Zeit ab, sondern noch ganz allgemeiner vom Kontext.
Würden sie von der Zeit abhängen, dann wären sie ja global immer gleich und würden nur eine gewisse Dauer haben. Aber nicht nur von der Zeit, sondern auch von der Gesellschaft, der Kultur, dem sozialen Umfeld, sprich dem Kontext sind diese abhängig, welche sich mit der Zeit verändern.

Aus meiner materialistischen Ontologie kann kein Werterealismus folgen. D.h. (um es nochmal umgangssprachlicher auszudrücken), dass es für mich in der Welt nur materielle Objekte gibt und diese an sich ohne Wert sind und nur von Subjekten (die an sich auch nur Objekte sind) auf Grund von bestimmten Kriterien, die vom Kontext (also von der Lebenssituation) abhängig sind, bewertet werden.
Aus diesem Grund lehne ich auch die Begriffe "gut" und "böse" im moralischen Sinne ab, weil sie für mich einen Anspruch an Objektivität beanspruchen, im Sinne von "über dem Menschen stehend". Es ist aber immer der Mensch, der die Dinge und auch sich selbst bewertet, was auch einen Aspekt meiner Signatur repräsentiert. Für mich gibt es nur "gut" und "schlecht" im Sinne von "positiv" und "negativ" bzw. "nützlich" und "schädlich" für ein oder mehrere Individuen.
An sich ist alles gleich ohne Wert, was anfangs mehr einem Kulturrelativismus als einem Werteuniversalismus ähnelt, aber aus dem nicht gefolgert wird, dass alle Kulturen, Traditionen, Werte usw. einen gleich großen und zu schützenden Wert an sich hätten. Dadurch dass das Individuum (später abgekürzt "S") einer Sache ("X") einen Wert zuspricht (der auch ein negativer sein kann), hängt es auch von diesem ab, wie sein Verhalten zu der Sache ist. Wenn S X als positiv bewertet, wird es an seiner Förderung interessiert sein, wenn S X negativ bewertet an seiner Verminderung. Natürlich spielt für das Verhalten bezüglich X auch jede Menge andererer Wertungen zu anderen Dingen eine Rolle.

Ich höre immer wieder den Spruch "wer gibt S das Recht dazu XY zu tun?" und darauf muss geantwortet werden: S selbst. Und die Gegenfrage meinerseits lautet "wer verbietet es S, XY zu tun?". Antwort: Der der ein Interesse daran hat, es S zu verbieten.
Wer Dingen einen Wert an sich zuspricht trägt die Beweislast, der er nicht gerecht werden kann, weil er diese intrinsischen Werte nicht beweisen kann. Wer intrinsische Werte postuliert öffnet der Willkür Tür und Tor, weil dann jeder irgendwelche intrinsichen Werte postulieren kann, die nicht zu beweisen sind.

An sich ist also nichts verboten und wenn sich der Mensch selbst die Erlaubnis gibt etwas zu tun, dann macht er dies auch, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Daraus folgt auch, dass er andere von seinen Vorstellungen überzeugen kann, wenn es ihm nützlich erscheint dies zu tun und er auch jedes Mittel dazu benutzen kann, welches er sich selbst erlaubt und das in seiner Macht steht. Andere Menschen können natürlich was dagegen haben, aber kein höheres moralisches Gesetz verbietet irgendetwas.

Soviel vorerst von mir.
Ich denke wir sollten bei der Diskussion beim Menschen bleiben, denn inwiefern man bei anderen Lebewesen von Bewertungen sprechen sollte, ist imo nicht ganz so einfach.

Padreic
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Di 22. Feb 2005, 18:58 - Beitrag #3

Fakt bleibt, dass wir ohne eine Wertvorstellung nicht überlegt handeln können. Ich würde sagen, es ist ethisch gut, wenn ich gut (positiv) für mich handle. Was es seltsamerweise bei Maurice noch gibt, obwohl es klar eine Wertung ist, die sich (aus materialistischer Sicht) nicht objektiv belegen lässt. Oder lässt du, Maurice, die Ansicht fallen, dass Nutzen irgendwie objektiv definierbar ist?

Es macht sicherlich einen Unterschied, ob ich meine Werte nur als eine Art von subjektiven Maximen oder als einen für alle verbindlichen Imperativ postuliere. Wobei ich bei letzterem eben auch sagen würde, dass die Wertvorstellungen von dem und em falsch sind.
Bens Argumentation, warum das unmöglich ist, kann mich nicht vollends überzeugen. Er zeigt einen infiniten Fragenregress auf, wenn man das Urteil, dass eine Handlung moralisch falsch ist, begründen will. Aber das ist nicht nur bei moralischen Urteilen so. "Das Auto ist schwarz." - "Warum?" - "Weil ich es mit meinen eigenen Augen gesehen habe." - "Warum sind die Sachen so, wie du sie siehst?" etc. pp.
Darüberhinaus ist es durchaus amüsant, als Wertrelativist jemandem anders zu sagen, er könne (bzw. solle, denn können tut er es offenbar) das eigene Werturteil nicht als falsch brandmarken ;).

Übrigens würde ich die Aussage, dass jegliche Wertvorstellungen sich über die Zeit verändern, gern belegt haben.

Padreic

Maurice
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Di 22. Feb 2005, 19:45 - Beitrag #4

Zitat von Padreic:Fakt bleibt, dass wir ohne eine Wertvorstellung nicht überlegt handeln können. Ich würde sagen, es ist ethisch gut, wenn ich gut (positiv) für mich handle. Was es seltsamerweise bei Maurice noch gibt, obwohl es klar eine Wertung ist, die sich (aus materialistischer Sicht) nicht objektiv belegen lässt. Oder lässt du, Maurice, die Ansicht fallen, dass Nutzen irgendwie objektiv definierbar ist?

Was meinst du mit objektiv definierbar? Wie aus mehreren Posts von mir abzulesen ist, vertrete ich nicht den Standpunkt, dass alle Menschen die gleichen Interessen haben (vom Glück abgesehen) und um die verschiedenen Interessen zu verwirklichen jeweils andere Dinge nützlich sind.
Ich gestehe, dass ich nicht weiß, ob ich mal einmal von einem für alle Menschen allgemein verbindlichen Nutzen ausgegangen bin. Zumindest vertrete ich diesen Standpunkt momentan nicht, denn nützlich ist nichts an sich, sondern immer nur in Bezug auf die Verwirklichung eines Interesses, das subjektiv ist. Demnach ist Nutzen subjektiv und kann auch nur subjektiv sein, weil "nützlich" ein Wert ist und diese ja imo nicht intrinisch, sondern immer nur kontextabhängig existieren.
Eine Wertung ist ein cognitiver Akt und imo somit ein neuronaler Zustand der materiell ist. Demnach ist eine Wertung materiell. Schreiben wir wissenschaftlichen Messinstrumenten eine Objektivität zu, dann müsste man wohl sagen, dass sich auch die Existenz einer Wertung objektiv belegen lässt.

Ich hoffe ich habe deinen Post richtig verstanden und habe nicht an deiner Intension vorbei geschrieben. :)

Ipsissimus
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Di 22. Feb 2005, 19:57 - Beitrag #5

Menschen setzen - in fließenden Permutationen - als Wert, Wirklichkeit und Wahrheit, was ihnen situativ nützlich ist. Der Trick gelingt um so besser, je weniger bewußt er ist. Diese Art von Verschleierung wird gedrillt von Kind auf.

Maurice
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Di 22. Feb 2005, 20:03 - Beitrag #6

@Ipsi: Aber manche bemerken es später und sehen die Dinge von da an mit anderen Augen. ;)
Die 1-Millionen-Euro-Frage wäre jetzt an dich, ob das was du schreibst nun allgemeine Wahrheit oder wieder nur "relative" Wahrheit ist.

Padreic
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Di 22. Feb 2005, 20:05 - Beitrag #7

Was nützlich ist, hängt natürlich von Wert, Wahrheit und Wirklichkeit ab. Was sagst du zu dieser Selbstbezüglichkeit?

@Maurice: Du hast zumindest mal einen utilitaristische Ethik propagiert. Als eine solche muss sie eine Form von objektiven Nutzen (was natürlich nicht heißt, dass jeder Mensch die gleichen Interessen hat) postulieren, z. B. möglichst großes Glück für möglichst große Zahl (insofern dieses denn quantifizierbar ist). Wenn ich recht verstehe, vertrittst du aber jetzt, dass man jetzt von einem anderen Menschen nicht mehr einfach aussagen kann, dass es für ihn nützlich ist, wenn er glücklich ist, bzw. dies nur eine subjektive Ansicht von einem selbst ist? Oder noch weiter gefragt: Wenn ich selbst sage, dass das und das für mich nützlich ist, ist es dann auch für mich nützlich?

Padreic

Maurice
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Di 22. Feb 2005, 20:30 - Beitrag #8

Ich glaube wir kommen damit vielleicht vom Thema ab, aber ich will dir auch nicht eine Antwort verschweigen. ;)

Ich sage im Vorraus, dass meine Terminologie noch nicht 100% sicher ist, d.h. dass sich diese noch ändern kann. Bezüglich dieser hatte ich aber schon in folgendenden Thread einige Aussagen gemacht -> http://www.the-web-matrix.de/showthread.php?t=15005
Ich vertrete immer noch eine utilitaristische Ethik, wenn auch keinen Sozialutilitarismus. Utilitaristisch ist meine Ethik, weil sie teleologisch und nicht deontologisch ist. Meine Maxime ist nicht die des Sozialutilitarismus "das größte Glück für die größte Zahl der Menschen", sondern "das größte Glück für die Personen denen ich dies wünsche". Man sollte merken, dass ich damit rein deskriptiv bin und imo trifft diese Regel auf ALLE Menschen zu. Wer nun diese Personen sind, hängt vom Individuum ab. Dass der Mensch nach Glücksmaximierung und Leidminimierung strebt ist deskriptiv und es bedarf keinem normativen Zusatz, dass dies auch so sein soll, weil es einfach der Fall ist. Unsere Natur gibt uns einen normativen Wert vor, nämlich das Glück.
Als "nützlich" definiere ich, was meiner Glücksmaximierung förderlich ist. Demnach gibt es in dem Sinne keinen objektiven Nutzen, dass es Dinge gäbe, die das Glück ALLER Menschen maximinieren würde.
Dennoch gibt es aber mit dem Glück als höchsten Wert eine Konstante auf die eine utilitaristische Ethik ausgerichtet ist. Und was die Aspekte Nutzen und Glück angeht, so widerspreche ich damit meines Wissens nach nicht den anderen Philosophen die den Utilitarismus vertreten.

Wenn ich selbst sage, dass das und das für mich nützlich ist, ist es dann auch für mich nützlich?

Der Mensch strebt nach dem, von dem er glaubt, das es sein Glück maximiert. Er kann sich aber in diesem Glauben irren und somit nach etwas streben, von dem er nur glaubt, dass es sein Glück maximiert und es dies im Endeffekt gar nicht tut. (Das erklärt auch warum manche Menschen z.B. meinen nach immer mehr Reichtum streben zu müssen, weil sie glauben, dass sie dieser glücklicher machen würde, diese Menschen aber trotzdem nicht güklicher werden, weil sie einem Irrglauben anhängen.)

BEN2506
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Di 22. Feb 2005, 21:07 - Beitrag #9

@ Padreic

Es isr doch völlig egal welche Farbe das Auto hat, das wir es als Schwarz empfinden, hängt lediglich mit unseren Genen zusammen. Das wir das Auto als schwarz empfinden ist doch nur "normal" also das was die Mehrheit sieht.

Sagen wir mal ein Mensch hat ein Auge, das genetisch verändert wurde und das totale absorbieren von Licht nicht kennt und es nun als Rot deutet. Ist das denn falsch ? Oder ist nun Schwarz richtig ? Genau das gleiche, wenn man Farbenblind ist. Man sieht Grün, aber normal ist es Rot. Man könnte genauso behaupten, dass alle anderen Farbenblind sind.

Weiterhin meine ich mit "Die Zeiten ändern sich" Menschen verändern sich mit der Zeit. Maurice hat natürlich recht, das die Kultur eine wichtige Rolle spielt, das wollte ich auch erst schreiben, habs dann aber gelassen.

Ein gutes Beispiel :

Hitler, in der damaligen Zeit empfanden ihn fast alle als Helden usw... die Begeisterung war groß, keine Zweifel. 60 Jahre später hat sich die Einstellung komplett verändert. Die damalige Zeit wird nun als grausam betrachtet. Man kann jetzt jedoch wieder einen Wandel erkennen, der richtung "rechts" schlägt.

Ehtik ist eine reine erfindung von Menschen, die sich auch einer Sammlung von Vorstellungen zusammensetzt. Nicht mehr und nicht weniger.

So long

Ben

Padreic
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Di 22. Feb 2005, 22:25 - Beitrag #10

Man sollte niemals Beispiele bringen, sie werden doch nur missverstanden...du hast in sofern recht, als Farben gewissermaßen einen Sonderfall darstellen, da sie nur vom Menschen aus Licht bestimmter Wellenlänge, das auf die Netzhaut trifft, herausgedeutet sind. Ersetzen wir so die Aussage durch: "Es ist kein Licht auf meine Netzhaut getroffen." Ein bisschen so ähnlich wie der Unterschied zwischen sekundären und primären Sinnesqualitäten bei Locke, falls du das kennst.

Das mit Hitler ist übrigens kein Argument. Man kann Leute auch dazu bringen, zu glauben, dass sich die Sonne um die Erde dreht, dass es keine Evolution gibt und dergleichen...das heißt noch lange nicht, dass solche Dinge rein subjektiv sind und man nicht sagen kann, dass das eine falsch ist...

@Maurice: Dass ich dir bzgl. des alleinigen Strebens nach Glück widersprechen würde, muss ich wohl nicht betonen ;).

Padreic

Ipsissimus
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Di 22. Feb 2005, 22:52 - Beitrag #11

Die 1-Millionen-Euro-Frage wäre jetzt an dich, ob das was du schreibst nun allgemeine Wahrheit oder wieder nur "relative" Wahrheit ist.


Maurice, du willst mir doch nicht wirklich mit dem ollen Platon und seiner bzw. des Sokrates binärlogischen Widerlegung des Skeptizismus kommen? :-)

aber als Antwort: wir werden es nicht wissen :-) und warum werden wir es nicht wissen? Weil wir nicht an die "Dinge an sich" herankommen. Wir kommen immer nur an die Worte heran, die wir drüber verlieren. JEDE Entscheidung über deine Frage bleibt reine Willkür. Ich halte aber dafür, daß sich in meiner Antwort ein höheres Maß an Bewußtheit hinsichtlich der "fließenden" Natur der Willkür offenbart.


Was nützlich ist, hängt natürlich von Wert, Wahrheit und Wirklichkeit ab. Was sagst du zu dieser Selbstbezüglichkeit?


ich streite nicht ab, daß es subjektive Objektivitäten gibt :-) jedem, was er zum Leben bedarf. Ich halte nur dafür, daß die Debatte erst dann wirklich interessant wird, wenn die die Führenden allesamt genügend inneren Abstand zu ihren eigenen Wertvorstellunge besitzen, um erkennen zu können, daß ihr eigenes Wohl und Wehe nicht der Nabel der Welt ist. Vorsicht, dieser Satz ist vergiftet :-)

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Fr 25. Feb 2005, 02:34 - Beitrag #12

Ich bleibe erstmal bei der Frage nach den Werten, die weitere erkenntnistheoretische Entwicklung des Threads erscheint mir nur mittelbar relevant.
Prinzipiell ähnelt mein Ansatz dem Maurices. Werte sind menschliche Festlegungen, die Natur kennt nur Fakten. Dabei sollte eine Ethik zum Ziel haben, was für die größtmögliche Anzahl an Menschen die erstrebenswerten Werte sind - ein wirklich reflektierter Individualutilitarismus landet in meinen Augen (per Kategorischer-Imperativ-Dreischritt, wie ich ihn zu bezeichnen pflege) ebenfalls beim Sozialutilitarismus.
Dabei bin ich als weiteren Gegensatz zu Maurice der Ansicht, dass es eine gesunde Mischung aus utilitaristischer Betrachtung in jedem Einzelfall und Achtung grundlegender Regeln gibt. Aufgrund der begrenzten Beurteilungsfähigkeit des Menschen halte ich einige Grundregeln, die auf die Achtung des Menschen an sich zusammenlaufen, für unabdingbar, auch wenn es erscheinen mag, dass in manchem Fall ihr Brechen nützlich sei.

@Ben: In vielen derartigen Fällen, wie du sie im Ausgangsbeitrag beschreibst, ist durchaus eine Ansicht auszumachen, die beide annehmen sollten. Der oben genannte Dreischritt: Du möchtest eine Ansicht vertreten, deren Umsetzung deinem Gegenüber schadet. Nun stell dir vor, dass er dieselbe vertritt - sie würde dir ebenso schaden. Also solltest du sie verwerfen, da du davon ausgehen musst, dass jeder andere sie ebenso anwenden könnte, wenn du es tust.

Ipsissimus
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Fr 25. Feb 2005, 10:53 - Beitrag #13

Dabei sollte eine Ethik zum Ziel haben, was für die größtmögliche Anzahl an Menschen die erstrebenswerten Werte sind


es ist vielleicht ein bißchen selbstbezüglich, aber die erstrebenswerten Werte für die größtmögliche Anzahl von Menschen - nämlich genau für alle - sind die, welche sie erstreben. Es ist mir schon klar, daß Staats- oder Gesellschaftstheoretiker hierbei graue Haare bekommen.

Du anerkennst zwar den Charakter von Werten als menschliche Festlegungen, aber du fragst nicht weiter, wer denn befugt ist, diese Festlegungen zu treffen. Wofern du letztere Frage mit dem Verweis auf reale faktische Machtverhältnisse beantwortest, die nicht zu fragen brauchen, um Vorstellungen durchzusetzen, erübrigt sich die Frage nach der Ethik - sie ist mit Moral erschlagen. Wenn du nicht mit realer Macht argumentierst, ist es unumgänglich, Überzeugungsarbeit für bestimmte ethische Werte zu leisten, denn jedes Individuum wird sich fragen "was bringt mir das?".

Dein Verweis auf das größtmögliche Wohl für die meisten hat dabei vor allem mit dem Phänomen der Renitenz zu kämpfen. "Die Leute" sind ja nicht nur dumm. Sie sehen ja die Kluft zwischen dem schönen Schein der Proklamation und der Antwort auf die Frage, wer in der Realität den Nutzen davon hat. Die wunderbare Ethik des "ich zahle meine Steuern als der gute Bürger, der ich bin, zum Wohle aller" im Kontrast zu dem Umstand, daß mehrere hundert der größten deutschen Unternehmen praktisch keine Steuern mehr zahlen - formal korrekt natürlich -, riesige Gewinne einfahren und trotzem Stellen abbauen. Da hat es eine Ethik schon relativ schwer, die nicht selbst diese Kluft von sich aus thematisiert, sondern im weitesten Sinne an "allgemeine Nettigkeit" appelliert.

Ich denke, daß nicht die fehlende Ethik "der Leute" das Problem ist, sondern die fehlende Ethik der Machtgeier. Und jede Ethik, die diesen Unterschied nicht berücksichtigt, wird in der Renitenz der Leute untergehen - mit Recht.

Es sei denn natürlich, du gehst von einem Traum von Menschen aus :-) die zwar Macht haben und ihre Macht auch dazu benutzen, um ihre Wertevorstellungen allen anderen aufzuzwingen, sich dabei aber tatsächlich von philosophischen, ethischen und gesellschaftstheortischen Vorstellungen leiten lassen, anstatt einfach nur Maßnahmen zur privaten Macht- und Privilegiensicherung als wünschenswertes Gemeingut zu euphemisieren und medial zu mediieren. Wo du in unseren realen Gesellschaften solche Menschen in Machtpositionen findest - lass Namen hören :-)

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Fr 25. Feb 2005, 14:22 - Beitrag #14

@ Traitor

Nein wieso, es geht dann nach dem Grundsatz : Der stärkere gewinnt. Ich muss bloß versuchen, meine Vorstellung so strickt wie möglich durchzusetzten. Ohne Rüchsicht auf verluste, theoretisch also über Leichen gehen. Den anderen einfach übertrumpfen. Wenn ich das nicht schaffe habe ich eben Pech gehabt. Würden alle also diese Ansicht gleichstark vertreten, wäre das die totale vernichtung.

Mal davon abgesehen, dass ich solche Vorstellungen nicht hege, ganz im Gegenteil. Ich denke das sollte jedem klar sein.

So long

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Fr 25. Feb 2005, 17:54 - Beitrag #15

@Traitor: Wenn du eine objektive Belegbarkeit des Begriffs 'Wert' leugnest, so kannst du deine Definition des Begriffs 'Ethik' schon nicht mehr wirklich begründen (wenn ich dich recht verstehe, argumentierst du ja über die Gleichwertigkeit aller Menschen in ethischer Hinsicht). Weitere Probleme des Utilitarismus hier aufzuzählen, würde wohl den Rahmen des Thread sprengen. Ich will aber noch anmerken, dass ich zwar eine (recht eigentümliche) Art von Individualutilitarismus vertrete, aber sicher keinen Sozialutilitarismus.

@Ipsissimus:
es ist vielleicht ein bißchen selbstbezüglich, aber die erstrebenswerten Werte für die größtmögliche Anzahl von Menschen - nämlich genau für alle - sind die, welche sie erstreben.

Darüber kann man bei geeigneter Interpretation des 'für' durchaus streiten ;). Es wäre z. B. dem Sozialutilitarismus Traitor'scher Prägung der Tod, wenn die Mehrheit der Bevölkerung klar dieser ethischen Anschauung widersprechende Dinge anstrebt, da sich dann die Ethik klar in einen Selbstwiderspruch verwickeln würde.

Ich denke, daß nicht die fehlende Ethik "der Leute" das Problem ist, sondern die fehlende Ethik der Machtgeier. Und jede Ethik, die diesen Unterschied nicht berücksichtigt, wird in der Renitenz der Leute untergehen - mit Recht.

Es bleibt die Frage, ob nicht das eine mit dem anderen zusammenhängt. Ich halte die These, dass die fehlende Ethik "der Leute" den Menschen, die jetzt Machtgeier sind, erst zu ihrer Position verholfen haben. Und vielleicht auch erst zu ihrer fehlenden Ethik.
Dass eine Ethik, die solche Probleme aber nicht berücksichtigt, dazu tendiert, unterzugehen, da hast du sicherlich recht. Ob sie mit recht untergeht, das ist eine andere Frage. Persönlich fühle ich durchaus eine tiefgehende Sympathie mit einem Michael Kohlhaas, aber ich bewundere jeden, der von seinen ethischen Prinzipien auch dann nicht abweicht, wenn andere ohne solche ethischen Prinzipien ihm tiefes Unrecht tun.

Padreic

Maurice
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Sa 26. Feb 2005, 14:00 - Beitrag #16

@Traitor: Wie man von einem reflekierten Individualutilitarismus zwangsweise zu einem Sozialu. gelangen muss, ist mir spontan schleiherhaft. Wäre toll, wenn du das in einem eigenen Thread erläutern würdest.
Der kat. Imperativ ist ja auch nur eine Soll- und keine Muss-Aussage und imo auch nicht die Lösung auf alle Probleme.
Dabei bin ich als weiteren Gegensatz zu Maurice der Ansicht, dass es eine gesunde Mischung aus utilitaristischer Betrachtung in jedem Einzelfall und Achtung grundlegender Regeln gibt.

Warum im Gegensatz zu mir? Das klingt für mich so, als wolltest du mir einen reinen Handlungsutilitarismus vorwerfen, der einen Regelutilitarismus prinzipell ablehnt, was nicht den tatsachen entspricht. Ich denke das Ziel sollte eine möglichst effizente Mischung aus beiden ein... wobei man ja handlungsutilitaristische Elemente wohl auch in einem regelutilitarismus unterbringen würde... naja das ist jetzt ein Punkt, wo es auf die Perspektive ankommt.


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